Der Vorstand informiert


  1. Das Kultusministerium von Mecklenburg-Vorpommern hat auf unserem Brief geantwortet. Wir möchten ihn unseren Lesern nicht vorenthalten:


Wir freuen uns, dass unsere Iden gut aufgenommen wurden und wollen den

regelmäßigen Gedankenaustausch mit dem Ministerium und dem HTM weiterhin pflegen. Es kommt darauf an, die Peenemünder Geschichte an Ort und Stelle nicht losgelöst und einseitig von der Wahrheit darzustellen.

  1. Am 23. März 2011 wurde in der Heinrich-Heine-Schule Karlshagen die Vereinbarung über Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein und der Projektgruppe „Regionale Geschichte“ unterzeichnet. Den Inhalt der Vereinbarung hatten wir im letzten Infoblatt veröffentlicht. Am Tag der Unterzeichnung zeigten uns die Mitglieder der Projektgruppe, was sie bisher erforscht und als Dokumente und Schautafeln erarbeitet hatten. Zur Jahreshauptversammlung werden wir einige Ergebnisse ausstellen. Wir haben die Schüler zur Jahreshauptversammlung und zur gemeinsamen Fahrt zur Insel Ruden eingeladen. Wir würden uns freuen, wenn unsere Vereinsmitglieder das Gespräch mit ihnen suchen würden.

In der Presse fand die Unterzeichnung der Vereinbarung große Aufmerksamkeit.

  1. Nach wie vor lehnt der Vorstand den Deichrückbau in Peenemünde ab. Zurzeit untersuchen Wissenschaftler der TU Cottbus Probleme des Schutzes der Denkmallandschaft Peenemünde. Wir teilen die Auffassung unseres Vereinsmitgliedes Gerhard Helm. Die Diskussion zum Problem „Wie weiter mit Peenemünde?“ ist noch lange nicht beendet. Das haben wir, Herr Hübner und Herr Felgentreu, auf einem Workshop in Greifswald, anlässlich des 20. Jahrestages des Museumsstandortes Peenemünde, gemerkt. Ein klares Konzept zur Weiterentwicklung der Peenemünder Museumslandschaft muss schnellstens her. Viele gute Ansätze gibt es bereits.

  2. In Peenemünde hat sich im April ein neuer Verein gegründet. Er nennt sich Förderverein „Technikmuseum Wernher von Braun“. Vereinsvorsitzender ist Joachim Reuter, Mitglied unseres Vereins. 2. Vorsitzender wurde Volkmar Schmidt, unser Vereinsvorsitzender. In der Ostsee-Zeitung vom 27. April 2011 wurde der Verein öffentlich vorgestellt. Als Vorstand sehen wir in dem Stellvertreterposten von Volkmar Schmidt eine unglückliche Lösung. Er wird sich selbst dazu äußern. Wer Näheres über den Verein erfahren will, sollte www.TechnikmuseumPeenmünde.de anklicken. (Nachzulesen unter Pressespiegel)

  3. Wie schon vorab informiert führen wir vom 23. September – 25. September 2011 unser Treffen mit Jahreshauptversammlung durch.

Am 23. 09.2011 planen wir als Exkursion eine Schifffahrt auf der Peene, dem „Amazonas des Nordens“. Damit wir eine genaue Teilnehmerzahl bekommen, ist es notwendig, dass uns alle Interessenten so schnell wie möglich das mitteilen.

Spätestens bis 15. Juli 2011.

Wir sind dann den ganzen Tag unterwegs. Die Kosten belaufen sich in etwa um 45 Euro. Den Ablaufplan und die Einladung finden Sie wieder im Infoblatt.


K. Felgentreu

2. Vorsitzender


Vor 50 Jahren – Juri Gagarin der erste Mensch im All


12. April 1961. An diesem Tag startete Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum und umkreiste die Erde mit dem Raumschiff „Wostok“.

Was empfand dieser erste Kosmonaut an diesen Tag? Lassen wir ihn selbst erzählen:


Juri Gagarin Bild: Hamburger Abendblatt

Die Startzeit rückte näher. Gleich musste man uns zum Kosmodrom Baikonur bringen, dass östlich vom Aralsee in der weiten Kasachischen Steppe gelegen ist. Ich brannte vor Ungeduld, selten war mir das Warten so schwer gefallen. Ich wusste, dass das Raumschiff den Namen „Wostok“ (Osten) erhalten hatte.

Alles auf der Abschussbasis verdiente Bewunderung. Am liebsten wäre man immer barhäuptig, die Mütze in der Hand, gegangen. Die rationell angeordneten Startvorrichtungen und die Anlagen in der Bodenstation für die Beobachtung der Weltraumraketen während des Fluges waren vielleicht noch komplizierter als das Raumschiff selbst.

Als erster zu vollbringen, wovon Generationen geträumt hatten, als erster der Menschheit den Weg in den Weltraum zu bahnen, nennen sie mir eine schwerere Aufgabe als die, die mir zugefallen ist. Das ist nicht nur eine Verantwortung nicht nur vor einem Menschen, nicht nur vor Dutzend Menschen, nicht nur vor einem Kollektiv. Das ist eine Verantwortung vor dem ganzen sowjetischen Volk, vor der ganzen Menschheit, vor ihrer Gegenwart und Zukunft.

Ich trat in die Kabine, man brachte mich im Sitz unter, geräuschlos schloss sich die Luke. Jetzt konnte ich die Verbindung mit der Außenwelt, mit den Funkleitern und mit anderen Kosmonauten nur noch über Funk aufrechterhalten.

Ich schaute auf die Uhr. Es war 9.07 Uhr Moskauer Zeit. Ich hörte ein Pfeifen und immer stärker werdendes Heulen und fühlte, wie der Rumpf des gigantischen Schiffes erzitterte und sich langsam, ganz langsam von der Startvorrichtung löste. Es begann der „Kampf“ der Rakete mit der Erdanziehungskraft…

Die Beschleunigung begann sich immer stärker auszuwirken. Ich fühlte, wie mich eine unüberwindliche Kraft immer fester in den Sessel drückte. Obwohl dieser so aufgestellt war, dass sich die Schwerkraft so gering wie möglich auf meinen Körper auswirkte, konnte ich doch kaum die Hand oder den Fuß bewegen. Ich wusste, dass dieser Zustand nicht lange dauern würde, so lange nur, bis das Raumschiff seine Bahn erreicht hatte. Bis dahin aber wurde die Überbelastung durch die ständig andauernde Beschleunigung immer stärker…

Nachdem die dichten Schichten der Atmosphäre durchdrungen waren, wurde der Schutzkegel, der sich an der Spitze des Raumschiffes befand, automatisch abgeworfen. Ich konnte nun durch die Bullaugen die weit entfernte Erdoberfläche sehen. Die „Wostok“ überflog gerade einen breiten sibirischen Fluss. Deutlich zeichneten sich die Ufer und einzelnen Inseln ab…

Wie schön das ist!, rief ich unwillkürlich aus und bekam sogleich einen kleinen Schreck, denn ich sollte ja ständig über den Flugverlauf berichten und mich nicht an den Schönheiten der Natur ergötzen…

Das Raumschiff hatte seine Bahn erreicht. Zuerst war es ein ungewohntes Gefühl, aber bald hatte ich mich daran gewöhnt und konnte mein Flugprogramm weiter ausführen.“


Dieser Flug war darum so schwierig, weil er der erste war. Es waren lediglich die Parameter von den Bedingungen des kosmischen Fluges bekannt, die durch wissenschaftliche Geräte erhalten worden waren. Keiner wusste ausreichend genau, wie der Mensch das in der Gesamtheit erträgt, ob er im Kosmos arbeiten kann, wie sich die Schwerelosigkeit auf ihn auswirkt. Auf alle diese Fragen antwortete Gagarin. Seine Tat ist für immer in die Geschichte der Menschheit eingegangen. Natürlich waren die sowjetischen Bürger stolz, dass aus ihren Reihen der erste Kosmonaut der Welt kam.

Doch der erste Kosmonaut der Welt konnte die interplanetarischen Flüge nicht mehr erleben. Er starb am 28. März 1968 bei einem Trainingsflug. Seine Arbeit wird von Kosmonauten und Astronauten der ganzen Welt fortgesetzt.

Er hat uns alle in den Weltraum gerufen“, sagte US-Astronaut Neil Armstrong.

Der erste Raumflug Juri Gagarins zeigte, dass der Mensch nicht nur in der Lage ist, die Bedingungen des Fluges in das Weltall und die Rückkehr zur Erde zu überstehen, sondern auch in ungewöhnlicher Umgebung fruchtbringend arbeiten kann.

Daher erfolgte am 06. August 1961 ein neuer Start. In der Umlaufbahn befand sich das Raumschiff mit German Titow. Dieser Flug dauerte 25 Stunden und 11 Minuten. Die Wissenschaftler erhielten neues reichhaltiges Material, das ihnen gestattete, den Einfluss der Bedingungen des kosmischen Fluges auf den menschlichen Organismus im Verlaufe eines 24-Stunden-Zyklus zu untersuchen. Die Eroberung des Weltraums ist und bleibt eines der höchsten Ziele der Menschheit. Es ist spannend diese Zeit mitzuerleben.


K. Felgentreu


Dr.-Ing. Helmut Hoelzer – Erfinder des Analogrechners
zum 15. Todestag am 19.August 2011


Im letzten Infoblatt hatten wir schon in einem Artikel das Leben von Dr.-Ing. Hoelzer gewürdigt.

Anlässlich seines Todestages würdigen wir seine herausragenden Leistungen für die Entwicklung der Raumfahrt.


Dr.-Ing. Helmut Hoelzer ist am 19. August 1996 im Alter von 84 Jahren in Huntsville, Alabama verstorben. Sein unermüdliches erfolgreiches Wirken war gekennzeichnet durch die Entwicklung und Nutzung analoger elektronischer Schaltungen, insbesondere für die Flug- und Raketensimulation sowie als integrierte, in Echtzeit arbeitende analoge Bestandteile von Raketensteuerungen, bis hin zum ersten vollelektronischen programmgesteuerten Analogrechner.

Geboren wurde Helmut Hoelzer am 27. Februar 1912 in Bad Liebenstein, Thüringen. Sein Vater, August Hoelzer, war Kaufmann. Nach seinem Abitur im Jahr 1931 arbeitete er kurzzeitig im Reichsbahnausbesserungswerk Meinigen. Von 1931 bis 1939 studierte er Elektronik an der TH Darmstadt. Zusammen mit seinem Lehrer Alwin Walther entwickelte er einen Rechenschieber System Darmstadt mit einem Fehler von lediglich 0,16%.


Dieses Foto zeigt Dr. von Braun auf der linken Seite des General Bruce Medaris und wurde im Herbst 1959, unmittelbar vor dem Medaris Ausscheiden aus der Armee aufgenommen. Zu dieser Zeit arbeitete von Braun und seine Mitarbeiter für die Armee Ballistik Missile Agency in Huntsville, Alabama. Die in der Fotografie wurden identifiziert als Ernst Stuhlinger, Frederick von Saurma, Fritz Müller, Hermarn Weidner, e. w. Neubert (teilweise verdeckt), w.a. Mrazek, Karl Heimburg, Arthur Rudolph, Otto Hoberg, von Braun, Oswald Lange, Medaris, Helmut Hoelzer, Hans Maus, e.d. Geissler, Hans Hueter und George Constan.

Helmut Hoelzer schaut über die linken Schulter von General Medaris (in Uniform) Bild: NASA


Bereits in jungen Jahren vermisste er als Segelflieger ein Gerät, das die Fluggeschwindigkeit über Grund anzeigt. Seine diesbezüglichen Überlegungen führten zu einem Gerät, das als erster Simulator für die absolute Fluggeschwindigkeit anzusehen ist und das die Idee des elektronischen Integrators in sich barg. 1939 schloss er sein Studium an der TH Darmstadt als Diplom-Ing. für Elektronik ab.

Es folgte eine halbjährige Industrietätigkeit im Laboratorium für Hochfrequenztechnik der Firma Telefunken, wo er mit an Funkleitsystemen für Flugzeuge arbeitete. Unmittelbar danach wurde er an die HVA Peenemünde verpflichtet und für das Aufgabengebiet Hochfrequenz-Übertragungsverfahren für Fernsteuerung sowie für die mathematische, experimentelle und konstruktive Behandlung regeltechnischer Aufgaben eingesetzt. Diese Arbeiten waren anteilig in die A4-Entwicklung eingebettet. Während dieser Zeit entwickelte er den ersten elektronischen Analogrechner, der als Simulator einsetzbar war.

1946 promovierte er. Das Thema seiner Arbeit lautete: „Anwendung elektrischer Netzwerke zur Lösung von Differenzialgleichungen und zur Stabilisierung von Regelvorgängen“. Das war die erste Arbeit überhaupt, die einen selbst entwickelten vollelektronischen Analogrechner in Funktion und Einsatz beschrieb.

Im gleichen Jahr übersiedelte er zusammen mit weiteren Mitarbeitern des ehemaligen Forscherteams in Peenemünde in die USA. Hier entwickelte er ganz neuartige analoge elektronische Schaltkreise. Diese wurden bei der Modellierung von Steuersystemen bei Raketen benutzt. Später arbeitete er natürlich auch unter Verwendung der modernen Digitaltechnik.

Dr. Helmut Hoelzer hatte in den USA hohe Positionen inne. 1960 wurde er Marshall Direktor der Berechnungsabteilung in der NASA. Darauf verweist auch die Inschrift eines Gedenksteines hin, der 1995 im Forstamt Neu Pudagla/Usedom aufgestellt wurde. Noch mal zur Erinnerung. Sie lautet:


Forschen Einzelner verändert das Leben Aller.

Zeitweilige Wirkungsstätte des

Dr.-Ing.

Helmut Hoelzer

Erfinder des Analogcomputers

und langjähriger

Director of Computing

im Marshall Space Flight Center, USA.


Als Director of Computing entwickelte er die Fernsteuerung der Mondraketen des Apollo-Programms.

Dr. Hoelzer erhielt für seine Verdienste um die Raumfahrt mehrere Auszeichnungen. Stellvertretend dafür seien genannt: Die „Außerordentliche Verdienstmedaille der NASA“


Die „Kopernikus-Medaille des Kuratoriums Mensch und Weltall“.



Quelle: Gunter Schwarze

RZ-Mitteilungen Nr. 13, Januar 1997



Neue Forschungsergebnisse über Wernher von Braun?


Die Deutsche Presse stürzte sich mit mehr oder weniger spektakulären Artikeln auf Äußerungen einer, akademischen Mitarbeiterin am Lehrstuhl Denkmalpflege der BTU Cottbus. Wie in der Presse erwähnt, arbeitet die TU Cottbus im Auftrag des Kultusministeriums M-V an einem Projekt über die Denkmallandschaft Peenemünde.

Bei Recherchen dazu ist Frau Mense, so heißt die Mitarbeiterin der BTU, auf Briefe und Dokumente von Paul Schröder gestoßen. Er war eigentlich in Kummersdorf tätig und hat nur kurze Zeit, bis 1939, in Peenemünde unter Leitung von Wernher von Braun gearbeitet. Offensichtlich konnte Paul Schröder die Erwartungen vom Chef nicht erfüllen und so trennten sich ihre Wege. Das hat Schröder bestimmt tief getroffen, so dass er sogar noch in den USA versuchte Wernher von Braun in Misskredit zu bringen.

Auf dem Workshop am 27. Mai in Greifswald hat uns der Vertreter von der TU Cottbus, Prof. Leo Schmidt, auf Anfrage von Herrn Hübner, Dokumente über Schröder vorgelegt. Dass es den Mann gab, beweist die Kopie eines Dienstausweises von Kummersdorf und einen Bericht von Prof. Dornberger über die Tätigkeit Schröders in Deutschland vor 1945.

Für die Historiker ist es nun notwendig, die Person Schröder kritisch zu hinterfragen, um sich ein genaues Bild über ihn zu machen. Für die Presse war das ein gefundener Anlass, sich mal wieder über Wernher von Braun auszulassen. Wir akzeptieren nicht, dass Forschungsergebnisse auf derart spektakuläre Weise an die Presse weitergegeben werden.

Es ist, wie Uta Mense selbst sagte, ein subjektiver Blick, auf dessen Formulierung Schröder allerdings viel Energie verwandte.

Wie schrieb uns Ruth Kraft dazu: „Nach meiner Einschätzung verbirgt sich hinter jenem Paul Schröder einer, der sich als verkanntes Genie empfindet.“

Für unsere aktuelle Arbeit haben diese Zeitungsberichte keine Auswirkungen. Wir verfolgen weiter unser Ziel, die Peenemünder Geschichte so darzustellen wie sie war und nicht, wie man sie gern hätte.


K. F.



09.05.2011 - (idw) Brandenburgische Technische Universität Cottbus


Archivfund wirft neues Licht auf Wernher von Braun



BTU Cottbus findet bislang unbekanntes Archivmaterial im Zusammenhang mit der Erforschung der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde Im Kontext der Erarbeitung eines Denkmalpflege-Managementplans für das Gelände der ehem. Heeresversuchsanstalt in Peenemünde ist Uta Mense, akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Denkmalpflege der BTU Cottbus, ein beachtlicher Archivfund gelungen: Es handelt sich dabei um den bislang noch nicht zur Kenntnis genommenen Nachlass des Wissenschaftlers Paul Schröder, der in den Anfangsjahren der Heeresversuchsanstalt neben Wernher von Braun als einer von vier Abteilungsleitern maßgeblich an der Entwicklung der V2-Raketenwaffe beteiligt war und der in den 1950er Jahren in den USA als vehementer Kritiker von Wernher von Braun auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Damit ist Dr. Paul Schröder bis heute eine der wenigen Personen, die frühzeitig Kritik an der Führungsrolle von Brauns in der Raketenentwicklung übten, obwohl er selbst Mitarbeiter der Heeresversuchsanstalt war.

Das Besondere an diesem Nachlass ist, dass er neue Einblicke in die Anfänge der Raketenentwicklung in Peenemünde gibt. Denn anders als die jungen Gefolgsmänner von Wernher von Braun hat er seine Darstellung der Waffenentwicklung nicht für die breite Öffentlichkeit und zum Zwecke der nachträglichen Rechtfertigung und Verklärung des eigenen Handels geschrieben. Dr. Paul Schröder wollte vielmehr die US-Behörden auf diverse Inkompetenzen des ehemaligen Technischen Direktors Wernher von Braun aus Peenemünde aufmerksam machen, weil seiner Ansicht nach die Weiterentwicklung der Raketentechnologie in den USA behindert wurde. Sowohl Wernher von Braun als auch Paul Schröder arbeiteten nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA Wernher von Braun schon ab 1945, erst im Rahmen der Operation Paperclip in Fort Bliss als Kriegsgefangener, ab 1950 dann für die US Army im Marshall Space Flight Center in Huntsville, wo er zum Direktor ernannt wurde. Paul Schröder kam erst 1952 in die USA und arbeitete dort einige Jahre für die US Air Force; danach wechselte er in die Industrie und kehrte 1958 nach Deutschland zurück.

Im Widerspruch zu der bisherigen Darstellung in der Literatur, wonach Wernher von Braun die V2-Rakete entwickelt habe, weist der Autor dieser neuen Dokumente ohne die genauere Erforschung vorschnell vorweg nehmen zu wollen darauf hin, dass Wernher von Braun nach eigenen Misserfolgen bis zur Fertigstellung der Rakete A4 die als V2 bekannt wurde von jeglicher Planung ausgeschlossen war.
Des Weiteren beinhaltet der Nachlass die Korrespondenzen der Witwe Paul Schröders mit verschiedenen ehemaligen Beteiligten der Heeresversuchsanstalt. Hieraus geht deutlich hervor, dass es in seiner Zeit durchaus mehr Mitarbeiter mit einer kritischen Einstellung gegenüber ihrem ehemaligen Vorgesetzten aus Peenemünde, Wernher von Braun, gegeben hat.

Die eingehende Analyse und Einordnung der Person Paul Schröder sowie seines entdeckten Nachlasses wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Eine Kurzvorstellung ist jedoch anlässlich der Veranstaltung 20 Jahre Museumsstandort Peenemünde Bilanz und Ausblick für den 27. Mai 2011 an der Universität Greifswald vorgesehen.
Die Forschungen von Uta Mense sind Teil eines interdisziplinären Projektes, in dem der Lehrstuhl der BTU die nach dem Krieg weitgehend zerstörten Anlagen der ehem. Heeresversuchsanstalt dokumentiert, erforscht und bewertet sowie neue Vermittlungskonzepte der für das Historisch-Technische Museum Peenemünde entwickelt.


www.uni-protokolle.de


Insel Ruden – 17. Station der Denkmallandschaft Peenemünde


Am 5. Mai wurde auf der Insel Ruden eine neue Dauerausstellung zur Geschichte der Inseln Ruden und der Greifswalder Oie eröffnet. Sie wurde im alten Messturm der früheren HVA Peenemünde auf mehreren Etagen eingerichtet. Dargestellt wird auch die militärische und lotsentechnische Nutzung während der DDR-Zeit.

Die Insel Ruden ist nur mit dem Schiff von Karlshagen oder Peenemünde erreichbar. Diese Schiffe fahren aber regelmäßig.

Wir wollen unser Treffen im September nutzen und dem Ruden einen Besuch abstatten.

Vielleicht können wir dort unser gemeinsames traditionelles Foto machen.


K. F.


Osteezeitung 20.05.2011



Neue Ausstellung auf dem Ruden

Die neue Ausstellung auf dem Ruden wurde in einem ehemaligen Messturm der Versuchsanstalten eingerichtet.

Foto: Museum


Peenemünde/Insel Ruden. Eine neue Dauerausstellung zur Geschichte der Inseln Ruden und Greifswalder Oie lockt seit kurzen interessierte Besucher auf die Insel Ruden. Die Ausstellung „Denkmal-Landschaft Ruden“ wurde mit Unterstützung der Gemeinnützigen Regionalgesellschaft Usedom-Peene mbH durch das Historisch-Technische Museum Peenemünde konzipiert und erstellt. Thematisiert wird hier das langjährige Lotsenwesen und auch die militärische Nutzung der Inseln durch die Peenemünder Versuchsanstalten. Diese dienten zwischen 1936 und 1945 der Entwicklung und Erprobung von Flugkörpern mit neuer Technologie wie zum Beispiel der Flugbombe Fi103 („V1“) und der Rakete Aggregat 4 („V2“). Die Forschung diente einzig der militärischen Überlegenheit durch Hochtechnologie. Bei der Errichtung der Peenemünder Versuchsanstalten, der Produktion der sogenannten „Vergeltungswaffen“ und beim Beschuss belgischer, englischer und französischer Städte

verloren tausende Menschen ihr Leben. Die Ambivalenz der Nutzung modernster Technologie wird in Peenemünde deutlich wie an kaum einem anderen Ort.

Die neue Ausstellung auf dem Ruden wurde in einem ehemaligen Messturm der Versuchsanstalten auf mehreren Etagen eingerichtet und besteht aus 28 Schautafeln. Der Turm diente einst der Flugbahnvermessung von Raketen und anderen Flugkörpern mittels Theodoliten. Die Ausstellung stellt die 17. Station der Denkmallandschaft Peenemünde dar, einem vom Museum in Peenemünde ausgehenden und ausgeschilderten Rundweg zu authentischen Orten auf dem etwa 25 km² großen Areal der ehemaligen Versuchsanstalten.


Die Insel Ruden ist Teil der DBU Naturerbefläche Peenemünde, eine von insgesamt 33 Flächen in Deutschland, die die DBU Naturerbe GmbH übernehmen und langfristig für den Naturschutz sichern wird.


Neues vom Büchermarkt



Marcus Laabs, Vereinsmitglied seit 12. Januar 2008, hat uns ein interessantes Buch über seine Familie zugeschickt. Es heißt: „Von Gollnow nach Holzminden – Ein Unternehmen im Wandel der Zeit“.

Es ist eine interessante Chronik der Firma Laabs (Wilago) von 1913 bis heute. Schicksalhaft war, dass die Firma „Wilago“ 1943 von den Nazis beschlagnahmt und enteignet wurde. Das Werk wurde in die Endmontage der V 1 einbezogen und in „Montagewerk Meißen“ umbenannt. Botho Stüwe weist in seinem Buch „Peenemünde West“ darauf hin (S. 599).

Das Unternehmen von Willi Laabs gehörte plötzlich zu einem wichtigen Rüstungsbetrieb in Deutschland. In der großen Fertigungshalle wurden die aus Holz geleimten Gehäuse für die Kurskreisel hergestellt.

Das Kriegsende 1945 zerstörte das Lebenswerk von Willi Laabs, der im Sommer 1945 starb.

Wer Interesse an diesem Buch hat, kann die folgende Webseite nutzen: www.translimes-media.com

bzw. sich an den Verlag Translimes Media, Telefon 07631/936204 wenden.


K. F.


Wissen zum Mitreden


Noch einmal zum Mond!

Wir bezeichnen ja unseren auch als Erdtrabanten. Diesem Titel wird er jedoch nur teilweise gerecht. Zwar kreist der Himmelskörper seit rund vier Milliarden Jahren beharrlich um die Erde, doch pro Monat driftet er um rund drei Millimeter von der Erde weg. Das ergibt pro Jahr eine Strecke von knapp vier Zentimetern. Seit Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch auf dem Mond stand, hat die mittlere Entfernung um rund 1,5 Meter zugenommen. Erst durch die bemannten Mondmissionen kamen Wissenschaftler dieser Wegbewegung des Mondes auf die Spur. Apollo-11-Astronauten haben Reflektoren auf dem Mond installiert, die von der Erde aus mit Laserimpulsen beschossen werden. Aus der Zeit zwischen dem Start eines Pulses bis zu seiner Rückkehr lässt sich mathematisch auf wenige Zentimeter genau bestimmen, wie fern sich Mond und Erde derzeit sind. Gegenwärtig kommen dabei durchschnittliche Messergebnisse von 384 000 Kilometer zustande. Hochgerechnet könnte dieser Wert in den nächsten fünf Milliarden Jahren theoretisch auf bis zu 600 000 Kilometer ansteigen. Doch bis dahin hat sich die Sonne wohl zu einem roten Riesenstern aufgebläht und unseren Planeten in einen glühenden Lavaball verwandelt.


Gefunden in PM 04/2011

Pressespiegel


Nördlich von Kröslin wurde Spitze einer V-2-Rakete entdeckt

Das Objekt wird im Historisch-Technischen Museum Peenemünde konserviert. Experten bringen Teil mit einem missglückten Versuchsstart 1943 in Verbindung.

Von Henrik Nitzsche


Die Spitze stand senkrecht im Boden. Vermutlich stammt sie von einem missglückten Raketenstart. Foto:MZB


Kröslin/Peenemünde Wie erst gestern bekannt wurde, entdeckte am 30. März ein Fischer aus Kröslin Überreste einer V2-Rakete in der Nähe des Historisch-Technischen Museums Peenemünde im schilfbewachsenen Uferbereich von Kröslin. Bei dem Fund handelte es sich um eine verhältnismäßig gut erhaltene Raketenspitze einer Test-V2-Rakete,wie gestern Museums- Kurator Christian Mühldorfer-Vogtmitteilte. Möglicherweise wurde das Mysterium um einen Flug aufgeklärt, der die Experten im Museumschon lange beschäftigte: Laut Schussbericht fand am 19. Februar 1943 in der Heeresversuchsanstalt auf dem Prüfstand VII, im Nordosten Usedoms, der dreizehnte Versuchsstart einer V2-Rakete statt. Die Startnummer war wohl ein böses Omen, denn bei diesem Test klappte nichts. Die Rakete sollte eigentlich einen 200 Kilometer langen Probeflug entlang der pommerschen Küstenlinie absolvieren. Im Heck der Rakete brach jedoch ein Feuer aus, die Umlenkung versagte und sie flog stattdessen in südwestliche Richtung. Die Rakete stürzte nach nur 4,8 Kilometern Flug ab. Der Fund der Raketenspitze legt nahe, dass der ominöse Versuchsstart tatsächlich so abgelaufen ist. Einige Punkte bleiben jedoch nach wie vor offen. Der Fischer hatte am besagten Tag zunächst die Wasserschutzpolizei informiert und über ein ungewöhnliches Objekt berichtet. Da die Polizei von Munitionsüberresten aus dem 2. Weltkrieg ausgegangen war, rückten Mitarbeiter des Munitionszerlegebetriebes Mellenthiner Heide an. „Die Spitze stand senkrecht im Schilf. Zunächst sah es wie eine kaputte Tonne aus“, sagte gestern der Leiter des Munitionszerlegebetriebes, Friedhelm Leppin. Der Testkörper sei sprengstofffrei gewesen. „Wie bei allen anderen Raketenstarts in Peenemünde war die Spitze mit Bitumen oder Sand gefüllt, die das Gewicht des Sprengstoffs simulierten“, so Mühldorfer- Vogt. Nach der Untersuchung im Munitionszerlegebetrieb kam die Raketenspitze Mitte April ins Historisch-Technische Museum. Seitdem wird der Fund aus den 1940er Jahren in der Restaurierungswerkstatt des Museums verwahrt. „Dort wird der Zustand des Objekts genauestens dokumentiert und verschiedene Möglichkeiten der Konservierung abgewogen. Abgesehen von den Verwitterungsschäden, die der beinahe 70jährigen Verweildauer im Schilfbereich geschuldet sind, scheint die Spitze bemerkenswert gut erhalten“, so Mühldorfer-Vogt weiter. Von Deformationsschäden, die eigentlich aufgrund des Aufpralls nach dem Fehl-Flug vorhanden sein müssten, sei nichts zu sehen. „Dieser Umstand ist auch der entscheidende Punkt, der noch der Glaubwürdigkeit des im Schlussbericht dargestellten Geschehenswiderspricht“, betont der Kurator. Mit dem jüngsten Fund verfügt das Museum nunmehr über vier Original-Spitzen von V2-Raketen: Zwei sind im Eingangsbereich des Kraftwerk-Querflügels untergebracht, die dritte Spitze wurde dem originalgetreuen Nachbau einer V2-Rakete im Bereich der Großexponat- Zeitinsel beigefügt. Die neue Raketenspitze soll nach der Konservierung im Schaumagazin des Filmsaals aufgestellt werden.



Workshop "20 Jahre Museumsstandort Peenemünde - Bilanz und Ausblick"

Veranstalter: Forum Peenemünde e. V. und Politische Memoriale e. V. M‐V i.Z.m. HTM Peenemünde und Universität Greifswald


Vor 20 Jahren öffnete das bedeutendste zeitgeschichtliche Museum in Mecklenburg‐Vorpommern. Was als Vereinsgründung von Peenemünder Bürgern begann, hat sich in der Zwischenzeit zu einem hoch professionellen Museumsbetrieb gewandelt. Jährlich besuchen weit über 200.000 Menschen das Museum, um die Überreste der NS‐Raketenentwicklung kennenzulernen.

Das Museum hat sich durch eine herausragende Ausstellung, bedeutende Veranstaltungen und das Engagement der Mitarbeiter nationale und internationale Anerkennung erworben.

20 Jahre museale Arbeit zur Geschichte Peenemündes fordern zu einer Bilanz der historischen Forschung, der musealen und pädagogischen Arbeit heraus. Das Museum steht in einem sich wandelnden lokalen und erinnerungskulturellen Umfeld vor neuen inhaltlichen Aufgaben. Zukünftig wird es eine Erinnerung ohne Zeitzeugen sein. Neue inhaltliche Angebote müssen entwickelt werden, um die Attraktivität des Museumsstandortes langfristig zu erhalten. Die Kooperation mit der Universität Greifswald und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen ist von großer Bedeutung für die notwendige wissenschaftliche Fundierung der musealen Arbeit.

Neue Forschungsergebnisse gilt es zu präsentieren und die bisher geleistete Arbeit fachlich zu reflektieren.
Der Workshop will zu einer kritischen Bilanz der zurückliegenden Jahre beitragen, um neue Fragestellungen zu diskutieren und in die zukünftige museale Arbeit zu integrieren.



Ostseezeitung 24.03.11

Gleichberechtigte Partner: Jugendliche Neugier & fundiertes Wissen


Projektgruppe „Regionale Geschichte“ der Karlshagener Heinrich-Heine-Schule unterzeichnet Kooperationsvertrag mit dem Förderverein „Peenemünde — Geburtsort der Raumfahrt“.


Karlshagen/Peenemünde (OZ) - Erik Schauerhammer ist ein Geschichtsfan. Der 14-Jährige aus Karlshagen interessiert sich vor allem für den Zweiten Weltkrieg und die Geschichte der DDR.

Schon bald könnte Erik das jüngste Mitglied im Förderverein Peenemünde „Peenemünde — Geburtsort der Raumfahrt“ sein. „Unsere Mitglieder sind zwischen 50 und 70 Jahre alt, wir brauchen junge Leute“, sagte Volkmar Schmidt, Vorsitzender des Fördervereins, bei einem Treffen in der Karlshagener Heine-Schule. Kurze Zeit später setzte er seine Unterschrift unter eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein und der Heine-Schule, Projektgruppe „Regionale Geschichte“.

Seit neun Jahren leitet Lehrerin Regina Juretzko den Kurs, der vor allem auf das Historisch-Technische Museum (HTM) Peenemünde — Ansprechpartnerin ist Ute Augustat — als Partner setzt. Schulleiterin Marlies Schönberg bezeichnete Regina Juretzko als „Motor, der prima läuft“. Mit Ausstellungen, dem Film „Mit dem Fahrrad auf den Spuren der Geschichte“, Führungen durch das Kraftwerk, Aktionen beim Museumstag und dem Bau von Modellplatten zur Entwicklung der

Infrastruktur im Inselnorden brachte sich die Gruppe aktiv ins Museumsleben ein. „Einmal im Jahr gehen unsere Schüler auch mit dem Staublappen durchs Museum“, sagt Regina Juretzko.

Claudia Nickel, Heike Bergmann, Michelle Puhane, Manueal Habeck und Erik Schauerhammer (v.l.) sprechen über das jüngste Modell, das Karlshagen im Jahre 2009 zeigt. Zur Gruppe gehören außerdem Nils Steffen und Tom Walter, die sich dem Modellbau widmen.

Foto: H. Nitzsche


Besonders stolz ist sie, dass ihr Kurs bereits zum zweiten Mal beim Bundeswettbewerb des Bundespräsidenten dabei ist. Diesmal lautete das Thema „Skandale in der Geschichte“. Ganz klar, dass sich die Heine-Schüler einem Kapitel vor Ort widmeten. In den längst verschickten Unterlagen geht es um die spektakuläre Flucht des sowjetischen KZ-Häftlings Michael Dewjatajew (siehe Infokasten) aus Peenemünde.

Neugier in Wissen zu verwandeln“ — auf dieser Basis wollen der Förderverein und die Projektgruppe als gleichberechtigte Partner künftig bei der Erforschung und Darstellung der Peenemünder Geschichte an einem Strang ziehen. „Wir helfen auch mit dem einen oder anderen Euro“, versprach Schmidt. Der Verein, der mittlerweile 86 Mitglieder — darunter aus Holland, Frankreich, England und USA — zählt, gründete im Mai 1991 das damalige Historisch-Technische Museum in Peenemünde, „um die Geschichte zu erforschen und zu bewahren. Die Geschichte muss man aber im Ganzen sehen. In Peenemünde wurde eine Waffe gebaut, das ist die negative Seite. Hier war aber auch die Geburtsstätte der Raumfahrt“, so der Vereinsvorsitzende. Er zollte den Schülern Respekt, dass sie sich beim Bundeswettbewerb mit Dewjatajew auseinandersetzen. „An diesem Menschenschicksal kann man sehr viel Zeitgeschichte ablesen.“

Spektakuläre Flucht vom Flugplatz

Am 8. Februar 1945 gelang dem sowjetischen KZ-Häftling Michael Dewjatajew und neun weiteren Häftlingen mit einem Bombenflugzeug He 111 die Flucht vom Flugplatz Peenemünde-West. Dewjatajew gelang es nach einigen Schwierigkeiten, den Bomber zu starten. Sie flogen über die Frontlinie, die sich bereits kurz vor der Oder befand. Beim Überqueren der Front wurden sie von der sowjetischen Flak abgeschossen. Allerdings gelang Dewjatajew mit dem Flugzeug eine Notlandung, so dass alle Insassen die Flucht unverletzt überlebten.

Nachdem er sich aufgrund von Zweifeln am Ablauf der Flucht zunächst Vorwürfen der Kollaboration mit den Deutschen ausgesetzt sah und zwei Monate in Untersuchungshaft verbracht wurde, kam er im Sommer 1945 nach Hause. Zwölf Jahre später wurde er durch Bemühungen von Sergej Koroljow (Raketen-Konstrukteur) in der sowjetischen Öffentlichkeit bekannt und mit dem Ehrentitel „Held der Sowjetunion“ ausgezeichnet. Im Sommer 2002 besuchte Dewjatajew das letzte Mal Peenemünde, im November des gleichen Jahres starb er.

Henrik Nitzsche



Technik und historische Darstellung sollen gleichen Stellenwert bekommen“

In Peenemünde wurde der Förderverein „Technikmuseum Wernher von Braun“ gegründet. Die Initiative setzt auf die Zusammenarbeit mit dem HTM und auf Transparenz.

Peenemünde (OZ) - Mit einer kühnen Vision traten sie im April 2009 erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit: Matthias Brauer und Joachim Reuter wollten den Prüfstand VII in Peenemünde nach historischen Vorlagen wieder aufbauen. Das Sauerstoffwerk, die Arena um den Prüfstand und die Abschussrampe der V 1 waren ebenfalls Hauptbestandteile des geplanten Technikmuseums.

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Mit diesem Modell vom Prüfstand VII und einer Arena trat die Projektgruppe Technikmuseum vor zwei Jahren erstmals in der Region in Erscheinung, jedoch haben sie sich wohl teilweise davon verabschiedet. Jetzt wollen sie ihre Aktivitäten als Verein erweitern.

Foto: Verein

Jetzt, zwei Jahre später, haben sie sich anscheinend von der spektakulären Anlage im Wald verabschiedet. Von Peenemünde aber noch nicht. Aus der Projektgruppe ist der Förderverein „Technikmuseum Wernher von Braun“ geworden. „Wir sind neun Mitglieder“, sagt Volkmar Schmidt, 2. Vorsitzender des Vereins. Mit Joachim Reuter schwingt ein alter Bekannter das Zepter als Vorsitzender. Sein Geschäftspartner Matthias Brauer ist Ehrenmitglied.

Unser Ziel ist, die wissenschaftliche Komponente im Historisch-Technischen Museum noch klarer darzustellen. Die Technik und die historische Darstellung sollen den gleichen Stellenwert bekommen“, sagt Schmidt, der auch Vorsitzender des Fördervereins Peenemünde ist. Er sieht sich als Multiplikator zwischen dem Technikverein und dem Museum, das anhand von Dokumenten, Originalteilen, Zeitzeugeninterviews und Modellen im historischen Zusammenhang den Weg von den Träumen der ersten Raketenpioniere über zivile Raumfahrt bis zur Entwicklung der ersten militärischen Großrakete in Peenemünde darstellt. „Sollte es allerdings Aktivitäten geben, die dem Museum schaden, werde ich sofort austreten“, betont Schmidt. Ein eigenes Museum sei derzeit noch utopisch. „Wir wollen eine ausgewogene Ergänzung für die jetzige Ausstellung, ohne die technische Leistung zu glorifizieren“, so Schmidt mit Blick auf den Nationalsozialismus. Oberstes Prinzip des Vereins sei die Transparenz.

Für den Vereinsnamen hätten sie sich entschieden, „weil Wernher von Braun nun mal der geistige Vater und weltbekannt ist. Ein gewisser provokanter Gedanke im positiven Sinne ist auch dabei“, betont der 2. Vorsitzende, der nun mit seinen Mitstreitern Spenden einwerben will. „Wir wollen in der

Raumfahrtindustrie oder bei Forschungsunternehmen Geld sammeln. Vorträge sind auch geplant. Später sollen für das Museum Exponate besorgt werden.“ Die überschaubare Mitgliederzahl (9) soll durch namhafte Kosmonauten oder Experten aus der Wissenschaft aufgestockt werden. „Nachwuchs ist natürlich auch willkommen“, so Schmidt, der für die nächsten zwei Jahre keine sichtbaren Ergebnisse prophezeit.

Wenn der Verein registriert ist, soll der Kontakt zum HTM gesucht werden. Museums-Geschäftsführer Michael Gericke: „Ich weiß noch nicht, wer die handelnden Personen sind, und was der Verein überhaupt vorhat. Ich weiß nur, dass sie den Prüfstand VII wieder aufbauen wollen“, sagt Gericke.

Info: 01 72 / 9 14 85 09

www.TechnikmuseumPeenemuende.de

Henrik Nitzsche



Unser Mitglied Gerhard Helm schrieb dazu einen Leserbrief


Neuer Förderverein????


Und was ist mit dem „alten“ Förderverein, dessen erster Vorsitzender Herr Schmidt ja wohl noch ist. Oder ist hier eine Absetzbewegung zu erkennen, weil sein Verein nun überflüssig erscheint, denn der „neue“ Verein hat im Programm all das, was der „alte“ seit 20 Jahren hätte anstreben müssen.

Herr Schmidt muss sich entscheiden, was er wirklich will. Begnügt sich der „alte“ Verein damit, vierteljährlich eine Postille herauszugeben und einmal jährlich ein Treffen zu organisieren ist das Ende absehbar. Ob der Verein weitere Projekte im Sinne Peenemündes verfolgt ist nach außen hin nicht erkennbar. Es gab nur zwei Großprojekte (A4 Nachbau und V1-Schleuder) die vom Verein, soweit bekannt, aktiv gefördert wurden. Ein mageres Ergebnis für eine 20-jährige Tätigkeit.

Die Peenemünder Geschichte ist auch heute noch reich an Themen, die abgearbeitet werden sollten, besonders im Technikbereich und der Wiederbeschaffung von historischen Dokumenten. Zwei Fördervereine, ein HTM und bald wieder ein Peenemünde-West-Museum fördern keine wissenschaftlich belastbare Geschichtsaufarbeitung, sondern nur die Aufsplitterung oder schlimmer, das Konkurrenzdenken und das Vergeuden von Ressourcen, besonders finanzieller.

Man kann sicher über die politische Ausrichtung des HTM streiten, aber als größtes Museum am Platz wäre es sinnvoll, hier eine Führerschaft über die Vereinsmeierei zu übernehmen um ein klein-klein zu verhindern.

Als langjähriges Mitglied des „alten“ Vereins muss ich mir die Frage stellen wieweit eine Teilnahme überhaupt noch sinnvoll ist bei dieser Gemengelage, wenn schon der erste Vorsitzende als Kapitän, vor allen anderen, den sinkenden Kahn verlässt um anderswo nur erster Offizier zu werden mit ungewissem Ausgang.


schreibt Gerhard Helm aus Norderstedt







Welt Online 19.06.2011

Raketen

Autor: Ulli Kulke|27.05.2011

Historikerstreit – Baute Wernher von Braun die V2?

War Wernher von Braun der geniale Manager von Hitlers Raketenschmiede? Wissenschaftler glauben, dass er von der Planung der Rakete V2 ausgeschlossen war.

Ist Kolumbus nur als Schiffsjunge nach Amerika gefahren, war Goethe nur ein billiger Plagiator? Solche Fragen mögen absurd erscheinen. Doch bei einer anderen Ikone der Geschichte wird sie gerade ganz ernsthaft gestellt: Hatte Wernher von Braun (1912-1977) in Wahrheit vom Raketenbau gar keine Ahnung? Hat er seine Zeitgenossen und die Nachwelt nur geblufft? Er, der für Hitler angeblich die Rakete V2 entwickelte, von denen die Nazis Tausende nach London und Südengland schossen, und auf deren Basis später für die Amerikaner die Mondrakete "Saturn V"?

Zwei Wissenschaftler der Technischen Universität Cottbus wandten sich kürzlich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, mit der sie diese Sichtweise nahelegen – "ohne die genauere Erforschung vorschnell vorweg nehmen zu wollen", wie sie schreiben. Sie stützen sich auf das Dossier eines früheren Mitarbeiters von Brauns, aus dem ihrer Ansicht nach hervorgeht, dass dieser bei der V2 nach einigen Misserfolgen "von jeglicher Planung ausgeschlossen war".



Paul Schröder



Verhältnis zur Wernher von Braun

Paul Schröder war Ende der 30er Jahre einer der führenden Ingenieure, die in Peenemünde unter Wernher von Braun an der Raketenentwicklung beteiligt waren. Wegen persönlicher Differenzen – Schröder hielt von Braun für arrogant, von Braun hielt Schröder für einen unverbesserlichen Pessimisten – wurde Schröder in den 40er Jahren auf unbedeutenderen Posten abgeschoben.

Zitate: von Brauns Leistung…

Paul Schröder schreibt: "Für die Entwicklung der VS Rakete wurden alle wesentlichen Entscheidungen, die an sich Sache des technischen Direktors gewesen wären, nicht von Braun, sondern von Dr. Dornberger gemacht (Generalmajor bei Ende des Krieges). Keiner der erfolgswichtigen wissenschaftlichen oder technischen Beiträge stammt von Braun.

... Karriere ...

Seiner Ernennung zum Referenten des Waffenamts und technischen Director erfolgte auf Grund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen. Seine einflussreiche Familie verhinderte auch, dass er für Rückschläge verantwortlich gemacht wurde, die ganz klar auf seine Unfähigkeit zurückgingen, diese Stellung auszufüllen.

... Inkompetenz ...

Dornberger nahm ihm so weit als möglich die tatsächliche Leitung Peenemündes aus der Hand. Zwischen 1938 und 1942 war Brauns Title (in technischer Hinsicht) kaum mehr als eine Formsache. Als er Ende 1942 wieder Handlungsfreiheit erhielt, gelang es ihm, das bereits vorhandene Gerät gründlich zu verderben. Aber schließlich flog das Gerät wieder, wenn auch niemand mehr bestimmt voraussagen konnte, wohin.

... und Selbststilisierung

Dafür erhielt Braun von Hitler den Professortitel. Selbstverständlich war Braun Parteimitglied, was ihn natürlich nicht daran hindert, hier in den Vereinigten Staaten zu behaupten, er habe unter ,Hitlerterror' (sein Ausdruck) zu leiden gehabt."

Das Papier

Bei dem Zitat handelt sich um die deutsche Zusammenfassung eines ausführlichen Papiers („How the German V2 Rocket came into being“), das Paul Schröder in den 50er Jahren in den USA verfasste und das er dort an Medien und Regierungsstellen verteilte. Ein Exemplar findet sich im Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg.

Uta Mense, Denkmalpflegerin an der Hochschule, spürte die Papiere im Rahmen einer Arbeit über die frühere Heeresversuchsanstalt Peenemünde kürzlich im Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg auf. Bei dem Autor des Dossiers handelt es sich um Paul Schröder, der Ende der 30er Jahre bei den Raketenversuchen in Peenemünde in von Brauns Team als Mathematiker an der Entwicklung der Flugsteuerung beteiligt war.

In den 50er Jahren wandte er sich mit dem Schriftsatz in Amerika an die Presse und an Regierungsstellen. Von Braun war bereits 1945, gemeinsam mit etwa 100 seiner Mitarbeiter aus Peenemünde, von den Amerikanern im Rahmen des Projektes "Paperclip" in die USA geholt worden, um dort die Raketenforschung voranzutreiben.

Schröder habe mit seinem Schriftsatz "die US-Behörden auf diverse Inkompetenzen des ehemaligen Technischen Direktors aus Peenemünde aufmerksam machen wollen, weil seiner Ansicht nach die Weiterentwicklung der Raketentechnologie in den USA behindert wurde", heißt es in der Erklärung aus Cottbus.

Schröder zählte 1945 nicht zu den Übersiedlern um von Braun, zog 1952 aus eigenen Stücken in die USA, arbeitete dort bei der Luftwaffe, ging 1958 zurück nach Deutschland und starb 1960. So konnte er nicht mehr miterleben, wie von Braun in den 60er Jahren zum Weltstar avancierte, der die Entwicklung der Mondrakete "Saturn V" entscheidend vorantrieb und an allen Raumfahrtprogrammen von "Mercury" über "Gemini" bis "Apollo" führend beteiligt war.

Insbesondere bei der Steuerungstechnik habe von Braun damals schmählich versagt, schreibt der Kritiker und geht sehr ins Detail, führt dabei viele Fälle an, bei denen seine eigene Einschätzung sich als die treffendere und die seines Vorgesetzten von Braun als die falsche herausgestellt habe. An gleich mehreren Stellen des Schriftsatzes stellt er die Bedeutung seiner eigenen Person pointiert heraus: Anlässlich der Verleihung eines Ordens an ihn habe General Walter Dornberger, Kommandeur der Versuchsanstalt, gesagt: "Wenn Schröder nicht in Peenemünde gewesen wäre, gäbe es keine V2."

Aus der Abwesenheit von Brauns bei wichtigen Sitzungen schließt Schröder, dass Dornberger von Braun für mehrere Jahre alle Kompetenzen entzogen habe, während er, Schröder, als Mitarbeiter in der Achtung der anderen Kollegen stets gestiegen sei. Auch kann er sich einen längeren Seitenhieb auf die Doktorarbeit von Brauns nicht verkneifen:

Doktor dank guter Beziehungen

Sie bestehe aus einer "Bildersammlung" sowie einem Text, der "etwa dem Niveau eines Studenten im zweiten Semester entspricht". Und: Man habe dem Aspiranten dafür den Doktor der Philosophie verliehen, nicht den für Naturwissenschaften, wie der promovierte Ingenieur Schröder kritisch despektierlich anmerkt. Den Doktorgrad überhaupt habe von Braun allein den guten Beziehungen seiner Familie zu verdanken.

Stürzt das Denkmal von Braun nun ein? Wie ist der Fund aus dem Freiburger Archiv zu beurteilen? Eine Bewertung des Dossiers (zu dem auch ein Briefwechsel Schröders unter anderem mit Dornberger gehört) durch Raumfahrthistoriker hatten die Cottbusser Wissenschaftler vor ihrem Gang an die Öffentlichkeit nicht ins Auge gefasst. "Der Fund war als solcher schon Nachricht genug", sagt Leo Schmidt, an der Cottbusser TU Chef der Finderin Uta Mense, zu "Welt Online".

Braun fand ihn unerträglich pessimistisch

Michael Neufeld, Raumfahrtexperte am "National Air and Space Museum" in Washington, hat vor vier Jahren die mit Abstand gründlichste und mit knapp 700 Seiten umfangreichste Biografie über Wernher von Braun vorgelegt ("Wernher von Braun. Visionär des Weltraums – Ingenieur des Krieges". Siedler Verlag). Darin kommt auch Schröder vor, freilich nur in einer kurzen Passage: "1937 hatte von Braun einen begabten Mathematiker, Dr. Paul Schröder, für die Leitung der kleinen Abteilung zur Theorie der Steuerung angeworben, aber die beiden kamen nicht gut miteinander aus.

Der Mathematiker hielt den Ingenieur für arrogant und anmaßend; von Braun fand ihn unerträglich pessimistisch. 1939 schob er ihn mit Dornbergers Einverständnis ab und heuerte Dr. Hermann Steuding von der Technischen Universität Darmstadt an." Hat sich da in den 50er Jahren also ein gekränkter Geist seinen Frust von der Seele geschrieben, voller Neid und Missgunst, ohne etwas Neues über den großen Raketenmann ans Licht zu bringen?

"Eine sehr einseitige Sicht auf die V2"

Neufeld – der seinen Protagonisten für die Zuarbeit von KZ-Arbeitern für seine V2 im Buch deutlich zur Rechenschaft zieht – sieht es genauso. Auch wenn er gar nicht in Frage stellt, dass von Braun Fehler beging und schon gar nicht dass er, der "Manager", die meisten Ingenieurleistungen an die Abteilungen delegiert habe. Auch als Manager habe er Fehler begangen, all dies sei bekannt. Dabei habe er sich – dies auch aus purer Neugier – ständig um technische Details gekümmert, mit mancher Fehleinschätzung. Ihm allerdings Inkompetenz bei der Entwicklung der Flugsteuerung vorzuwerfen, ist aus Neufelds Sicht absurd.

Noch absurder die Feststellung, ihm sei dafür von Kommandeur Dornberger jede Mitsprache untersagt worden. Schröder, der zwei Jahre dafür zuständig war, habe die Zuarbeit von Siemens und anderen Firmen besorgt, nach der Versetzung Schröders habe von Braun genau für diesen Bereich eine neue Abteilung aufgebaut, die diese Abhängigkeit von der Privatwirtschaft vermindern sollte. Neufeld sieht Schröders Papier als eine "sehr einseitige Sicht auf die Entwicklung der V2".

Strategische Besprechungen mit Hitler

Durchgehend übte von Braun das Amt des Technischen Direktors der Versuchsanstalt aus, bis 1945. Über all die Jahre war von Braun immer wieder dabei, als Dornberger strategische Besprechungen mit Hitler, mit Rüstungsminister Fritz Todt und seinem Nachfolger Albert Speer oder anderen nationalsozialistischen Größen abhielt.

Mit Dornberger und mit Speer war er eng befreundet. Neufeld zitiert an mehreren Stellen von Brauns Sekretärin Dorette Schlidt (sie lebt heute noch an seiner US-Wirkungsstätte Huntsville), die von mehreren Sitzungen in Peenemünde über technische Details berichtet, alle unter der Leitung von Brauns, in denen natürlich auch Kritik am technischen Fortgang deutlich geäußert wurde.

Die Cottbusser Wissenschaftler stellen nicht in Abrede, dass von Braun aufgrund seiner Eloquenz und seines überzeugenden Auftretens als "Repräsentant" für die V2-Entwicklung durchgehend gefragt und auch im Einsatz war. Die Entwicklung der Technik aber habe er anderen überlassen müssen, betonen sie.

Von Brauns Stärke war das Management

So mag es gewesen sein. Aber was ist daran neu? "Nichts", sagt Jesco von Puttkamer, der 1963, frisch von der Technischen Hochschule Aachen kommend, zu von Brauns Team in Huntsville stieß. Er war maßgeblich am Mondfahrt-Projekt beteiligt und ist heute noch bei der Nasa beschäftigt, als "Chefvisionär", als gefragter Berater und als Gedächtnis aus den frühen Jahren der Raumfahrt. Der findet die Aufregung um Schröders Dossier "zum Schreien komisch", wie er "Welt Online" sagt, wenn auch das Schriftstück selbst über weite Strecken korrekt sei.

Es zeichne allerdings "von Braun nicht im geringsten" in dem Licht, in dem ihn die Erklärung der Cottbusser Wissenschaftler und daraufhin auch einige voreilige Beiträge in den Medien jetzt erscheinen ließen. "Niemand hat behauptet, von Braun hätte die Flüssigkeitsrakete erfunden oder die V2 allein entwickelt." Er selbst, von Puttkamer, habe stets erklärt, "dass von Braun kein Spitzenwissenschaftler war, also ein alle überragender Spezialist, sondern einfach ein enorm durchintegrierter Generalist. Seine Stärke war das Management."

Visionen lange vor dem "Sputnik-Schock"

Was den langjährigen Mitarbeiter von Brauns an dem Dossier besonders gut gefällt, ist die ausführliche Beschreibung der Träumereien von Brauns über die Reise zum Mond und zum Mars. Für Schröder waren sie einer der Kritikpunkte, auf die er die Regierung in Washington aufmerksam machen wollte. Dies zu einer Zeit, als dort noch niemand über die Weltraumfahrt nachdachte, der "Sputnik-Schock" noch ausstand, als alle Raketenüberlegungen noch in Richtung Sowjetunion gingen, nicht zum Mond.

Dabei hatte von Braun nie einen Hehl gemacht aus seinem wahren Ziel, eben den anderen Himmelskörpern. Hin und wieder sprach er – im kleinen Kreis – auch in Peenemünde davon, wo dies streng verboten war. Seine fernen Visionen gelten denn auch als ein Anlass dafür, dass er 1944 von der Gestapo verhaftet wurde, 14 Tage im Gefängnis saß und nur durch Vermittlung von Speer und anderen Nazigrößen frei kam, wie Neufeld ausführlich berichtet.

Mehr Publicity, als ihm lieb war

Wenn Schröder im Hinblick auf die Himmelsträumereien kritisch an die Adresse Washingtons schreibt, von Braun sei immer der kleine Junge geblieben, auch bei seiner ernsthaften Arbeit in Peenemünde, so sagt Puttkamer heute, dass genau dies der Grund dafür gewesen sei, warum von Braun die Menschen in seiner Umgebung so hingebungsvoll begeistern konnte.

Seine Haft und seine Vorliebe fürs Weltall führte von Braun nach seiner Übersiedlung in die USA schließlich selbst immer wieder an, um seine Verstrickung in Nazi-Gräuel und seine Bedeutung insgesamt herunterzuspielen. Es war gerade die Forschung, die ihn ins Zentrum der Raketenforschung hob, auch in den 60er Jahren in den USA, als ihm die Publicity mehr als einmal zu viel wurde.

Kein Vergleich mit Guttenberg

Bleibt noch die inkriminierte Doktorarbeit. Offenbar war Schröder bei seiner Kritik eines nicht klar, was heute durch eine fünfminütige Recherche im Internet jeder sehen kann. Viele Universitäten, darunter auch die renommiertesten des Landes, vergeben – und vergaben damals – für Promotionen in Physik den Titel "Dr. phil".

Auch wurde von Brauns Dissertation, die laut Neufeld ("hervorragend") aus etwa 150 Seiten bestand und nicht aus Bildern, sondern aus seitenlangen Formeln, nach dem Krieg in einer renommierten Fachzeitschrift nachgedruckt. Insofern ist es vielleicht doch wieder etwas voreilig, wenn jene Zeitschrift aus Hamburg, die sich schon einmal darin übte, Wesentliches aus dem Dritten Reich "umzuschreiben", jetzt den Fall Wernher von Braun mit dem Fall Guttenberg vergleicht.



In eigener Sache

Anlässlich des 20. Jahrestages der Eröffnung des Museums Peenemünde wurde durch das Historisch-Technische Museum eine Broschüre in kleiner Auflage erstellt. Die Geschäftsführung des Historisch –Technischem Museums hat für jedes Mitglied unseres Vereins ein Exemplar zur Verfügung gestellt. Es wird ihnen zusammen mit dem Infoblatt zugesandt. L. Hübner
Wir danken für die eingegangenen Spenden
Frau Heidrun Wonneberger 20,00 €
Herrn Dipl. Ing. Walter Haarmann 100,00€
Frau Margarete Reimer 30,00€















Im April hatten Geburtstag


Herr Klaus Felgentreu, Karlshagen; Herr Jürgen Pein, Kirchheim;

Frau Roswitha Harke, Hannover; Frau Ursula Oehmke, Bad Oldeslohe;

Herr Werner Kuffner, Peenemünde; Herr Rolf - Dieter Basler, Elmshorn;



Im Mai hatten Geburtstag


Herr Joachim Reuter, Mönkeberg; Herr Wolfgang Vetter, Greiz/Sachswitz;

Frau Ulrike Chust, Peenemünde; Herr Michael Beinhardt, Duisburg

Herr Kurt Graf, München; Herr Ralf Rödel, Karlstein;


Im Juni haben Geburtstag


Frau Ute Schäfer, Wanderup; Herr Rainer Koch, Peenemünde;

Frau Helga Hagen; Syke; Herr Andre Kleinert, Ballenstedt;

Herr Hartmut Stöckmann, Pritzier; Herr Bruno Krauspenhaar, Hohndorf;

Herr Gerhard Helm, Norderstedt; Frau Maria Klar, Flensburg;



Gerade Verbindung 24

Herausgeber: Förderverein Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt" e.V.,

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V. Waldstraße 03 17449 Karlshagen; Tel.: 038371/20106; 038371/20695

e-mail: huebner-l@t-online.de Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: „Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg

Alle Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk vervielfältigt

Bankverbindung:: Beitragskonto: 384 000 487; Spendenkonto: 384 001 432 Bankleitzahl: 150 505 00 Bank: Sparkasse Vorpommern

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