Die Urkunde unseres Ehrenmitgliedes Reinhold Krüger

 

 

 

Rückblick 2005 und Aufgaben für 2006

 

Liebe Vereinsmitglieder und Freunde unseres Vereins,

 

obwohl dieses Jahr schon wieder fast drei Monate alt ist, möchte ich mich in der ersten Ausgabe des diesjährigen Infoblattes unseres Vereins noch einmal mit einem kurzen Rückblick auf 2005, sowie einer Vorschau für 2006 an Sie wenden.

 

Wie bereits im Bericht des Vorstandes auf unserer Jahreshauptversammlung dargelegt, war die Zusammenarbeit mit dem Leiter des Historisch-Technischen Informationszentrums Peenemünde, Herrn Zache, fast vollständig zum erliegen gekommen. Wir hatten aus diesem Grund eine Satzungsänderung mit dem Ziel der Streichung der Förderung des Museums zur Diskussion gestellt.

 Die Mitteilung, dass Herr Zache das HTI verlässt, um eine neue Aufgabe im Ruhrgebiet zu übernehmen, hat für uns eine völlig andere Situation geschaffen, die uns neue Hoffnung auf eine Zusammenarbeit gibt.

 

Nach einer bundesweiten Ausschreibung bewarben sich über 70 Kandidaten um die Stelle als Leiter des HTI. Die Wahl fiel einstimmig auf Herrn Mühldorfer-Vogt, einen qualifizierten Fachmann, der als Leiter der Museen in Quedlinburg eine in Fachkreisen anerkannte Arbeit leistete. Am 02.Januar nahm er seine Tätigkeit in Peenemünde auf. Noch in der ersten Woche fand ein Treffen mit ihm statt, an dem Klaus Felgentreu, der Bürgermeister von Peenemünde, Rainer Barthelmes und ich teilnahmen.

 

In diesem ersten Gespräch wollten sich die Teilnehmer miteinander bekannt machen und über eine zukünftige Zusammenarbeit sprechen. Obwohl Herr Mühldorfer-Vogt in den wenigen Tagen nach seiner Amtsübernahme noch nicht über ein fertiges Konzept verfügen konnte, hatte er doch klare Vorstellungen über die weitere Entwicklung des Museums, die in vielen Punkten mit unserer Sichtweise übereinstimmten. Dieses Gespräch stimmte uns zuversichtlich, dass die Arbeit des Vereins wieder gewünscht ist und dass es in Zukunft wieder Projekte mit unserer Beteiligung geben wird.

 

Schon vierzehn Tage später wurde das erste gemeinsame Projekt beraten und mit der Vorbereitung begonnen. Von einem niederländisches Museum wurden Teile einer Walterschleuder zum Kauf angeboten. Der Vorstand beschloss einstimmig, dass sich der Verein mit den Spendengeldern von Max Mayer und Konsul Niethammer daran beteiligt. Damit wird der Zweckbestimmung, diese Mittel für eine Darstellung des Werks „Peenemünde West“ einzusetzen, eingehalten. Weiterhin wollen wir uns aktiv an der Konservierung und Restaurierung der Walter-Schleuder beteiligen. Zur Besichtigung des Objektes und zur Verhandlung über den Erwerb des Exponates sind Klaus Felgentreu und Peter Profe nach Hengelo/Holland gefahren. (siehe Bericht Klaus Felgentreu)

 

Für das Jahr 2005 möchte ich noch einmal besonders erwähnen, dass sich der Kontakt mit dem Internationalen Förderkreis für Raumfahrt, insbesondere mit seinem Präsidenten Herrn Prof. Kramer, durch die Teilnahme an der Jahrestagung in Garmisch Partenkirchen weiter gefestigt hat.

 

Diese Reise benutzte ich auch für Besuche von Mitgliedern und Freunden unseres Vereins, die sich besonders für unsere Arbeit eingesetzt haben und denen leider eine Reise zu unseren Veranstaltungen zu beschwerlich ist. So besuchte ich zunächst den langjährigen Präsidenten der Interessengemeinschaft der ehemaligen Peenemünder Herrn Heinz Grösser. Ich freue mich besonders, dass durch unser Gespräch einige Missverständnisse aus der Vergangenheit ausgeräumt werden konnten und wir uns in gutem Einvernehmen trennten. Das war für mich sehr wichtig, weil Herr Grösser, der eine große Arbeit bei der Organisation der Interessengemeinschaft der Ehemaligen Peenemünder geleistet hat, unseren Respekt verdient.

 

Besonders herzlich wurde ich von Herrn Konsul Niethammer und seiner Gattin aufgenommen. Konsul Niethammer besitzt eine umfangreiche (vielleicht die umfangreichste) Sammlung von Unterlagen über die Fi 103, an deren Entwicklung er als junger Mann aktiv mitgearbeitet hat. Ich konnte mich wieder einmal von der Einmaligkeit dieser Sammlung überzeugen. Die Geschenke und Spenden, die wir für die Darstellung der Geschichte des Werks „Peenemünde West“ verwenden wollen, werden wir in Ehren halten.

 

Mein letzter Besuch galt der Witwe des verehrtem General Walter Dornberger. Für mich war es eine besondere Ehre, dass sie mich empfangen hat und mir von Stationen aus ihrem gemeinsamen Leben nach 1945 erzählte. Besonders hat mich ihr Bericht über die aufrichtige Freundschaft Walter Dornbergers mit Wernher von Braun beeindruckt. Auch der Kontakt Walter Dornbergers zu den ehemaligen Mitarbeitern aus Peenemünde ist nie abgerissen. Zum Abschied übergab mir Frau Dornberger eine gerahmte Urkunde, die von den ehemaligen engsten Mitarbeitern in Peenemünde anlässlich des 70. Geburtstag ihres Mannes, Walter Dornberger, durch Wernher von Braun überreicht wurde. Diese Urkunde trägt auch die Unterschrift von Wernher v. Braun. Weiterhin habe ich die Originalausgabe der Biographie über Wernher von Braun mit einer persönlichen Widmung des Autors Ernst Stuhlinger erhalten. Ich habe Frau Dornberger mein Wort gegeben, dass wir diese Gaben in Ehren halten werden und nur in einer angemessenen und würdigen Form im Sinne ihres Mannes verwenden werden.

 

Für das Jahr 2006 wollen wir, wie bereits eingangs erwähnt, die Zusammenarbeit mit dem HTI wieder aktivieren. Die Realisierung des Projektes „Walterschleuder“ könnte der Anfang sein.

 

Am 27.01.2006 tagte der wissenschaftliche Beirat für das HTI. Auf dieser Konferenz wurde der neue Leiter des Museums vorgestellt, die bisherigen Ergebnisse ausgewertet und die Schwerpunkte für die weitere Arbeit bestimmt.

Ein Ständiger Rückgang bei den Besucherzahlen auf 250.000 führte dazu, dass das HTI im Jahr 2005 das erste Mal rote Zahlen schrieb.

Die Umstrukturierung des als kommunaler Eigenbetrieb der Gemeinde Peenemünde arbeitenden Museums in eine Stiftung öffentlichen Rechts gestaltet sich schwierig, weil eine Finanzierung durch Bund und Land noch nicht gesichert ist.

Die Kontakte nach Huntsville sollen wiederbelebt werden und die Wernher von Braun- Ausstellung nach Peenemünde als Dauerausstellung geholt werden.

 

Zum Abschluss möchte ich alle Mitglieder und Freunde unseres Vereins zu unserem diesjährigen Treffen mit Jahreshauptversammlung, wie bereits angekündigt, vom 28.09.06 bis 02.10.2006 einladen.

 

Volkmar Schmidt

1. Vorsitzender

 

 

 

 

Sitzungen des Vorstandes

 

 

1. Angeregt durch das erste Gespräch mit dem neuen Leiter des HTI, Herrn Christian Mühldorfer-Vogt, beschloss der Vorstand auf seiner Sitzung am 06.01.2006, das HTI finanziell bei der Beschaffung von 16 Originalteilen einer Walterschleuder zu unterstützen. Dazu sollen auch die Spenden, die wir anlässlich des Todes von Max Meyer erhalten haben, genutzt werden.

 

Wir sehen hier eine Möglichkeit, uns als Förderverein beim Aufbau der Walterschleuder auf dem Freigelände im HTI einzubringen. Das Angebot diese Originalteile zu erwerben, kam aus Holland. Aus diesem Grund sind Herr Profe, Stellv. Leiter des HTI, und ich am 08./09.02.2006 nach Holland gefahren, um diese Teile zu besichtigen. Wir konnten feststellen, dass der gute Zustand dieser Originalteile den Ankauf für das HTI rechtfertigt.

 

Nun geht es darum, den Transport zu organisieren, damit schnellstens mit der Konservierung und der nachfolgenden Aufstellung der Walterschleuder auf dem Freigelände des HTI begonnen werden kann.

 

Das HTI hofft natürlich auf aktive Unterstützung durch unseren Verein. Darum sind Spenden von unseren Vereinsmitgliedern und Freunden des Vereins für dieses gemeinsame Projekt weiterhin sehr gefragt!

 

 

2. Der Vorstand bedankt sich bei Frau Dornberger für die wunderbare Erinnerungsurkunde, die anlässlich des 70. Geburtstages ihres Mannes, 1965, mit der Unterschrift von W. v. Braun, sowie mit den Unterschriften vieler ehemaliger Peenemünder angefertigt wurde.

 

Bei Herrn Diecke bedanken wir uns für die Bücher über die Raumfahrt und bei Herrn Helm für die aussagekräftigen und interessanten Kalender 2006 über Peenemünde West.

 

 

3. Am 05.01.06 trafen sich Herr Schmidt und Herr Felgentreu im Auftrag des Vorstandes zu einem ersten Gespräch mit dem neuen Leiter des HTI, Herrn Christian Mühldorfer - Vogt. Teilnehmer war auch der Bürgermeister von Peenemünde, Herr Barthelmes.

Als sehr wichtig wurde eine enge Zusammenarbeit zwischen unserem Verein und dem neuen Leiter des HTI von beiden Seiten angesehen. Dieses einstündige Gespräch wurde in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre geführt. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass es sich wieder lohnt, das Wissen und Können unserer Vereinsmitglieder für die weitere Erforschung der Peenemünder Geschichte im HTI einzubringen.

 

Der Vorstand hat die Absicht, Herrn Mühldorfer-Vogt zu einer der nächsten Sitzung einzuladen, um weitere konkrete Schritte der Zusammenarbeit zu besprechen.

 

 

Klaus Felgentreu

2. Vorsitzender

 

 

 

 

Peenemünde im Spiegel der Presse

 

Ostseezeitung 30. Januar 2006

Außenareal des HTI soll sich verändern

Erste Ideen des neuen Museumsleiters in Peenemünde äußerte dieser jetzt vor den Mitgliedern des HTI- Beirates und stieß auf Zuspruch.

 

Peenemünde Erste Vorstellungen für die Weiterentwicklung des Historisch-Technischen Informationszentrums (HTI) hat der neue Leiter des Museum, Christian Mühldorfer-Vogt, am vergangenen Wochenende bei der Tagung des HTI- Beirates in Peenemünde entwickelt. „Es sind erste Ideen, die ich habe und die vom Beirat positiv aufgenommen wurden“, so der frisch gebackene Museumsleiter.

Zum einen will Mühldorfer-Vogt die Marketing-Strategie stärker auf das Besondere des Museums ausrichten. Dafür werde in Kürze die Beschilderung und Werbung verändert. „Wir wollen das Alleinstellungsmerkmal des HTI stärker hervorheben, aggressiver werben“, sagte Mühldorfer-Vogt auf O-Nachfrage. Außerdem schwebt dem Nachfolger von Dirk Zache vor, sich in nächster Zeit verstärkt dem 12 000 Quadratmeter großen Außenbereich des Museums zuzuwenden und diesen neu zu strukturieren. „Wie in der Dauerausstellung möchte ich die dort zu sehenden Exponate in eine zeitliche Abfolge bringen“, so Mühldorfer-Vogt. „Chronologische Inseln“, nennt der Museologe, der aus Quedlinburg auf die Insel kam, sein Konzept. So könnte die Werkbahn, die restauriert werden soll, als Exponat die Zeit von 1936-45 im Außenbereich präsentieren. Museumsschiff und Flugzeuge stehen für die Zeit nach 1945. „Wenn ich nicht vehementen Widerspruch erfahre, werde ich das umsetzen“, so Mühldorfer-Vogt. Mit Widerstand ist indes nicht zu rechnen. Mehr als positiv angetan zeigte sich Dr. Christoph Ehmann, Vorsitzender des HTI- Beirates, von der Begegnung mit dem neuen Peenemünder Museumsleiter. Er betonte das harmonische Miteinander der ersten gemeinsamen Beratung.

Laut Ehmann will sich der Beirat nun vehement für ein stärkeres Engagement von Land und Bund für das HTI Peenemünde einsetzen. Vor allem die Ruinen im Ortsbild, die von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet werden, müssten schnellstens verschwinden. „Die Politik des Bundes läst den Ort verkommen“, so Ehmann.

ANTJE ENKE

 

Ostseezeitung Dienstag, 10. Januar 2006

Neuer Museumschef plant Wernher- von- Braun Schau

Peenemünder Informationszentrum will an bewährtem Konzept festhalten und dennoch neue Wege gehen. Dabei setzt es auf Multimedia.

Peenemünde (OZ)
„Mit Physik hatte ich in der Schule nicht allzuviel am Hut“, gesteht Christian Mühldorfer-Vogt mit einem entschuldigenden Lächeln. Und er verspricht im gleichen Atemzug, dass er dieses Manko umgehend beheben will. Schließlich, so der 45-Jährige, bis vor wenigen Tagen noch Leiter der Städtischen Museen in Quedlinburg, könne vom Leiter des Historisch-Technischen Informationszentrums Peenemünde (HTI) erwartet werden, dass er sich in physikalischen Dingen zumindest etwas auskenne. Da nimmt sich der frischgebackene HTI- Chef, der zum 1. Januar sein Amt antrat, selbst in die Pflicht.

Das naturwissenschaftliche Defizit dürfte allerdings bei weitem nicht das größte Problem sein, mit dem sich der gebürtige Westfale in der kommenden Zeit herumschlagen muss. Der Rückgang der Besucherzahl von 300 000 (2001) auf 240 000 im vergangenen Jahr stellt ihn und sein 25-köpfiges Team, zu dem 23 Angestellte und zwei Auszubildende gehören, zunächst vor die Aufgabe, diesen Abwärtstrend zu stoppen. Dabei macht Mühldorfer-Vogt deutlich, dass er nichts davon hält, Bewährtes über Bord zu werfen: „Das bisherige Gesamtkonzept des HTI aus Bildung und Kultur, aus Denkmallandschaft und Museum ist hervorragend. Daran möchte ich unbedingt festhalten.“

Der Leiter des Zentrums bekennt sich ganz bewusst und aus innerer Überzeugung zu dem bislang Praktizierten. Damit versucht er auch Befürchtungen in Zusammenhang mit dem Wechsel in der HTI- Führung, die er vom langjährigen und anerkannten Museumsleiter Dirk Zacher übernahm, zu zerstreuen: „Ich stehe für Kontinuität. Wir werden hier auch künftig die Janusköpfigkeit dieser Stätte belegen, an der einerseits Vernichtungswaffen entwickelt wurden und andererseits Voraussetzungen für den Flug des Menschen ins All geschaffen wurden. Das zeigen wir zurzeit auf über 5000 Quadratmeter Ausstellungsfläche unter dem Dach und auf 120 000 Quadratmeter Freifläche.“

Mühldorfer-Vogt belegt dieses Bekenntnis auch mit Auszügen aus seiner Biografie. So wirkte der studierte Sozialhistoriker am Aufbau der Gedenkstätte Schloss Holte-Stukenbrock bei Bielefeldt, einem ehemaligen nationalsozialistischen Kriegsgefangenenlager, mit und erforschte die Quedlinburger Stiftsgeschichte von Heinrich Himmlers SS. Doch trotz des konsequenten Festhaltens an Erfolgreichem will Christian Mühldorfer-Vogt, der sich auch auf dem Gebiet des Kulturmanagements qualifizierte, unbedingt verändern und Neues wagen: „Wir müssen es schaffen, uns als HTI noch besser zu vermarkten, ohne dabei Qualitätsverluste im Inhalt der Ausstellungspräsentation hinzunehmen. Beides muss kein Widerspruch sein.“

Für ihn bedeutet dies durchaus den Eventcharakter auszuprägen. „Ein Museumsbesuch soll bilden und auch Spaß machen. Deshalb setze ich auf Multimedia, möchte den Besuchern



Christian Mühldorfer- Vogt vor dem Modell der Rakete A4/V2 in Peenemünde.

OZ- Foto: W. Geske

verschiedene Vermittlungsebenen anbieten und sie mit interessanten, außergewöhnlichen Veranstaltungen anlocken. Zu ihnen rechne ich die 2006 geplante Ausstellung über Wernher von Braun, zu Nazi-Zeiten Leiter der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, ebenso wie eine Exposition zum Thema Weltraum oder die Aufführung des Theaterstückes „Kassandra“ nach Christa Wolf.“ Und er denkt auch an eine Museumsnacht, wie sie in Quedlinburg und andernorts längst zum Erfolg wurde.

Dem HTI- Leiter schweben aber vor allem Sonderaus-stellungen vor, die über einen längeren Zeitraum präsentiert werden. Glanzstück einer solchen Exposition wird zweifellos die historische Werkbahn, die bis 1945 in Peenemünde verkehrte und nach einer Odyssee in Garmisch-Partenkirchen noch bis 1978 als S-Bahn verkehrte. Nun wird sie an ihrem ursprünglichen Einsatzort bis 2008 teilweise originalgetreu restauriert. Von ihrer Präsentation verspricht sich der Museumsmann große Publikumsresonanz.

Verändern möchte Christian Mühldorfer-Vogt weiterhin,

dass bisher praktisch nur Museum und Gedenkstätte als Einheit existieren. Künftig gehe es ihm darum, diese Bereiche um die geplante Denkmallandschaft mit einem historischen Lehrpfad im 25 Quadratkilometer großen Gelände zu erweitern, erklärt er. Von besonderer Bedeutung sei es zudem, an dieser geschichtsträchtigen Stätte eine internationale Jugendbegegnungsstätte zu schaffen.

,,Wir sind ein Eigenbetrieb der Gemeinde Peenemünde und leben bislang von den Einnahmen aus Verkauf und Eintritt. Bei rund zwei Millionen Euro laufende Kosten pro Jahr ist das durchaus beachtlich“, betont der HTI- Leiter. Er macht jedoch kein Hehl daraus, dass daran gedacht wird, das Museum ganz auf privatwirtschaftliche Füße zu stellen. „Doch auch dann wird es an diesem Ort keinen Vergnügungspark geben. Wir stehen zu unserer historischen Verpflichtung“, lässt er keinen Zweifel an der Zukunft von Museum und Gedenkstätte.

Das HTI hat bis Ende März dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Tel.: 03 83 71/50 50.

Internet www.peenemuende.de
WERNER GESKE

Ostseezeitung 10. Februar 2006

Trio restauriert S-Bahn-Wagen

 

Peenemünde Im HTI Peenemünde sind derzeit 20 ABM-Kräfte mit Konservierungsarbeiten beschäftigt. Wie Projektleiter Hans Lieske informierte, werden bis Juli außerdem die zwei S-Bahn-Wagen, frühere Werkbahn, durch drei ABMer restauriert.

 

Ostseezeitung Dienstag, 17. Januar 2006

Irdischer Besuch beim Eiszwerg



Die Sonde „New Horizons“ der US-Weltraumbehörde Nasa.

Foto: AP


Heute startet die Nasa ihre Sonde „New Horizons“ zum Planeten Pluto.

Washington (dpa) Der Planet Pluto, der Eiszwerg am Rand unseres Sonnensystems, bekommt erstmals Besuch von der Erde. Heute soll die Sonde „New Horizons“ der US-Weltraumbehörde Nasa vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) zu einem mehr als neunjährigen und sechs Milliarden Kilometer langen Flug aufbrechen. Wie bei einer Zeitreise fliegt der irdische Raumkörper rund vier Milliarden Jahre zurück in die Vergangenheit – bis zu den Anfängen unseres Sonnensystems. Nach Angaben der Nasa wird damit die Ersterkundung aller neun Planeten abgeschlossen. Die Nasa spricht von einer Art „astronomischer Archäologie“, weil Pluto eine unschätzbare Innenansicht der Ursprünge unseres Sonnensystems biete. „Die Erforschung von Pluto und des Kuipergürtels ist wie ein archäologischer Spatenstich in die Geschichte des äußeren Solarsystems; ein Platz, wo wir in die vergangenen Zeiten der Planetenbildung schauen können“, sagt Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder (Colorado).

Aber auch aus einem anderen Grund ist Pluto für die Astronomen ein „wissenschaftliches Wunderland“. Anders als andere Himmelskörper im so genannten Kuipergürtel jenseits des Planeten Neptun hat Pluto beispielsweise nicht nur einen Mond, sondern drei Trabanten. Dabei ist der Mond Charon so groß, dass manche Wissenschaftler sogar von einem Doppelplaneten sprechen. Frühestens im Juli 2015 fliegt „New Horizons“ in einer Entfernung von rund 10 000 Kilometern – einer kosmischen Winzigkeit - an Pluto vorbei. Fünf Monate lang wird die Sonde den Planeten und dessen Mond Charon untersuchen.

Manchmal wiegen Tage in der Raumfahrt ganze Jahre auf. Kann die Raumsonde beispielsweise fristgerecht in einem Zeitfenster bis zum 3. Februar starten, wird sie Anfang 2007 am Planeten Jupiter vorbeifliegen und von dessen Schwerkraft wie von einem Katapult in Richtung Pluto weitergeschleudert. Startet die Sonde etwa wegen schlechten Wetters erst nach dem 3. Februar, wird die Reise ohne den Schleudereffekt von Jupiter mindestens vier Jahre länger dauern.

Rund 700 Millionen Dollar (580 Millionen Euro) lässt sich die Nasa den Flug in die weniger erforschten Weiten am Rand unseres Sonnensystems kosten. Die Raumsonde hat etwa die Größe eines Klaviers und wiegt 478 Kilo.                                                                                        H. DAHNE

 

Ostseezeitung Freitag, 20. Januar 2006

Nasa-Sonde „New Horizons“ zum Planeten Pluto gestartet


Cape Canaveral (dpa) Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist gestern eine Expedition zum Planeten Pluto am Rande unseres Sonnensystems aufgebrochen. Die Nasa-Raumsonde „New Horizons“ startete um 20.00 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida. Die Sonde soll die rund sechs Milliarden Kilometer lange Entfernung in neuneinhalb Jahren zurücklegen.

 

 

Vereinsinformation

 

Als neues Mitglied in unserem Verein begrüßen wir recht herzlich

Herrn Werner Kuffner, Neuhaus/ ObEck

Wir wünschen ihm viel Spaß und Freude bei einer erfolgreichen Vereinsarbeit

 


Wir danken für die Spenden
    Herrn Gademann, Walter                                            50 Euro

    Herrn Riedel, Hansgeorg                                           100 Euro

    Frau  Reimer, Margarete                                             50 Euro

    Herrn Stüwe, Botho                                                    55 Euro

    Frau  Klar, Maria                                                      50 Euro

 


In eigener Sache

 

Die Bankverbindungen unseres Vereins
Beitragskonto: 384 000 487
Spendenkonto: 384 001 432
Für beide Konten: Die Bankleitzahl: 150 505 00 Bank: Sparkasse Vorpommern

 

 


Textfeld: Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und
KZ-Häftlinge in Peenemünde
Fortsetzung

3.     KZ-Arbeitslager in Peenemünde

 

Soweit bekannt, gab es auf dem Peenemünder Gelände zwei KZ-Arbeitslager (Für diese Lager gab es im Schriftverkehr sehr unterschiedliche Bezeichnungen. In einem Dokument des KZ Buchenwald vom 07.08.1943 findet man die Bezeichnungen Arbeitslager Carlshagen I und II[27], die auch heute verwendet werden) Das Lager Karlshagen I befand sich neben dem Gemeinschaftslager Ost. Dieses KZ-Lager bestand aus drei Baracken, die um einen Appellplatz angeordnet waren, einem Waschhaus und einer Küche. In jeder Baracke gab es 10-12 Zimmer, einen Waschraum und zwei Toilettenräume. In jedem Zimmer standen Doppelstockbetten für 20-24 Häftlinge. Der Barackenälteste hatte ein gesondertes Zimmer. In jedem Zimmer stand ein Ofen für Braunkohlenbrikett (10 Stück pro Tag). Die Fenster hatten Holzläden, die von außen verschlossen wurden.[9]

In diesem Lager befanden sich männliche Häftlinge unterschiedlicher Nationalität (davon bekannt sind Deutsche, Ukrainer, Russen, Holländer, Franzosen). Diese Häftlinge kamen aus verschiedenen Konzentrationslagern. So kamen aus Buchenwald Ende Mai 1943  500 Häftlinge, im Herbst 1943 aus Natzweiler 350 und 1944 500 aus dem KZ Sachsenhausen.

 

Lagerkommandant war von Mai 1943 bis Juli 1944 der SS-Obersturmführer Hans Baumgarten. Ende 1944 wurde die Bewachung des KZ-Arbeitslagers von Landesschützen übernommen. Kommandant war dann ein Oberleutnant der Wehrmacht, der im Zivilleben Lehrer war.[15]

Nach der Ankunft im KZ Arbeitslager Karlshagen erhielten die Häftlinge Holzschuhe, eine gestreifte Hose, ein langes Hemd, Jackett, Mantel und Mütze. Die Nahrung bestand am Morgen und Abend aus einer Tasse „Kaffee“-Getränk mit Sacharin, 200g Brot, Margarine und Marmelade. Mittagessen gab es am Arbeitsort – Gemüsesuppe ohne Brot, wobei der Inhalt auf dem Teller von der Person abhängig war, die die Suppe ausgab.

 

 

KZ-Arbeitslager Karlshagen I beim Gemeinschaftslager Ost

 

Michail P. Dewjatajew (1968)

 

Abends gab es  4 - 5 Kartoffeln , 200g Brot und Margarine. Diese Verpflegung war nicht ausreichend und so hatten sie ständig Hunger. Der Franzose Jan Fournier wog bei seiner Verhaftung 73 kg. Bei seiner Entlassung aus dem KZ waren es noch 33 kg. Erschwerend für die Franzosen kam neben der schweren körperlichen Arbeit das ungewohnte Klima dazu. Die Kälte im Winter 1944/45 machte ihnen schwer zu schaffen. [18]

 

Der Lagerführer ernannte Häftlinge, zumeist Deutsche und Österreicher, zu Baracken- und Stubenältesten. Deren Aufgabe war es, eine strenge Disziplin und Ordnung durchzusetzen. Sie informierten die Lagerführung über alle Vorkommnisse in den Baracken. Auf Grund dieser Meldungen wurden dann oftmals kranke und schwache Häftlinge durch die Sanitäter mit einer Todesspritze ermordet. Gefürchtet waren bei den Häftlingen auch die Morgenappelle. Durch den Lagerführer, in Begleitung von weiteren SS-Männern, erfolgte hierbei eine Besichtigung der Häftlingskolonnen. Dabei schlug er täglich einigen Häftlingen ohne Grund ins Gesicht. Besonders schrecklich war für die Häftlinge der Befehl „zur Medizinkontrolle“, denn damit waren die Häftlinge den Sanitätern ausgeliefert, deren Aufgabe es war, die Kranken und Schwachen zu töten. [9]

 

Nach dem Appell übernahm jeweils ein Wachsoldat eine Gruppe von 10 Häftlingen und marschierte mit ihnen an die Arbeitsplätze. Sie wurden auf dem Flugplatz zu Erdarbeiten (Verlängerung der Start- und Landebahn, Auffüllen von Bombentrichtern) sowie zu Hilfsarbeiten im Bereich des Werkes West, z. B. zur Betankung und zum Tarnen der Flugzeuge eingesetzt. Bei der Erprobung der Flügelbombe Fi 103 mußten die Häftlinge die drei Zentner schweren Schußbolzen der Walter-Schleudern aus dem sumpfigen Schilfgürtel bergen. Auch beim Entladen von Schiffen im Peenemünder Hafen kamen sie zum Einsatz.

 

Ein besonderes Ereignis war die Flucht des sowjetischen KZ-Häftlings Michael Dewjatajew und neun weiterer Häftlinge mit einem Bombenflugzeug He 111 vom Flugplatz Peenemünde-West am 08.02.1945. Dewjatajew gelang es nach einigen Schwierigkeiten den Bomber zu starten und sie flogen dann über die Frontlinie, die sich bereits kurz vor der Oder befand. Beim Überqueren der Front wurden sie von der sowjetischen Flak abgeschossen. Aber Dewjatajew gelang mit dem Flugzeug eine Notlandung, so dass alle die Flucht unverletzt überlebten. [11]

 

Die Auflösung des Lagers Karlshagen I begann Mitte Februar 1945. Am 13.02.45 trafen 922 Häftlinge aus Peenemünde im Lager „Dora“ (Ellerich) ein. [17] Bereits am 18.02.1945 ging ein weiterer Transport mit 351 Häftlingen zum  KZ-Außenlager Barth.

Laut Angaben ehemaliger französischer Häftlinge ging am 28.03.45 ein Transport von rund 200 Häftlingen nach Warnemünde und von dort weiter in das KZ Bergen-Belsen [18]

 

Eine weitere Gruppe von etwa 200 Häftlingen wurde Anfang April 45 mit der Eisenbahn in das KZ „Dora“ bei Nordhausen transportiert. Nach 3-4 Tagen kamen sie dort an. Unterwegs starben über 40 Häftling auf Grund der unmenschlichen hygienischen Zustände in den Waggons. Nach einer Woche im Lager „Dora“ wurden die ehemaligen Peenemünder Häftlinge mit einem Zug in ein Militärlager gebracht. Hier wurden sie von rumänischen Soldaten bewacht. In den folgenden 3-4 Tagen kam es unter den Häftlingen zur Lynchjustiz. Dabei wurden drei Barackenälteste, 8-9 Stubenälteste und die freiwilligen SS-Spitzel ermordet. Das Wachpersonal hat bei diesen Vorgängen nicht eingegriffen. Nach einer Woche übernahmen die sowjetischen Streitkräfte das Lager. [9]

 

 

Ab Juni 1943 wurden auf Anforderung der Peenemünder Betriebsleitung auch KZ-Häftlinge aus dem KZ-Buchenwald in der Raketen-Serienproduktion eingesetzt. Laut dieser Anforderung sollten zu Beginn 1400 berufsmäßig ausgesuchte Häftlinge in der Halle F1 arbeiten. Später war der Einsatz von insgesamt 2500 Häftlingen geplant. [5]

Der erste Transport traf am 17.06.1943 in Peenemünde ein. Er bestand aus 200 Häftlingen und 60 SS-Wachmannschaften. Die Häftlingsgruppe bestand je zur Hälfte aus Deutschen und Russen. Am 11.07.1943 kam ein weiterer Transport mit 400 französischen Häftlingen. Die Häftlinge wurden im Erdgeschoss der Halle F1 untergebracht und mußten in der darüberliegenden Werkhalle arbeiten. Hier begann bereits am 16.07.1943 die Mittelteilfertigung für die Raketen. Andere Häftlinge mußten in der sogenannten Russenwerkstatt im Sockelgeschoß Vorrichtungen herstellen. [22] 

Die Errichtung eines Barackenlagers auf dem freien Platz neben der Verwaltung des Versuchsserienwerkes war vorgesehen, wurde aber nach dem englischen Bombenangriff auf Peenemünde dann nicht mehr realisiert. Das KZ-Arbeitslager in der Halle F1 erhielt die Bezeichnung Karlshagen II. (In einem Dokument des Heimat-Artillerie-Park 11 Karlshagen aus dem Jahr 1943 wird dieses Lager als „Häftlingslager F1“ bezeichnet [16]) Kommandoführer des Lagers war der SS-Obersturmführer Arnold Georg Strippel. [22]

Das Lager existierte nur 4 Monate. Die Häftlinge wurden bereits am 13. Oktober 1943 in das KZ Dora bei Nordhausen verlegt. [2]

Beide KZ-Arbeitslager in Karlshagen waren dem KZ Ravensbrück unterstellt.

 

Über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Häftlinge im KZ-Außenlager Karlshagen II sind folgende Details bekannt. Die Aussage des ehemaligen Häftlings Willi Steimel findet man in dem Buch „Die Rakete und das Reich“ von Michael Neufeld auf der Seite 229. Nach dieser Aussage waren die Verhältnisse im Lager Karlshagen II, verglichen mit den sonst in den deutschen Konzentrationslagern herrschenden Lagerbedingungen, sehr gut. „Die Einrichtungen waren ursprünglich für deutsche Arbeiter gedacht und daher in einem guten und sauberen Zustand. Angesichts der Tatsache, daß die relativ wenigen Häftlinge mit einer großen Zahl von Zivilisten und Heeresangehörigen zusammenarbeiteten, hielten sich die Schikanen und die Schläge der SS-Wachen in Grenzen, was, so Steimel, zu einer „halbwegs erträglichen Lage“ geführt habe. ..... Die Halle F1 war jedoch kein Erholungslager; üblicherweise mußten Häftlinge zu dieser Zeit an sechs Tagen in der Woche täglich elf Stunden arbeiten. Steimels Aussage nach starben während seiner viermonatigen Haft in Peenemünde drei Häftlinge an Tuberkulose und zwei an Verletzungen; ein Häftling sei bei einem Fluchtversuch erschossen worden und weitere vier seien gestorben, nachdem sie den mit Methanol versetzten Alkohol-Treibstoff getrunken hatten.“ Beim Bombenangriff am 17./18. August 1943 wurden 18 KZ-Häftlinge getötet und 60 verletzt.[1]

 

Der ehemalige Peenemünder Häftling Godfried Elzenga berichtet über die Halle F1: „Im Erdgeschoß waren Schlafräume mit den üblichen Bettgestellen eingerichtet, Aborte, einem Essenraum und sogar eine Krankenabteilung. Im ersten Stock befand sich die Produktionshalle, wo unterschiedliche Maschinen zur Metallbearbeitung aufgestellt waren. Uns wurden einige Drehbänke angewiesen, wo uns die Fähigkeiten zur Herstellung von Verschlüssen gelehrt wurde. Es war nicht schwierig.

Die Produktionshalle war versehen mit einer halbrunden Dachbedeckung auf Stützpfeilern aus Eisenbeton, die aus dem Fundament der Produktionshalle freistehend hervorragten.

Den ganzen Tag, mit Ausnahme der Mittagspause, standen wir und drehten Verschlüsse, geisttötend und strapaziös. Eine kleine Verschnaufpause wurde nicht eingelegt. So vergingen einige Wochen, ohne das sich etwas besonderes ereignete, außer dass wir getroffen wurden durch den Tod von Albert Spree (Häftlingsnummer 14849), der einem nicht zu stopfenden Durchfall erlitt.

Die Produktionshalle wurde von einer Anzahl SS-Männer überwacht. .........“ [14]

Über den Bombenangriff vom 17./18.08.1943 berichtet er: „Es stellte sich heraus, dass kriminelle Häftlinge das nächtliche Durcheinander ausgenutzt hatten, ...die politische Häftlingsführungsschicht zu ermorden und die Macht an sich zu reißen.“ [14]

Die Berufsverbrecher errichteten jetzt mit Duldung der Lagerführung eine brutale Herrschaft über die anderen Häftlinge.

 

Nach dem Bombenangriff erfolgte die Verlagerung der Serienfertigung in die unterirdischen Anlagen bei Nordhausen. Die Häftlinge aus dem Lager Karlshagen II wurden am 13. Oktober 1943 in das Lager „Dora“ verlegt.

 

In einem Dokument aus dem Archiv der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück [12] gibt es einen Hinweis darauf, daß es in Peenemünde auch ein KZ-Arbeitskommando von etwa 300 Frauen gab. In den Unterlagen wird aber nicht erwähnt, wo sich das KZ-Frauenlager in Peenemünde befand und welche Arbeiten diese Frauen ausführen mussten.

Auch vom ehemaligen Kommandant des VKN-Lagers, Hauptmann Wendt wurde 1993 über solch ein Frauenlager berichtet. Er war nicht nur für die Soldaten im VKN-Lager verantwortlich, sondern auch für das Barackenlager, in dem die weiblichen KZ-Häftlinge untergebracht waren. Dieses Lager befand sich im Jahre 1944 im RAD-Lager Karlshagen, in der Peenestraße. Die Bewachung der Häftlinge erfolgte durch Wehrmachtsangehörige.

 

Über die Anzahl der Häftlinge, die in Peenemünde ihr Leben verloren, gibt es keine eindeutigen Angaben. Es existiert eine Liste, erstellt im Jahre 1967 von einer Forschungsgruppe in Schwerin. In dieser Liste werden 171 Namen von Häftlingen aus Peenemünde aufgeführt, wahrscheinlich aus dem Lager Karlshagen I, die im Krematorium Greifswald von Dezember 1943 bis September 1944 eingeäschert wurden.

An der südlichen Mauer des Friedhofes Peenemünde wurde in den sechziger Jahren ein Massengrab mit 56 Toten gefunden. Einige von ihnen wurden durch einen Kopfschuß getötet. Die Identität dieser Toten ist aber nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, daß es sich ebenfalls um KZ-Häftlinge handelt.

Anhand der im Text bereits erwähnten Opfer und diesen konkreten Angaben kamen damit insgesamt 255 KZ-Häftlinge in Peenemünde ums Leben. Da über die anderen Zeiträume keine Unterlagen vorhanden sind, kann man nur vermuten, daß die Zahl der Opfer insgesamt weit höher liegt.

 

Nach dem Kriege wurden diese Fakten von einigen ehemaligen Peenemündern verdrängt und sie behaupteten, dass es in Peenemünde keine KZ-Häftlinge gab. Diese Behauptungen werden nicht nur durch die Erlebnisberichte der Häftlinge sondern auch durch die vorhandenen Dokumente widerlegt. Der Oberst Dornberger selbst informierte die Peenemünder Gefolgschaft beim Betriebsappell am 18.06.1943 in der Halle F1 über die Anwesenheit der KZ-Häftlinge. Bei diesem Appell, an dem 5000 Personen teilnahmen, belehrte er sie in seiner Ansprache unter Punkt 26: „Das 4. Kriegsjahr bringt es mit sich, dass wir jetzt außer deutschen Soldaten, Angestellten und Arbeitern hier in Peenemünde mit dem Einsatz von Ausländern, K.Z.-Häftlingen und Gefangenen zu rechnen haben. Halten Sie Abstand von den Gefangenen und ausländischen Arbeitern. Arbeiten Sie ihnen vor, zeigen Sie ihnen, was ein Deutscher kann. Aber schikanieren Sie die Leute nicht.“[29]

 

Diese Abhandlung soll einen Beitrag zur weiteren Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte sein, denn es gibt immer noch sehr viele Unklarheiten gerade über die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Arbeitskräfte, der Kriegsgefangenen und KZ- Häft-

 

linge. Die Darstellung beruht ausschließlich auf Aussagen von Zeitzeugen und Originaldoku-menten sowie Zitaten aus Veröffentlichungen zu diesem Thema.

 

 

 

Quellen:

 [1]    Die Rakete und das Reich, Michael Neufeld, Berlin 1997, S. 156

 [2]    Die Rakete und das Reich, Michael Neufeld, Berlin 1997, S. 228

 [3]    Briefwechsel des HTI mit dem polnischen Arbeiter Leon Dropek, Archiv HTI

 [4]    In deutscher Kriegsgefangenschaft, Michael Klimenko aus dem Buchmanuskript „Ein

         Blick von unten her – Erlebnisse eines russischen Soldaten in deutschen Kriegsge-

         fangenenlagern 1942-1945“, Archiv HTI

 [5]    Aktenvermerk über die Besprechung beim A4-Ausschuß (Arbeitseinsatz) am 02.06.1943 in Berlin

        (Lokomotivhaus) , Archiv HTI EC/ 73

 [6]    Zwangsarbeiter in Peenemünde (1939 – 1945): Praxis und Erinnerung, Jens-Christian

         Wagner in Zeitgeschichte Regional - Mitteilungen aus Mecklenburg- Vorpommern  Heft 1 / Juli 2000, S.

         15-21

 [7]    Postkarte an den Tschechen Waclav Fröhlich von 1942, Archiv HTI

 [8]    Marie ter Morsche kann ihren Vater nicht vergessen, Karl Heinz Jahnke, Rostock 2001

 [9]    Briefwechsel des HTI mit dem ukrainischen KZ-Häftling Wladimir Kolesnick, Archiv HTI

 [10]  Gesprächsprotokoll mit Herrn Edward Seder vom 30.09.1997, Harald Tresp , Archiv HTI EC/ 73

 [11]  Gesammelte Informationen über die Flucht des KZ-Häftlings Dewjatajew, Archiv HTI 

 [12]  Kopien von Unterlagen aus dem Archiv der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück, Archiv HTI

 [13]  Angaben nach Zeichnungen und Informationen vom ehemaligen Adjutanten Oberleutnant Kurt Born-

         träger (Verantwortlicher für die sowjetischen Kriegsgefangenen in Peenemünde), Archiv HTI

 [14]  Die misslungene Englandfahrt  - Erlebnisbericht des niederländischen DORA-Häftlings Godfried         

        Elzenga, vom  Dezember 1996, Archiv HTI

 [15]  Brief von Dr. Dieter Lange (Sohn des Chefs der Verwaltung in Peenemünde-West, Johannes Lange) an

        H. Tresp über seine Erlebnisse als Jugendlicher in Peenemünde, 1992, Archiv HTI EC/73

 [16]  Niederschrift über die Besprechung in Karlshagen am 25.08.1943, Seite 4, Archiv HTI     

 [17]  Produktion des Todes – Das KZ Mittelbau-Dora; Jens-Christian Wagner, S. 645

 [18]  Bericht von zwei ehemaligen französischen KZ-Häftlingen aus dem Lager Karlshagen I,

        Peenemünde 16.06.2004, Archiv HTI

 [19]  Aufstellung der Arbeitskräfte der Elektromechanischen Werke GmbH 19.08.1944, Archiv HTI

        Ordner zur Ausstellung 6.1.2 

 [20]  Archiv HTI, Ordner zur Ausstellung 6.5.2

 [21]  Arbeiterunterbringung in Peenemünde vom 21.06.1940, Archiv HTI, Ordner zur Ausstellung 6.5.3

 [22] Entstehungsgeschichte des Versuchsserienwerkes Peenemünde,  Band V, 1943, S. 19, Archiv HTI

 [23]  Aktennotiz über die Besprechung in Peenemünde am 9.-11.5.40, 15.05.1940 S. 3; Archiv HTI

 [24]  Fremdarbeiter: Politik und Praxis des  „Ausländer-Einsatzes“ in der Kriegswirtschaft des Dritten

        Reiches; Ulrich Herbert, Bonn 1999, S. 282ff

 [25]  Erfahrungsbericht über die Bombennacht vom 17. zum 18.08.43; Ing. Walter Reuß an die Werkdirek-

         tion Süd  vom 30.08.1943, Archiv HTI

 [ 26]  Brief des Ingenieur Walter Petzold zur Erforschung der Geschichte des EV Rostock, 1966, Archiv

         HTI F16/2

 [27]   Anschreiben des K.L. Buchenwald an den 1. Lagerarzt FKL. Ravensbrück, vom 07.08.1943, Archiv

         HTI Ordner Ausstellung 6.4.9

 [28]  Entstehungsgeschichte des Versuchsserienwerkes Peenemünde,  Band I, 1939, S. 27, Archiv HTI

 [29]  Rede Oberst Dornberger beim Betriebsappell am 18.06.1943, Archiv  HTI

 [30]  Peenemünde  - Mythos und Geschichte der Rakete 1923 – 1989, Katalog des Museums Peenemünde, 

         S. 366

Fotos und Zeichnungen,  Archiv HTI Peenemünde

 

Manfred Kanetzki

 

 

 

 

 

Aus Magazin P:M: Januar 2006

 

EXPERIMENT AKTUELL: DIE ARIANE 5



SILVESTER-GAG

Den Fallschirm noch verstauen, dann geht das 53 Zentimeter große Ariane-Modell an den Start

 

 

www.noris-raketen.de

www.rotketcontest.org

www.raketenmodellbau.de

 

 

Cape Canaveral auf der grünen Wiese

 

EINMAL SELBST eine Rakete bauen und abschießen - das ist mit dem Bausatz Ariane 5 der Firma Noris Raketen möglich. Die 124 Gramm leichte ESA-Rakete erreicht hundert Meter Höhe. Nach 90 Minuten Bastelzeit geht's an den Start (eine Genehmigung dafür wäre erst ab 300 Meter Steighöhe erforderlich). Der Motor ist mit zwölf Gramm Schwarzpulver gefüllt, denn Gewicht, Steigzeit und Steighöhe erfordern eine Schubkraft von 5,85 Newton. Das Pionier- und Glücksgefühl des P.M.-Experimentators Michael Stang ist heftig - aber kurz. Der Start gelingt. Senkrecht und mit viel Rauch und Getöse jagt die 53 Zentimeter hohe Ariane 5 in den Himmel. Nach gut zwei Sekunden erreicht sie ihren Gipfelpunkt, und der Fallschirm entfaltet sich, an dem der Flugkörper zur Erde zurückschwebt. Deutsche Hobbybauer finden auf dem Markt vierzig unterschiedliche Modelle, die bekannte amerikanische und russische Raketen nachstellen. Sie sind maximal 1,40 Meter lang und kosten bis zu 300 Euro. Die Kosten für den Ariane-Bausatz: 62,40 Euro. Wer ganz hoch hinauswill, muss in die USA reisen, wo Raketenmodelle vier Kilometer Flughöhe erreichen dürfen und auf fast 500 km/h Geschwindigkeit beschleunigen. Dort gibt es nicht nur viel größere Bausätze, sondern auch raffinierte Eigenkonstruk-tionen, die mit Hybridantrieben fliegen, bei denen Plastik mit Stickoxid oxidiert wird. Übrigens: Der Höhenrekord in den USA liegt bei 112 Kilometern! Ein sieben Meter langer und 350 Kilogramm schwerer Eigenbau entfloh 2004 der Erdgravitation und erreichte das Weltall. US­ Raketenbastler stecken so viel technisches Know-how in Motoren, Flugtechnik und Design, dass bei großen Flugtagen auch Raumfahrtingenieure und NASA-Vertreter gesichtet werden, die nach neuen Ideen für die Raketentechnik von morgen Ausschau halten.

 


Wir gratulieren unseren Vereinsmitgliedern
 zum Geburtstag

 

 

 



 

 


Im Januar hatten Geburtstag

 

Herr Rainer Adam, Karlshagen

Frau Elsbeth Ost, Bad Kreutznach

Frau Römpagel Brigitte, Karlshagen

Frau Dr. Mechthild Wierer, Berlin

Herr Christoph Beyer, Berlin

Herr Günter Koch, Peenemünde

Herr Dr. Hans - Eberhard Bauer, Pasewalk

Herr Dr. Dieter Genthe, Bonn

Herr Thorge von Ostrowski, Tellingstedt

Frau Erika Roguschak, Schwerte

Herr Ernst Kütbach, Köln

Herr Norbert Nitzke,Revensdorf

Frau Auguste Friede, Duisburg

Herr Frank Giesendorf, Berlin

Herr Hansgeorg Riedel, Braunschweig

 

 

 

Im Februar hatten Geburtstag

Im März haben Geburtstag

 

 

Frau Ruth Kraft-Bussenius, Zeuthen

Herr Ronald Abraham, Insel Kos

Herr Wilhelm Doletschek, Salzgitter

Frau Waltraud Müller, Fassberg

Herr Nils Steinmann, Osterholz-Scharmbeck

Herr Jürgen Bütehorn, Kaarst

Frau Rike Riedel-Lückmann, Hintersee

Herr Jürgen Bergemann, Rehagen

Herr Dieter Frenzel, Karlshagen

Frau Margot Kunstfeld, Fürth

Herr Dr- Ing. Przybilski, Olaf, Dresden

Herr Werner Seipenbusch, Velbert Langenberg

Frau Käthi Peters, Uedern

Frau Liselore Bethge, Helmstedt

 

Herr Lutz Hübner, Karlshagen

 

Frau Dr. Rita Habicher, Berlin

 

Herr Dr. Dieter Lange, Nübbel

 

Herr Sartor, Hans, Leer

 

Herr Joachim Saathof, Karlshagen

 

Herr Adolf Frank, Hardthausen

 

Herr Prof. Dr. Günter Brittinger, Essen

 

 


Impressum

Herausgeber: Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums Peenemünde -Geburtsort der

                        Raumfahrt" e.V., Peenemünde

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V.     Am Maiglöckchenberg 21      17449 Karlshagen

Tel./Fax: 038371/25479  (mit Anrufbeantworter)

e-mail: fvpeenemuende@aol.com

Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen

Layout und Druck: G. Helm, Norderstedt

 

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