Der Vorstand informiert

  1. Thomas Köhler, 2. Vorsitzender unseres Vereins und Kurator im HTM, hat uns einen Film mit einer Drohne als virtueller Rundgang im HTM vorgestellt. Die Bilder sind sehr eindrucksvoll. Zu sehen ist dieser Rundflug im Museum online:
    https://youtu.be/tMzxnXUtgPM bei www.youtube.com

    • Drohnenflug – Historisch Technisches Museum Peenemünde – Virtueller Rundgang.

Ein Spind wurde wieder eingerichtet

Foto: L. Hübner


  1. Herr Hübner, Herr Weber, Herr Neidel und die Marinekameradschaft Bug 1992 e.V. haben sich um das Museumsschiff „Hans Beimler“ gekümmert. Es wurde gereinigt und renoviert. Die Mannschaftskabinen wurden u.a. weiter ausgebaut. Damit ist das Schiff für die Saison gut vorbereitet.

  1. Für die Ausstellung über die Geschichte des Jagdfliegergeschwaders 9 sind die ersten zwei Standsäulen angekommen. Die Vitrinen kommen Mitte Juni dazu.

  1. Auf der nächsten Vorstandssitzung im Juni wollen wir den weiteren Ablauf für die Ausgestaltung der Ausstellung beraten. Es geht um Tafeln, die noch gestaltet werden müssen, sowie über den Inhalt der Ausstellungsstücke für die Vitrinen.

  1. In der Zeit vom 01.10./03.10.2021planen wir unsere diesjährige Jahreshauptversammlung. Den genauen Ablaufplan geben wir im nächsten Infoblatt bekannt.













Wir hoffen, dass mit der weiteren Verbesserung der Situation um den Virus wieder eine stabile Arbeit des Vorstandes möglich wird.

Klaus Felgentreu
Vorstand

30 Jahre Förderverein Peenemünde – 30 Jahre Historisch-Technisches Museum Peenemünde

Am 9. Mai 2021, vor 30 Jahren, wurde das Historisch – Technische – Informationszentrum (HTI) in Peenemünde feierlich durch die Bürgermeisterin von Peenemünde, Frau Kühne, in der Bunkerwarte eröffnet. Symbolisch nahm sie den Schlüssel entgegen. Den Kollegen um Herrn Pahl, ehemaliger Chef des Kraftwerkes, war es zu verdanken, dass dieses Informationszentrum eröffnet wurde.

Der Gründung des HTI waren umfangreiche Recherchen, sowie akribische Arbeit vorangegangen.
Ehemalige Peenemünder standen nach fast 40 Jahren fasziniert an der Stelle, wo am 03. Oktober 1942 der erste Schuss mit einer Großrakete A4 in den Weltraum erfolgte. Heute symbolisiert ein Markierungsstein im P VII diese Stelle.

Was bewegte einige Bürger sich mit der Vergangenheit Peenemündes vor 1945 zu befassen?
War es die Verantwortung und das Interesse sich mit dieser Zeit auseinanderzusetzen? Ich glaube es war beides!

Spurensuche im Gelände

Quelle Archiv HTM

Quelle Archiv U. Chust

Es begann die Zeit des intensiven Suchens nach Überresten dieser Vergangenheit. Ehemalige Peenemünder und interessierte Bürger wie Herbert Lucht, Frau Linde, Walter Schumann, Reinhold Krüger, Botho Stüwe, Herr Adrion, Harald Tresp, Dieter Frenzel, Joachim Saathoff und viele andere haben wesentlichen Anteil an der inhaltlichen Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte. Nicht zu vergessen die ehemaligen Mitglieder der Interessengemeinschaft „Ehemaliger Peenemünder“, unter Leitung ihres Vorsitzenden Herrn Grösser.

Gründungsversammlung Quelle Archiv U. Chust

Weil die Funde, Unterlagen, Dokumente, Fotos, Filme, Sachzeugen und gesammelten Kenntnisse der Peenemünder immer umfangreicher wurden, fanden die Vereinsmitglieder des „Neuen Historischen Vereins Peenemünde“ in der Bunkerwarte des Kraftwerkes eine Möglichkeit zur Ausstellung für die Öffentlichkeit. Das Kraftwerk Peenemünde hat am 01.04. 1990 seinen Betrieb eingestellt. Der letzte Kraftwerkdirektor, Joachim Pahl, schlug die Bunkerwarte, die nicht mehr gebraucht wurde als kleines Museum vor. Ehemalige Kraftwerker und ABM-Kräfte der Gemeinde.

Peenemünde gingen nun daran, die Bunkerwarte dafür herzurichten. Gleichzeitig wurde von diesen Enthusiasten ein Modell des Nordteils der Insel Usedom gebaut.
Die Mitglieder des „Neuen Historischen Vereins“ beschlossen einen gemeinsamen Verein zu gründen, der eine neue Etappe bei der Aufarbeitung der Peenemünder Geschichte einleiten sollte.

Am 23. Februar 1991 wurde dann der „Förderverein zum Aufbau eines Historisch-Technischen Museums Peenemünde – Geburtsort der Raumfahrt“ e.V. gegründet. Der „Neue Historische Verein“ ging in diesem Verein auf. In dem Förderverein Peenemünde fanden sich viele Freunde und Helfer zusammen, die nicht nur die Bunkerwarte zum Museum ausbauten, sondern ihr erstes großes Modell bauten – den Prüfstand VII, der heute noch im HTM zu sehen ist und auf seine Restaurierung wartet. Eine Reihe von Projekten konnte mit Hilfe von Spenden und Vereinsgeldern verwirklicht werden.

So wurde das HTI und später das HTM ein Museum von nationaler und internationaler Bedeutung, das bisher 6,5 Millionen Besucher begrüßen konnte.

kf

Erlebnisse eines „Peenemünder Jungen“ 1944/45 (Fortsetzung)

Ing. Karl Bührer

Quelle: K. Bührer

Karl-Willi Bührer schildert weiter seine Erlebnisse als 14-jähriger Junge vom Tag der Abfahrt 1944 nach Süddeutschland. In Zinnowitz stand ein Zug mit 5 oder 7 Abteilwagen bereit. Am frühen Vormittag wurde eine Lok angekoppelt. Er schildert seine Erlebnisse wie folgt:

Wir fuhren in einen weiten Bogen um Berlin herum. Übernachtet wurde auf einem kleinen Güterbahnhof in der Nähe einer Wasserzapfstelle. Dort wurde der Zug abgestellt und wir konnten uns auch mit Wasser versorgen. Eine Lokomotive bekamen wir nur, weil unsere Führungsgruppe einen Befehl zur Weiterfahrt von Himmler erhalten hatte. Mit mehreren Halts unterwegs ging es weiter. Dann standen wir wieder. Die Weiterfahrt erfolgte erst, als 45 Güterwaggons angehängt wurden und dann standen wir wieder. Meine Mutter hat die Zeit genutzt und sich in einem Siedlungshaus, welches unterhalb des Bahndammes stand, zu waschen. Plötzliche zog der Zug an. Ich bin losgerannt, um meine Mutter zu holen. Wir konnten gerade noch auf ein Bremserhäuschen klettern. Beim Halt auf den nächsten Güterbahnhof sind wir dann zu unserem Abteilwagen vorgelaufen. Wie viel Tage wir unterwegs waren, weiß ich nicht mehr. Eines Tages waren wir in Saalfeld angekommen. Dort war Endstation. Wir wurden zu einem Bauern in der Umgebung gebracht. Er hieß Ölsner. Wir halfen in der Landwirtschaft mit. Wir waren in Thüringen weit voneinander untergebracht. Die Schwierigkeit bestand darin, dass mein Vater täglich 12 km zu Fuß zu den Besprechungen gehen musste.
Dann kamen die Amerikaner. Unser Vater war mit dem Volkssturm in Gefangenschaft geraten. Wir waren einige Tage allein. Plötzlich hieß es: “Thüringen wird an die Russen übergeben“ .Da erhielten wir die Mitteilung, dass die Amerikaner uns mitnehmen.
Eines Tages kam ein amerikanischer Armeelastwagen vorgefahren. Zwei amerikanische Soldaten stiegen aus und kamen zu uns ins Haus. Sie luden unsere gesamte Habe auf den Lastwagen. Wir stiegen auf und wurden nach Saalfeld zum Bahnhof gefahren. Um 11.45 Uhr verließen wir mit einem amerikanischen Offizier den Bahnhof. Wir waren erleichtert, denn um 12 Uhr wurde Thüringen an die Russen übergeben. Auf dem Frankfurter Güterbahnhof blieben wir eine Nacht. Dann ging es weiter Richtung Stuttgart über Ulm nach Heidenheim an der Brenz. Hier wurden wir drei Tage interniert, dann Abfahrt ins Quartier nach Waiblingen. Untergebracht in einer Schule, blieben wir für lange Zeit. Eines Tages hieß es, es geht nach Montabaur und von dort nach Amerika. Aber es kam anders. Mein Vater und Dipl.-Ing. Rudolf Hackh entschieden anders. Sie kündigten bei der Firma und schieden aus. Sie wollten in Deutschland bleiben. Herr Hack starb plötzlich an einem Herzinfarkt. Wir standen allein mit Nichts auf der Straße. Von da an ging es uns, wie allen anderen. Der NORDPARK OST, (so hieß das Werk Ost ab 1944) ich glaube so hieß Peenemünde zum Schluss, war weg.“

Damit endet der Erlebnisbericht von Karl Willi Bührer geschrieben im Oktober 2020.

Herr Bührer war von 2015 bis 2019 Mitglied in unserem Förderverein, hat aber immer noch Kontakt zu uns und lebt jetzt in einem Pflegestift in Gaildorf. Mit seinen Erinnerungen und zahlreichen Dokumenten seines Vaters hat er dazu beigetragen, einige noch unbekannte Details der Peenemünder Geschichte darzustellen.

Kf

Atomwaffenverbotsvertrag und Peenemünde
(Fortsetzung vom Infoblatt 1-2021)

Dr.-Ing. Joachim Wernicke hat in seinen Ausführungen ein aktuelles Problem in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen gestellt.

Im letzten Infoblatt hat er damit begonnen die Frage zu beantworten:
Was hat der Atomwaffenverbotsvertrag mit Peenemünde zu tun?

Wie reagierte die Sowjetunion auf die Überlegung der Westmächte, dass ein Sieg im Atomkrieg möglich ist?
Die
Pershing-2 wurde ab 1983 in Westdeutschland – und nirgendwo sonst – stationiert. Offen und ungeschützt in mobilen Waldstellungen in der Bundesrepublik, wären die Raketen im Fall eines sowjetischen Angriffs als wichtige Ziele binnen von Minuten zerstört gewesen. Sie taugten also offensichtlich nur für einen überraschenden Erstschlag.

Diesen Aufmarsch der USA in Mitteleuropa konterte die sowjetische Seite durch neue Kurzstrecken-Atomraketen SS-23 in der damaligen DDR und Tschechoslowakei, Flugzeit nur 5 min. Ein atomares Duell war scharfgeschaltet, mit dem vollen Vernichtungsrisiko auf Mitteleuropa. Elektronische Warnsysteme belauerten einander. Ein Computerfehler hätte den begrenzten Atomkrieg auslösen können. 1987 beseitigte der amerikanisch-sowjetische Vertrag zum Verbot landgestützter Mittelstreckenraketen (INF-Vertrag) diese Gefahr. 1991 endete der Kalte Krieg mit dem Zerfall der Sowjetunion. Russland wurde Erbe der sowjetischen Atomwaffen.

Die Staatenmehrheit der Welt war immer weniger bereit, die Existenzgefährdung durch inzwischen 9 Atomwaffenstaaten hinzunehmen, darunter die USA, gefolgt von Russland. 1996 erklärte der höchste UNO-Gerichtshof ICJ die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen für völkerrechtswidrig. Die Atomwaffenstaaten kümmerten sich nicht darum. Doch 2017 stimmten schließlich 122 der 193 Staaten in der UNO für einen Vertrag (TPNW), der alle Aktivitäten im Zusammenhang mit Atomwaffen ächtete, einschließlich des Besitzes. Wie erwähnt, trat dieser Vertrag nunmehr in Kraft, allerdings nur für diejenigen Staaten, die ihn ratifiziert hatten. Das waren zu dem Zeitpunkt 51 Staaten, darunter Österreich und Island. Alle Atomwaffen-Staaten und ihr Gefolge – darunter auch Deutschland – waren den UNO-Verhandlungen ferngeblieben. Bisher lehnt die deutsche Bundesregierung die Unterschrift unter diesen Vertrag ab, gegen den Willen der Bürgermehrheit. Noch immer lagern US-Atomwaffen auf deutschem Boden. Mit der deutschen Unterschrift unter dem Vertrag TPNW wäre damit Schluss.

Der militärisch-industrielle Komplex der USA kostet Jahr für Jahr zehnmal mehr als der russische. Trotzdem hält Russland bei seinen Atomwaffen mit den USA mit, auf gleicher absurder Höhe von über 5.000 Sprengköpfen, mit den entsprechenden Kosten. Das ist schwer verständlich, denn der neue USA-Konkurrent China macht das atomare Wettrüsten erklärtermaßen nicht mit. China hält seine zwanzigmal kleinere Sprengkopfzahl – rund 300 Stück auf modernem Stand – für ausreichend gegen die USA. Warum hält Russland es nicht ebenso?

Das Atomduell der 1980er Jahre kehrt jetzt nach Mitteleuropa zurück. Seit 1999 rückt die NATO an die Grenzen Russlands vor. 2019 kündigte Trump den INF-Vertrag von 1987 zum Verbot landgestützter Mittelstreckenwaffen. Seither beschafft das US-Militär in großem Stil genau solche neuen Fernraketen in nicht abwehrbarer Hyperschalltechnik, mit Reichweiten von mindestens 2.000 km, also etwa aus Deutschland bis tief nach Russland hinein…Rückt der Enthauptungsschlag gegen Moskau erneut in den Blick? Ab 2023 sollen die neuen US-Raketen einsatzbereit sein Ab dann dürfte also das Atomduell erneut scharfgeschaltet sein.

Auf Trumps Kündigung des INF-Vetrages 2019 reagierte Russland prompt, und zwar damit, Atomraketen SS-26 in der Enklave Kaliningrad zu stationieren…Die kleine Fläche liegt heute eingeklemmt zwischen den NATO-Staaten Polen und Litauen. Damit ist die Anflugzeit kurz. Ein Blick auf die Landkarte lässt nämlich ins Auge springen, worauf die Raketen in Kaliningrad hauptsächlich zielen dürften: Auf die 1.000 km entfernte Konzentration von US-Militärbasen in Westdeutschland, mit Schwerpunkten in Ramstein, Stuttgart, Wiesbaden und Bitburg, Raketenflugzeit von Kaliningrad rund sieben Minuten. Die benachbarten NATO- Staaten Frankreich, Dänemark und Tschechien lassen keine Militärbasen zu, Österreich und die Schweiz als neutrale Staaten ohnehin nicht.

Werden in nächster Zeit bei Slupsk (Polen) stationierte amerikanische Anti-Raketen SM-3 in der Lage sein, Raketen auf dem Weg von Kaliningrad nach Westdeutschland abzufangen? Nein, dies ist technisch nicht möglich, zumal wenn die Raketen während des Fluges auch geringfügig manövrieren.

An dieser Stelle kommt Peenemünde als Symbolort in den Blick: Kaliningrad liegt am Ende der einstigen Ostsee - Teststrecke der A4-Raketen von Peenemünde Richtung Osten. Es mutet wie eine Ironie der Geschichte an, dass Deutschland über sieben Jahrzehnte später ausgerechnet von dort durch Raketen prinzipiell ähnliche Bauart wie die A4 atomar bedroht ist, und nicht wegen des kleinen deutschen Militärs, sondern auf fremde Rechnung, nämlich wegen der US-Stützpunkte im Westteil des Landes.

A4 im Prüfstand VII Quelle: HTM

Die deutsche Unterschrift unter den TPNW, nach dem Vorbild Österreichs, würde diese Bedrohung beenden. Nicht nur, dass dann die rund 20 US-Atombomben vom Flugplatz Büchel (Eifel) abgezogen werden müssen: Die US-Streitkräfte unterscheiden nicht zwischen konventionellen und atomaren Anteilen. Mit der deutschen Unterschrift unter den TPNW wäre also künftig Anwesenheit oder Transit solcher konventionell-atomarer Streitkräfte auf oder über deutschem Hoheitsgebiet verboten. Dies gilt in gleicher Weise für französisches und britisches Militär, denn auch diese NATO-Staaten unterhalten Atomwaffen. Im Übrigen ist das Gebiet der ehemaligen DDR ohnehin durch den 2-plus-4-Vetrag von 1980 auf Dauer zur atomwaffenfreien Zone erklärt.

In der „Blütezeit“ Peenemündes in den 1930er und frühen 40er Jahren bestand in ganz Europa noch eine Grundstimmung der Art, ein großer Staat komme ohne militärische Verteidigung nicht aus. Quer über alle politischen Kräfte in Deutschland dürfte in einem Punkt Einigkeit bestehen: Unter keinen Umständen irgendwelche Kriegswaffenwirkungen auf deutschem Boden – durch wen auch immer, feindlich oder verbündet. Ohne den Schutz des TPNW dürfte dies aber in der geografischen Lage Deutschlands nicht erreichbar sein.

Peenemünde – und besonders sein Museum - hätte hier mit Blick auf die Raketenspur einst nach und heute von Kaliningrad verdienstvollen Anlass, die Wiederherstellung des humanitären Kriegsvölkerrechts öffentlich zum Thema zu machen, genau an dem Ort, an dem 1937 als internationaler Präzedenzfall die staatlich organisierte Demontage des Kriegsvölkerrechts begonnen hatte.

Dr.-Ing. Joachim Wernicke

Raketenpost und Weltraumfahrt

Im letzten Infoblatt wurde begonnen sich mit einigen Versuchen von Raketenpost vertraut zu machen. In der umfangreichen Briefmarkensammlung unseres Vereins (vererbt von Max Benndorf) sind interessante Ausführungen dazu gemacht. Deshalb möchte ich unseren Lesern diese Informationen nicht vorenthalten, wo von 1939, als die Raketentechnik noch in den Kinderschuhen steckte, bis zur Gegenwart, wo die Beförderung von Post in den Weltraum erfolgte.

Ein Österreicher, Ing. Friedrich Schmidt, startete den ersten Versuch, der aber wenig Anklang und Aufmerksamkeit zur Folge hatte.

Neun Jahre später, am 15. Oktober 1939, führte Cuba ein postamtliches Raketenexperiment durch. Für diese Raketenpost erschien sogar eine spezielle Sondermarke mit dem Aufdruck „EXPERIMENTO DEL COHETE POSTAL ANO 1939“. Der Start war technisch kein Erfolg. Seine Fortsetzung fand er erst am 18. September 1960, mit der ersten amtlichen jugoslawischen Raketenpost, gestartet bei Maribor.

In Österreich gab es dann zwei amtliche Raketenpostflüge, nämlich am 23. Mai 1961 anlässlich der internationalen Luftpostausstellung „LUFTPOSTA WIEN 1961“ und am 23. Juni 1962 im Großglocknergebiet.
In der Schweiz fand der erste amtliche schweizerische Raketenpostflug am 5. November 1961 bei Belinzona statt. Das waren Raketen von Gerhard Zucker.

All diese Experimente führten nur über eine kurze Distanz.

Die erste Postbeförderung – eine Postbeförderung amtlicher Art über eine längere Distanz, nämlich über zirka 350 Kilometer – fand am 8. Juni 1969 in den USA statt. Als Beförderungsmittel diente ein ferngelenkter Flugkörper vom Typ „Regulus“, gestartet von Bord eines U-Bootes. Rein technisch ist dieser Flugkörper keine Rakete. Die fast 3000 Umschläge, die befördert wurden, werden jedoch allgemein dem Gebiet „Raketenpost“ zugerechnet.

Übrigens gab es sogar Raketenpostversuche, durchgeführt von Wernher von Braun im Jahre 1946, auf dem Raketenversuchsplatz von White Sands – befördert wurden die Belege mit umgebauten Raketen „A4“.

Es gab dann immer wieder einzelne Belege, die bei militärischen Raketenexperimenten oder Experimenten der NASA bzw. anderer Organisationen befördert wurden. Aufmerksam wurde die Weltöffentlichkeit aber auf „Weltraumpost“ durch den Brief, der im Auftrag der amerikanischen Postverwaltung im Jahre 1969 zum Mond und zurückbefördert wurde - ein schmuckloser Umschlag, frankiert mit einem Probedruck der amerikanischen Sondermarke „First man on the moon“. An Bord der Mondfähre befand sich ein Brief, der nach der Landung der beiden Astronauten Armstrong und Aldrin abgestempelt wurde. Darüber hinaus gibt es eine Anzahl von Umschlägen, die von der Mannschaft als Souvenir privat auf die Reise zum Mond mitgenommen wurde – das gleiche gilt auch für die Flüge von Apollo 12, 13 und 14.

Dieser Umschlag wurde an Bord der Apollo 15 zum Mond befördert          Archiv Förderverein

Erstmals wurde eine größere Anzahl von Belegen zum Mond und zurückbefördert, mit dem Flug von Apollo 15, nämlich fast 400 Briefe, die in der Mondfähre bis auf die Oberfläche des Mondes kamen. 100 „Mondphasen“- Briefe verblieben im Raumschiff „Endeavour“. Enthalten ist ein amtlicher Umschlag der amerikanischen Postverwaltung, abgestempelt nach Erreichung der Mondoberfläche und ein amtlicher Reserveumschlag, der in der Umlaufbahn verblieb.
Man kann sich vorstellen, dass diese Briefe eine Weltsensation waren - sogar die New York Times berichtete auf der Titelseite darüber.
Die größte Menge von Post im Weltraum wurde zwischen dem 14. August und dem 5. September 1983 von der amerikanischen Raumfähre „Challenger“ befördert. Es waren 266.000 Exemplare, die von der amerikanischen Postverwaltung nach dem Flug Sammler erhielten.
Auch in der Sowjetunion gab es und gibt es Weltraumpost, (heute aus Russland) an Kosmonauten, die sich im Weltraum befanden und denen durch ein anderes Raumschiff Briefe zugestellt wurden, so beispielsweise am 15. Januar 1965 Post an den Kosmonauten W. Schatalow an Bord von „Sojus 4“, überbracht von „Sojus 5“. Auch später und heute fliegt Post von der Erde zu den Raumschiffen und den Weltraumstationen, (z. B.ISS), die sich in der Umlaufstation befinden. Teilweise wurden sogar an Bord der Raumstationen besondere Stempel verwendet.

Große Aufmerksamkeit erreichte auf der ganzen Welt die offizielle Weltraumpost zur Weltraumstation „MIR“. Die Post wurde am 21. November 1987 mit dem unbemannten Frachtraumschiff „Progress 33“ gestartet. An Bord von „MIR“ haben die Kosmonauten Romanenko und Alexandrow die Briefe unterschrieben. Sie wurden mit dem Bordstempel von „MIR“ abgestempelt. Am 29. Dezember kam die Post mit der Raumfähre „Sojus TM 3“ zusammen mit den Rekordkosmonauten zur Erde zurück. Es existieren 1.000 fortlaufend nummerierte Briefe, die auf den Weltmarkt kamen und die man in den USA, Italien, Japan und Deutschland anbot. 38 Briefe verblieben in der Sowjetunion für prominente Persönlichkeiten.

Die Belege gerade dieses Experimentes zeigen, wohin gewissermaßen der Weg der „Raketenpost“ führt: Nämlich nicht – wie die früheren Experimentatoren – zu einer Postverbindung mit Raketen als Transportmittel zwischen den Kontinenten, denn dafür gibt es heute sehr schnelle Verbindungen mit Flugzeugen und dem Internet.

Die eigentliche „Raketenpost“ wird es zwischen der Erde und permanent bemannten Raumstationen geben, Raumstationen, die immer größer werden und in denen sich in ferner Zukunft Hunderte von Besatzungsmitgliedern aufhalten werden. Hier besteht ein echter Bedarf für die Postbeförderung, denn nicht jede Mitteilung ist für die elektronische Mitteilung, oder Funk, geeignet.
Es wird einmal bemannte Stationen auf dem Mond geben und in weiterer Zukunft auf der Reise zum Mars bzw. zu anderen Planeten.

In den Briefmarkenalben stöberte Klaus Felgentreu

Amtliche Weltraumpost der USA

Mit dem 8. Flug des NASA-Space Shuttles, vom 14.08 – 5.9.1983, wurde erstmals in der Geschichte der Raumfahrt amtliche Weltraumpost befördert, die der Allgemeinheit zur Verfügung stand.
Zusammen mit einer wissenschaftlichen Nutzlast beförderte der Space Shuttle „Challenger“ rund 260.000 Sonderumschläge. Alle frankiert mit der weltberühmten Marke zu 9,35 US-Dollar „Amerikanischer Adler und Mond“.
Alle Briefe tragen Stempel „
KENNEDY SPACE CENTER AUG 14 1983“, den Ankunftsstempel „Returned to earth 5 1983 EDWARDS AFB, CA“, sowie den Startstempel „Launched AUG 30 1983 ABOARD CHALLENGER“.

Archiv Förderverein


Wir nehmen Abschied


Huntsville Echtzeit-Nachrichten 12. Mai 2021

Dorothea Schlidt, letzte von Brauns deutschem Raketenteam, stirbt mit 100 Jahren in Huntsville

Dorothea Schlidt,
das letzte überlebende Mitglied des deutschen Raketenteams von Wernher von Braun,
ist im Alter von 100 Jahren in Huntsville, Alabama, gestorben.

Von Lee Roop | lroop@al.com
Das letzte überlebende Mitglied des deutschen Raketenteams von Wernher von Braun ist in Huntsville gestorben und hat eine lebendige Geschichte beendet, die von der Schaffung der ersten Rakete für den Krieg bis zur NASA Saturn V reichte, die Amerika an die erste Stelle des Mondes setzte.

Dorette „Dorothea“ Schlidt, die 100 Jahre alt war, als sie am Montag starb, arbeitete als von Brauns Sekretärin am Standort Peenemuende, wo die V-2-Raketen entworfen und später mit Zwangsarbeit aus nahen gelegenen Konzentrationslagern zusammengebaut und in Antwerpen und England abgefeuert wurden.

Dort half sie von Braun, wichtige Notizen und Papiere über die Raketenarbeit nach einem Bombenanschlag von 1943 auf britische Kriegsflugzeuge zu retten.

Schlidt heiratete Rudolf Schlidt, ein weiteres Mitglied des von Braun-Teams mit dem Codenamen „Paperclip“, und sie kam nach Amerika, nachdem er und die anderen Männer des Teams in die USA gebracht worden waren, um sich schließlich in Huntsville niederzulassen. Später bildeten diese Deutschen - zusammen mit amerikanischen Ingenieuren und Handwerkern - den Kern der Bemühungen, Amerikas ersten Satelliten zu starten und die ersten Menschen auf dem Mond zu landen.

Ihre Arbeit hatte ihren Hauptsitz im Redstone Arsenal in Huntsville, einer umgebauten Chemiewaffenfabrik aus dem Zweiten Weltkrieg, in der die US Army Ballistic Missile Agency in den 1950er Jahren die Arbeit des Teams leitete, die zum ersten Satellitenstart führte. Die Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) wurde 1960 gegründet, um die militärische und die nichtmilitärische Seite des Weltraumrennens von der Sowjetunion zu trennen.

Rudolf Schlidt erzählte der Huntsville Times in einem Interview von 2012, dass das Team vor seinem Tod nach dem Krieg glaubte, eine ballistische Rakete zu entwickeln, um der von der Sowjetunion entwickelten Rakete entgegenzuwirken.
Mehrere Mitglieder des Raketenteams, darunter die Schlidts, zogen nach Monte Sano und bauten Häuser mit Blick auf die Täler von Huntsville und Madison County. Eine historische Markierung kennzeichnet das Gebiet heute.

Heidi Weber Collier, eine Freundin, die Schlidt kürzlich besuchte, sagte, Dorothea sei im Zweiten Weltkrieg 18 Jahre alt gewesen und habe in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, als ihre Raketengeschichte begann. "Jedes Geschäftsbüro in der Umgebung musste jemanden aufgeben, um nach Peenemünde zu fahren", sagte Collier. "Sie meldete sich freiwillig und ihre Eltern mussten für sie unterschreiben."

Ihr Interview mit von Braun verlief gut, nachdem sie die Frage „Kannst du nachts arbeiten?“ Im Grunde genommen mit „kein Problem“ beantwortet hatte.

"Er würde spät in der Nacht arbeiten und Dinge vorlesen, die sie tippen sollte", sagte Collier. "Sie hat nicht viel geschlafen, aber sie wären bereit, ihn am Morgen zu überprüfen."

"Er hat mit der Luftwaffe vereinbart, dass sie mit einem der Mädchen in der Nähe Quartier machen kann, und am Tag der Bombardierung ist sie in den Bunker gerannt (zum Schutz)", sagte Collier.

"Der Bunker begann sich zu füllen", sagte Collier und (von Braun) kam dorthin, um sie zu holen. Sie mussten die Papiere bekommen, an denen sie arbeitete, sagte er. In dem brennenden Gebäude zählten sie die Türen im rauchigen Flur ab, bis sie zu seinem Büro kamen.  »Sie gingen hinein und warfen die Papiere raus, an denen sie gearbeitet hatte«, sagte Collier.

Schlidt und ihr Mann liebten Amerika und Huntsville und kehrten nach 20 Jahren in Deutschland von 1960 bis 1980 in die Stadt zurück, um dort zu leben. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2012 im Alter von 98 Jahren blieb sie auf dem Berg, wo sie erst im April Freunde zum Geburtstag unterhielt.

Astronaut Michael Collins: Der Mann am Mond

Quelle: F.A.Z. 28.04.2021

von Alfons KaiserSibylle Anderl

Als Kind träumte er sich ins Weltall und konnte sein Ziel bald verwirklichen: Michael Collins war Teil der ersten Mondmission, aber mehr stiller Beobachter als großer Star. Im Alter von 90 Jahren ist er jetzt gestorben.
Für eine Dreiviertelstunde war er der einsamste Mensch der Welt. Als 
Neil Armstrong 1969 mit


Astronaut Michael Collins Foto: NASA

seinem „kleinen Schritt“ auf den Mond Geschichte schrieb und 20 Minuten später auch Buzz Aldrin aus der Landefähre auf die staubige Oberfläche sprang, war ihr Kollege Michael Collins im

Funkschatten des Mondes. Der Pilot der Kommandokapsel Columbia drehte seine Warteschleifen im Orbit in etwa 100 Kilometer Höhe über dem Erdtrabanten.

600 Millionen Menschen verfolgten die Mondlandung auf der Erde, zwei Menschen erlebten sie auf dem Mond, aber Michael Collins bekam nichts davon mit, obwohl er ihnen so nahe war. Erst nach einer Dreiviertelstunde hatte er wieder Kontakt mit Houston. Immerhin: Er war ganz oben angelangt.

Die Frage nach der Einsamkeit hinter dem Mond, ohne Kontakt zur Erde oder zu seinen Kollegen, verfolgte Collins sein Leben lang. Unglücklich schien er damit nicht gewesen zu sein. Er habe weder unter Angst noch unter Einsamkeit gelitten, schrieb er in seiner Autobiographie, sondern vielmehr fast ein Hochgefühl empfunden, so es die Spannung der waghalsigen Apollo-11-Mission zuließ. Die Reaktionen auf den Tod von Michael Collins, der am Mittwoch im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist, lassen hoffen, dass ihn diese Pionier-Erfahrungen zu einem glücklichen Menschen gemacht haben: „Er hat seine letzten Tage friedlich im Kreis seiner Familie verbracht“, teilten seine Angehörigen am Mittwoch mit. „Wir werden ihn schrecklich vermissen. Aber wir wissen auch, wie glücklich er sich gefühlt hat, das Leben zu leben, das er gelebt hat. Wir werden seinem Wunsch nachkommen, dieses Leben zu feiern und

Es war ein erfülltes Leben. Michael Collins, am 31. Oktober 1930 in Rom als Sohn des amerikanischen Militärattachés geboren, war schon früh von unendlichen Weiten begeistert, zumindest in Gestalt des Science-Fiction-Helden Buck Rogers. Seinen Kindheitstraum verwirklichte er mit einer geradlinigen Karriere: Er ging in Washington zur Schule, studierte an der Militärakademie in West Point, absolvierte eine Pilotenausbildung bei der United States Air Force, war als Düsenjäger-Pilot unter anderem in Frankreich stationiert und arbeitete als Testpilot auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien.

Ein stiller Beobachter

Von dort war es nur ein kleiner Schritt ins All, schließlich hatte Präsident John F. Kennedy den Mond zum großen Ziel ausgerufen. 1963 wurde Collins Mitglied der dritten Astronautengruppe der NASA, 1965 Ersatzpilot für Gemini 7, kam dort aber nicht zum Einsatz. Seinen ersten Raumflug absolvierte er 1966 als Pilot von Gemini 10. Als erster Astronaut absolvierte er zwei Außenbordeinsätze. Dann wurde er Teil des ehrgeizigen Apollo-Programms und Spezialist für das Kommandomodul. Den Einsatz in der Apollo 8, die als erste Mission den Mond umrundete, musste er wegen einer Operation absagen. Aber als Mitglied der Apollo-11-Crew war er dabei: Am 16. Juli 1969 startete die Saturn-V-Rakete vom Weltraumbahnhof in Florida zu der spektakulären Reise auf den Erdtrabanten. Es war der größte Sprung der Menschheit im 20. Jahrhundert.

Vielleicht war es ihm recht, dass er anschließend nicht wie Armstrong und Aldrin im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stand. Ein stiller Beobachter blieb er auch auf Erden. Nach Apollo 11 verließ er nicht zuletzt seiner Familie zuliebe das Raumfahrtprogramm der NASA, arbeitete zunächst im Außenministerium, leitete dann das National Air and Space Museum und machte sich schließlich selbständig. Seine Faszination für die Raumfahrt verlor er nie – auch wenn er in seinen letzten Jahrzehnten vor allem Fahrrad fuhr, lief, schwamm, angelte, kochte, las und „nach einer guten Flasche Cabernet für weniger als zehn Dollar“ suchte. Der Mann, der zusammengezählt mehr als elf Tage im All verbrachte, lebte gerne hienieden. Schon im All, so erzählte er einmal, sei der Anblick der Erde viel eindrucksvoller gewesen als der des Mondes.

Pressespiegel

08.05.2021 OZ

30 Jahre – Arbeit mit der Peenemünder Geschichte

Peenemünde. Am Sonntag feiert das Historisch-Technische Museum Peenemünde (HTM) sein 30-jähriges Bestehen. Mit der Eröffnung des Historisch-Technischen Informationszentrums wurde am 9. Mai 1991 der Grundstein des heutigen Museums gelegt. Seither bewahrt, erforscht und vermittelt es am historischen Ort die Geschichte der Versuchsanstalten Peenemünde und des Rüstungsprogramms, als dessen Teil dieses militärische Großforschungszentrum aufgebaut und betrieben wurde.

Mit bisher fast 6,5 Millionen Besuchern aus der ganzen Welt ist das HTM heute ein fester Bestandteil der Museumslandschaft in Europa. In den vergangenen Jahren hat sich das Museum vielfach weiterentwickelt und neu erfunden. Die erste Ausstellung befand sich in der ehemaligen Bunkerwarte des Peenemünder Kraftwerkes, dem heutigen Eingangsbereich des Museums. Die

Blick auf das Äußere des heutigen Museums in Peenemünde.
Vor 30 Jahren wurde die Ausstellung eröffnet          Foto: HTM

aktuelle Dauerausstellung „Peenemünde – Mythos und Geschichte der Rakete“ wurde 2001 im Kraftwerk selbst eröffnet. Es ist das größte technische Denkmal in MV, welches seit 2012 auch Teil der Ausstellung ist.

Rundweg und
50 Sonderausstellungen

Die ständige Erweiterung der Ausstellung wurde durch umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an den historischen Gebäuden begleitet. Mit der „Denkmallandschaft Peenemünde“ wurde seit 2007 zudem ein vom Museum ausgehender und ausgeschilderter Rundweg zu den historisch interessantesten Orten auf der Insel Usedom eingerichtet und ständig erweitert. Ergänzt wurde das Angebot über die Jahre durch über 50 Sonderausstellungen, 15 eigene Publikationen und viele Kulturveranstaltungen. Darüber hinaus ist das Museum heute als außerschulischer Lernort anerkannt und eine internationale Begegnungsstätte.

Neue Dauerausstellung
im Aufbau

Im Januar 2010 ging der Betrieb des Museums auf die Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH und somit in der Trägerschaft des Landes MV und der Gemeinde Peenemünde über. Das HTM arbeitet derzeit an einer völlig neuen Dauerausstellung. Im Zentrum des Konzepts stehen der historische Ort und die gesellschaftlichen Strukturen, innerhalb derer er aufgebaut und betrieben wurde.

Die heute noch sichtbaren Gebäude und Objekte sind der Ausgangspunkt der Betrachtung, doch im Mittelpunkt der neuen Ausstellungen stehen Menschen und ihre Handlungen. In einem zweiten Schritt wird die Geschichte der Rüstung für den Zweiten Weltkrieg in darüber hinausreichende Strukturen der Moderne eingeordnet. Die Neukonzeption wird mit Bundes- und Landesmitteln gefördert.

Aufgrund der Corona-Pandemie ist das HTM derzeit für Besucher geschlossen. Zu seinem Jubiläum wird deshalb auf der Website ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung freigeschaltet und eine Jubiläumsbroschüre zur Geschichte des Museums aufgelegt, die ebenfalls in Kürze auf der Website veröffentlicht wird.

Anmerkung der Redaktion, dass HTM ist seit dem 05.06.21 wieder geöffnet

OZ 6. Mai 2021

Peenemünder Museum übergibt historischen Fund an die Stadt Wolgast/ Die denkt nun über den Umgang mit der Akte nach

Alte Wolgaster Polizeiakte belegt: Nazis verboten sogar einen Modetanz

Von Henrik Nitzsche

Peenemünde/Wolgast. Der sensationelle Fund ist fast 100 Jahre alt. Bei Aufräumarbeiten wurde in einem Zwischenboden im Historisch-Technischen Museum (HTM) Peenemünde eine historische Akte der Polizeiverwaltung Wolgast aus der Weimarer Republik und der frühen Nazizeit entdeckt. Auf 344 Seiten gibt sie einen Einblick in die Polizeiarbeit und die politische Umwälzung in Nazideutschland zwischen 1919 und 1939.

Den Dokumentenschatz haben wir in einem Karton gefunden. Auf der zusammengenähten beigefarbenen Papiermappe stand der Aufdruck ‚Acta der Polizei-Verwaltung zu Wolgast‘ und der handschriftlichen Ergänzung ‚betreffend Politische Polizei, Verschiedenes – 1919‘“, sagt Thomas Köhler vom Museum. „Sie ist historisch unglaublich wertvoll, weil sie regionale Einblicke in eine politisch sehr bewegte Zeit bietet. Sie gehörte ursprünglich dem Wolgaster Magistrat beziehungsweise dem Bürgermeister als Ortspolizeibehörde“, so der Archivar.

Der Leiter des HTM Peenemünde, Michael Gericke (r.), übergibt die Polizeiakte aus
dem Jahr 1919 an Wolgasts Bürgermeister Stefan Weigler.        Foto: H. Nitzsche





Ein Fahrrad-Rückstrahler mit Hakenkreuz

Ein Eintrag datiert vom 25. Mai 1934: Die Rede ist von Kaufmann Hermann Krüger, der in seinem Geschäft in der Langestraße 10 Rückstrahler für Fahrräder verkauft, bei denen das Hakenkreuz mitleuchtet. Er hatte 24 solcher Rückstrahler zum Preis von 5,16 Reichsmark von der Firma Jakob Ravene Söhne in Berlin bezogen. Eine Sicherstellung konnte nicht erfolgen, da die Rückstrahler bereits ausverkauft waren. Unter Betreff „Schutz der nationalen Symbole“ heißt es in der Polizeiakte: „Sofern die Rückstrahler als nationaler Kitsch anzusehen sind, dürfte der Berliner Firma die weitere Lieferung zu untersagen sein“.

Vom Schmuggel von polnischen Landarbeitern stammt ein Bericht von Januar 1937. Oder von der Fahndung nach Johann Kluth, Elektromonteur aus Hamburg, der 1937 in Johannisburg (Ostpreußen) lebte. Die Geheime Staatspolizei vermutete bei ihm eine kommunistische Gesinnung, weil bei einer Durchsuchung in Kluths Wohnung „1000 Blatt Saugpapier (Rosa, gelb, blau und weiß), eine unbeschriebene Matrize, zwei Vervielfältigungsblätter und eine Blechflasche mit Druckerschwärze entdeckt wurden – deutliches Zeichen, „dass Kluth kommunistisches Propagandamaterial hergestellt hat“.

Reichsführer untersagt unerwünschte Musik

In die Aufzeichnungen schaffte es auch verbotene Musik. Das letzte Dokument in der Akte datiert vom 13. April 1939: Dabei handelt es sich um eine Weisung des Reichsführers SS betreffend „Unerwünschte Musik in der uniformierten Ordnungspolizei, Verbot des Modetanzes ‚Lambeth Walk‘, jüdische und nichtarische Komponisten“.

Fälle von vielen, die Einblicke in die Krisenbedingungen der Weimarer Republik bis hin zur nationalsozialistischen Machtübernahme geben. Sie beginnen mit einer Abschrift des Landrats Greifswald vom 24. April 1919 bezüglich der Aufstellung von sogenannten „Einwohnerwehren“, die in Reaktion auf den Spartakusaufstand in Berlin im Januar 1919 auch im Landkreis Greifswald gebildet wurden. „Nach 1933 dominieren Abschriften von Schreiben der Geheimen Staatspolizei Stettin. Darunter finden sich Namenslisten möglicher ‚staatsgefährdender Einwohner von Wolgast und Umgebung‘. Die Akte enthält auch viele skurrile Geschichten“, sagt Köhler.

Wolgaster Geschichte kehrt zurück

Weil bei der inhaltlichen Prüfung der Dokumente nirgendwo Bezug auf Peenemünde genommen wird, hat das HTM den historischen Fund nun an die Stadt Wolgast übergeben. „Ein Stück Wolgaster Geschichte kehrt zurück“, sagt Wolgasts Bürgermeister Stefan Weigler (CDU) bei der Übergabe in Peenemünde. Wann und auf welchem Wege die Akte in den Sammlungsbestand des Peenemünder Museums gelangte, kann niemand nachvollziehen, so Köhler.

Weigler hatte Museumsleiter Stefan Rahde mitgebracht, der den Peenemündern ein großes Lob zollte. Denn die historische Akte ist bereits digitalisiert, was die wissenschaftliche Aufarbeitung erleichtert. „Vielleicht finden sich Gegenstücke in Greifswald und Stettin“, sagt Rahde. Wie er das Konvolut aus Akten über einen Prozess von der Demokratie zur Diktatur präsentieren will, weiß Rahde noch nicht. „Vielleicht wird es eine Sonderausstellung, vielleicht machen wir daraus ein Schülerprojekt. Oder wir präsentieren einzelne Episoden in digitaler Form“, so der Museumschef.

Episoden, wie diese: Am 6. März 1939 geriet eine Schallplatte in den Fokus der Geheimen Staatspolizei. Im Bericht heißt es: Die von der Elektrola G.m.b.H. Berlin herausgebrachte Grammophonplatte „Ade mein schönes Südtirol“ – Rückseite „Das Schönste auf der Welt“ ist aus außenpolitischen Gründen unerwünscht. Sämtliche Elektrola-Verkaufsstellen sowie Schallplattenläden sollten aufgesucht und oben genannte Platte beschlagnahmt werden. Vollzug wird auf dem Blatt am 14. März vermeldet: „In den hiesigen Schallplatten-Verkaufsstellen sind Grammophonplatten, wie oben bezeichnet, nicht vorhanden.“

Der Archivleiter des Historisch-Technischen Museums Peenemünde, Thomas Köhler,
präsentiert die im Frühjahr 2020 in einem Zwischenboden entdeckte geheime Polizeiakte aus Pommern.
Foto: HTM

OZ 07.05.2021

Sieger des Architektenwettbewerbs erhält im dritten Anlauf den Zuschlag / Vergabebeschwerde hatte Vorhaben verzögert

Von Henrik Nitzsche


Peenemünde. Nun bekommt Peenemünde doch sein „Papierschiff“. Denn die Silhouette des geplanten Hauses des Gastes mit zwei ineinander verschnittenen Flügeln aus weiß glasierten Ziegeln und transparenter Glasfassade erinnert an ein gerade angelegtes Papierschiff, was die Gemeindevertreter nun doch überzeugt hat. Der Neubau zwischen der Hafenpromenade und dem Museumsareal ging schon als Sieger des Architektenwettbewerbs hervor. Doch das Berliner Planungsbüro Kim Nalleweg Architekten, das den kompakten Baukörper entworfen hatte, durfte erst jetzt jubeln – nach gut zwei Jahren.

Für über zwei Millionen Euro sollen in dem Gebäude der Besuchereingang des Historisch-Technischen Museums (HTM), die Touristeninformation, Veranstaltungsraum, Heimatstube, Bürgermeisterbüro sowie Shop- und Kassenbereich integriert werden. Die Planer aus der Hauptstadt haben nun im dritten Anlauf den Zuschlag bekommen.

27 Büros hatten sich beworben

Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes und eine Vergabebeschwerde hatten das Projekt verzögert. „Seit fünf Jahren beschäftigen wir uns damit“, sagt Manuel Schneider, Bauamtsleiter des Amtes Usedom Nord. Bis Ende der vergangenen Woche lief die Einspruchsfrist, ehe der Beschluss der Gemeindevertretung, die sich Ende März nun doch für Nalleweg entschied, rechtskräftig ist.

Rückblick: Die Peenemünder hatten für die Planung des „Haus des Gastes“ einen Architektenwettbewerb ausgelobt. 27 Büros aus Deutschland und der Schweiz hatten sich dafür beworben, 14 Entwürfe kamen in die nächste Runde. Mit der Nennung der drei Erstplatzierten

endete das Verfahren vor zwei Jahren. Die zehnköpfige Jury vergab an das Berliner Büro Platz 1 gefolgt von der Chemnitzer Furios-Gruppe GmbH und einem weiteren Berliner Büro, Rundzwei-Architekten.

Doch geplant wurde der Neubau, der zu den Schlüsselprojekten des regionalen Entwicklungskonzeptes der Gemeinde Peenemünde zählt, nicht. Wegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) – dabei ging es um die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure – musste das Vergabeverfahren für die drei Planungsbüros wiederholt werden.

Und diesmal entschieden sich die Peenemünder Gemeindevertreter für den Zweitplatzierten des Wettbewerbs, das Chemnitzer Büro. Doch planen durften auch die Sachsen nicht, weil einer der unterlegenen Bieter Vergabebeschwerde eingereicht hatte. Also ging das Haus des Gastes in die dritte Runde. Wieder wurden drei Honorarangebote eingereicht – zwei aus Berlin, eines aus Chemnitz.

Und nun hatte das Büro Nalleweg wieder die Nase vorn. Peenemündes Bürgermeister Rainer Barthelmes: „Bei der Punktetabelle lag das Angebot der Berliner vorn. Ich hoffe, dass wir nun auf der sicheren Seite sind.“

Für den Bau rechnen die Peenemünder mit einer Förderung von 90 Prozent. „Die Bewilligung für den vorzeitigen Maßnahmenbeginn haben wir bereits. Das ist vom Land ein Bekenntnis zu dem Projekt“, sagt Schneider. Wenn der Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Planungsbüro unterschrieben ist, könne das Verfahren starten. Dann folgen auch die Fachplanungen. „Wenn alle jetzt mitziehen, können wir in diesem Jahr vielleicht noch den Bauantrag stellen. Ich weiß, das ist sportlich, aber machbar“, so der Bauamtsleiter.

Kontrast zum Kraftwerk mit dunkler Fassade

Und was sagt der Planer? „Wir freuen uns, dass wir doch den Zuschlag bekommen haben. Beim Architektenwettbewerb lagen wir ja schon ganz vorn“, sagt Max Julius Nalleweg. Sein zwölfköpfiges, junges Team plane erstmals ein Haus des Gastes. „Wir wissen um die Bedeutung des Gebäudes für den Ort. Jetzt können wir den nächsten Schritt machen. Dann wissen wir, welche Fläche wir haben und was wir brauchen.“ Mit dem hellen Baukörper will der Architekt bewusst einen Kontrast zum Kraftwerk mit seiner Fassade aus dunklen Klinkern setzen. „Große Glasflächen erzeugen Transparenz und Offenheit. Bei Nacht wirkt das Haus von Weitem wie eine Laterne oder gar ein kleiner Leuchtturm“, sagt Nalleweg, der auch eine großzügige Außentreppe mit Blick auf den Hafen plant. Für das Berliner Büro ist das Projekt das erste auf Usedom.

© by usedom-exclusiv.de. 09.04.2021

In eigener Sache








Im April hatten Geburtstag

Herr Klaus Felgentreu, Karlshagen; Herr Jürgen Pein, Kirchheim;


Frau Roswitha Harke,
Hannover
;

Herr Peter Westerfeld, Hungen/Trais Horloff; Herr Hans-Jürgen Opitz, Peenemünde
;

Herr Rolf- Dieter Basler, Elmshorn;


Im Mai hatten Geburtstag

Herr Erhard Belz, Sinntal; Herr Michael Beinhardt, Duisburg;

Frau Dagmar Bergemann, Am Mellensee; Frau Ulrike Chust, Peenemünde;

Herr Dr.med. Ernst Glaser, Garmisch-Patenkirchen;

Herr Kurt Graf, München; Herr Thomas Hörnig, Coswig;

Herr Thomas Köhler, Berlin; Herr Joachim Reuter, Mönkeberg;

Frau Karen Thiel, Düsseldorf; Herr Ralf Rödel, Karlstein;

Herr Hans-Jörg Weber, Trassenheide


Im Juni haben Geburtstag










Herr Rainer Koch, Peenemünde;


Herr Hartmut Stöckmann,
Pritzier; Herr Bruno Krauspenhaar, Hohndorf;


Frau Maria Klar,
Flensburg; Herr Fred Birkefeld, Ellrich




Gerade Verbindung 24

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