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Der Vorstand wünscht allen Mitgliedern

 

und Freunden des Vereins

 

schöne und besinnliche Feiertage sowie

 

ein erfolgreiches Jahr 2006 bei bester Gesundheit.

 

 

 

 

 

 

 

Jahreshauptversammlung des Fördervereins Peenemünde e. V.

 

Wie geplant, fand am Sonntag, dem 25.09.05, im Hotel Baltic in Zinnowitz die Jahreshauptversammlung unseres Fördervereins Peenemünde e. V. statt. Anwesend waren 20 Mitglieder und eine Reihe von Gästen, so u. a. der Bürgermeister von Peenemünde, Herr Barthelmes.

Den Bericht des Vorstandes verlas unserer Vereinsvorsitzender, Herr Volkmar Schmidt.

Jahreshauptversammlung 2005

Foto L.Hübner

Hier wurde eingeschätzt, dass die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Leiter des HTI, Herrn Zache, auch 2004/2005 stagnierte. Die Vorschläge des Vorstandes für eine Vereinbarung über eine gemeinsame Zusammenarbeit zwischen HTI und Verein, die Herrn Zache übergeben wurde, blieb ohne Reaktion. Im Hinblick auf den neuen Leiter des HTI wünschen wir uns eine vernünftige Zusammenarbeit. Im Bericht wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die mit dem Ausscheiden von Herrn Zache einsetzende Polemik in den Printmedien und im Internet unnötig war. Eine an Personenkult grenzende Überbewertung der Leistungen des Herrn Zache war für uns unverständlich.

In Bezug auf das HTI wurde deutlich gemacht, dass der bisherige Ausstellungsteil eine gelungene Widerspiegelung der Anfänge, Hintergründe und Folgen der Entwicklungen in Peenemünde ist. Im zweiten Ausstellungsabschnitt sind noch Vitrinen leer. Vermisst wird eine ausführliche Darstellung der Entwicklungen in Peenemünde und des Werkes West. Die Erprobungsstelle der Luftwaffe wird gar nicht erwähnt.

Im Gegensatz zu Meldungen in der Presse über steigende Besucherzahlen im HTI, ist in Wirklichkeit ein stetiger Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen. Befragungen und Gespräche mit Besuchern machte deutlich, dass seit der Neueröffnung des Museums keine Erweiterung und Vervollständigung der Ausstellung erfolgte. Es fehlt etwas Neues, was den Stammbesucher wieder ins HTI lockt.  Sonderausstellungen und Veranstaltungen, die Herr Zache organisiert hat, haben mehr Kosten als Nutzen gebracht.

Am Schluss seiner Ausführungen schlug der Vereinsvorsitzende im Namen des Vorstandes vor, Herrn Reinhold Krüger als Ehrenmitglied unseres Vereins zu ernennen. Diesem Vorschlag wurde einstimmig zugestimmt. Die Ernennungs-urkunde erhält seine Tochter.

Im Mittelpunkt der anschließenden Beratung und eines regen Gedankenaustausches standen Fragen der inhaltlichen Gestaltung der Arbeit des Vereins in Bezug auf die weitere Darstellung der Peenemünder Geschichte. In der Diskussion wurde zum Ausdruck gebracht, dass besonders eine enge Zusammenarbeit mit dem HTI allen Vereinsmitgliedern am Herzen liegt. Dafür ist ein zukunftsweisendes Konzept notwendig, dass weitere Kontinuität in die Museumsarbeit bringt. Aus dieser Sicht wollen wir mit der Gemeinde Peenemünde und dem neuen Leiter des HTI sachlich, fachgerecht und zukunftsorientiert zusammenarbeiten für ein „neues Museumsabenteuer“.

 

Der Vorstand

Förderverein Peenemünde e. V.

 

Reinhold Krüger – Ehrenmitglied unseres Vereins

 

Wie schon berichtet, wurde Reinhold Krüger auf unserer Jahreshauptversammlung ein-stimmig postum zum Ehrenmitglied unseres Vereins ernannt.

 

Reinhold Krüger hat sich große Verdienste um die Erforschung der Peenemünder Geschichte von 1936 – 1945 erworben. Als langjähriges Vereins- und Vorstandmitglied leistete er eine zielstrebige und gründliche Arbeit. Immer war er ansprechbar für alle ehrlichen Interessenten der Peenemünder Geschichte. Wir haben mit seinem Tod einen wichtigen Mitarbeiter verloren.

 

Reinhold Krüger bleibt uns für immer in guter Erinnerung. Wir wollen sein Werk fortsetzen und ihm mit dieser Ehrenmitgliedschaft ein bleibendes Denkmal setzen.

 

 

Ostseezeitung 21.09.2005

NASA plant Basislager auf dem Mond


Vom Mond aus will die NASA zu Flügen zum Mars starten. Deshalb plant die Behörde die Rückkehr zum Erdtrabanten.

Washington (dpa) Die US-Raumfahrtbehörde NASA zieht es wieder richtig in die Ferne, und die internationale Raumstation ISS ist dafür einfach nicht weit genug weg. Deshalb gibt es ab 2018 wieder einen Mann auf dem Mond, der neuen NASA-Weltraumfiliale. Zuerst werden zwei Mal im Jahr jeweils vier Astronauten einen einwöchigen Schnupperkurs auf dem Erdtrabanten absolvieren. Später wird die Crew alle sechs Monate gewechselt.

Bevor die NASA-Astronauten jedoch in drei Tagen Entfernung von der Erde ihren Außenposten beziehen, werden erst einmal die „Pfadfinder“ vorgeschickt: In drei Jahren sollen die ersten Roboter über die Mondoberfläche zuckeln und erkunden, was sich für das Basislager und weitere Abenteuer im Weltall alles verwenden lässt.

NASA-Direktor Michael Griffin hat es vor allem der Südpol angetan, weil dort Wasserstoff in gefrorenem Eis vermutet wird. Außerdem gibt es dort reichlich Sonnenlicht für die Energieversorgung.

Gemini, Apollo, Space-Shuttle – alles klangvolle Namen im Vergleich zum neuen Raumgleiter, dem „Crew Exploration Vehicle“. Schon in sieben Jahren soll die nach der

Abkürzung (CEV) „si-i-vi“ ausgesprochene Raumfähre durch das Weltall navigieren. Wartungsflüge zum alternden Weltraumteleskop „Hubble“, Versorgungsflüge zur ISS? Alles kein Problem für Griffin. Nach dem ersten Flug zum Mond in 13 Jahren soll die Raumfähre später vom Erdtrabanten aus die 500 Tage lange Reise zum Mars antreten.



Diese NASA-Animation zeigt eine neue Mondlandefähre, die doppelt so viele Astronauten wie die Apollo-Kapsel zum Erdtrabanten bringen kann.

Foto: dpa

Der NASA-Direktor gerät schon jetzt ins Schwärmen und beschreibt den neuen Raumgleiter als eine „Apollo-Kapsel auf Steroiden“. Das Gefährt ist drei Mal größer als Apollo, hat einen Durchmesser von 5,5 Meter und bietet auf Langzeitflügen zum Mars Platz für sechs Astronauten. Bei der Rückkehr zur Erde bremsen drei Fallschirme den Aufprall. Anschließend tauschen Techniker das Hitzeschild einfach aus, und schon kann es zum nächsten Flug zum Mond gehen. Auch beim Treibstoff denkt Griffin in der Zukunft. Raumgleiter und Mondlander werden mit Flüssigmethan angetrieben.

Im Prinzip kann sich Griffin mit seinen Mondplänen auf der Sonnenseite wähnen. Wenn nur nicht die Finanzierung wäre. Rund 104 Milliarden Dollar (86 Milliarden Euro) kostet die Rückkehr zum Mond, den im Dezember 1972 Harrison Schmitt als zwölfter und vorläufig letzter Mensch betreten hatte.

 

Der Weg zum Mars – neue Pläne der USA

 

Von 1969 bis 1972 betraten zwölf US-Astronauten den Mond. Jetzt soll der Mond nach Vision von Präsident Bush als Sprungbrett zum Mars dienen. Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat ihr Interesse bekundet. Die Europäer starteten schon 2002 das Programm Aurora, das zunächst unbemannte Flüge zum Mond und Mars vorsieht und gegen 2030 Menschen zum Roten Planeten bringen soll.

 

Ist das realisierbar?   Kann ein Mensch so lange im All unterwegs sein?

 

Der Kosmonaut, Prof. Dr. Valery Poljakow, Arzt, Jahrgang 1942, stellv. Direktor des Instituts für medizinische Probleme in Moskau untersuchte bei Langzeitflügen das Verhalten des Menschen im All.

Er war selbst mit dem Raumschiff MIR im All unterwegs:

 

                        24. August 1988 – 27. April 1989                              = 8 Monate

                        08. Januar 1994 – 22. März 1995                               = 438 Tage

 

In einem Vortrag auf einer Konferenz der TH Mittweida äußerte sich Valery Poljakow zu dem Problem des Langzeitfluges.

 

Er nannte vier wesentliche Belastungen für den Körper:

 

·        die Herzmuskulaturdehnung,

·        die Gefäße werden durch die vertikale Lage nicht trainiert,

·        die Muskeln atrophieren und

·        die Knochen verlieren Calcium.

 

Schon 14 Tage im All wirken sich ungünstig aus. Deshalb ist eine zielgerichtete Gesundheits-vorsorge im Raumschiff notwendig durch: Laufband, Fahrrad, Expander, Saughose sowie durch einen Anzug mit längsverlaufenden Gummibänder zur Simulation der Schwerkraft.

 

Poljakow bereitete sich 19 Jahre auf seinen Raumflug vor und meldete sich für einen Langzeitflug von 1 ½ bis 2 Jahren als Test für den Marsflug. Als seine Aufgabe sah er in der Überwachung seines Körpers und der Gesundheit seiner Kameraden. Er gab Ratschläge für die richtige Verpflegung. Außerdem stellte er fest, dass bei geringer körperlicher Belastung in der Schwerelosigkeit weniger Sauerstoff benötigt wird. Gegen den Widerstand des Flugleitzentrums setzte er eine Reduzierung des Sauerstoffs in der MIR -Atmosphäre durch. Auch danach blieben alle Werte normal.

 

Valery Poljakow sagte, dass er während des Fluges viel dazu gelernt habe, auch, dass ein Aufenthalt in der Schwerelosigkeit über ein Jahr möglich ist.

Man rechnet mit einer mittleren Flugdauer zum Mars und zurück von 500 Tagen. Der Marsflug ist abhängig vom Marsfenster, das ist das Datum des geringsten Abstandes des Mars von der Erde und von der Sonnenaktivität.

 

Bei seinem 2. Flug hatte Poljakow ca. 900 medizinische Experimente durchzuführen. Außerdem führte er Messungen der kosmischen Strahlung durch. Noch 10 Jahre lang nach dem Flug kontrollierte er deren Auswirkungen auf seinen Körper. Seine eigene Verfassung war besser als die der anderen, infolge seines intensiven Trainings. Täglich ist er 18 Minuten gelaufen und 25 km mit dem Rad gefahren.

Interessant war, dass sich Valery Poljakow dazu geäußert hat, welcher Personenkreis einen Langzeitflug auf sich nehmen sollte. Er sagte: „Man soll keine jungen Leute zum Mars schicken, eher ältere Erwachsene. Erstens wegen der Gefahren und zweitens wegen der sterilisierenden kosmischen Strahlung. Man soll Erwachsene bevorzugen, die psychisch auf die Gefahren vorbereitet sind und bereits Kinder oder sogar Enkel haben. Außerdem könnten ältere Erwachsene politisch glaubhafter für die Raumfahrt plädieren“.

 

Poljakow nannte sein Planungsmodell:

 

            2040 Orbitalflug um den Mars ohne Landung.             Kosten: 15 Milliarden Dollar

            2080 Landung technisch möglich.                                Kosten: 25 Milliarden Dollar

 

Russland hat trotz der Entwicklungsschwierigkeiten die notwendigen Mittel, wenn die Raumfahrtländer mitarbeiten.

 

Weiterhin nannte er einige technische und organisatorische Einzelheiten.

 Seiner Meinung nach reicht ein Raumschiff mit etwa 500t Gewicht für drei Passagiere. Einzelne Module, die zum Raumschiff zusammengebaut werden müssen, können von PROTON-Raketen zu einer Orbitalstation über der Erde hochgeschossen und dort montiert werden.

Gegen die Strahlungsgefahr könnte man die Wasservorräte in der Peripherie, an der Wand des Raumschiffes lagern. Ebenso das flüssige Xenon für den thermonuklearen Antrieb.

Die Nahrungsbehälter aus Aluminium könnte man innen lagern und die geleerten Behälter zur Raumgewinnung zusammenpressen und in den Raum entsorgen.

Als Besatzung empfehlen sich Amerikaner, Europäer und Russen. Wie schon erwähnt, empfiehlt Poljakow nur drei Personen fliegen zu lassen. Schon vier Personen erfordern ein wesentlich größeres Raumschiff, eventuell von doppelter Größe. Später sollten Raumschiffe mit 6 Personen fliegen.


Er hat auch den Bedarf für den Unterhalt ausgerechnet:

 

Für 6 Mann für 500 Tage  = 58.830 Tonnen           Täglicher Bedarf           = 117,66 kg

Wasser                                    50.700                                              101,4

Trinkwasser                               7.500                                                15,0

Waschwasser                          13.500                                                 27,0

Launddry (Wäscherei)             21.000                                                 42,0

Technisch                                  1.800                                                   3,6

Pflanzenwässern                           900                                                   1,8

Reinigung                                   6.000                                                 12,0

Sauerstoff                                  2.880                                                   5,76

Nahrung                                    5.250                                                 10,5

Summe                                       58.830                                                               117,66

 

Die Frage ist noch, ob eine gemischte Mannschaft mit Frauen von Vorteil ist.

Religiöse Dissonanzen sind bei den Mannschaften bisher nicht aufgetreten. So z. B.: Russ. orthodoxer Poljakow – röm. kathol. Merbold und muslimischer Muoussabaiev harmonierten miteinander. Die gemeinsame Idee, die Motivation muss stimmen.

Biologisch ist der Marsflug möglich, es hängt nur noch von den Ingenieuren und den Finanzen ab.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote:

Poljakow träumt davon die Marsmission noch selber mitzumachen. Seine Frau sei einverstanden. Er habe den 78-jährigen John Glennen gefragt: “Möchtest du mit zum Mars

fliegen?“ Da habe dieser zu seinem Erstaunen und zu seiner Genugtuung gesagt: „Mit dir sofort!“

 

Das sind die Visionen eines russischen Raumfahrers. Die Deutschen stehen wieder mal dabei abseits. Die ehemalige Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn hat sich gegen bemannte Allmissionen ausgesprochen, will allein auf Roboter setzen. Der uns gut bekannte NASA-Planungsmanager, Jesco von Puttkammer, sagte dazu: „Deutschland ist enorm rückwärts gewandt. Ich sehe überall Museen, aber keine Visionen für die Zukunft“. (Sollte man ev. auch für den weiteren Ausbau der Ausstellungen im HTI berücksichtigen)

 

Vielleicht ändert ja die neue ALL-MACHT etwas. China brachte im Oktober 2004 den Astronauten Yang Liwei und im Oktober 2005 die zwei Astronauten Fei Junlong und  Nie Haisheng in die Erdumlaufbahn.

 

 

Stern 15.10.2005

Das "Magische Schiff" fliegt ins All

 

Der Start von Shenzhou VI verlief ohne Probleme         Foto:Reuters

 

Mit dem zweiten Start eines bemannten Raumfluges hat China seinen Anspruch als Weltmacht deutlich gemacht. Im All sollen die beiden Astronauten die lebenserhaltenden Systeme der "Shenzhou VI" testen, aber das Raumschiff auch verlassen.


 







Aufstrebende Weltmacht



Die chinesischen Taikonauten Fei Junlong (l.) und Nie Haisheng sollen fünf Tage im All verbringen                                              Foto: Reuters


"Wir fühlen uns ganz gut", funkte Fei aus dem All. Ministerpräsident Wen hatte die Astronauten, die in China "Weltraumreisende", Taikonauten, genannt werden, kurz vor dem Start besucht. Das Raumschiff erreichte nach 23 Minuten seine Umlaufbahn. Wei sagte: "Shenzhou 6, die weltweite Aufmerksamkeit erregt hat, ist erfolgreich gestartet." Das Abheben der Rakete "Langer Marsch" vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in der Wüste Gobi wurde erstmals im Fernsehen übertragen, was die Zuversicht der chinesischen Führung in die Zuverlässigkeit der Technologie demonstrierte.

Jubelnde Schulkinder verfolgten den Start im Klassenzimmer. Peking will mit seinem Raumfahrtprogramm seinen Anspruch als aufstrebende Weltmacht untermauern und patriotische Gefühle schüren, die das Ansehen der Kommunistischen Partei aufpolieren sollen. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, die Astronauten sollten während ihres Fluges ihre zehn Kilogramm schweren Raumanzüge ausziehen, um zwischen den beiden Hälften ihres Raumschiffs - einer Landekapsel und einem Orbiter - zu wechseln.

 

 

Sitzungen des Vorstandes

 

In unserem Infoblatt 3/2005 gedachten wir unseres verstorbenen Mitgliedes, des Flugbaumeister Dipl.-Ing. Max Mayer.

 

Anlässlich seines Ablebens am 17. Juli 2005, haben viele gute Freunde und Bekannte der Familie Mayer statt Blumen und Kränze Geld für unseren Verein gespendet.

 

Max Mayer selbst war vom 11. Dezember 1938 bis Mai 1945 als Versuchspilot und Leiter E2 in Peenemünde West tätig.

 

Wir denken, dass es im Sinne von Max Mayer wäre, wenn wir die Spendensumme von

- 3157 EUR -

für den Aufbau einer Ausstellung über Peenemünde West einsetzen.

Vielen Dank allen Spendern und ins besonders seiner Ehefrau, Frau Rita Mayer-Schoen.

 

                                                                                                                                                     

 

 

œ Wir gedenken unseres verstorbenen Mitgliedes

 

Jutta Orlowski

 

* 24.11.1919         04.09.2005

 

Sie nimmt in unserer Erinnerung einen festen Platz ein.

 

 

 

Ergänzung zum Infoblatt 3/2005

 

Während der Erarbeitung des Infoblattes 3/2005 wurde vergessen den Autor des Artikels „Der Leuchtturm auf der Greifswalder Oie“ zu nennen. Der Artikel wurde von unserem Vereinsmitglied Dieter Frenzel geschrieben. Die Fotos vom Leuchtturm auf der Greifswalder Oie stellte er uns ebenfalls freundlicherweise zur Verfügung. Wir bitten vielmals um Endschuldigung.

 

 

Vereinsinformation

 

 

Als neues Mitglied in unserem Verein begrüßen wir recht herzlich

 

Herrn Ferdinand Erbe,               Dresden

Herrn Werner Seipenbusch,       Velbert Langenberg.

 

Wir wünschen ihnen viel Spaß und Freude bei einer erfolgreichen Vereinsarbeit



Wir danken für die Spenden
 
Herr Günther Wiechmann                                                   50 Euro
 
Herr Gerhard Winkelmann                           50 Euro

 

 

Peenemünde im Spiegel der Presse

 

Ostseezeitung 20. 05 2005

 

Wachsmantel für alte Kessel

Im Museum Peenemünde wird die Konservierung des Kesselhauses jetzt fortgesetzt. Viele ABM- Kräfte helfen dabei.

 

Zunächst begannen 18 ABM-Mitarbeiter, von denen hier ein Großteil zu sehen ist, mit der Arbeit. Die Gruppe soll demnächst um weitere zehn Mitstreiter aufgestockt werden.                               OZ-Foto: T. S.

Peenemünde Im Peenemünder Museum läuft jetzt ein neues großes Vorhaben an. Direktor Dirk Zache stellte gestern eine 18-köpfige ABM-Gruppe der Öffentlichkeit vor. Das stillgelegte Kesselhaus des einstigen Kohlenmeilers ist bis Mitte Februar nächsten Jahres die Wirkungsstätte der gelernten Maurer, Maler, Elektriker und Metallbearbeiter.

„In der Hauptsache geht es darum, die vorhandenen Kessel und die dazugehörigen Anlagen unter Anleitung eines Restaurators zu konservieren“, erklärte der Museumschef das Ziel. „Die Kesselwände werden behutsam gereinigt, zum einen mit Industriestaubsaugern und zum anderen mit Pinselchen. Anschließend erhalten die Wände einen zweischichtigen Wachsanstrich. Mindestens zwei Generationen lang soll der Wachsmantel das darunter befindliche Metall erhalten und dessen Korrosion stoppen.

Die Anlage selbst – ein noch ursprünglich erhaltener Kessel der Firma Babcock und zwei um 1950 nachgerüstete Kessel des DDR-Betriebes SKET – sei für viele Museumsbesucher ein spannendes interessantes Anschauungsobjekt. „Das Interesse an unseren täglichen Kesselhaus-Führungen um 11 und um 15 Uhr ist schon jetzt groß“, sagte Zache.

Neben der Konservierung der Dampferzeuger, Entaschungsaggregate, Bunker, elektrostatischen Filter und Wanderroste soll der informative Wandelgang auf der Zehn-Meter-Ebene noch attraktiver werden. Kleine Stationen sollen entstehen, an denen Wissenswertes über den Alltag der Kesselwärter vermittelt wird. Themen, wie Schutzanzug, Werkzeug zur Beseitigung von Verstopfungen im Kesselinneren und Feuerung sollen den Gästen die einstige Kraftwerksatmosphäre erlebbarer machen.

In etwa einem Jahr soll das Projekt umgesetzt sein. Die Akteure können auf Erfahrungen aus den Jahren 1996/97 zurückgreifen. Damals waren bereits große Teile des ältesten der drei Kessel in der erwähnten Art und Weise eingemottet worden.

Die zweite größere aktuelle Baustelle des Museums befindet sich vor dem Verwaltungstrakt. Hier steht auf einem Gleis eine vor einiger Zeit aus Bayern heran bugsierte Wageneinheit der früheren Peenemünder Werkbahn. Drei ABM-Mitarbeiter kümmern sich mühevoll um die Restaurierung der 1941 auf Usedom in Dienst gestellten Trieb-/Steuerwagen-Einheit. Hier ist laut Zache vorgesehen, den Triebwagen zu zwei Drittel in den Ursprungszustand zurück zu versetzen. Der übrige Teil der Vehikel soll die spätere Nutzung der Wagen, unter anderem bei der Isartalbahn, dokumentieren und eine Ausstellung zur Peenemünder Werkbahn beherbergen. Voraussichtlicher Fertigstellungstermin ist hier 2007.

TOM SCHRÖTER

Ostseezeitung 20.09.2005

 

Frische Farbe für alte Werkbahn

Im Museum wird auf zwei größeren Baustellen gearbeitet. Zum einen werden die Kessel im Kraftwerk konserviert, zum anderen wird eine Werkbahneinheit restauriert.



 

 

 

Ostseezeitung 28. 09. 2005

„Wir halten am HTI -Charakter fest“



Zwischen Gemeinde und HTI -Beirat fordert Peenemündes Bürgermeister eine bessere Kommunikation. Im Dezember soll der Beirat tagen.



 Rainer Barthelmes

Peenemünde Morgen Abend wird im nicht öffentlichen Teil der Peenemünder Gemeindevertretersitzung über eine wichtige Personalie entschieden. Gesucht wird der Nachfolger von Museumschef Dirk Zache, der bekanntlich nach Dortmund wechselt. Aus den vielen Bewerbungen ist ein Kandidat gefunden worden, der im Hauptausschuss und im Beirat bereits den Zuschlag bekommen haben soll. Den Namen wollte Bürgermeister Rainer Barthelmes vor der Entscheidung im Parlament allerdings nicht nennen.

Mit dem neuen Mann an der Spitze des kommunalen Eigenbetriebes Historisch-Technisches Informationszentrum (HTI) erhofft sich Barthelmes „einen Neuanfang“. „Ich hoffe nicht, dass er zu einem Einzelkämpfer wird, wie sich Herr Zache kürzlich sah“, so Barthelmes, der in jüngster Zeit im Zusammenhang mit Zaches Weggang viele besorgte Anrufe bekommen hat. „Von Disneyland oder Technikpark war da die Rede. Alles Quatsch. Am Konzept des Museums werden wir nichts ändern“, betont Barthelmes.

„Viele der Anrufer scheinen ein großes Defizit zu haben. Die Gemeinde verfügt über eine Eigenbetriebssatzung. Nur das ist für uns die Arbeitsrichtlinie“, so der Bürgermeister. Über den Charakter des Museums entscheiden die Gemeinde und der wissenschaftliche Beirat des HTI (Gemeinde, Kreis, Land, Bund, Wissenschaftler und die Bundestagsabgeordneten Adam und Braune) in Zusammenarbeit mit dem Eigenbetriebsleiter, stellt Barthelmes klar.

Dies habe der Bürgermeister in einem Brief an alle Beiratsmitglieder deutlich gemacht. Für Anfang Dezember soll der Beirat einberufen werden. „Wir werden uns dann mit grundsätzlichen Fragen beschäftigen und Schlussfolgerungen ziehen. Dann kommen auch Zahlen auf den Tisch. Die Runde wird hoffentlich eine Art Wegweiser“, kündigt Barthelmes an. In der Zusammenarbeit mit dem Beirat sieht er aber noch erhebliche Reserven.

Von einem „vernünftigen Umgang“ mit der Gemeinde spricht dagegen der Vorsitzende des Beirates, Dr. Christoph Ehmann. Mit dem Neuen an der Spitze des HTI hofft Ehmann auf eine Weiterentwicklung des Museums. „Die Ausstellung muss moderner werden.“ Barthelmes geht noch ein Stück weiter: „Wir brauchen zur Dauerausstellung auch wechselnde, attraktive Ausstellungen, die über einen längeren Zeitraum im HTI sind.“ Dem schon lange diskutierten Wechsel vom Eigenbetrieb in eine Stiftung steht der Bürgermeister auch weiterhin positiv gegenüber. „Wir brauchen aber als Gemeinde mehr Informationen zur Stiftung. Man soll nicht nur über Verantwortung reden, sondern auch Verantwortung übernehmen“, so Barthelmes in Richtung Land und Bund.

Bereits im Oktober werden in der Gemeinde die Wirtschaftsprüfer erwartet. Dann geht es um das Wirtschaftsjahr 2004. Im vergangenen Jahr blieb das HTI mit gut 260 000 Gästen weit

unter den Erwartungen, die bei 300 000 lagen. In diesem Jahr rechnet die Gemeinde mit einer Besucherzahl von rund 275 000.

HENRIK NITZSCHE

Ostseezeitung, 29.09.2005

Förderverein sucht weiter engen Kontakt zum HTI


Peenemünde
Im Zinnowitzer Hotel „Baltic“ trafen sich jetzt die Mitglieder des Fördervereins Peenemünde zur Jahreshauptversammlung. Wie Klaus Felgentreu informierte, standen im Mittelpunkt der Gespräche die weitere Darstellung der Peenemünder Geschichte. In der Diskussion wurde zum Ausdruck gebracht, dass besonders eine enge Zusammenarbeit mit dem HTI allen Vereinsmitgliedern am Herzen liegt. „Dafür ist ein zukunftsweisendes Konzept notwendig, das weitere Kontinuität in die Museumsarbeit bringt“, so Felgentreu. Der Verein möchte mit der Gemeinde und dem neuen Leiter des HTI sachlich, fachgerecht und zukunftsorientiert zusammenarbeiten.

 

Ostseezeitung, 01.10.2005

Historiker übernimmt Zentrum Peenemünde

 

Peenemünde (OZ) Ein Historiker übernimmt die Leitung des Historisch-Technischen Informationszentrums Peenemünde (HTI). Einstimmig votierten die Peenemünder Abgeordneten am Donnerstagabend in einer nicht öffentlichen Sitzung für Christian Mühldorfer-Vogt, der seit sechs Jahren die Städtischen Museen Quedlinburg leitet. Damit setzte sich der 44-jährige Historiker und Kulturmanager unter 67 Bewerbern durch.

Der dreifache Familienvater tritt am 1. Januar 2006 seine Stelle in Peenemünde an. Das HTI kennt Mühldorfer-Vogt von einem Besuch vor fünf Jahren. „Das Museum genießt einen sehr guten Ruf. Ich war von der Ausstellung beeindruckt“, meint der Noch-Quedlinburger.

Dass das Museum als Eigenbetrieb der Gemeinde geführt wird, sieht Mühldorfer-Vogt nicht als Nachteil. „Der knappe Handlungsspielraum eröffnet auch Möglichkeiten.“ Der Neue sieht die Ambivalenz der Rakete A 4 als Kriegswaffe und Entwicklungsschritt für die Raumfahrt im Peenemünder Museum „sehr gut dargestellt“.

 

Ostseezeitung 01.10.2005

Historiker freut sich auf reizvolle Aufgabe im HTI

 

Quedlinburg/Peenemünde Ein Historiker wird die Nachfolge von Dirk Zache als Leiter des Historisch-Technischen Informationszentrums in Peenemünde antreten. Christian

 

Mühldorfer-Vogt (44), Leiter der städtischen Museen Quedlinburg, hat am Donnerstag in nicht öffentlicher Sitzung von den Peenemünder Abgeordneten einstimmig (OZ berichtete) den Zuschlag erhalten. Der dreifache Familienvater (Kinder sind 20, 17 und 12 Jahre) wird am 1. Januar 2006 seinen Job als HTI-Leiter aufnehmen.

Christian Mühldorfer-Vogt aus Quedlinburg wird ab Januar 2006 als Leiter die Fäden des HTI in Peenemünde in der Hand halten.
                                                         Foto: Wohlfeld

Seit sechs Jahren leitete Mühldorfer-Vogt in Quedlinburg die drei städtischen Museen. Dazu zählen das Schlossmuseum, das Klopstockhaus und das Fachwerkmuseum im Ständerbau. „Ich habe viel im zeitgeschichtlichen Bereich gearbeitet“, meinte Mühldorfer-Vogt gestern am Telefon. Nach sechsjähriger Arbeit in Quedlinburg suchte der studierte Kulturmanager eine neue Herausforderung. „Ich wurde auf die Peenemünder Ausschreibung aufmerksam und dachte mir, dass ich es doch mal versuchen könnte.“ Unter 67 Bewerbern setzte sich der Historiker letztlich durch.

Das HTI in Peenemünde kennt Mühldorfer-Vogt von einem Besuch vor fünf Jahren. „Das Museum genießt einen sehr guten Ruf. Damals war ich von der Ausstellung beeindruckt. Eine interessante Aufgabe wartet auf mich“, meint der Noch-Quedlinburger, der zunächst für ein halbes Jahr eine kleine Wohnung im Inselnorden beziehen wird. „Im Sommer hole ich meine Familie nach.“

Dass das Museum als Eigenbetrieb der Gemeinde geführt wird, sieht Mühldorfer-Vogt nicht als Nachteil. „Der knappe Handlungsspielraum eröffnet auch Möglichkeiten.“ Der Neue sieht die Ambivalenz zwischen der V 2 als Kriegswaffe und der Entwicklung für die Raumfahrt im Peenemünder Museum „sehr gut dargestellt“. „Die ersten Gespräche drehten sich aber noch nicht um Konzepte“, stellt Mühldorfer-Vogt klar. Noch in diesem Jahr plant er mehrere Besuche in Peenemünde. „Ich kann ja nicht am 1. Januar mit einem Koffer dastehen und anfangen.“ Er freut sich auf Peenemünde. „Ein spannendes Thema. Das reizt mich.“

H. N.

Ostseezeitung 04.10.2005

Projektgruppe untersucht Vermarktungschancen

Peenemünde Wie kann Peenemünde noch besser vermarktet werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich im nächsten halben Jahr zehn Männer und Frauen, die im Rahmen einer Fördermaßnahme von der BQG Usedom-West in Peenemünde beschäftigt werden. Wie der Abgeordnete Frank Adam informierte, sollen die Mitarbeiter der Projektgruppe Flyer und Leitfäden erstellen, Schwachstellen in der Vermarktung Peenemündes aufdecken und den Ort historisch beleuchten. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, eine Konzeption über Peenemünde zu erstellen. Darüberhinaus sind derzeit 20 Beschäftigte über eine Fördermaßnahme damit beschäftigt, Anlagen im Kesselhaus des Kraftwerkes zu konservieren.

 

Textfeld: Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Peenemünde



1. Teil

 

1.                 Fremdarbeiter und Zwangsarbeiter in Peenemünde

 

Zur Errichtung und zum Betrieb der gewaltigen Peenemünder Anlagen wurde zu jeder Zeit eine Vielzahl von Arbeitskräften benötigt. Für die Peenemünder Bauleitung ergab sich aus dem ständigen Arbeitskräftemangel ein großes Problem, das sich nach Kriegsbeginn noch weiter verschärfte. Zur Lösung dieses Problems versuchte man, trotz der hohen Geheimhaltung, verstärkt auch ausländische Arbeitskräfte einzusetzen. Im Mai 1940 gab es in einer Aktennotiz dazu folgende Richtlinien:

Der Einsatz der Arbeiter kann ohne weiteres im Hafen Karlshagen, Barackenlager Karlshagen, in der Kläranlage und in der Siedlung erfolgen, nachdem der Absperrzaun errichtet ist.... Die deutschen Arbeiter auf diesen Baustellen sind dann gegen die ausländischen Arbeiter auszutauschen. Darüber hinaus wird die Verwendung ausländischer Arbeiter im Waldgelände, also z.B. bei der F1, bei den Gleisen, Wegen usw. bei entsprechender Bewachung erlaubt. Dagegen nicht im Hafen, am Deich und da, wo Einblick in die Versuchsplätze möglich ist. [23]

In den ersten Jahren des Krieges wurden im großen Umfange Fremdarbeiter (ausländische Zivilarbeiter, Vertragsarbeiter) vor allem aus Westeuropa (Holländer, Belgier, Franzosen, Italiener) aber auch Polen und Tschechen [7] nach Peenemünde geholt und durch die Baufirmen eingesetzt. Diese Arbeitskräfte besaßen Arbeitsverträge und hatten in diesem Rahmen auch gewisse Rechte.[24]

Im Schriftverkehr der Dienststellen wurden diese Arbeitskräfte als urlaubsberechtigte Ausländer bezeichnet [5]. Sie durften im Urlaub den Arbeitsort verlassen und in ihre Heimatorte fahren. Unter starken Einschränkungen konnten sie sich auch in der näheren Umgebung bewegen. In ihrer arbeitsfreien Zeit am Sonntag, war es ihnen erlaubt, z.B. nach Zinnowitz zu fahren.[8,S.33] Diese Fremdarbeiter (Polen, Franzosen, Italiener) waren vor 1941 im Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF) in Karlshagen (das spätere VKN-Lager) untergebracht. Dieses Lager war als Unterkunft für 5000 Personen vorgesehen. Als Verbündete Deutschlands hatten die Italiener einige Privilegien. So erhielten sie z.B. am Wochenende zum Mittagessen jeweils für zwei Personen eine Flasche Wein. [3]

 

 

Das Barackenlager Karlshagen (VKN-Lager ) 1943

 

Der polnische Arbeiter Leon Dropek

 

Der polnische Arbeiter Leon Dropek schilderte in einem Brief seine Eindrücke, als er im Juni 1940 in dieses Lager kam.  ...... Ich war verblüfft. In dem großen Kiefernwald standen wunderschöne, wie Schmuckstücke anmutende Baracken fast an die Bäume gelehnt. Dort wohnten die Deutschen, die in Peenemünde beschäftigt waren. Das Lager befand sich noch im Bau, aber das, was schon zu sehen war, weckte in mir totale Begeisterung. Die Baracken waren mit weißer Lackfarbe gestrichen, die Fenster und Türrahmen waren rot. Das dunkle Grün der Bäume, die dicken, braunen Stämme der Kiefern im Hintergrund machten auf mich einen fesselnden Eindruck. Innen eine Pracht und Komfort. Es waren Achtbettzimmer mit Dusche, Bad , Warmwasser, Zentralheizung, die Bettwäsche weiß wie Schnee. Diese Idylle dauerte sechs Wochen [Monate?] an. Ich bin überzeugt, dass das als Propaganda für ausländische Missionen in Deutschland gedacht war.....“ [3]

 

Die polnischen Arbeiter versuchten durch kleine Störaktionen die Arbeit der Lagerleitung zu erschweren. So berichtet Leon Dropek in seinen Erinnerungen, dass sie „saubere Bettwäsche tauschen konnten, nachdem die schmutzige abgegeben wurde. Es gab keine organisierte Sabotage, aber die Betten haben wir, ob nötig oder nicht, jeden Tag gewechselt. Wir legten uns mit Absicht mit den schmutzigen Sachen in die Betten, nur damit sie gewaschen werden mussten. Den Rekord im Bettwäschewechseln schlug Jozef Grajek, Schmid von Beruf. Da an seinen Sachen buchstäblich das Öl herunterlief, sahen auch die Betten dementsprechend aus. Auf diese Art konnten wir uns für das Unrecht und Leid, das unserem Vaterland, den vertriebenen Menschen durch die „Übermenschen“ des Dritten Reichs zugefügt wurden, ein wenig rächen.“ [3]

Da die Lagerführung die Probleme nicht in den Griff bekam, wurde der Lagerführer Claus im Januar 1941 abgelöst. Die Unterbringung der polnischen Arbeiter erfolgte nun in einem separaten „Polenlager“. Hier waren die Lebensbedingungen sehr viel schlechter als im Lager Karlshagen. Die alten Baracken waren voller Flöhe und Wanzen. „Hier sah es so aus: 14-Bettzimmer ohne Bettwäsche, nur zwei alte Decken, geheizt wurde mit Kohleofen, ein Waschraum nur mit kaltem Wasser befand sich in der nächsten Baracke. Der Beschluss der Lagerleitung war uns klar, wir hatten keine Sonderrechte gegenüber den anderen. Wir waren auch nur Söhne Polens.“ [3] 

 

Ab 1941 wurden die ausländischen Arbeitskräfte in einem großen Barackenlager zwischen Karlshagen und Trassenheide untergebracht, dem Gemeinschaftslager Trassenheide, da das Lager Karlshagen durch das Versuchskommando Nord der Wehrmacht und dem Reichsarbeitsdienst genutzt wurde. Das Lager Trassenheide war ursprünglich für die deutschen Facharbeiter errichtet worden, die im Versuchsserienwerk die Serienproduktion der A4 ausführen sollten. Es besaß eine Belegungsmöglichkeit von ca. 4000 Mann. Das Lager war von einem Zaun umgeben, der beim Bombenangriff im August 1943 vielen Arbeitern zum Verhängnis wurde.

Der Ingenieur Walter Reuß erklärt in einem Erfahrungsbericht vom 30. August 1943 über den Bombenangriff, zum Lager Trassenheide: „Der Drahtzaun um das Lager behinderte die Lagerinsassen beim Flüchten ins Freie. Viele Menschen hätten sich retten können, wenn genügende Ausgänge vorhanden gewesen wären. ..... Außerdem waren nicht genügend Splitterschutzgräben vorhanden und diese befanden sich außerhalb des Lagers und konnten von den Lagerinsassen wegen der Umzäunung nicht erreicht werden.“ [25]  Als gerade einige Arbeiter versuchten, dieses Hindernis zu überwinden, fiel die unter Strom stehende Hochspannungsleitung der S-Bahn auf den Drahtzaun und tötete diese Menschen.

 

Im Lager Trassenheide lebten neben den ausländischen Arbeitern auch dienstverpflichtete deutsche Bauarbeiter. In dem Lager gab es Verkaufsstellen, in denen sich die Arbeiter mit Lebensmittel und Tabakwaren versorgen konnten.

 

Das Gemeinschaftslager Trassenheide

Es soll dort auch ein Bordell vorhanden gewesen sein. Wollten die Arbeiter das Lager verlassen, war ein Antrag zu stellen, der genehmigt werden mußte. Die ausländischen Arbeitskräfte kamen in Peenemünde aus Sicherheitsgründen nicht in der Raketenentwicklung und der Raketenfertigung zum Einsatz. Sie wurden durch verschiedene Baufirmen auf dem Gelände der Peenemünder Versuchsanstalten oder der näheren Umgebung eingesetzt. So waren z.B. vom Frühjahr 1941 bis Frühjahr 1942 110 italienische Metallarbeiter an der Errichtung des Kraftwerkes beteiligt [26]. Ebenfalls wurden die Italiener bei den Arbeiten am Deich eingesetzt.

 

Im Laufe des Krieges kamen in Peenemünde außerdem Zwangsarbeiter aus verschiedenen osteuropäischen Ländern (Polen, Sowjetunion [Ukraine]) zum Einsatz. Diese Arbeitskräfte wurden zum Teil gegen ihren Willen zur Arbeit in den Rüstungsbetrieben gezwungen. Sie wurden als nichturlaubsberechtigte Ausländer bezeichnet [5].

Das „Polenlager“ befand sich zuerst in der Peenestraße, gegenüber vom VKN-Lager. Lagerführer war ein Herr Bauer, der als äußerst brutaler Mensch dargestellt wird.

Gleich neben dem „Polenlager“ standen zwei eingezäunte Baracken in denen Jugoslawen und Franzosen untergebracht waren. Sie nutzten mit den Polen einen gemeinsamen Speiseraum [3+8]. Auch die Zwangsarbeiter wurden durch verschiedene deutsche Firmen vor allem zu Bau- und Reparaturarbeiten auf dem Versuchsgelände eingesetzt. Gearbeitet wurde von Montag bis Freitag von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Am Sonnabend wurde bis Mittag gearbeitet und sonntags war arbeitsfrei.[10] Polnische Arbeiter, die sehr gute Arbeitsleistungen vollbrachten, erhielten von ihren Firmen ebenfalls Heimaturlaub. [3]

Die Verpflegung bestand für einen Tag aus 250 Gramm Brot mit Marmelade und abends einer Suppe, die aus Graupen, Kartoffeln oder Kohlrüben bestand. Fleischeinlagen gab es selten und dann in geringen Mengen. An den Sonntagen gab es zusätzlich ein Stück Kuchen von etwa 100 Gramm, „damit man wußte, es war Sonntag.“ Die Arbeiter erhielten eine geringe Entlohnung, von der sie sich im Lager Lebensmittel kaufen konnten. Zigaretten wurden ohne Bezahlung an alle Arbeitskräfte ausgegeben.[10]

Im Polenlager bestand eine Musik- und Theatergruppe, die im Lager verschiedene Programme aufführte. [8]

 

2                   Kriegsgefangene in Peenemünde

 

Eine weitere Personengruppe, die im Bereich der Peenemünder Anlagen arbeitete, waren die Kriegsgefangenen. Neben Franzosen waren es besonders sowjetische Kriegsgefangene die

hier eingesetzt wurden. Die französischen Kriegsgefangenen wurden entsprechend der Genfer

Konvention behandelt. Sie wurden vom Internationalen Roten Kreuz betreut und durften Pakete aus der Heimat empfangen.[4]

Für sowjetische Gefangene gab es jeweils ein Gefangenenlager in der Nähe des Hafens von Karlshagen und im Tannencamp Wolgast. Diese beiden Lager unterstanden dem Stalag II C in Greifswald. [6]

Das Lager im Tannencamp wurde im Sommer 1942 errichtet. In ihm befanden sich ungefähr 300 sowjetische Ingenieur-Offiziere, die bis August 1943 als Konstrukteure für das Entwicklungswerk der Heeresversuchsanstalt eingesetzt wurden.

Dieses Lager bestand aus sieben Baracken. Davon waren zwei Unterkunftsbaracken, ein Waschhaus, eine Küche mit Lagerraum, eine Baracke mit Speisesaal und Aufenthaltsraum und eine Baracke mit Konstruktionsräumen. In einer weiteren Baracke befanden sich eine Krankenstube und das Arrestlokal. Ebenfalls gab es eine Latrine. Das Lager war mit 2 Stacheldrahtzäunen gesichert und am Lagertor befanden sich ein Wachgebäude und ein Wachturm. Die Bewachung erfolgte durch eine Gruppe Landesschützen unter Führung eines Feldwebels. Diese Wache wurde durch das Stammlager Greifswald gestellt. Auch im diesem Kriegsgefangenenlager gab es einen Lagerchor und eine Theatergruppe. [13]

 

Das Lager in Karlshagen bestand aus fünf Baracken. In zwei Baracken waren sowjetische Gefangene untergebracht und in den anderen beiden Franzosen. Das fünfte Gebäude war eine Sanitärbaracke, die geteilt war, die eine Seite für die Franzosen und die andere für die sowjetischen Soldaten. Ungefähr 180 (400 [13]) sowjetische Gefangene befanden sich in diesen Unterkünften. Die sowjetischen Kriegsgefangenen kamen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz. So in der Wagenhalle für die S-Bahn und in einigen Handwerkerstuben, wo für den Bedarf der Werksangehörigen von Peenemünde gearbeitet wurde.[4] Für die beiden sowjetischen Kriegsgefangenenlager war der Adjutant des Kommandeurs des EW, Oberleutnant Bornträger verantwortlich. Nach seinen Aussagen wurden beide Lager für sowjetische Kriegsgefangene nach dem Bombenangriff im August 1943 aufgelöst. Dieser Aussage widerspricht ein Dokument aus dem Jahre 1944. Laut diesem Schreiben waren im August 1944 bei der Elektromechanischen Werke GmbH Karlshagen insgesamt 253 sowjetische Kriegsgefangene in der Fertigung beschäftigt. Von weiteren 126 Ostarbeitern arbeiteten 18 Männer in der Konstruktionsabteilung, 52 in der Fertigung, 53 in der Verwaltung und 3 weibliche Arbeitskräfte in der Elektrotechnischen Abteilung. Sie alle wurden in den Unterlagen als Lohnempfänger geführt. [19].

 

Im März 1943 kamen die Franzosen in ein anderes Gefangenenlager. In den Baracken wurden nun Arbeitskräfte aus der Ukraine, sogenannte Ostarbeiter, untergebracht. Diese Leute kamen überwiegend aus der ehemaligen polnischen Ukraine und trugen auf ihrer Kleidung einen Aufnäher mit dem Wort „Ost“. Ihnen war jeder Kontakt mit den Kriegsgefangenen untersagt. [4]

Fortsetzung folgt

Manfred Kanetzki


 


Wir gratulieren unseren Vereinsmitgliedern
 zum Geburtstag

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Im Oktober hatten Geburtstag

        Herr Jörg Felgentreu

        Herr Thomas Lange

        Herr Wolf-Eckhard Fiedler

        Herr Günter Wiechmann

        Herr Dipl.Ing. Ottmar Wegner

 

 

 

 

Im November haben Geburtstag

Im Dezember haben Geburtstag

        Herr Uwe Scherf

Frau Anne-Marie Pape

 

Herr Heinz-Jürgen Rieck

 

Herr Volkmar Schmidt

 

Herr Botho Stüwe

 

Herr Dr. Joachim Wernicke

 

Herr Klaus Getzin

 

Herr Konsul Helmut E.W. Niethammer

 

 

 

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