Wernher von Braun

Ingenieur-Wissenschaftler-Manager-Visionär

Zum 100. Geburtstag

 

 

Die Entwicklung der ersten Großrakete A 4 (V 2), sowie die erste Mondlandung von Menschen sind untrennbar mit dem Namen Wernher von Braun verbunden. Seinen 100. Geburtstag begehen wir am 23. März 2012. Er gilt als hervorragender Forscher und Entwickler von modernen Flüssigkeitsraketen des vergangenen Jahrhunderts.

 

Wernher von Braun, Vater der modernen Raketentechnik und Entwickler der Saturn-Trägerraketen, steht an einer 43 Meter hohen Saturn-1B, vor dem Starte des ersten Flug-Tests für die Apollo-Mondfähre am 22. Januar 1968.                                                Foto:NASA

Seine frühen Träume vom Flug in den Kosmos erfüllten sich bekanntlich während seiner Arbeit in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er hat wesentlichen Anteil daran, dass die Möglichkeit den Planeten Erde zu verlassen Realität wurde. Das ist eine unumstößliche Tatsache!

Tatsache ist aber auch, dass es auch noch heute unterschiedliche Meinungen, Auffassungen und Bewertungen über das Leben von Wernher von Braun gibt. Darunter sind sowohl euphorische als auch kritische. Bei den kritischen Stimmen finden wir oft auch solche, die ihre Meinung über von Braun dem „Zeitgeist“ opfern. Sie vermuten, dass er sich bewusst dafür entschied, das Moralische seines Tuns zu ignorieren. Nimmt man die unterschiedlichen Bewertungen zusammen, kommt man nicht umhin, die Leistungen des damals jungen Wissenschaftlers (Er war 1940 erst 28 Jahre alt!) für die Menschheit anzuerkennen. Aber, um mit Michael Neufeld zu sprechen: „ Wernher von Braun schloss einen Pakt mit dem Teufel, um große Raketen bauen zu dürfen“.

Es bleibt der heutigen und der nachfolgenden Generation überlassen, Wernher von Braun als Visionär in Sachen Raumfahrt zu bewerten oder ihn zu verurteilen, wenn es gilt seine Mittel und Methoden im Nazi-Reich auf dem Weg zur Mondrakete zu betrachten.

 

In seinen zwei Studien zu Peenemünde und Los Alamos schreibt Dr. Donald E. Tarter: „Der Zweite Weltkrieg brachte zwei großartige erinnerungswürdige wissenschaftliche und technologische Mannschaften hervor: Das deutsche Raketeteam in Peenemünde unter Führung von Dr. Wernher von Braun und das amerikanische Atombombenteam in Los Alamos unter der Leitung von Julius Robert Oppenheimer. Zusammengenommen schufen die Beiträge dieser beiden Mannschaften in der Nachkriegszeit die Möglichkeit zur Führung eines interkontinentalen Atomkriegs. Diese Mannschaften, die in verschiedenen Ländern unter radikal unterschiedlichen politischen Systemen wirkten, hatten während des Krieges und danach mit massiven politischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Jedes Team musste auf seine Weise mit seinen Taten leben, musste Verdächtigungen der Öffentlichkeit erdulden und wird das Urteil der Geschichte über sich ergehen lassen müssen“.

 

Als Wernher von Braun als Kind in einer einflussreichen und wohlhabenden Familie in Wirsitz (ehemals Posen) geboren wurde, war sein Lebensweg vorgezeichnet. Einen guten Teil seiner Begabung für Wissenschaft und Technik erbte er von seiner Mutter. Als er mit dreizehn Jahren konfirmiert wurde, schenkte sie ihm ein Teleskop. Dieses Teleskop wurde, wie von Braun später oft erzählte, zum zündenden Funken für die Erforschung des Weltraums, besonders des Mondes und des Mars und ließ den Entschluss reifen, eines Tages Maschinen zu bauen, mit denen man die Erde verlassen und zu anderen Himmelskörpern reisen könnte.

 

1930 wurde er Student der Flugwissenschaften der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Während seiner Freizeit arbeitete er als Assistent von Prof. Oberth am Bau einer Flüssigkeitsrakete. In diesen Jahren befasste sich von Braun mit den technischen Voraussetzungen einer bemannten Rakete. In der Zeitung „Umschau“ erschien 1932 ein Beitrag von ihm unter den Titel „Das Geheimnis der Flüssigkeitsrakete“.

Ein Jahr nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war das wohl die populärste und einzige Veröffentlichung zu diesem Thema. Gemeinsam mit Klaus Riedel gelang es Wernher von Braun ungelöste Probleme der Technik des Raketenantriebes zu lösen bzw. weiterzuentwickeln. Mit dabei waren auch Rudolf Nebel und Hermann Oberth. Seine Jugendträume beinhalteten nicht die Entwicklung von Vernichtungswaffen. Dr. Tarter stellte fest: „Er und andere hofften vielmehr, als Erwachsene die Naturgesetze verstehen und in den interplanetaren Raum reisen zu können. So wie die Welt allerdings war, verlangte sie, dass sie ihr edles Streben weniger edlen Zielen unterwarfen…Ihre  Träume wurden beiseite geschoben und ihre beruflichen Talente wurden umgeleitet zur Herstellung von Mitteln für Tod und Vernichtung“.

Im Herbst 1932 gewann Walter Dornberger Wernher von Braun als leitenden technischen Assistenten, womit er von Braun zum ranghöchsten Zivilisten im Raketenprogramm machte. Walter Dornberger war Artilleriehauptmann, der im Jahr 1930 an der TH Berlin diplomiert hatte. Von Braun promovierte nachfolgend auf Wehrmachtskosten und erhielt seinen Doktortitel in Physik im Jahre 1934. Der junge von Braun schloss also zu einer Zeit, als die Weimarer Republik unterging und Hitler an die Macht kam, seine Ausbildung unter diesen Randbedingungen ab, die ihn quasi dazu verpflichteten, der deutschen Wehrmacht zu dienen.

 

So kam es, dass von Braun über Kummersdorf nach Peenemünde, ab 1936, seine Tätigkeit als Technischer Direktor der Heeresforschungsanstalt aufnahm. Hier begannen die Arbeiten an der Raketenentwicklung mit höchstmöglicher Intensität. Stuhlinger stellte einmal fest, dass sein Leben von zwei Grundstrukturen überlagert war: „Die eine erfüllt von gewaltiger Dynamik, brachte das stürmische Fortschreiten von Stufe zu Stufe, von Projekt zu Projekt, von Wagnis zu Wagnis. Sie führte in gerader Linie von den jugendlichen Versuchen mit Raketenautos bis zu den Mondraketen des Saturn-Apollo- Projektes. Das andere Strukturelement seiner Persönlichkeit war statisch. In seiner Wesensart gab es keine Entwicklung, kein Reifen, keine Stufen; sie war fest und eindeutig geprägt seit seiner frühen Jugend. Sein Eigenwille, seine Überlegenheit, seine Fähigkeit immer der Führer eines Teams zu sein, seine Klarheit im Denken und Planen, seine überaus breite Begabung, sein Ideenreichtum, seine Schöpferkraft, seine Forderung nach höchster Qualität der Arbeit, sein Festhalten an Versprechungen, seine Beschränkung auf das technisch  Mögliche, seine absolute Ehrlichkeit, sein Sinn für Humor, seine sprühende Lebensfreude – diese Eigenschaften blieben von Brauns Warenzeichen durch sein ganzes Leben“.

Ehemalige Mitarbeiter von Wernher von Braun sagten, dass sie diese ganzen Fähigkeiten stets an ihm bewunderten. Oftmals führten seine spontanen Reaktionen zu neuen Erkenntnissen. Man muss bedenken, dass er mit seinem Team absolutes Neuland beschritt.

Nach dem Krieg hat von Braun bekanntlich seine Arbeit in den USA erfolgreich fortgeführt. Als er nach dem erfolgreichen Mondprogramm gefragt wurde, was nach seiner Meinung das wichtigste Ergebnis des Saturn-Apollo-Projektes sei, sagte er: „Es ist die Tatsache, dass ein so gewaltiges Projekt nur zum Zwecke der Forschung und Entdeckung unternommen worden ist, ohne jede militärische Anwendung“.

 

Wenn ich ein Resümee dieser ganzen Betrachtungen ziehen möchte, dann möchte ich feststellen, dass wir uns als Förderverein Peenemünde der Meinung von Wegner (Die Raketenforschung in Peenemünde) anschließen. Er schreibt auf Seite 179: „…kann ich klipp und klar bezeugen, dass von Braun kein Nazi war. Wiederum mag dies angesichts seiner Parteimitgliedschaft ab 1937 und seinem SS-Ehrenoffiziersrang seltsam erscheinen. Doch seine Persönlichkeit, sein familiärer Hintergrund und der Geist seines Internats, das…den Ideen des großen Erziehers Hermann Lietz folgte, sprechen gegen seine Nähe zu Hitlers Ideologie. …Die Diskussionen, die ich mit von Braun hatte, sagten mir, dass sich sein Blick auf das Leben weit von der vorherrschenden Ideologie entfernt ausrichtete“.

 

Seit Bestehen unseres Vereins haben wir uns intensiv mit dem Leben und Schaffen von Wernher von Braun und seinem Peenemünder Team befasst. Wir mussten feststellen, dass gestern und heute kein Wissenschaftler so polarisiert wie er. Wir haben Menschen kennen gelernt, die aus seinem Leben ein Bild produzieren, welches aus Wernher von Braun eine Nazi-Größe macht, aber auch solche Menschen, die sein Leben so sehen, wie es war und seine fachlichen und wissenschaftlichen Leistungen hoch einschätzen. Politiker des Landes und des Bundes scheuen sich heute noch immer tiefer in die „Problematik“ Wernher von Braun einzudringen. Mit der V 2 als sogenannte Vergeltungswaffe lässt sich trefflich Politik gegen Wernher von Braun und die Leistungen der Peenemünder Wissenschaftler und Ingenieure machen. Es ist an der Zeit, dass die im so genannten „Zeitgeist“ Gefangenen, ihre Haltung überprüfen. Eine Polarisierung der Betrachtungsweisen zu von Braun ist nicht geeignet, die Wahrheit in vollem Umfang herauszuarbeiten. Wir werden auch in Zukunft darüber sprechen und uns damit beschäftigen.

Unsere 2010 abgeschlossene Absichtserklärung mit dem HTM wird uns dabei weiterbringen.

 

K. F.

 

Sigmund Jähn                                                                                         

                   Der erste Deutsche im All feierte seinen 75. Geburtstag

 

Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland geboren.

Siegmund Jähn nach der Landung        Foto: Archiv K. Felgentreu

Er absolvierte Anfang der 50er Jahre eine dreijährige Lehre zum Buchdrucker. Der Wehrdienst, ab April 1955 bei der Volkspolizei-Luft, Vorläuferin der Luftstreitkräfte der DDR, markierte den Beginn seiner Karriere als Flugzeugführer. Von 1966 bis 1970 studierte er an der Militärakademie „J. A. Gagarin“ in Monino, UdSSR. Von 1970 bis 1976 diente er in verschiedenen Funktionen bei den Luftstreitkräften der DDR. Ab 1976 absolvierte er gemeinsam mit vier weiteren Kandidaten seine Ausbildung zum Kosmonauten in Moskau.

 

Am 26. August 1978 flog Sigmund Jähn in der sowjetischen Raumkapsel „Sojus 31“ zur Raumstation „Saljut-6“. Hier verbrachte er zusammen mit seinem sowjetischen Kollegen Waleri Bykowski eine Woche.

 

Für seine Leistungen im All erfuhr Sigmund Jähn zahlreiche Ehrungen. Er nahm noch ein Studium der Physik in Potsdam auf, das er 1983 mit der Promotion abschloss. Nach der Wende wurde Sigmund Jähn Berater für das russische Kosmonautenausbildungszentrum und war ab 1993 auch für die European Space Agency (ESA) tätig.

 

Mehr als 30 Jahre nach seinem historischen Flug ins All ist der Kosmonaut Sigmund Jähn unvergessen. Er sieht seinen Flug auch heute noch als einmaliges Erlebnis. Er ist der sympathische und bescheidene Mensch geblieben. „Wenn man mal in den Weltraum geflogen ist, muss man nicht jeden Tag einen Höhenflug für sich daraus machen“, äußerte er oft in persönlichen Gesprächen.

 

1979 wurde in Morgenröthe-Rautenkranz eine Ausstellung ihm zu Ehren eingerichtet, die 1991/92 eine inhaltliche Erweiterung zur „Deutschen Raumfahrtausstellung“ erfuhr. In Erinnerung an Sigmund Jähns Verdienste für die Raumfahrt wurde 2001 der Planetoid 1998BF14 nach dem ehemaligen DDR-Kosmonauten benannt.

 

Der Raumschifftyp mit dem Jähn abhob, ist noch im Einsatz. In den Sojus-Raumschiffen fliegen Astronauten bzw. Kosmonauten zur ISS.

 

K.F.

 

Brief von Ruth Kraft

 

               Ruth Kraft    Foto: L. Hübner

Der Anlass war das Buch von Peter P. Wegener „Die Raketenforschung von Peenemünde“. Im letzten Infoblatt hatten wir darüber informiert. Da es im Buch auch um den Windkanal in Peenemünde geht, hat sich Frau Kraft in einem netten Brief an den Vorstand dazu geäußert. Sie schreibt uns:

 

„Lieber Klaus Felgentreu,

 

Ihnen und allen an der Überraschung beteiligten Freunden danke ich herzlich für das Erinnerungsbuch von Peter P. Wegener. Ich lese es mit großem Interesse. Vieles darin kann ich nachvollziehen, es deckt sich mit manchem aus meinem Arbeitsgebiet, speziell im Windkanal.

 

Peter Wegener ist mir vor allem so gut im Gedächtnis geblieben, weil er seinem berühmten Vater so ähnlich sah. Ich hatte Paul Wegener in eindrucksvollen Filmrollen gesehen, wie dem Golem im alten Prag. Eine mysteriöse, mythische Figur.

 

Als Peter W. nach Peenemünde kam, ging ich gerade nach Stettin. Ein- oder zweimal sind wir uns persönlich begegnet. Richtig befreundet war ich mit Pascal Jordan, mit dem er das Büro teilte. Jordan, der nach dem Krieg in Hamburg lebte, hat den Kontakt mit mir wieder gesucht und hat sich redlich bemüht, mir die Grundzüge der Atomphysik und Quantentheorie beizubringen!

 

Zum Buch habe ich anzumerken, dass Wegner durchgängig das A 4 weiblich benennt, also die

A 4. Das war bei den alten Peenemündern ungewöhnlich.

 

Von Usedom als Halbinsel hat auch niemand gesprochen: Es lag ja nicht nur die Swine als Grenze zu Wollin östlich, sondern das Oderdelta, wozu Peene und Dievenow gehören. Ein Erinnerungsfehler ist dem Autor unterlaufen, als er von v. Brauns Mutter spricht. Er nennt Wernher ihren ältesten Sohn. Und von seinem Musizieren in einem Peenemünder Kammerorchester ist mir nie etwas zu Ohren gekommen.

Was in meinem engeren Peenemünder Freundeskreis als Anekdote zu mir gedrungen ist, hört sich folgendermaßen an:

In Gesellschaft hat Peter Wegener gern über das Familienleben mit seinem Vater gesprochen. Demzufolge muss der berühmte Schauspieler mehrmals verheiratet gewesen sein…Zum festlichen Essen an der weihnachtlichen Tafel waren alle Familien- Exfamilienmitglieder versammelt. (Elisabeth die 3., oder Johanna die 4.), und der Patriarch erhob sich feierlich, das Messer in der Hand, um den Truthahn zu zerlegen. Peter schaute ehrfürchtig zu, einer unter offenbar mehreren Kindern. Dem Buch zufolge muss sein Verhältnis zum Vater als Erwachsener recht eng gewesen sein.

 

Jetzt lese ich über Kochel. Dort bin ich nach dem Krieg einmal bei Freundin Hella Kohl zu Besuch gewesen (Sekretärin v. Dr. Hermanns). Die vom Windkanal genannten Leiter, wie Hermann, Kurzweg, Lehnert und Erdmann habe ich gut gekannt. Besonders der noch junge Erdmann hatte viel mit uns „Technikerinnen“ zu tun Seine Frau, geborene Kirmis, war meine Vorgängerin im Mathem.-Büro gewesen.

 

Zu den Fotos fällt mir noch ein:

Peter Wegner war danach als Leutnant der Flak ein schneidiger Kerl. Groß und schlank, in selbstsicherer Lässigkeit, ähnlich wie Klaus Scheufelen. Ich kann mir vorstellen, dass sein Vater auf ihn besonders stolz war, der als promovierter Wissenschaftler schon so ein Prestige besaß, dass er von der Front freigestellt wurde. Peter Wegener macht ja auch kein Hehl daraus, was ihm und vielen anderen das bedeutet hat.

 

Nochmals Dank dafür. Es ist ein sympathisches Buch mit viel Nachdenklichem.

 

Herzlich Grüße reihum und eine besinnliche Zeit bis zum neuen Anlauf 2012.

 

Eure Ruth Kraft“

 

 

Wir trauern um unser Mitglied

 

Ernst Kütbach

 

* 22.01.1922         17.09.2011

 

Er nimmt in unserer Erinnerung einen festen Platz ein.

 

 

Geschichte und Gegenwart

 

Im neuen Infoblatt des Jahres 2012 setzen wir die Geschichte der Dorothea Kostmann, geb. Zitzke fort:

 

So kam der Sommer 1943.

Es war warm und herrlich in der Natur. Der grüne Wald, der helle Strand mit dem Blau der Ostsee, dazu die Sonne und eine leichte Brise, das alles konnte eine glückliche Stimmung auslösen, es sei denn, man hatte schwere Probleme. Junge Mädchen schwärmten nach ihrer Freizeit, wie wunderbar es wieder am Strand gewesen war. Sie zeigten Fotos, die am Strand aufgenommen worden waren, erzählten auch von Männern, die sie dort am Strand gesehen oder getroffen hatten. Es war ja klar, die Auswahl war groß, ebenfalls bei Mädchen und Frauen und sie alle standen in der Blüte ihres Lebens. Sicher entstand zwischen manchen eine echte zärtliche Zuneigung, die aber in dieser gefahrvollen Zeit wenig Hoffnung auf Erfüllung hatte.

 

Ob es in Peenemünde auch Prostitution gab, weiß ich nicht. Wenn ja, sicher nur heimlich. Übrigens hatte ich eine junge Mitarbeiterin, die oft über Männerbekanntschaften berichtete und wie gut sie mit allen zurechtkam. Sie lachte gern und spöttelte oft ein wenig. Es hieß ja auch: „Peenemünde, das Dorf der Sünde“.

 

Ich selbst wollte keine feste Beziehung, hatte ich doch gleich zu Anfang des Krieges einen Freund verloren, der nur 6 Wochen Fronteinsatz hatte und durch einen Granatvolltreffer vernichtet wurde.

 

Nach all dieser Lebenslust in Peenemünde bahnte sich nun doch das Unheil an. Ich hatte gerade noch einen normalen Nachtdienst als Fernschreiberin gehabt. Es war der 16. August. Natürlich hatte ich viel zu schreiben. Mein Chef ließ sich sehen und mir wurde sogar noch eine neu angereiste Fernschreiberin als Hilfe zugewiesen. Wir arbeiteten beide intensiv. Sie war aus Berlin. Morgens hatte ich meinen Dienst beendet, hatte frei. Wir wohnten im Schulgebäude in Bannemin und waren nebst meiner Cousine, die aus Berlin war, lange aufgeblieben, weil der Sommerabend so schön war.

 

Es muss gegen Mitternacht gewesen sein, da hörten wir starkes Motorengeräusch von Flugzeugen. Wir hatten Angst, stürzten in das Obergeschoss des Hauses, um besser sehen zu können. „Die kommen nach Peenemünde“, rief jemand. Nun sahen wir es deutlich, viele so genannte Christbäume wurden in den Himmel geschleudert, alle Farben und sie wurden riesenhaft groß. Gleich darauf erfolgte eine Detonation nach der anderen. Sie kamen in mehreren Wellen. Der Schreck fuhr uns die Glieder. Die armen Menschen dachten wir. Einzelne kleinere Bomben fielen auch auf die Dörfer. Bannemin, unser Wohnort, hatte Glück, obwohl Fenster und Türen durch den Luftdruck stark bebten. Im Nachbarort Mölschow wurde eine junge Frau getötet, als sie aus ihrer Haustür trat.

 

Nach dieser Schreckensnacht mussten Soldaten, die in unserem Dorf wohnten, wieder früh zum Werk. Durch sie erfuhren wir dann, wie grausig es aussah und was sie tun mussten. Leichenteile von jungen Mädchen mussten sie am Strand zusammensammeln. Das schöne Ledigenwohnheim am Strand hatte einen Volltreffer bekommen. Viel Tragisches hat sich dort abgespielt. In ihrer Angst waren die Mädchen in die Ostsee gerannt. Auch dort wurden sie von Tieffliegern gejagt. Ein junges Paar war von einer Luftmine getötet worden. Man fand sie sitzend, eng umschlugen im Strandkorb. Manche der Toten wurden auf Friedhöfen der umliegenden Dörfer bestattet. Auf dem Friedhof von Krummin befand sich das Grab einer jungen Arbeitsmaid, das oft von Soldaten besucht wurde. In jener Nach lief auch eine junge Frau aus Bannemin vom Ledigenwohnheim Karlshagen trotz der Bombeneinschläge und der Flakabwehr quer durch den Wald nach Bannemin. Nach großer Kraftanstrengung und völlig erschöpft erreichte sie ihr Dorf.

 

Übrigens: Unsere beiden Kolleginnen, die in dieser Nacht Dienst hatten, konnten sich in einen Bunker retten. Sie waren sehr verstört. Eine von ihnen traf ich am Vormittag nach dem Angriff in Zinnowitz. Mein Chef und der Werkmeister mit Familie waren ebenfalls in den Bunker geflüchtet. Von unserem schönen Gebäude blieb aber nur Schutt und Asche übrig.

Nach diesen Schock wurde verbissen weiter gearbeitet. Zunächst mussten die Trümmer beseitigt und die Bombentrichter zugeschippt werden. Auch das Werk wurde teilweise verlegt. Mich fragte man auch, ob ich Interesse hätte, nach Nordhausen, Bleicherode oder sogar nach Salzburg versetzt zu werden. Ich lehnte ab, weil ich in meiner Heimat bleiben wollte. Auch hatten wir nach all diesem Leid noch ein freudiges Ereignis. Meine ältere Schwester heiratete im September 1943 einen netten jungen Mann in Fliegeruniform.

 

Für unsere Nachrichtenabteilung, insbesondere für den Fernschreib-Betrieb, der ohne größere Unterbrechungen weitergehen musste, war inzwischen eine vorübergehende Lösung gefunden worden. Eine kleine Abteilung wurde in Krummin eingerichtet. Vorher war das alte Schloss in Pudagla in Erwägung gezogen worden, wohin ich zur Besichtigung mitfahren durfte. Eine kleine Fernschreibmaschine stand schon unten in einem kleinen Raum. Aber es war nur ein Versuch, Krummin schien geeigneter. Dort wurde ich dann als Fernschreiberin eingesetzt und jeden Morgen mit dem Auto abgeholt, ich wohnte ja im Nachbardorf. Als Vorgesetzten hatten wir einen Oberleutnant. Der Betrieb war noch ruhig. Das Radio wurde jeden Morgen eingeschaltet, wegen der Nachrichten, auch wegen der nachfolgenden Musik, die meist klassisch war, viel Mozart. Der Oberleutnant fand Mozart unvergänglich. Ich stimmte ihm zu.

 

Nach kurzer Zeit fanden wir aber bald wieder in Peenemünde in einem größeren Gebäude unsere Bleibe. Dieses Gebäude lag vor der ehemaligen Wohnsiedlung und war oben eingestürzt. Wir hatten im Keller, der als Bunker ausgebaut war, reichlich Platz, auch für die Geschäftsräume. Mit Sauerstoff wurden wir gut versorgt. Viel Arbeit kam wieder auf uns zu. Die Fernschreibmaschinen klapperten unaufhörlich. Wir hatten noch Streifenschreiber und mussten uns beeilen, diese Papierschlangen exakt auf die Formulare zu kleben.

Ein Nachrichtensoldat, der in Lubmin gearbeitet hatte, schrieb mir aus der Nähe von Paris: „Dich am Abend zu erreichen, war mir durch Deine Arbeitswut mit OKW, nicht vergönnt“. Ja, es wurden nochmals alle Reserven ausgeschöpft.

 

An unserem Schalterfenster im Kellergang gingen jetzt oft KZ-Häftlinge vorbei. Sie mussten schwere Kisten heraustragen.

Zur Verstärkung hatten wir nochmals Soldaten, meist Sudetendeutsche und auch dienstverpflichtete Frauen bekommen. In Erinnerung habe ich besonders eine blonde schlanke Frau aus Leipzig. Sie war noch jung und vertraute uns an, dass sie nur mit dem größten Widerwillen nach Peenemünde gekommen war – der Befehl war streng und sie wollte sich nicht einsperren lassen. Auch mit Frauen ging man brutal um. Ich hörte einmal, dass eine Frau kahl geschoren wurde, weil sie sich mit einem Ausländer eingelassen hatte.

 

 

Fortsetzung im nächsten Infoblatt 02 - 2012

 

 

Was bedeutet …                                                                           

                            … Chinas Aufbruch ins All?          

 

Es war ein technisch anspruchsvolles Manöver – und zugleich der Beginn einer neuen Ära: Anfang November 2011 dockte die chinesische Raumkapsel Shenzhou 8 erfolgreich an das Testmodul „Tiangong 1“ (deutsch: Himmelspalast) an. Für dieses Jahr haben die Chinesen zwei weitere Flüge geplant, darunter eine bemannte Mission. Dann sollen erstmal „Taikonauten“, Chinas Raumfahrer, den Himmelspalast bewohnen.

Nach der geplanten Stilllegung der Internationalen Raumstation ISS im Jahr 2020 wäre China dann die einzige Nation, die noch einen ständigen Stützpunkt im Orbit unterhielte.

 

Während die Chinesen das All erobern, stecken die traditionellen Raumfahrtnationen in der Krise. Erst im vergangenen Sommer haben die USA ihr Shuttle-Programm eingestellt. Im Moment hat die NASA gar kein eigenes Raumschiff zur Verfügung, und die ambitionierten Pläne der Raumfahrtbehörde für bemannte Missionen zu Mond und Mars wurden massiv gekürzt. Für Flüge zur ISS sind die Amerikaner nun auf russische Sojus-Raketen angewiesen.     

Aber auch die russische Raumfahrt macht einen sehr desolaten Eindruck: Einmal fiel eine Rakete mit Navigationssatelliten ins Meer, ein anderes Mal brachte eine Rakete einen Satelliten in die falsche Umlaufbahn, und schließlich stürzte auch eine Sojus-Kapsel mit Versorgungsgütern für die ISS über Sibirien ab; im vergangenen November kam auch noch eine Marsrakete vom Kurs ab.

Und Europa hat gerade mal die ersten Satelliten für das umstrittene Navigationssystem Galileo in die Umlaufbahn gebracht, übrigens ebenfalls mit einer Sojus-Rakete – ein Projekt, das viele Kritiker für überflüssig und maßlos überteuert halten.

In Zeiten der Schuldenkrise wird es immer schwieriger, die exorbitant teuren Raumfahrtprogramme zu finanzieren – und gegenüber den Steuerzahlern zu rechtfertigen. Die Raumfahrt wird keine Zukunft haben, wenn es nicht gelingt, das Kostenproblem in den Griff zu bekommen.

Beispiel Spaceshuttle: Das Shuttle-Programm war geplant als billiges Transportsystem und Herzstück des bemannten Raumfahrtprogramms. Doch letztlich erwies sich das Programm als viel zu teuer und ineffizient. Eigentlich sollte das Shuttle 50-mal pro Jahr aufsteigen, zu Kosten von zehn Millionen Dollar pro Flug. Tatsächlich schaffte die NASA aber nur fünf Missionen pro Jahr, die Kosten explodierten auf ein Vielfaches.

Und die Challenger-Katastrophe vor 25 Jahren zeigte, welche Risiken das technisch hochkomplexe Projekt in sich barg. Ein technologisches Wettrüsten mit der neuen Raumfahrtnation China können sich die USA heute gar nicht leisten, zugleich will niemand einen neuen „Kalten Krieg“ im All.

Die Zukunft der Raumfahrt liegt in der internationalen Zusammenarbeit – und in der Kooperation mit Privatunternehmen. Die NASA unterstützt heute private Firmen wie Boeing oder SpaceX, die unter anderem an wieder verwendbaren Trägersystemen arbeiten.

 

Kürzlich weihte der Milliardär und Weltraum-Enthusiast Richard Branson in der Wüste von New Mexiko den ersten kommerziell genutzten Weltraumbahnhof ein. Von hier will Bransons Unternehmen „Virgin Galactic“ schon bald Alltouristen für rund 200 000 Dollar pro Ticket in den Suborbit schießen, also in eine Flughöhe unterhalb der Erdumlaufbahn.

Das reicht noch nicht ganz, um den „Taikonauten“ im „Himmelspalast“ die Hand zu schütteln. Aber es genügt vielleicht, um die Faszination für die Raumfahrt bei vielen neu zu entfachen – und immerhin finanzieren sich die Passagiere den Spaß selbst.

 

Thomas Vasek, PM 01/2012

 

 

Raketenpionier Boris Tschertok gestorben

 

Nachruf: Am 14. Dezember 2011 starb in Moskau der 99-jährige Raketenpionier Boris Tschertok an einer Lungenentzündung. Tschertok begleitete die russische Raumfahrt viele Jahre als Abteilungsleiter für Steuerung und Lenkung von Raketen. In seinem Wirkungsbereich arbeiteten bis zu 3000 Ingenieure und Wissenschaftler. Als Schuljunge sah Tschertok noch Lenin. Als Student erlebte er den Aufbau der Sowjetunion und baute selbst Segelflugzeuge die er mit Freunden in Koktebel an der Krim ausprobierte.

Als junger Ingenieur verteidigte er als Entwickler in den ehemaligen Junkers-Flugzeugwerken Moskau sein Land. Nur wenige Kilometer trennten ihn von der Division der deutschen Armee vor Moskau, in welcher zuvor noch der spätere Apollo-Raketeningenieur Konrad Dannenberg (geb. in Weißenfels b. Leipzig) kämpfte. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Tschertok an Raketenflugzeugen zur Luftabwehr der Hauptstadt. Mit dem Vormarsch der Roten Armee nach Deutschland gehörte Tschertok zu jenen Ingenieuren, welche die ersten Überreste einer V2-Rakete im Versuchsgelände Heidelager und später Peenemünde zu verstehen versuchten. In Alter von 33. Jahren bezog er im Juni 1945 in Bleicherode im Harz die Villa Franke und gründete dort das Institut Raketenbau und -Entwicklung (RabE). Dort lernte er auch den späteren Sputnik-Chefkonstrukteur Sergej Koroljow und alle späteren Mitglieder des OKB-1 kennen. Darunter befanden sich der Sputnik-Sender-Entwickler Michail Ryazanski und der Raketentriebwerks-Entwickler Valentin Gluschko.

Foto: Tschertok (Rechts) im Gespräch mit NASA-Amtskollegen Prof. Jesco von Puttkamer (Links), Jan. 2007

 

In den Folgejahren war Tschertok direkt an allen Pionierleistungen der russischen Raumfahrt beteiligt und lötete nicht selten selbst an den Raumfahrzeugen bis zur Startfreigabe. Die bekanntesten Leistungen sind: erster Satellit im All, erstes Foto von der Mondrückseite, erste Landung auf dem Mond, erste Rückkehr vom Mond, erster Mensch im All, erster Weltraumspaziergang. Aber auch viele Fernexpeditionen mit der Realisierung von Funkübertragungen über bis dahin unvorstellbare Entfernungen gehören seinen Verdiensten an.

 

Bis zum Tage seines Todes war Tschertok im aktiven Dienst als Ingenieur und Berater bei der Firma RKK Energia angestellt. Er war Vorsitzender der Koroljow-Lesungen, welche jedes Jahr an der Moskauer Baumann-Uni mit hochdotiertem Publikum durchgeführt werden (Foto: Tschertok im Gespräch mit NASA-Amtskollegen Prof. Jesco von Puttkamer, Jan. 2007). Noch im Januar 2011 konnten die Schüler des SEI aus Leipzig (Tobias Meier und Christoph Eibeck) ihn während einer Moskau-Expedition zur Feier des Geburtstages von Koroljow erleben. Bis zuletzt verlor Tschertok nie seine grundoptimistische Zuversicht als Entdecker neuer Welten.

 

Das International Space Education Institute strengte in den letzten Wochen die Honorierung Tschertoks am Kennedy Space Center (Cape Canaveral) an. Dort ist sein Name seit dem 12.12.2011 neben dem seines langjährigen Freundes und Kollegen Koroljow in Stein gefräst. Diese Urkunde mit Foto wird am 12.1.2012 der Firma Energia in Moskau von der Leipziger Botschafterin für Raumfahrtausbildung, Yvonne Heckel, übergeben. Am 1. März 2012 wäre sein 100. Geburtstag gewesen. Tschertok schrieb 5 Bücher welche tiefe Einblicke in die russische Raumfahrt der Zeit des Kalten Krieges geben. Sie wurden vom Elbe Dnjepr-Verlag übersetzt und sind auch in der USA in englischer Sprache eine heiß begehrte Ware.

 

Foto und Text: Ralf Heckel,
principal
International Space Education Institute

 

Pressespiegel

 

OZ 04.01.12

Müggenhof - ein Stück Peenemünder Geschichte lebt wieder

 

Der Museumsverein will mit dem Historisch-Technischen Museum ein wenig bekanntes Areal der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe zu neuem Leben erwecken. Von hier sollen die Rundfahrten starten.

 

Peenemünde (OZ) - Von der schmucken Luxus-Villa eines britischen Premierministers inklusive Tennisplatz und Swimmingpool am Peenemünder Haken ist längst nichts mehr zu sehen. Hier drehte im Frühjahr 2009 Star-Regisseur Roman Polanski seinen Film „Der Ghostwriter“.

Reiner Sigmund (l.) und Joachim Saathoff vom Museumsverein besprechen die weiteren Arbeiten. Fotos: hni

Und doch ist ein Stück des Hollywoodstreifens in der Region geblieben — Teile der extra für den Film gebauten Dünenlandschaft. „Wir haben nach den Dreharbeiten über 100 Holztafeln in einer Größe von 2 mal 2,50 Meter zurückgebaut und behalten. Die stecken wir jetzt in den Ausbau des Müggenhofes“, kündigt Joachim Saathoff vom Museumsverein Peenemünde an.







In diesem Gebäude waren früher Beschäftigte untergebracht. Die Keller sollen mittlerweile zugeschüttet sein.     Fotos: hni

Das versteckt gelegene Gebäudeensemble am Peenemünder Flughafenring soll in den nächsten Monaten zum „Centrum Müggenhof“ ausgebaut werden. „Das wird unsere Basis für die Rundfahrten. Außerdem wollen wir hier Exponate von der Versuchsstelle der Luftwaffe Karlshagen zeigen“, sagt Reiner Sigmund, beim Verein für die Planung zuständig.

Seit Dezember sind die Mitglieder des Vereins dabei, das größte Gebäude auf dem einst landwirtschaftlichen Hof, der zur Eigenversorgung der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe 1942 in Betrieb gegangen war, wieder instand zu setzen. „Für das Dach brauchen wir eine Firma. Vieles wollen wir aber in Eigenleistung realisieren. In der großen Halle haben wir eine stabile Betonstruktur“, sagt Saathoff. Eigentümer des Areals ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die gegenwärtig eine Nutzungsvereinbarung mit dem Historisch-Technischen Museum (HTM) Peenemünde ausarbeite. „Und dann kommt unser Part. Wir werden mit dem HTM zusammenarbeiten“, so Saathoff, der den Müggenhof als Geheimtipp und „vergessene Gebäude“ bezeichnet. „Das ist ein einmaliges Gelände. Hier kann man noch ein Stück Peenemünder Geschichte erleben“, betont er und freut sich, dass das Ensemble „ein Farbtupfer“ der Peenemünder Denkmallandschaft werden soll.

Nach dem Ausbau des 76 Meter langen Gebäudes stehen die Einrichtung einer Werkstatt und der Bau von sanitären Anlagen (altes Heizhaus) auf dem Plan. Schließlich sollen die Gäste vom Müggenhof aus die Rundfahrten in das historische Gelände des Peenemünder Hakens in Angriff nehmen.

Sechs der ursprünglich sieben Gebäude sind auf dem Müggenhof noch erhalten. Durch einige Umbauten, vor allem zu NVA-Zeiten, sind sie aber nicht mehr im Ursprungszustand.

Rundfahrten

Die historische Rundfahrt führt die Gäste vom Werk West am Flugplatz über den Müggenhof zum ehemaligen KZ-Außenlager nach Karlshagen. Mit dem Bus geht es weiter zu den Prüfständen VII und VIII, zum Sauerstoffwerk und zum Kraftwerk. Nordhafen, Wohnsiedlung und Flakversuchsstelle sind weitere Ziele der Rundfahrt. Auf Wunsch gibt es auch eine Filmtour.

www.peenemuende-west.de                                                                              Henrik Nitzsche

 

OZ 14./15.01.12

Dunkle Nazi-Geschichte: Brodkorb „enterbt“ Peenemünde

 

Kultusminister legt Weltkulturerbe-Pläne für NS-Raketen-Forschungsanlage auf Usedom zu den Akten. Schweriner Schloss hat Vorrang.

Wiege der Weltraumfahrt und Brutstätte von Massenvernichtungswaffen - Die frühere Nazi-Heeresversuchsanstalt                              Foto: L. Hübner

 

Rostock (OZ) - Kaum 100 Tage im Amt, arbeitet Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) die „Altlasten“ von Amtsvorgänger Henry Tesch (CDU) auf. Viele strittige Vorhaben aus dem Hause Tesch hatte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kurz vor der Landtagswahl im Herbst 2011 einkassiert und kurzerhand zur Chefsache erklärt — neben der Eingliederung von Förderschülern in Grundschulen und der Theaterreform auch den Plan, das frühere Nazi-Raketenversuchszentrum in Peenemünde auf Usedom auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbes zu katapultieren.

Mathias Brotkorb (SPD)

Dieser Höhenflug dürfte jetzt ein jähes Ende finden. Brodkorb sagte der „Schweriner Volkszeitung“, er glaube nicht, dass die Chancen für das Schweriner Schloss steigen, „wenn wir die Zahl der Anträge mit Peenemünde erhöhen“. Das Schloss genieße „oberste Priorität“. Im Februar entscheidet die Kultusministerkonferenz (KMK) über die deutschen Bewerber. Pro Jahr sind für Deutschland nur zwei neue zugelassen.

Pikant: Frisch gekürter KMK-Generalsekretär ist ausgerechnet Udo Michallik (CDU), bis September Staatssekretär unter Tesch und damit maßgeblich an dessen ehrgeizigen Peenemünde-Plänen beteiligt.

Michallik war vor einem Jahr dafür eigens nach Moskau geflogen, um eine gemeinsame Bewerbung mit dem ehemaligen Sowjet-Raumfahrtzentrum Baikonur und der US-amerikanischen Startrampe Cape Canaveral voranzutreiben.

Regierungschef Sellering hatte sein Veto seinerzeit insbesondere mit der Nazi-Vergangenheit Peenemündes begründet. Peenemünde sei vor allem ein Ort, „an dem die Nazis fürchterliche Waffen entwickelt haben. Wir müssen gründlich diskutieren, ob das mit einer Bewerbung um die Aufnahme ins Weltkulturerbe vereinbar ist“, sagte Sellering. Die endgültige Entscheidung über einen Antrag soll in Kürze fallen.                                                                                                            Köp

Ostsee-Anzeiger 15.02.12

Museum Peenemünde: viel Neues für Besucher

 

Peenemünde – Auch wenn die sibirische Kälte und der mitunter scharfe Ostwind nicht unbedingt zu ausführlichen Streifzügen auf dem Gelände des Historisch-technischen Museums Peenemünde einladen – für den Frühling sollten sich auch Einheimische wieder einmal den Besuch des nördlichsten Insel-Zipfels vornehmen. So einiges hat sich hier nämlich im vergangenen Jahr getan. „Im Außenbereich haben wir gerade die Kranbahn und den Schrägaufzug saniert, ebenso wie Brecher- und Siebhaus“, freut sich Geschäftsführer Michael Gericke. Dazu kommt die Säuberung der seeseitigen Fassade des Kraftwerks. „Nach der Frostperiode werden wir diese Gebäude noch mit neuer Beschilderung versehen, so dass die

Geschäftsführer Michael Gericke freut sich auf den Blick auf die Denkmalslandschaft, den man von einer Plattform haben wird, auf die es per gläsernen Fahrstuhl geht.

Foto: A. Brecht

Besucher den einstigen Zweck dieser Anlagen verstehen“, kündigt Gericke an. Dabei legt man mittlerweile großen Wert darauf, die Erklärungen nicht nur deutsch und englisch abzugeben, sondern auch – da viele Gäste aus Polen sich für Peenemünde interessieren – in der Sprache des direkten Nachbarlandes. Im Innern des Museums werden sich polnische Besucher des Museums ebenfalls noch besser aufgehoben fühlen. Die neue Sonderausstellung zur Geschichte des Kraftwerks von den 30er Jahren bis nach der Wende – wird gleichfalls dreisprachig beschildert. Auf Tafeln und durch Sachgüter sind interessante Fakten zur Kraftwerksgeschichte zusammengetragen worden. Um Interesse auch bei Kindern zu wecken, soll es interaktive Angebote geben. Am 1. April wird eröffnet. „Durch diese Sonderausstellung wollen wir versuchen, unsere Besucherzahlen wieder etwas anzuheben“, erklärt Michael Gericke. Mit 172000 Gästen lag man im vergangenen Jahr zwar etwa bei den Zahlen 2010. Ziel sei aber eine Rückkehr zu den Besucherzahlen der 1990er Jahre, wo durchschnittlich 230 000 Interessierte gezählt wurden. Um Besuchern immer wieder Neues zu bieten, sind die Museumsmitarbeiter bemüht, auch die Dauerausstellung durch neue Forschungsergebnisse zu aktualisieren und zu ergänzen. Gerade in der Peenemünde-Forschung ist man im vergangenen Jahr einen bedeutenden Schritt vorangekommen. Bei der Universität Cottbus wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das eine akribische Bestandsaufnahme der 20 Quadratkilometer großen Denkmallandschaft rund um Peenemünde vornimmt. Durch Archivarbeit, Befragung von Einheimischen, durch die Unterstützung des Museumsvereins und die archäologische Suche vor Ort ist nun erstmals ein Conservation Management Plan nach internationalem Standard erstellt worden. Überraschend das Ergebnis: „Wir hatten anfangs mit ungefähr 450 Bodendenkmälern gerechnet, gefunden wurden schließlich 700“, erklärt Geschäftsführer Gericke. Ende Februar soll die Endfassung des Gutachtens fertiggestellt sein, das bei jedem einzelnen Objekt genau den Zustand und der Denkmalwert bestimmt. Grundsätzlich ist klar, dass keins der Denkmäler wieder aufgebaut, sondern lediglich freigehalten und eventuell der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird. Die Entscheidung darüber wird gemeinsam mit dem Naturschutz getroffen. Einen Blick auf die Denkmallandschaft sollen Besucher noch in diesem Jahr genießen können. Im Kesselhaus wird ein gläserner Fahrstuhl Besucher er auf eine etwa 30 Meter hohe Aussichtsplattform bringen. „Von oben wird man einen guten Eindruck von der Ausdehnung der Versuchsanstalten gewinnen und bei entsprechender Sicht Rügen, Lubmin und den Streckelsberg ausmachen können“, freut sich Michael Gericke. Dass gebaut wird, ist beschlossene Sache. Die Kosten betragen eine Million Euro. Derzeit kommt das Procedere langsam in Gang. Eine Konstruktion wird erarbeitet, der passende Fahrstuhlbauer muss gefunden werden. Ob Kurt Masur, der zur Eröffnung des Usedomer Musikfestivals am 15. September das Baltic Youth Philharmonic dirigiert, die Eröffnung vornehmen kann, lässt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen. „Es wäre natürlich mein Wunsch“, verrät Michael Gericke. A. Brecht

 

OZ 18.01.2012

Einzigartig: Eine Datenbank für 700 Denkmäler

 

Cottbuser Universität erarbeitet Gutachten für Peenemünder Denkmallandschaft. Geschäftsführer Gericke: Plan genügt internationalen Ansprüchen.

 

Beschreibung: galerie

Das Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt. Zwei Fassaden und der Schrägaufzug wurden 2011 saniert.

                                                                         Foto: H. Nitzsche

 

Peenemünde (OZ) - Dem Peenemünder Historisch-Technischen Museum (HTM) liegt ein Gutachten vor, das den Wert jedes einzelnen Denkmals in und um Peenemünde belegt. Mitarbeiter des Lehrstuhls für Denkmalpflege der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus haben im vergangenen Jahr rund 700 Denkmäler erfasst, per GPS vermessen und bewertet.

Den Auftrag zum „Conservation Management Plan“ hatte das Museum im Oktober 2010 erteilt. „Immer wieder bekommen wir Anfragen, Stellungnahmen zu den einzelnen Denkmälern abzugeben. Bislang fehlte uns die wissenschaftlich fundierte Grundlage im Haus, Aussagen zum Wert der einzelnen Denkmäler und der gesamten Anlage zu treffen. Mit den Daten können wir auf unserer Homepage ein Geoinformationssystem auf der Basis von ,Google Earth‘ erstellen“, freut sich HTM-Geschäftsführer Michael Gericke. Der im November von den Cottbusern eingereichte Entwurf ist in diesen Tagen mit Ergänzungshinweisen aus dem Peenemünder Museum wieder in die Lausitz geschickt worden. „In drei Wochen soll der Plan vorliegen“, hofft Gericke.

Bei der Einzelbestandsaufnahme der verschiedenen Denkmäler waren die untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege involviert. „Dazu flossen Informationen von Peenemündern und Vereinen in die Planung ein“, verweist Gericke auf die breite Mitarbeit.

Die erfassten Denkmäler reichen vom Prüfstand VII (von dort startete 1942 die erste Rakete ins Weltall), dem Sauerstoffwerk und alten Meldestellen der Heeresversuchsanstalt bis hin zu Pfahlresten von Gebäuden, verschütteten Bauten oder alten Schächten. Eine Kategorisierung in fünf Bereiche ordnet die Bau- und Bodendenkmäler von „sehr wichtig“ bis „wenig wichtig“.

Eine Denkmalwertbeschreibung für ein fast 25 Quadratkilometer großes Areal sei deutschlandweit einzigartig, betont der Geschäftsführer. Mit dem Plan verfüge das Museum über eine wissenschaftliche Basis, die internationalen Ansprüchen genügt, wie mit Denkmälern umzugehen ist. Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Denkmälern und dem geplanten naturschutzfachlichen Gutachten des Eigentümers, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), soll ein touristisches Wegekonzept für die Denkmallandschaft erarbeitet werden. „So können geführte Besuchergruppen in die Sperrgebiete gelangen“, sagt Gericke. Startpunkt der Führungen in die Denkmallandschaft soll der „Müggenhof“ sein, der gegenwärtig von Mitgliedern des Museumsvereins umgestaltet wird (die OZ berichtete).

Neue Perspektiven

Mit dem vom Land finanzierten Gutachten hat das Museum nun einen Leitfaden in der Hand, der Wert und Umgang mit den Denkmälern darstellt. Das vorliegende Ranking erlaubt den Peenemündern, Mittel für den Erhalt der unterschiedlichen Denkmäler effektiver einzusetzen. Außerdem können die Museumsbetreiber die Denkmallandschaft um weitere Stationen erweitern und so wieder ein Stück mehr Peenemünder Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein Anfang wäre da der Prüfstand VII.

Henrik Nitzsche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Januar hatten Geburtstag

 

 Herr Reinhard Dicke, Willich; Herr Rainer Adam, Karlshagen;  Frau Dr. Mechthild Wierer, Berlin;

Herr Christoph Beyer, Berlin; Herr Dr. Dieter Genthe, Bonn; Frau Gisela Buchner, Nürnberg;

Herr Thorge von Ostrowski, Tellingstedt ; Herr Norbert Nitzke, Revensdorf;

Herr Frank Giesendorf, Berlin; Herr Hansgeorg Riedel, Braunschweig

 

Im Februar hatten Geburtstag

 

Frau Ruth Kraft-Bussenius, Berlin; Herr Wilhelm Doletschek, Salzgitter

Herr Klaus Schrader, Halberstadt; ; Herr Dieter Frenzel, Karlshagen;

 Frau Rike Riedel-Lückmann, Hintersee;  Herr Axel Hungsberg, Nordhausen

 

 

Im März haben Geburtstag

 

Frau Waltraud Müller, Fassberg; Herr Jürgen Bergemann, Rehagen;

Frau Liselore Bethge, Helmstedt; Herr Lutz Hübner, Karlshagen; Frau Dr. Rita Habicher, Berlin;

Herr Dr. Dieter Lange, Nübbel; Herr Joachim Saathoff, Karlshagen, Herr Adolf Frank, Hardthausen

 

Wir danken für die eingegangene Spende
                            Herrn Riedel, Hansgeorg          100,00€

 

 

Gedenkblock – PARAGUAY

In Erinnerung an den 75. Geburtstag und an den 10. Todestag

Wernher von Braun

 

Der Gedenkblock erschien in einer Auflage von 5000 fortlaufend nummerierten Exemplaren.

Die Flugpostmarke zu 100 Gs. Zeigt den Start der Rakete „Saturn V“ für den Flug von „Apollo 15“ am 26. Juli 1971.

Auf dem Blockrand Wernher von Braun an seinem Arbeitstisch in Huntsville/Alabama mit der weltberühmt gewordenen Sammlung von Raketenmodellen. Die Sammlung beginnt mit der „A5“ und geht bis zur „Saturn V“.

Neben dem Bild Wernher von Brauns seine Faksimile-Unterschrift, darunter in silberner Farbe die Inschrift „WERNHER VON BRAUN (23.III.1912 – 16.VI.1977) LE ABRIO A LA HUMANIDAD EL CAMINO AL ESPACIO „ (Er öffnete der Menschheit den Weg in den Weltraum).

Der Ersttagsstempel mit Unterschrift Wernher von Braun.

                                                                                                                                                                                     

Herausgeber: Förderverein Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt" e.V.,

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V.  Waldstraße 03  17449 Karlshagen; Tel.: 038371/20106; 038371/20695

e-mail: huebner-l@t-online.de   Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: „Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg

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