Der Vorstand informiert

Auf den Vorstandssitzungen Januar 2020 bis März 2020 wurde Folgendes beschlossen:

  1. Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Flucht von M. P. Dewjatajew am 8. Februar im HTM teil und legen am Gedenkstein ein Blumengebinde nieder. (siehe Artikel im Infoblatt sowie Zeitungsartikel)

Am 5. Februar 2020 hat ein russischer Fernsehsender ein Interview mit uns über das von uns organisierte Treffen mit den beiden Fliegern Günter Hobohm und M.P. Dewjatajew durchgeführt. Das Erste Russische Fernsehen „1tv“ plant eine Sendung über Dewjatajew.

  1. Am 28. Juli 2020 begehen wir den 30. Jahrestag der Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte. Es war der „Neue Historische Verein Peenemünde in Vorpommern e. V.“ der damit ein neues Kapitel aufschlug. Im Infoblatt finden Sie dazu einen Beitrag. Wir planen dieses Jubiläum würdig zu begehen. Wer weitere Beiträge zu diesem Thema hat, sollte sich bei uns melden.

  1. Wir haben die Mitteilung erhalten, dass zum 191. Jubiläum der Gründung von Karlshagen am 05. September 2020 wieder der Tag der Vereine durchgeführt wird. Letztes Jahr haben wir daran teilgenommen. Auch dieses Jahr wollen wir mit einer kleinen Ausstellung präsent sein.

  1. Es wurden weitere Maßnahmen zur Vervollständigung der Ausstellung des Marinemuseums beschlossen. Von der Peenewerft wird eine Besichtigung über den Zustand der Tarantul durchgeführt. Das Ergebnis teilen wir im nächsten Infoblatt mit.

Felgentreu
Vorstand Förderverein Peenemünde e.V.

Buchbesprechung mit dem Blick auf die Gegenwart
Stalins V-2 (Teil VI)

Dr.-Ing. Joachim Wernicke untersucht in seiner Buchbesprechung in der Rubrik „Die Isolation“ wie es den deutschen Spezialisten weiterhin in der Sowjetunion erging.

Die Isolation

Die Beiträge der Deutschen wurden von der sowjetischen Führung ausdrücklich gewürdigt. Doch auf der kollegialen Ebene der Raketentechniker gab es aus Konkurrenzgründen Unmut. Die Behauptung kam auf, die Deutschen seien auf dem Stand 1944/45 stehen geblieben, und sie seien mit dem dreifachen Gehalt eines gleichrangigen sowjetischen Fachkollegen zu teuer.

Etwas Anderes kam hinzu: Im Zuge des Kalten Krieges machte sich in der sowjetischen Regierung ein neuartiger Nationalismus breit, der sich gegen westliche Einflüsse wandte. Eine wissenschaftlich-technische Überlegenheit der Sowjetunion gegenüber Amerika und Westeuropa wurde behauptet. Minister Ustinov schwenkte auf diese Linie ein.

So wurde 1948 die Zusammenarbeit mit den deutschen Technikern abrupt beendet. Sie wurden auf die Insel Gorodomlija im Seligsee, 300 km nordwestlich von Moskau, abgeschoben und waren damit isoliert. Die benachbarte Kreisstadt durften sie nur mit Bewachung besuchen. Zwar erhielten sie Entwicklungsaufträge, darunter die Fortsetzung der Arbeiten an der V-2-Verbesserung auf eine

Insel Gorodomlja (Skizze des deutschen Kollektivs 1946–1952) Grinyov

Reichweite von 600 km und an dem Entwurf einer Rakete mit 3.000 km Reichweite. Doch sie hatten keinerlei praktische Erprobungsmöglichkeiten mehr. Auch erfuhren sie nicht, was ihre sowjetischen Auftraggeber mit ihren Arbeitsergebnissen machten, und sie durften an keinen Flugtest mehr teilnehmen.

Hinzu kam, dass sich die Versorgung und die Gehälter verschlechterten. Innerhalb der Gruppe der deutschen Techniker entstand ein Konflikt, wie die Heimkehr nach Deutschland zu erreichen wäre: Gefügigkeit gegenüber sowjetischen Wünschen oder passiver Widerstand? Göttrup und Magnus vertraten die zweite Richtung und galten damit bei den Sowjets als „nicht linientreu“.

1951 fiel in der sowjetischen Führung der Entschluss, die deutschen Techniker in die DDR ausreisen zu lassen, allerdings je nach fachlicher Verwicklung erst nach einer „Abkühlphase“, damit der amerikanische Geheimdienst allenfalls Details der sowjetischen Raketenprogramme erfahren könnte. Erst im Juni 1952 durften 113 ehemalige Raketenspezialisten mit ihren Familien in die DDR ausreisen. Diese Gruppe galt als im sowjetischen Sinne linientreu. Deshalb wurde erwartet, dass sie in der DDR verbleiben würden, was großenteils auch geschah.

25 Techniker mit Familien mussten weiter auf der Insel ausharren, weil sie als „politisch nicht gefestigt“ eingeschätzt wurden. Ihre Quarantäne wurde um eineinhalb Jahre verlängert. Auch wurde die Insel Gorodomlija zum Quarantänelager für weitere deutsche Spezialisten, darunter ehemalige Mitarbeiter der Optikwerke Zeiss und der Flugzeugwerke Junkers. Am 20. November 1953 verließen die letzten auf der Insel Gorodomlija festgehaltenen deutschen Techniker die Sowjetunion.

Trotz Karriereofferten in der DDR setzten sich etliche von ihnen in die westdeutsche Bundesrepublik ab. Dort wurden sie vom amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA verhört. Über den aktuellen Stand der sowjetischen Raketenprojekte waren sie aber nicht mehr informiert. So schlossen die amerikanischen Experten auf einen höheren Leistungsstand der sowjetischen Raketentechnik, als er zu dem Zeitpunkt tatsächlich vorlag.

Einige Wenige deutsche Raketentechniker waren in der Sowjetunion einen Sonderweg gegangen, und zwar im Bereich von Flugabwehrraketen, nämlich des Wasserfall-Nachfolgers „S-25 Berkut“. So arbeitete noch bis 1955 ein Team unter Johannes Hoch am Feuerleitsystem, ein weiteres unter Waldemar Möller an der Lenkung. Die letzten Deutschen dieser Gruppe durften erst 1958 heimkehren.

Nun stellt sich die Frage: Was ist aus dieser Entwicklung in der Sowjetunion geworden?
Mit Herrn Dr.-Ing. Wernicke werden wir auch diese Frage konkret im nächsten Infoblatt beantworten.

kf

Vor 30 Jahren – Beginn der Aufarbeitung der
Peenemünder Geschichte

Vor 30 Jahren, am 28. Juli 1990, begann mit der Gründung des „Neuen Historischen Vereins Peenemünde in Vorpommern e. V.“, ein neues Kapitel der Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte.

Markierungsstein
der Startstelle der A 4
               (Foto: L. Hübner)

Dem voraus gegangen war das Interesse einiger Angehöriger des ehemaligen Jagdfliegergeschwaders 9, hinter die Geheimnisse von Peenemünde zu kommen. Stolperten sie doch fast täglich jahrelang über Trümmer und Reste von Anlagen der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde – West. Darum nahm der Gedanke immer mehr Gestalt an, interessierte Bürger des Kreises Wolgast für die Erforschung der Peenemünder Geschichte zu gewinnen. Eine Annonce in der Zeitung war schnell geschaltet. Das Echo übertraf alle Erwartungen. In der Kaserne des Jagdflieger-geschwader 9 fand am 28. Juli 1990 die Gründungsversammlung des „Neuen Historischen Vereins“ statt. Es waren ca. 15 Teilnehmer anwesend. Sie kamen aus Zinnowitz, Trassenheide, Koserow, Wolgast und Karlshagen.

Nach Aufhebung des militärischen Sperrgebietes lud der Verein im Juli 1990 erstmals zur Besichtigung des Peenemünder Geländes ein. Das Interesse war groß. Es gab aber nur noch Fundamente, Betontrümmer, kaputte Straßen und Betonflächen, die teilweise zugewachsen waren. Erstes Ziel war natürlich der legendäre Prüfstand VII. Auch hier war alles zugewachsen.

Ehemalige Peenemünder standen nach fast 40 Jahren fasziniert an der Stelle, wo am 03. Oktober 1942 der erste Schuss in den Weltraum mit einer A 4 gelang. Heute steht an dieser Stelle ein Markierungsstein. Die Begegnung mit der Vergangenheit hat damals alle tief beeindruckt. Dann begann eine Zeit des intensiven Suchens nach Überresten eben dieser Vergangenheit. Ein großer Helfer dabei war Reinhold Krüger. Dass heute Teile der A 4 und der Fi 103 im HTM zu sehen sind, verdanken wir ihm und der damaligen Gruppe von Mitgliedern unseres Vereins. Aber es wurden im Gelände nicht nur Teile gefunden. Bürger, die in Peenemünde gearbeitet hatten, haben dem Verein Dokumente überlassen. Was sehr wichtig war, sie haben über ihre Tätigkeit in Peenemünde berichtet.

Im Herbst 1991 gelang es, dass 1. Peenemünder Treffen zu organisieren. Teilnehmer waren Mitglieder der „Interessengemeinschaft ehemaliger Peenemünder“ aus Deutschland, den USA, Frankreich, Österreich. Diese Mitglieder der Interessengemeinschaft traten 1995 geschlossen in unseren Verein ein. Sie waren dann auch eine wichtige Quelle beim Erfassen der Ereignisse der Peenemünder Zeit von 1936 bis 1945.

Der „Neue Historische Verein Peenemünde“ stellte sich folgende Aufgaben und Ziele:

  1. Der Verein erforscht und pflegt die Traditionen des Peenemünder Gebietes, einschließlich Karlshagens von 1630 bis zur Gegenwart. Er stellt sich das Ziel, das Geschichtsverständnis für dieses Gebiet bei interessierten Bürgern des Kreises und Gästen zu fördern und zu entwickeln.

  1. Seine Mitglieder schaffen dafür die materiellen sowie baulichen und technischen Voraussetzung und stellen diese der Öffentlichkeit zur Verfügung.

  1. Der Verein organisiert eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten Peenemünde und Karlshagen, im Interesse der Aufarbeitung der Geschichte dieser Orte.

  1. Er fördert das öffentliche Interesse an der Peenemünder Geschichte durch vielfältige Veranstaltungen im Kreis.

  1. Er arbeitet eng mit dem Kreismuseum Wolgast und interessierten Bürgern des Kreises sowie Gästen aus Deutschland und anderen Ländern zusammen.

  1. Der Verein befähigt seine Mitglieder Vorträge, Führungen, Gespräche usw. zur richtigen Darstellung der Peenemünder Geschichte in 3 Etappen durchzuführen.

    1. Etappe 1630 bis 1935
    2. Etappe 1936 bis 1945
    3. Etappe 1946 bis zur Gegenwart

  1. Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.

  1. Mittel, die dem Verein zufließen, dürfen nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet werden. Er schöpft seine Mittel aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, sowie aus Gebühren für Führungen und Veranstaltungen.

  1. Der Verein ist überparteilich und unabhängig. Ihm sind nationalistische und radikale Bestrebungen und Aktivitäten fremd.

  1. Er fördert die Kontakte zu gleichgesinnten Vereinen Deutschlands und des Auslandes.

Bunkerwarte (Foto: K. Felgentreu)

Weil die Funde, Unterlagen, Fotos, Filme, Sachzeugen und die gesammelten Kenntnisse der Peenemünder immer umfangreicher wurden, suchten die Mitglieder des Vereins nach Möglichkeiten der Ausstellung. Nach einigem Suchen half der Zufall. Das Kraftwerk Peenemünde hatte 1990 seinen Betrieb eingestellt. Der letzte Kraftwerksdirektor, Joachim Pahl, schlug die Bunkerwarte, die nun nicht mehr gebraucht wurde, als kleines Museum vor. Ehemalige Peenemünder Kraftwerker und ABM-Kräfte der Gemeinde Peenemünde gingen nun daran, die Bunkerwarte dafür herzurichten. Gleichzeitig wurde von diesen Enthusiasten ein Modell des Nordteils der Insel Usedom gebaut.

Die Mitglieder des „Neuen Historischen Vereins“ beschlossen, einen gemeinsamen Verein zu gründen, der eine neue Etappe bei der Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte einleiten sollte. Am 23. Februar 1991 wurde dann der „Förderverein zum Aufbau eines Historisch-Technischen Museum Peenemünde – Geburtsort der Raumfahrt“ e. V. gegründet. Der „Neue Historische Verein Peenemünde in Vorpommern e. V.“ ging in diesen Verein auf. In dem neuen Verein fanden sich viele Freunde und Helfer zusammen, die nicht nur die Bunkerwarte zum Museum ausbauten, sondern ihr erstes großes Modell bauten – den Prüfstand VII, der heute noch im HTM zu sehen ist. Wir haben ebenfalls eine ganze Reihe von Projekten mit Hilfe von Spenden und Vereinsgeldern verwirklicht und unterstützt.

Nennen muss man z.B.:

  • Bau des Modells Prüfstand VII

  • Finanzierung der Technik für die Multivisions-Schau
  • Kauf eines Mikrofilm-Lesegerätes und Archivierung der Mikrofilme (Katalog)
  • 1995 Bau des A4-Modells in Originalgröße (Peenewerft)
  • Bau und Finanzierung des Modells des A4-Prüfstandes Kummersdorf
  • Ankauf von Segmenten für das Fi 103-Katapult
  • Umsetzung der A4 im Museumsgelände
  • Viele Teile der A4 und Fi 103, ein Flugzeugmotor, die durch unsere Mitglieder geborgen wurden (Sind heute in der Ausstellung zu sehen).

Modell des Prüfstand VII (Foto: K. Felgentreu)

Wir hatten es geschafft, den Grundstein für ein interessantes Museum zu legen, so wie wir es heute kennen. Die hohe Anzahl der Besucher gab uns Recht.

Unser Verein zählt heute 94. Mitglieder. Sie kommen (und kamen) aus ganz Deutschland, aus England und Frankreich. Junge und ältere sind dabei, viele ehemalige „Peenemünder“, ihre Nachkommen, Verwandte und an der Peenemünder Geschichte Interessierte.

Einmal im Jahr führen wir unser Vereinstreffen mit Jahreshaupt-versammlung durch. Hier wird immer deutlich, wie wichtig es ist, Meinungen und Ansichten auszutauschen und darüber zu reden, wie man neue Aufgaben angehen muss.

So haben wir 2010 beschlossen, unsere Vereinsarbeit neu zu ordnen. Anlass war die Umwandlung des Historisch-Technischen Informationszentrums (HTI) in eine gemeinnützige GmbH, unter Führung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (51% der Anteile).

Am 15. Juni 2010 fand ein erstes Gespräch mit Herrn Mothes, dem Beauftragten des Landes M-V und dem neuen Geschäftsführer des HTM, Herrn Gericke, statt. Es wurde Übereinstimmung darin erzielt, dass das Konzept für das Museum neu definiert und überarbeitet werden muss.

Mit der Umwandlung des Historisch-Technischen Informationszentrums (HTI) in eine gemeinnützige GmbH, ergaben sich für uns neue Aspekte unserer Arbeit. Uns kommt es in Zukunft darauf an, eine breit gefächerte Förderung der weiteren Erforschung der Peenemünder Geschichte zu unterstützen und dazu eigene Forschungsprogramme aufzulegen. Besonders die Arbeit mit der Jugend liegt uns am Herzen. Unser Ziel ist es, die wissenschaftlichen und technischen Leistungen der Peenemünder Ingenieure und Wissenschaftler sachlich darzustellen, sowie die Peenemünder Geschichte nach 1945 aufzuarbeiten. Dazu müssen wir die Mitarbeit aller Vereinsmitglieder mobilisieren und neue Mitstreiter gewinnen.

Im Ergebnis dessen wurde am 25.09.2010 auf der Jahreshauptversammlung eine Absichtserklärung zwischen dem Historisch-Technischen Museum Peenemünde GmbH (HTM) und dem Förderverein Peenemünde e. V. unterzeichnet.

Neu war auch der Beschluss ein nachhaltiges Interesse der jungen Menschen für die Erforschung der Peenemünder Geschichte zu wecken. Wir nahmen Verbindung zur Heinrich-Heine-Regionalschule Karlshagen auf. Am 21. März 2011 wurde eine Vereinbarung über Zusammenarbeit zwischen der Schule und dem Verein unterzeichnet. Sofort begann hier die gemeinsame Arbeit. Das erste Ergebnis der Zusammenarbeit kann sich sehen lassen. Es wurde eine Dokumentation über das Leben von Michail Petrowitsch Dewjatajew erarbeitet, der am 8. Februar 1945 mit einem Flugzeug He 111 vom Flugplatz Peenemünde mit neun weiteren Häftlingen geflohen ist. Das Projekt einer Briefmarkenausstellung scheiterte leider in der Schule an der ständigen Schülerbewegung. Zusammen mit dem HTM wollen wir weiter der Arbeit mit der Jugend unsere Aufmerksamkeit schenken.

Zur Peenemünder Geschichte gehört auch, wie am Anfang erwähnt, die Zeit nach 1946 bis zur Gegenwart. Darin eingebettet ist die Geschichte der 1. Flottille der NVA-Seestreitkräfte und des Jagdfliegergeschwaders 9 der Luftstreitkräfte der DDR.

Begonnen haben wir, in enger Zusammenarbeit mit der Marinekameradschaft Karlshagen, sowie ehemaliger Besatzungsmitglieder des Raketenschiffs Projekt 1241 den Aufbau eines Marinemuseums und die Instandsetzung des Museumsschiffes zu realisieren. Mit großem Aufwand ist es uns gelungen ein sehenswertes Museum aufzubauen und das Museumsschiff mit ehemaligen Besatzungsmitgliedern und Freunden zu sanieren. Vereinsmitglieder wie Herr Klotzin, Herr Schmidt, Herr Opitz, Herr Neidel, Herr Weber, Herr Gramm und Herr Hübner haben großen Anteil daran.

Trotz der oft widersprüchlichen Auffassung der Darstellung der Peenemünder Geschichte freuen wir uns, dass auch durch unsere Arbeit das Museum attraktiver geworden ist. Die sachliche und kritische Darstellung dieser Geschichte um Peenemünde soll auch weiterhin unser Anliegen sein. Nur ein Miteinander aller an der Peenemünder Geschichte interessierten Bürger und Institutionen bringt die Entwicklung dieses geschichtsträchtigen Orts voran. Gute Kontakte haben sich mit dem Internationalen Förderkreis Raumfahrt (IFR), dem Hermann-Oberth-Museum Fürth und dem Technikverein Peenemünde entwickelt.

Wir setzen uns dafür ein, Peenemünde zu einem Weltkulturerbe, zusammen mit Baikonur und Cape Canaveral, zu entwickeln und unterstützen jede Maßnahme zur Erhaltung der Denkmallandschaft Peenemünde.

Felgentreu
Vorstand Förderverein Peenemünde e.V.

Die Rakete
ORGAN DER
Interessengemeinschaft der ehemaligen Peenemünder

Jubiläen sind immer wieder ein Anlass in die Vergangenheit bestimmter Vorgänge einzutauchen. In meinem Archiv fand ich eine Zeitschrift der ehemaligen Peenemünder von 1990. Darin fand ich einen sehr interessanten Artikel über die Vorbereitung der Organisation eines Treffens von 1991 in Peenemünde.

Nach der Wende konnte ja dieses Gebiet wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben werden.
Herr Heinz Grösser, damals Vorsitzender der Interessengemeinschaft, schreibt im Heft 11/3 zum Thema „Treffen 1991 in Peenemünde“:

"Ich war noch einmal in „Peenemünde“ und kann für alle, die noch nicht da waren, folgendes berichten.
Zwischenzeitlich wurde in „Peenemünde“ eine ganz offizielle „Historische Arbeitsgemeinschaft e. v. Peenemünde“ gegründet. Der Vorsitzende dieses Vereins ist Herr Brünner, der Oberstleutnant bei der dortigen Luftwaffe war, und nun wegen der Verringerung des Personals sich abbauen ließ. Ihm zur Seite steht Herr Saathoff, ehem. Major, Major Schmidt von der Bundesluftwaffe, Herr Fischer, Offizier der dortigen Marine, Herr Krüger (einstmals Lehrling bei Herrn Meerettich im Werk Ost), Herr Tresp (Sohn unseres damaligen Herrn Tresp, der leider verstorben ist), dann unser Herr Adrion, Herr Ortmann, auch Lehrling in Peenemünde und unser Herr Wiesener. Das sind nicht alle dieses Vereins. Bei meinem Besuch habe ich mit den Bürgermeisterinnen der Gemeinden Peenemünde und Karlshagen je 2 Stunden sehr positiv konferiert. Volle Anerkennung genießen wir auch bei dem Direktor des Kraftwerkes, in dem man ein Museum plant und in dem viel Raum wäre für ein Museum der Raumfahrt. An historischer Stelle ist noch viel Platz. Diese Nordseite der Insel, Peenemünde und Karlshagen benötigen sehr viele Arbeitsplätze, nachdem das Kraftwerk abgeschaltet ist. Na – vielleicht können wir helfen unseren ehemaligen Raum mit Leben zu füllen, sie hätten eine Unterstützung verdient.
Es wird im Gebiet schon feste geräumt. Der Prüfstand VII wird schon vom Holz befreit, Wege werden befahrbar und begehbar gemacht. Überall im Gelände wird nach vergrabenen und verschütteten Teilen gesucht. Alle Gebäude sind von den Russen restlos geschleift worden. Also schlechte Orientierungsmöglichkeiten. Reinhold Krüger, der damalige Lehrling, weiß wo Einzelteile der A4 vergraben wurden…Wer irgendwelche Teile von damaligen Geräten zu Hause hat, auch schriftliche Unterlagen, kann diese bei Herrn Krüger abgeben. Wer finanziell helfen möchte, kann sich an den Vorsitzenden, Herrn Rainer Brünner wenden.
Bei einem Besuch von Peenemünde wendet euch bitte an Herrn Joachim Saathoff, Waldstr. 53, 2222 Karlshagen.

Zum Programm:

  • Vorträge über die Zeit vor 1945, sowie danach,

  • Gespräche mit den Bürgermeisterinnen Peenemünde/Karlshagen,
  • <Besuch unseres damaligen Geländes ohne Einschränkungen,
  • Busfahrt über den nördlichen Teil der Insel, sowie nach Bansin – Kröslin und Lubmin,
  • Schiffsfahrt zur Insel Oie, evtl. auch nach Rügen,
  • Ein gemeinsamer Abend in Zinnowitz.

Wer an diesen Treffen teilnehmen möchte, bitte den Anmeldebogen ausgefüllt an meine Adresse senden.“

Dieses Treffen wurde dann von uns realisiert. Darüber ist 2021, nach 30 Jahren, zu berichten.
Zusätzlich zu seinem Bericht hat Herr Grösser einen aktuellen Artikel der Wolgaster Zeitung vom 27.10.90 in der „Rakete“ veröffentlicht. Er wollte auf die Besonderheiten der damaligen Zeit hinweisen.
Kf


Wolgaster Zeitung vom 27.10.90

Weltraumtechnik aus Peenemünde?

Flächennutzungsplan mit Gemeinde diskutiert

Was wird aus Peenemünde und seinen Einwohnern? Bleibt der Ort die letzte Ecke Kreises? Fragen, die am Diskussionsabend zum Flächennutzungsplan von Peenemünde im Marineclub auf der Tagesordnung standen. Rund 100 Bürger waren gekommen - Beweis dafür, wie heiß das Thema ist. Ideen der Gemeindevertretung und der Bürger sind bereits in die Planung eingeflossen, Vorschläge sind gefragt. Einige grundlegenden Voraussetzungen waren und sind, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, dass hier ein sanfter Tourismus entwickelt wird, angepasst den landschaftlichen Gegebenheiten, dass Flora und Fauna geschützt werden.

Vorschläge und Fragen gab es viele. An erster Stelle stand natürlich: Bleibt das Objekt? Was wird sonst aus uns? 1300 Arbeitsplätze gibt es hier, in der Perspektive soll ein Marinestützpunkt bleiben. Arbeit für 100 Bürger. Soziale Unsicherheiten sind die Folge, anderseits ist die Abrüstung insgesamt positiv zu bewerten.

Geplant sind im Gebiet u.a. Einfamilienhaussiedlungen, fünfgeschossiger Wohnungsbau, ein Industriegebiet. Dazu könnte das Gelände des Kraftwerkes genutzt werden. Anderseits gibt es Gedanken, ein Museum einzurichten. Nach Sanierungsmaßnahmen wäre dafür das ehemalige Sauerstoffwerk geeignet. Für ein Industriegebiet hätte auch das Gelände des Jagdfliegergeschwaders gut Voraussetzungen. Bleibt das Geschwader hier stationiert? War eine Frage die an diesem Abend nicht beantwortet werden konnte. Und klar ist, dass Lärm und Tourismus nicht vereinbar sind. Das gilt auch für die künftige Industrie. In Zusammenarbeit mit einer Holdinggesellschaft wurde unter anderem die Idee entwickelt, im Peenemünder Raum Weltraumtechnik herzustellen. Dafür ist natürlich eine hohe Qualifikation der Beschäftigten Bedingung. Viele im Peenemünder Raum Ansässige haben einen Hoch- bzw. Fachschulabschluss.

Nutzen sollte man die Tatsache, so ein weiterer Vorschlag, dass am 3. Oktober 1942 in Peenemünde die erste ballistische Rakete gestartet, damit das Tor zum Weltraum geöffnet wurde.

Möglich wäre laut Flächennutzungsplan ein Freizeit- und Touristenzentrum am Peenestrom mit Yachthafen, gastronomischer Einrichtungen, Sportflächen, Ferienhaussiedlung. Gegenargumente von Einwohnern: Haben wir davon nicht genug auf der Insel, andere Orte haben bessere Voraussetzungen, und mit den Straßenverhältnissen „stirbt“ der Tourismus, und nicht nur der. Überhaupt müsse die Infrastruktur verbessert werden.

Verschiedene Varianten gibt es für das Kraftwerk. Klar ist, dass es für die Elektroenergieerzeugung nicht mehr genutzt wird, dafür aber für die Wärmeversorgung, und das in der Perspektive mit Erdgas und Heizöl.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion waren die großen Flächen, die militärisch genutzt werden. Klar ist, dass die Bundeswehr nicht alle behalten wird; doch eine Übernahme aller Flächen durch die Kommune wird nicht möglich sein, da hier noch volle Munitionslager sind, die gesichert werden müssen. Andere Lagermöglichkeiten gibt es zurzeit nicht.

Vorgesehen ist auch, dass Peenemünde der letzte Ankerplatz für die ehemaligen Schiffe der Volksmarine wird.

Klar ist, dass schnell etwas passieren muss, dass Investitionen getätigt werden, damit die Bürger von Peenemünde hier eine Zukunft sehen. Eng zusammengearbeitet werden soll bei der Lösung der Aufgaben mit der Nachbargemeinde Karlshagen.

Wenn an diesem Abend auch längst nicht alle Probleme geklärt wurden – das konnte auch nicht Ziel der Veranstaltung sein -, so gab es doch in einer sachlichen und kritischen Atmosphäre viele Hinweise, die dazu beitrage, dass aus dem Flächennutzungsplan ein Bebauungsplan entstehen kann.

M.M.

Klar, dass sich viele Bürger für den Flächennutzungsplan für Peenemünde interessieren. Noch nicht geklärt ist auch die Frage, was aus dem ehemaligen Sauerstoffwerk (Foto unten) wird.

Aus der Arbeit unserer Mitglieder

Fundsituation am Strand, 15.01.2020 (Foto: Thomas Köhler)

V1-Schusskolben am Strand von Zempin entdeckt

Am 14. Januar 2020 wurde dem HTM von einem aufmerksamen Urlauber aus dem Sauerland ein Bodenfund am Strand zwischen Zinnowitz und Zempin gemeldet. Am darauffolgenden Tag waren wir vor Ort, um uns erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Bei dem Objekt handelte es sich um einen 1943/44 in Zempin verwendeten Schusskolben für die Startrampen, auf denen die Flugbombe Fi 103 („V1“) verschossen werden konnte.

Aus den insgesamt drei in Zempin errichteten Feldstellungen wurden bis Juni 1944 die Flugbomben und Startrampen von Soldaten des Flakregiment 155 (W) unter Einsatzbedingungen erprobt und die Bedienungsmannschaften für den Kriegseinsatz ausgebildet.

Die Korrosionsprodukte in den Bodenschichten unter dem nun am Strand entdeckten Schussbolzen ließen darauf schließen, dass das Objekt dort schon länger lag.

Der Fundort liegt genau auf Höhe der Flugrichtung derjenigen Fi 103-Geräte, die von der damaligen Feldstellung II verschossen wurden. Unglaublich, solch ein Fund nach 76 Jahren!

Der freigelegte Schusskolben, 15.01.2020 (Foto: Thomas Köhler)

Etwa 400 Meter (!) oberhalb des Fundplatzes, am Fahrradweg zwischen Zinnowitz und Zempin, finden sich noch heute Spuren der Feldstellung II, für die ein 6 m hoher künstlicher Hügel aufgeschüttet und in der vorgelagerten Düne ein Einschnitt gegraben wurde.

Das Areal ist Teil der “Denkmal-Landschaft” des HTM Peenemünde, einem Rundweg von 25 km Länge mit derzeit 23 Stationen, an denen Besucher zu den historisch interessantesten Punkten geführt werden.

In Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde wollten wir den Kolben gern schnellstmöglich sichern und in unser Museum bringen. Daher fragten wir bei den Kurverwaltungen in Zempin und Zinnowitz an, das Fundobjekt mit einem ihrer Traktoren vom Strand zu ziehen, damit wir ihn dann mit PKW und Anhänger abtransportieren können. Dank der kurzfristigen Unterstützung der Mitarbeiter des Bauhofes Zinnowitz konnte der Kolben dann auch zeitnah am 17. Januar geborgen und vom Strand abtransportiert werden. Mittlerweile hatte die Ostsee diesen sehr seltenen Fund wieder überspült. Er musste also zunächst erst einmal wiedergefunden und manuell freigelegt werden. Über das Wochenende wurde er kurz auf dem Bauhof Zinnowitz zwischengelagert.

Bergung des Bodenfundes (Foto: Ralf Fleischer)


Am Montag, den 20. Januar, lieferten die Mitarbeiter des Bauhofes den Fund schließlich beim HTM ab. Seitdem wurde der Schusskolben gesäubert, um anschließend entsalzt und konserviert zu werden. Um etwaig vorhandene Fertigungskennzeichen oder -spuren nicht zu zerstören, haben wir uns in Absprache mit unserer Museumsrestauratorin dazu entschlossen, das Objekt nicht etwa sandzustrahlen, sondern es manuell Schicht für Schicht von Verkrustungen und Sedimentanhaftungen zu befreien. Soweit als möglich folgte die Abnahme schädigender Anlagerungen und oberflächenschwächender Korrosionsprodukte.

Zustand nach der Anlieferung, 20.01.2020 (Foto: Thomas Köhler)

Manuelle Reinigung: mit einem Spatel werden schwarze Sedimentanhaftungen entfernt, 21.01.2020

(Foto: Thomas Köhler)

Manuelle Reinigung: bei stärker anhaftende Gesteinsanhaftungen wurde auf Hämmer und Meißel zurückgegriffen, 24.01.2020 (Foto: Thomas Köhler)


Jeder Arbeitsschritt wurde dabei protokolliert und fließt ein in die Fund-/ Objektdokumentation, die das Museum für die zuständige Unteren Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V erstellt. Nach der Säuberung konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass es sich um einen Standard-Kolben handelt: 1,33 m lang und 151 kg schwer. Er ist in einem erstaunlich guten Zustand, weist aber leider keinerlei Fertigungskennzeichen auf.

Damit der Schusskolben dauerhaft Teil der Objektsammlung sein und den Museumsbesuchern präsentiert werden kann, bedarf es aber einer vorhergehenden Eigentumsübertragung durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die nun durch uns beantragt wird. Als ehemaliges Wehrmachtsgerät ist er nämlich Eigentum des Bundes.

Hintergrund ist die vielen nicht bekannte Tatsache, dass jegliche Rüstungsgüter, die seinerzeit mit Mitteln des Reiches für die Wehrmacht erworben wurden, z.B. ein Karabiner, ein Flugzeugmotor oder ein solcher Schusskolben bewegliches Reichseigentum waren und mit Verkündung des Grundgesetzes grundsätzlich in Bundeseigentum übergegangen sind, sofern sich der fragliche Gegenstand im Geltungsbereich des Grundgesetzes befand.

Derzeitiger Arbeitsstand, 27.01.2020 (Foto: Daniela Teschendorff)

Thomas Köhler

Vor 75. Jahren floh M. P. Dewjatajew mit einer He 111
von Peenemünde

Oft haben die Medien, auch wir in verschieden Infoblättern, über Dewjatajew berichtet. Seine spektakuläre Flucht aus Peenemünde stand dabei im Mittelpunkt. In der Heinrich-Heine-Schule Karlshagen wurde darüber, in enger Zusammenarbeit mit uns, eine Dokumentation angelegt.

Zusammentreffen M. P. Dewjatajew mit Dr.Günter Hobohm

Fotos: K. Felgentreu

Granzniederlegung am Gedenkstein

Zusammentreffen mit Max Meyer

Wir hatten anlässlich unseres 10. Vereinsjubiläums M. P. Dewjatajew im Juni 1999 nach Peenemünde eingeladen. Einen sehnlichen Wunsch haben wir ihn damit erfüllt, noch mal Peenemünde besuchen zu können. Zusammen mit seiner Tochter Nelli war er vom 3. Juni bis 8. Juni 1999 unser Gast.

Mittelpunkt dieses Besuches war ein, für ihn, überraschendes Treffen mit Zeitzeugen seiner Flucht am 8. Februar 1945. Ehemalige Feinde des 2. Weltkrieges, Dr. Günter Hobohm aus Hamburg und Max Meyer aus Bonn waren auch unsere Gäste. Für beide, Günter Hobohm und Max Meyer, war dieser Tag des Treffens mit vielen emotionalen Eindrücken verbunden, die sie so schnell nicht vergessen haben.

An der Gedenkstätte Karlshagen traf M.P. Dewjatajew jenen Piloten wieder, der ihn abschießen sollte. Max Meyer erlebte den Start von Dewjatajew mit neun weiteren Häftlingen, als er mit seinem Flugzeug landete. Damals startete Oltn. Günter Hobohm 20 Minuten später in Peenemünde mit einer Ju 88 mit dem Befehl, den Weiterflug der He 111 zu verhindern, und wenn nötig, abzuschießen. Der Flieger Oltn. Hobohm erreichte die Flüchtlinge allerdings nicht mehr und kehrte bei Kolberg, in Frontnähe, um.

Alle anwesenden Mitglieder unseres Vereins und natürlich auch unsere Gäste waren damals gespannt auf die Begegnung der drei Flieger. Allesamt waren wir sehr bewegt, als sich am Karlshagener Ehrenmal M. P. Dewjatajew und Dr. Günter Hobohm, zwei ehemalige Feinde, gegenüberstanden. Die herzliche Umarmung beider Männer war symbolisch für ein mögliches friedliches Miteinander der Völker der Welt. Auch die Begegnung zwei Tage später mit Max Meyer war von viel Herzlichkeit geprägt.

Forum im Historisch Technischen Museum Fotos: K. Felgentreu

Unser Verein nutzte damals die einmalige Gelegenheit, weitere historische Fakten zur Flucht von Dewjatajew zusammen zu tragen. Das schönste Kompliment erhielten wir von Michail Dewjatajew, der mehrmals betonte, dass seine zweite Heimat hier ist. Damit konnten wir noch einmal den Wunsch Dewjatajews erfüllen, Peenemünde/Karlshagen wieder zu sehen.

kf

Neues vom Büchermarkt

Der Autor Dr.-Ing. Karl-Otto Mauer (22.09.1946 - 12.06.2015) arbeitete seit 2004 in seiner Freizeit anfänglich an einem Buch zur Geschichte der Entwicklung der Rakete in Deutschland. Im Ruhestand seit 2012 intensivierte er seine Forschertätigkeit, doch konnte er das sehr umfangreiche Werk nicht mehr fertigstellen. Im Alleingang hatte er sein Thema zur wissenschaftlichen Mammutarbeit ausgeweitet: Mehrere Bände waren geplant zum historischen Themenfeld „Serienproduktion der späteren V2 in Peenemünde und im Kohnstein bei Nordhausen“ mit sieben Hauptkapiteln auf mehreren tausend Seiten…
Sein Anspruch war wissenschaftliche Gründlichkeit. Mit dieser wollte und konnte er historische Fakten durch eine enorme Menge originaler Archivquellen belegen. Er trägt durch seine wissenschaftliche Hinterfragung der existierenden Literatur zum Thema dazu bei, nun genauer bei den von ihm kritisierten Arbeiten bekannter Historiker wie Wagner oder Neufeld nachzulesen. Und das wäre quasi ein Vermächtnis vom „Hobbyhistoriker“ Karl-Otto Mauer, dass er im Berufsleben tagtäglich propagierte: Ehrlichkeit und Qualität bei der Arbeit!

128 Seiten Erscheinungsdatum: 26.11.2019
Hardcover: 29,99 € ISBN-13: 9783750409828
E-Book: 19,99 € Verlag: Books on Demand

Pressespiegel

OZ 13.02.2020

Im Robur zu den Testständen der Raketen

Von Henrik Nitzsche

Historische Rundfahrten in Peenemünde: Joachim Saathoff zeigt
Stätten der Raketen- und Luftfahrtentwicklung der Nazis

Peenemünde. Hieraus haben Kühe Wasser getrunken. Ein Bauer hatte nahe des deutsch-polnischen Grenzüberganges Garz den großen Behälter als Tank für seine Tiere benutzt. Er wusste nicht, dass es sich dabei um den Rumpf eines Marschflugkörpers handelt. Inzwischen ist die Fieseler Fi 103, in der NS-Propaganda des Zweiten Weltkriegs auch V 1 genannt, auf dem Müggenhof in Peenemünde. Mitglieder des Museumsvereins Peenemünde hatten den Rumpf in Garz entdeckt und aufgearbeitet.

Joachim Saathoff steht in der Halle auf dem Müggenhof vor dem Modell mit vielen Originalteilen einer Fi 103 – auch V 1 genannt. Fotos: Henrik Nitzsche

Die Fi 103 mit vielen Originalteilen steht nun auf dem Stück einer Startrampe in einer großen Halle zwischen vielen anderen Exponaten. „Manches findet sich per Zufall, viele Dinge bekommen wir als Spenden“, sagt Joachim Saathoff, Mitglied des Vereins. Er ist im Basislager seiner historischen Rundfahrten. Die starten nämlich ab diesem Jahr vom Müggenhof und nicht mehr vom Flugplatz.

Der Müggenhof (Eigentümer ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt), ein landwirtschaftlicher Hof, der 1942 zur Eigenversorgung der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe errichtet wurde, wird seit 2014 vom Verein genutzt. Von dort geht es bei den historischen Rundfahrten unter anderem zum Prüfstand VII und

zu den Raketenstartplätzen. Ein Modell im Maßstab 1 zu 1000 auf dem Müggenhof lässt erahnen, welches Ausmaß das Gelände der Nazis für die Entwicklung ihrer vermeintlichen „Wunderwaffen“ V 1 und V 2 hatte. „Im Müggenhof betreiben wir noch keine Ausstellung. Das sind nur Räume des Vereins“, betont Saathoff und bezieht sich auf baurechtliche Hürden. Zum Historisch-Technischen Museum Peenemünde gebe es gute Kontakte. „Unsere Rundfahrten sind individueller und auch Werbung für das Museum.“

Mit dem Robur in die Geschichte

Der 66-Jährige lässt seit vielen Jahren Interessierte hinter den Zaun des Peenemünder Sperrgebietes schauen. Mit zwei ostdeutschen ­Oldies taucht er hinter dem sogenannten Polanski-Tor in die Geschichte ein. Dabei handelt es sich um ein schweres Schiebetor, dass für die Dreharbeiten zum Polanski-Thriller „Ghostwriter“ mit Pierce Brosnan an der Straße zum Flugplatz gebaut wurde. Dahinter stehen die beiden Busse vom Hersteller Robur, die bis zu 40 Gäste auf die 90-minütige Rundfahrt mitnehmen können.

Auch im Winter ist Saathoff gefragt. „Vor zwei Tagen hatte ich 19 Leute auf der Tour.“ Die ist neben den vielen historischen und technischen Details auch geprägt von der beeindruckenden Fauna und Flora des ersten deutschen Naturschutzgebietes, dem Peenemünder Haken.

Die Natur hat die Spuren der Geschichte an vielen Orten überdeckt. Weil Saathoff den Neugierigen an den Stationen, wie KZ-Außenlager Karlshagen, Prüfstand VII, Werk-Ost Forschung oder Flakversuchsstelle nur noch Bruchstücke alter Anlagen und Gebäude zeigen kann, bedient er sich historischer Fotos und Filmsequenzen, die er auf seinem Tablet-PC an den historischen Schauplätzen zeigt. „So bekommen die Gäste eine Vorstellung, wie es hier einmal ausgesehen hat.“ Für Rundfahrten in diesem Jahr wurden die Filmsequenzen „inhaltlich verbessert. Sie sind jetzt komplexer. Die Starts einer Flugabwehrrakete oder der V 2 können wir nun tontechnisch besser darstellen“, sagt Saathoff, dem aus einem Robur vor Wochen die Lautsprecheranlage gestohlen wurde.

Aufleben lassen will er in diesem Jahr wieder die Filmtour, die Gäste zu Drehschauplätzen im Inselnorden bringt. Hier wurden Szenen für mehrere Filme, wie beispielsweise „Die Glatzkopfbande“, „The Ghostwriter“ oder „Frau im Mond“, ein 1928/29 entstandener Science-Fiction-Stummfilm von Fritz Lang gedreht. Auch die Macher des Usedom-Krimis haben Peenemünde bereits mehrfach in Szene gesetzt.

Bett aus Anklam in der Charité

300 Jahre Medizingeschichte. „Dort wird auch ein altes Militär-Metallklappbett ausgestellt, was wir bei Anklam auf dem Sperrmüll entdeckt und als Leihgabe nach Berlin gegeben haben“, sagt Saathoff, der bis zum Jahr 2010 auf dem Flugplatz Peenemünde auch ein Bettenmuseum betrieb. Nach einem kurzen Intermezzo am Karlshagener Hafen schloss die Ausstellung zwischen Strohbett und romantischem Himmelbett. Viele Dinge aus dem Museum lagern noch in einem alten Bunker. Einige davon könnten bald im Schloss Griebenow (Gemeinde Süderholz) stehen. „Das Schloss wird derzeit restauriert. Wir haben eine Anfrage für mehrere Exponate“, sagt Saathoff und packt nebenbei ein Paket aus. Aus Feldberg ist die Fliegerkappe eines zivilen Testpiloten von Peenemünde angekommen.

OZ 10.02.2020

Vor 75 Jahren: Spektakuläre
Flucht aus Peenemünde

Von Rainer Decke und Manfred Kanetzki

Michail Dewjatajew und seine Begleiter wurden in der Sowjetunion der Stalin-Ära als Vaterlandsverräter behandelt. Erst 1957 ehrte man ihn als Held.

Peenemünde. Erinnerung an eine spektakuläre Flucht: In Peenemünde gedachten Vertreter des Historisch-Technischen Museums (HTM) und der russischen Alexander-Pechersky-Stiftung des Ausbruchs von zehn russischen Kriegsgefangenen aus dem KZ-Außenlager Karlshagen I kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.

Am 8. Februar 1945 gelang dem sowjetischen Flugzeugführer Michail Petrowitsch Dewjatajew eine in der Militärgeschichte wohl einmalige Leistung. Er und weitere neun Sowjetbürger flohen an diesem Tag mit einem deutschen Bombenflugzeug vom Flugplatz Peenemünde aus der Gefangenschaft.

Dewjatajew war ein sowjetischer Jagdflieger. Im Sommer 1944 war er im Luftkampf hinter der Frontlinie, über deutschem Gebiet abgeschossen worden. Zwar konnte er sich verwundet mit dem

Fallschirm retten, doch geriet er so in deutsche Gefangenschaft. Nach einem misslungenen Fluchtversuch aus dem Gefangenenlager kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Im November 1944 wurde Dewjatajew mit weiteren Häftlingen in das KZ-Arbeitslager Karlshagen I transportiert. Dieses KZ-Lager existierte seit Mai 1943 und war der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West zugeordnet. In diesem Lager befanden sich rund 1500 Häftlinge. Bei unzureichender Verpflegung mussten sie schwere körperliche Arbeiten unter anderem auf dem Flugplatzgelände ausführen. Dabei beobachtete Dewjatajew das Fluggeschehen. So reifte in ihm der Plan, mit einem der Flugzeuge zu fliehen.

Alexander Dewjatajew (Sohn von Michael Dewjatajew), Sergei Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland, Ilya Vasilyev (Pechersky-Stifung) und Michael Gericke (v.l.n.r., vorne) Fotos: Rainer Decke

Am 8. Februar 1945 bestand das Arbeitskommando aus zehn sowjetischen Häftlingen, die nur von einem Soldaten bewacht wurden. Die Häftlinge hatten die Aufgabe, mehrere Bomber mit großen Tarnnetzen abzudecken. Um die Mittagszeit waren sie mit dem Wachsoldaten allein auf dem Flugplatz. Sie überwältigten den Landsturmmann und bestiegen einen der Bomber. Dewjatajew gelang es, das Flugzeug zu starten. Die Häftlings-Crew flog in Richtung Südosten und überquerte über Pommern die Frontlinie. Da sie in einem deutschen Bomber unterwegs war, wurde sie von der sowjetischen Flak beschossen. Dewjatajew konnte den Bomber auf einer Wiese notlanden. Die Flüchtlinge wurden von ihren Genossen nicht mit offenen Armen empfangen. Die Sowjet-Spionageabwehr vermutete hinter der Flucht eine Aktion der Deutschen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass ein körperlich geschwächter Häftling ohne deutsche Hilfe und ohne Einweisung in der Lage war, mit einem fremden Flugzeug zu fliehen. So blieb Dewjatajew bis September 1945 in Haft und wurde immer wieder verhört.

75 Jahre später würdigte Russlands Botschafter in Deutschland, Sergei Netschajew, die Flucht. Im Historisch-Technischen Museum in Peenemünde diskutierten er und andere die Bedeutung der damaligen Aktion. Netschajew anerkannte das Bemühen des HTM, die damaligen Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Er warb für eine kompromisslose Aufarbeitung. Herzlich begrüßt wurde Prof. Alexander Dewjatajew, Dekan der Kasaner Universität, ein Sohn von „Mischa“, wie Michail Petrowitsch Dewjatajew, späterer Held der Sowjetunion, bei Freunden genannt wurde. In seiner Rede bedankte er sich bei all denen, die auch nach 75 Jahren seinem Vater ein ehrendes Gedenken bewahren. Fast zeitgleich fand bei 15 Grad Minus eine Kranzniederlegung zu Ehren dieser Heldentat in Russland statt. Sowohl über sie als auch über die Veranstaltung von Peenemünde wurde im russischen Fernsehsender „Rossia“ berichtet.

Panorama 07.03.2020

Marsmobil hat einen Namen

Der Neue hat einen Namen: „Perseverance“. Foto: J. Krohn/AP

Washington. Der nächste Rover der US-Raumfahrtbehörde Nasa soll unter dem Namen „Perseverance“ (auf Deutsch etwa „Durchhaltevermögen“) zum Mars fliegen. Den Namen habe ein Siebtklässler aus dem US-Bundesstaat Virginia vorgeschlagen, teilte die Nasa am Donnerstag (Ortszeit) mit. „Wie jede andere Erkundungsmission zuvor wird dieser Rover auf Herausforderungen treffen und unglaubliche Entdeckungen machen“, sagte Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. „Wir können es gar nicht mehr abwarten, dieses Namensschild auf dem Mars zu sehen.“

Rund 28 000 Schüler aus den ganzen USA hatten Namensvorschläge mit Essays zur Begründung eingereicht. Der siegreiche Siebtklässler darf nun mit seiner Familie zum Start des Rovers zum Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida reisen.

Der rund 1000 Kilogramm schwere Rover, der bislang unter dem Arbeitstitel „Mars 2020“ lief, soll im Juli oder August starten und im Februar 2021 auf dem Mars landen.

Perseverance Foto: J. Krohn/AP

In eigener Sache


Wir danken für die eingegangene Spende

Herrn Michael Lenz                      100, 00 €
Herrn Hansgeorg Riedel             100, 00 €
Herr Norbert Höllerer                  500, 00 €
Herrn Walter Gademann             100, 00 €
Herrn Manfred Laue                    120, 00 €
Herr Rico Krause                           25, 00 €
Marinekameradschaft Bug        100, 00 €
Mister Giles Usher                         50, 00 €
Herr Werner Krüger                      50, 00 €

Gerade Verbindung 24

Im Januar hatten Geburtstag

Herr Reinhard Dicke, Willich; Herr Rainer Adam, Karlshagen;

Frau Dr. Mechthild Wierer, Berlin; Herr Christoph Beyer, Berlin;

Herr Hansgeorg Riedel, Braunschweig; Herr Frank Giesendorf, Berlin;

Herr Norbert Nitzke, Revensdorf; Herr Thorge von Ostrowski, Tellingstedt;

Herr Dirk Faißt, Dornstetten-Aach; Brigitte Faißt, Dornstetten-Aach


Im Februar haben Geburtstag

Herr Karl-Willi Bührer, Eppingen; Herr Andreas Gramm, Gera

Herr Klaus Schrader, Halberstadt; Herr Dr. Wolfram Haider, Berlin;

Herr Axel Hungsberg, Nordhausen; Herr André Kahl, Flensburg


Im März haben Geburtstag

Frau Waltraud Müller-Daniel, Faßberg; Herr Joachim Barsch, Altheim (Alb);

Herr Prof. Dr. Günter Brittinger, Essen; Mr John Pavelin, Barling Magna;

Herr Adolf Frank, Hardthausen; Frau Dr. Rita Habicher, Berlin;

Herr Lutz Hübner, Karlshagen; Herr Holger Neidel, Sassnitz;

Herr Joachim Saathoff, Karlshagen



Gerade Verbindung 24

Herausgeber: Förderverein Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt" e.V.,
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Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: „Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg
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