Prof.Dr. Ernst Stuhlinger (19.12.1913 - 25.05.2008)
Im heutigen Infoblatt stellen wir Prof. Dr. Ernst Stuhlinger vor.
Die Peenemünder Delegation zu den Feierlichkeiten "50 Jahre US-Raumfahrt" in Huntsville hatte für Ihn die Auszeichnung als Ehrenmitglieds unseres Vereins im Gepäck. Am 29. Januar 2008 übergab der Bürgermeister von Peenemünde, Rainer Barthelmes, im Namen des Vorstandes an die beiden verdienten Ingenieure und Wissenschaftler, Konrad Dannenberg und Ernst Stuhlinger, die Urkunden. Sie wurden für ihre Leistung bei der Entwicklung und Förderung der Raumfahrt geehrt. Leider war Prof. Dr. Stuhlinger erkrankt, so dass Konrad Dannenberg seine Urkunde mit entgegennahm.
Ernst Stuhlinger verstarb im Alter von 94 Jahren am 25. Mai 2008 in Huntsville, Alabama.
Ernst Stuhlinger wurde am 19. Dezember 1913 in Niederrimbach in Süddeutschland geboren, wo sein Vater als Dorflehrer arbeitete. Hier verlebte er bis zu seinem neunten Lebensjahr seine Kindheit. 1922 siedelte die Familie Stuhlinger nach Tübingen über. Dort legte Ernst Stuhlinger 1932 sein Abitur ab, um anschließend in Tübingen, München und Königsberg Physik, Mathematik und Zoologie zu studieren. Nach dem Studium begann er 1934 seine Doktorarbeit über kosmische Strahlung bei dem Nobelpreisträger, Prof. Hans Geiger, dem Erfinder des Geigerzählers. 1936 wurde Ernst Stuhlinger an der Technischen Hochschule Berlin Assistent von Hans Geiger in Physik und promovierte über "Das Ionisierungsvermögen kosmischer Ultrastrahlen" an der Eberhards Karls Universität Tübingen in Physik. In Berlin war er dann Dozent am Institut für Technologie. Über seine Forschung zur kosmischen Strahlung und zur Kernphysik war Ernst Stuhlinger ab 1939 in der deutschen Atomenergieforschung beteiligt. Er wurde Mitglied in Heisenbergs "Uran-Verein". Bis 1941 lehrte und forschte er in Berlin. Dann musste auch Stuhlinger Soldat werden. Ein Jahr später erfolgte seine Versetzung an die Front nach Russland, wo er Anfang 1943 die Aufforderung erhielt, sich nach Peenemünde zu begeben.
Hier begann für ihn ein neues Kapitel seiner Tätigkeit. Er wurde ein enger Mitarbeiter in Wernher von Brauns Raketenprogramm. Er wirkte an der Entwicklung von Lenk- und Steuersystemen der A 4 mit. Nach eigenen Angaben rettete ihn die Abkommandierung nach Peenemünde vermutlich das Leben.
Ernst Stuhlinger gehörte zu der Gruppe von deutschen Wissenschaftlern, die im Rahmen der Operation Paperclip in die USA kamen. Zunächst wurde er in Fort Bliss in Texas untergebracht. Hier setzte er seine Arbeit an der Raketenentwicklung für die USA fort. Im Raketenforschungszentrum Huntsville wurde er die rechte Hand von Wernher von Braun. Am 1. Februar 1958 feierten Ernst Stuhlinger und Wernher von Braun den ersten gemeinsamen Erfolg: Eine Rakete trug den ersten Satelliten der Amerikaner, Explorer I, in eine Umlaufbahn um die Erde. Von 1960-1968 war er Direktor des Marshall Space Flight Centers der NASA. Er war beteiligt am ersten bemannten amerikanischen Raumflug durch Alan Shepard am 05. Mai 1961, sowie an der ersten bemannten Landung auf dem Mond. Er betreute Weltraumsonden zum Mars, zum Jupiter und zum Saturn. Bis 1975 war er beratender Forschungsdirektor.
Nach der Pensionierung wurde Erich Stuhlinger Professor und leitender Forscher an der University of Alabama. Einige Monate verbrachte er an den Universitäten in München und Heidelberg, um sich mit Raumsonden und deren elektrischer Antriebe zu befassen. Besonders die Entwicklung von Raumgleitern, Studien und Konzepte zu einer bemannten Marsmission beschäftigten ihn immer wieder.
Ralph Petroff vom Raketen- und Raumfahrtzentrum sagte: "Stuhlinger war ein brillanter Wissenschaftler gewesen. Schon in den 50er Jahren hat er konzipiert, was später das Weltraumteleskop "Hubbel" wurde. Er hat sich mit dem Einsatz von Ionentriebwerken für Reisen im Weltraum befasst. Er war in vieler Hinsicht wohl der brillanteste Techniker in der "Goldenen Zeit der Raumfahrt" neben von Braun und dem Russen Sergej Koroljow."
Neben vielen anderen Ehrungen, wie den höchsten amerikanischen Orden für Zivilisten, erhielt er im Juli 1962 die Ehrenbürgerschaft von Niederrimbach, seinem Geburtsort. Im Oktober 2005 wurde Dr. Stuhlinger in Princeton mit der Medaille "FOR OUTSTANDIG ACHIEVEMENTS IN ELECTRIC PROPULSION" (Für hervorragende Errungenschaften bei der Entwicklung elektrischer Antriebe) ausgezeichnet.
Ernst Stuhlingers Gesundheit war zuletzt angeschlagen, weshalb er auch nicht im Februar 2008 an den Feiern zum 50. Jahrestag des Beginns des amerikanischen Raumfahrtprogramms teilnehmen konnte.
Er entschlief am 25. Mai 2008 in seinem Heim in Huntsville.
Prof. Dr. Ernst Stuhlinger gehörte zu den deutschen Raketenpionieren, die Großes für die Entwicklung der Raumfahrt geleistet haben. Im Nachruf von Prof. Dr. Horst Löb heißt es: "Die weltumspannende Raumfahrtgemeinde verlor nicht nur einen überaus liebenswürdigen, bescheidenen Wissenschaftler, sondern auch einen ihrer hervorragendsten und weitblickendsten Forscher". (RC Heft 53)
Sein Andenken werden wir immer in Ehren halten.
K. F.
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