Der Vorstand informiert

1. Beim 1. Vereinsstammtisch Karlshagen am 22.01.2025 wurde unser Verein durch K. Felgentreu vertreten. Anwesend waren 16 Vereine aus Karlshagen und Peenemünde. Von Peenemünde waren die Marinekammeradschaft Peenemünde, der Peenemünder Carnevals Klub und der Marine-Regatta-Verein Peenemünde. Alle Vereine haben sich vorgestellt.
K. Felgentreu nutzte die Möglichkeit für unseren Verein zu werben, insbesondere für die Museen der 1. Flottille und des Jagdfliegergeschwaders 9.

Organisiert wurde der 1. Stammtisch vom Amt Usedom Nord. Geleitet hat ihn die Vorsitzende des Sozialausschusses Fanny Orpel.
Es ging um die Förderung der Vereine durch die Gemeinden und um kreative Vorschläge, ev. gemeinsame Projekte und Ermutigung Anträge zur Vereinsförderung für besondere Höhepunkte und Aktivitäten mit gemeindlichem Interesse zu besprechen. Die Vereinsarbeit ist so zu gestalten, dass sie einen breiten Wirkungskreis hat und viele Menschen angesprochen werden. Dazu müssten Veranstaltungshighlights regelmäßig veröffentlicht werden. (Presse, Internet, Facebook)
Wir haben im Vorstand den Stammtisch ausgewertet und sind der Meinung:

  • Der Stammtisch sollte in einem kleineren Rahmen durchgeführt werden. Es wäre sinnvoll, wenn wir mit unserem Förderverein Peenemünde einen Stammtisch mit anderen Museumsvereinen, (z.B. Heimatvereinen oder Schulvereinen usw.) durchführen könnten. Der Erfahrungsaustausch wäre so sinnvoller.

  • Die Außenwirkung unseres Vereins muss weiter gestärkt werden. So haben wir beschlossen, unsere Internet-Seite zu überarbeiten und neu zu gestallten. Wir werden mit einem professionellen Mediengestalter zusammenarbeiten.

2. Vom Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V. wurden unsere beiden Museen als Außerschulischer Lernort eingestuft. Damit wird unsere langjährige Arbeit gewürdigt.

3. Am 08. Februar 2025 gedachten wir, zusammen mit dem HTM, am Gedenkstein im HTM, der sowjetischen Häftlinge, die vor 80 Jahren mit einem Flugzeug He 111 von Peenemünde West geflohen sind. Teilnehmer waren auch Bürger von Zinnowitz und Wolgast.

4. Eingeladen zur Vorstandssitzung im Februar hatten wir die neue Geschäftsführerin des HTM. Wir wollten wissen, wie es im HTM weitergeht.
Mit der Gestaltung der neuen Ausstellung soll weitergehen. Allerdings ist schon abzusehen, dass sich die Eröffnung der neuen Ausstellung um ein Jahr verzögert. Wir bleiben bei unserem Angebot, den Aufbau einer A4 ohne Außenhülle zu unterstützen.

kf

Flugzeuge im Jagdfliegergeschwader 9

MiG-21 M, MiG-21SPS

(Erzeugnis 96 M) NATO Code FISHBED G

Nach Ende der Nutzung der MiG 21 SPS im Jahre 1969 erfolgte die Einführung der kampfstärkeren Version, der MiG 21 M.
Einige Offiziere des Ingenieur-Technischen Personals nahmen dazu in der Sowjetunion, in Krasnodar, an einer Umschulung zu diesem Flugzeugtyp teil. Ich habe selbst an dieser Umschulung im Juni 1969 teilgenommen.

MiG-21M in Rechlin Foto: F. Maczkowitz

Nach einer strengen Prüfung durch sowjetische Offiziere der Schule der Luftstreitkräfte Krasnodar erhielten wir unsere Zulassung (siehe Dokument) für das Erzeugnis 96 (MiG 21 M). Ich war dann verantwortlich für die Übernahme der neuen Flugzeuge auf dem Fachgebiete Zelle/Triebwerk.
Manfred Kanetzki schreibt in seinem Buch „MiG´s über Peenemünde“:

Äußerlich war die MiG-21M an den vier Tragflächenstationen und dem höheren Rumpfrücken zu erkennen. Diese Version besaß die fest eingebaute doppelläufige 23 mm- Kanone GSch-23 und war mit dem Funkmessvisier RP-21 M ausgerüstet, das für den Einsatz der Bordkanone über einen so genannten genauen Entfernungsmesskanal verfügte. Zur serienmäßigen Ausstattung gehörte der 2-Kanal-Autopilot und der Flugdatenschreiber SARPP.
Da die
MiG 21M werkseitig das gleiche Triebwerk wie die vorhergehenden Versionen besaß, aber insgesamt viel schwerer war, verhielt sie sich im Flug relativ schwerfällig. Nach Meinung der Flugzeugführer hatte die MiG-21M von allen MiG-21 die schlechtesten Flugeigenschaften…Aber durch die fest eingebaute Kanone und die doppelte Anzahl Raketen besaß sie eine höhere Feuerkraft als ihre Vorgänger. Die Übernahme dieser Flugzeuge war mit einigen Problemen verbunden. Eine hohe Zahl von technischen Fehlern, die durch die Werksvertreter beseitigt werden mussten, führte zu Verzögerungen bei der Übernahme. Außerdem konnte der Hersteller, die für die Wartung und Inbetriebnahme erforderliche Prüfmittel nicht in der angeforderten Stückzahl liefern. Zur Lösung dieser Probleme bat Armeegeneral Hoffmann am 28.08.1969 den Oberkommandierenden der Vereinigten Streitkräfte, Marschall der Sowjetunion Jakubowski, um Unterstützung.
Bei den gelieferten Flugzeugen gab es einige Besonderheiten. So wurden für die Maschinen der 7. und 8. Serie der Spezialträger BD3-66-N mit dem erforderlichen Bedienteil geliefert. Allerdings fehlte zu dieser Ausrüstung die Dokumentation bzw. die Einweisung des Personals.
Eine weitere Besonderheit stellte die
MiG-21M mit der Nummer 611 dar. Diese Maschine war sicherlich ursprünglich für den Export in ein Land außerhalb des Warschauer Vertrages vorgesehen, denn sie besaß als Einzige eine Dokumentation in englischer Sprache. Auch alle Bodengeräte waren orange gespritzt.“

Einige technische Daten der MiG 21M (aus „Die andere deutsche Luftwaffe“ Koppenhagen 1992)

Massen

Leermasse 5950 kg
Startmasse 8950 kg
Max. Startmasse 9400kg
Waffenzuladung 200kg
Kraftstoffvorrat 2750 l und 1 bis 3 Zusatzbehälter von je 490 l oder 1x 800l

Antrieb

Zweiwellenstrahltriebwerk R-11F2S-300
Startleistung 38,3 kN, mit Nachbrenner 60,0 kN

Flugleistung

Höchstgeschwindigkeit 2230 km/h (in 1100 m), 1150 km/h (in Seehöhe)
Marschgeschwindigkeit 1250 km/h
Aktionsradius 400-450 km
Dienstgipfelhöhe 18500 m
Steiggeschwindigkeit 160 m/s
Landegeschwindigkeit 270 km/h
Startstrecke 800-1350 m
Landestrecke 750-1250 m

Bewaffnung

Starr eingebaute Kanone GSch-23 mit 200 Granaten, 23 mm
Mehrfachbombenträger; Abschussblöcke UB-32 für 32 ungelenkte 57-mm-Raketen und anhängbare Luft-Luft-Raketen R-13M oder R-60 nachrüstbar.

Intern wurde der Typ als Flugzeug 96 bezeichnet.

MiG-21MF

(Erzeugnis 96 F) NATO Code FISHBED J

Im Juli 1973 und im Frühjahr 1974 übernahmen die Jagdfliegerkräfte der NVA (JG-9 in Peenemünde) die äußerlich kaum von der MiG-21M zu unterscheidende Version MiG-21MF (jeweils 12 Stück).
Sie hat im Prinzip die gleiche Zelle und weitestgehend die gleiche Ausrüstung wie die MiG-21M, wurde aber mit einem neuen, leistungsstärkeren Triebwerk, dem Tumanski R-13-300 (Erzeugnis 95) ausgerüstet. Das Triebwerk R-13 hatte im Vergleich zum R-11-F2S acht statt sechs Verdichterstufen (3 NDR + 5 HDR), weiterhin war es mit einer 2. Nachbrennerstufe ausgerüstet. Der Schub erhöhte sich in der Laststufe Maximal (ohne NB) um 200 kp, im Nachbrennerbetrieb um 400 kp. Die 2. NB-Stufe hob die Drehzahl des Niederdruckrotors um 3 % an, sodass auch über Mach 1,5 der volle Schub noch zur Verfügung stand. Gleichzeitig hatte das Triebwerk einen geringeren spezifischen Kraftstoffverbrauch in den jeweiligen Leistungsstufen.

Weitere Verbesserungen bei der MiG-21MF waren das Funkmeßvisier RP-21MA, das rückwärts gerichtete Periskop im Kabinendach serienmäßig sowie die Abweisbleche unter den Startklappen serienmäßig. Das Dach mit Periskop ist später auch für die Versionen MiG-21SPS und MiG-21M verwendet worden, wenn bei diesen ein Dachwechsel anstand. Die Abweisbleche wurden bis Anfang der 1980er-Jahre an allen noch eingesetzten MiG-21 nachgerüstet, entweder im Rahmen der industriellen Instandsetzungen in Dresden oder auch bei Periodischen Kontrollen in den Geschwadern selbst.

Da die MiG-21MF als erste MiG-21 bereits mit Tarnanstrich ab Werk geliefert wurde und kaum andere äußere Merkmale zum Vorgänger „M“ bestanden, wurde das MF schnell als „Mit Farbe“ interpretiert.

Von Mai 1972 bis Februar 1974 wurden 47 MiG-21MF, gefertigt im Moskauer (Export) Flugzeugwerk, der NVA zugeführt. Im Mai 1975 wurden noch mal 12 MF, diesmal aber aus der Fertigung des Gorkier Flugzeugwerks, welches normalerweise nur für den Eigenbedarf der SU produzierte, an die NVA nach Peenemünde geliefert. Diese Flugzeuge hatten bis zur ersten Instandsetzung einen hellgrau-blauen Anstrich.

MiG-21MF Foto: www.luftfahrtmuseum-rothenburg.de

  • Massen

  • Leermasse 6000 kg

  • Max. Startmasse 9400kg
  • Waffenzuladung 2000 kg
  • Kraftstoffvorrat 2750 l und 1 bis 3 Zusatzbehälter von je 490 l oder 1x 800l

  • Antrieb

  • Zweiwellenstrahltriebwerk R-11F2S-300´

  • Startleistung 38,3 kN, mit Nachbrenner 60,0 kN

  • Flugleistung

  • Höchstgeschwindigkeit 2230 km/h (in 1100 m), 1150 km/h (in Seehöhe)

  • Marschgeschwindigkeit 1250 km/h
  • Aktionsradius 400-450 km
  • Dienstgipfelhöhe 19000 m
  • Steiggeschwindigkeit 160 m/s
  • Landegeschwindigkeit 270 km/h
  • Startstrecke 800-1350 m
  • Landestrecke 750-1250 m
  • 1 bis 3 Zusatzbehälter von je 490 l oder 1x 800l

  • Bewaffnung

  • 1 doppelläufige Kanone „GSch-23“

  • Raketen Luft-Luft; infrarot.- oder funkmeßgelenkt oder
    max. 96 ungelenkte Raketen S-5 in 4 Behältern oder 4 Bomben oder
    großkalibrige Luft-Boden-Raketen
  • Einbau eines zweiten Kampfknopfes am Steuerknüppel (damit getrennte Kampfknöpfe für Raketen und Kanone)
    Nachrüstung auf Raketen des Typs R-13M ab ca.1985-1986

Im nächsten Infoblatt befassen wir uns mit der MiG-21bis

Kf

Geschichte ist auch Erinnerung

Das erste Infoblatt 2025 fällt in eine Zeit, in der viele damit beginnen, sich der Ereignisse vor 80 Jahren zu erinnern. Es geht um das Ende des 2. Weltkrieges. Viele Mitglieder unseres Vereins haben das Jahr 1945 unterschiedlich erlebt, manche waren da noch nicht geboren, andere zu jung, um sich an diese Zeit zu erinnern. Die letzte der Ehemaligen Peenemünder, Lucia Mokelke, ist am 21. September 2024 mit 101 Jahren verstorben. Sie hat uns viel über ihre Peenemünder Zeit erzählt und hat dazu beigetragen, dass wir heute, nach 80 Jahren, die Peenemünder Geschichte so sehen, wie sie war. Wenn wir uns die Frage stellen, was hat sich von Januar 1945 bis März 1945 im Nordteil der Insel Usedom, Peenemünde, abgespielt, so müssen wir feststellen:

  • Am 24. Januar 1945 erfolgte der erste erfolgreiche Start einer A 4b.

  • SS-General Kammler befahl am 31. Januar 1945 die Evakuierung von Peenemünde.

  • Am 08. Februar 1945 gelang M. P. Dewjatajew die Flucht von Peenemünde West mit

  • weiteren 9 sowjetischen Häftlingen mit einer He 111.

  • Der Umzug der Peenemünder nach Süddeutschland begann am 17. Februar 1945.

  • Am 20. Februar 1945 wurde die letzte A 4 vom P VII gestartet.

  • Wernher von Braun verlässt Peenemünde Anfang März 1945, ebenfalls in Richtung

  • Süddeutschland.

Vom März 1942 bis Februar 1945 erfolgten in Peenemünde 294 Startversuche mit der A 4. Davon auf dem P VII allein 169. In Peenemünde wurden ungefähr 200 Geräte A 4 gebaut. Am 04. Mai 1945 nahmen sowjetische Soldaten Peenemünde kampflos ein.

Über die Peenemünder Zeit von 1936 bis 1945 wurde viel geschrieben, diskutiert und es wird auch in Zukunft nicht anders sein. Es ist an der Zeit, dass die anvisierte neue Dauerausstellung endlich Realität wird. Im Moment hat man den Eindruck, dass da nicht viel passiert. Die Entlassung des Museumschefs, Herrn Gericke, lässt befürchten, dass die neue Ausstellung einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt erhalten soll. Uns kommt es auch in Zukunft darauf an, durch eine breit gefächerte Förderung die weitere Erforschung und Darstellung der Peenemünder Geschichte zu unterstützen. Wir würden uns wünschen das Land setzt sich mit uns als Förderverein in Verbindung. Wir haben auch Ideen!!

Die amerikanische Publizistin Marsha Freeman schreibt in ihrem, 1993 erschienenen, Buch:
„How we got to the moon. The Story of the German space pioneers” folgendes:
Mit dem Forschungsprogramm von Peenemünde lässt sich eigentlich nur das spätere Apollo-Programm der USA vergleichen, das den ersten Menschen auf den Mond brachte. Und daran waren ehemalige Peenemünder maßgeblich beteiligt.

Darum unser Slogan: Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt.

kf

Vor 80 Jahren – Flucht aus Peenemünde

Im HTM erinnert ein Gedenkstein an die spektakuläre Flucht sowjetischer KZ-Häftlinge vom Flugplatz Peenemünde. 10 russische Namen stehen darauf, an erster Stelle steht der von Michail Petrowitsch Dewjatajew.

Am 08. Februar 1945 gelang die Flucht mit einem deutschen Bombenflugzeug He 111.
Egal, ob man von einem „Husarenstück“, einer „Helden- oder Verzweiflungstat“ oder sogar von „Diebstahl einer He 111“ spricht. Der Name Michael Petrowitsch Dewjatajew gehört zur Geschichte Peenemündes.

In vielen Zeitungen und Büchern wurde über diese Flucht geschrieben. Botho Stüwe nannte sie in seinem Buch „Peenemünde West“ ein Husarenstück. In „Raketenspuren“ von Bode/Kaiser erinnert ein kurzer Bericht an dieses Ereignis.

M. P. Dewjatajew selbst hat ein Buch geschrieben: „Die Flucht aus der Hölle“.

Erinnerung an die Flucht vor 80 Jahren am Gedenkstein Foto: HTM

Mich hat M. P Dewjatajew schon bei seinem ersten Besuch am 07. November 1967 in Peenemünde stark beeindruckt. Wer ihn kennen gelernt hat, war überrascht von seiner Freundlichkeit uns Deutschen gegenüber, seiner Einfachheit und Vitalität. Beeindruckend war seine Aufgeschlossenheit auch zu „Peenemünder Problemen“.

Man konnte es bald nicht glauben, dass dieser kleine, breitschultrige Mann mit einem fremden Bombenflugzeug von Peenemünde geflohen ist. Einige Male habe ich ihn, M. P Dewjatajew, an Orte begleitet, an denen er als KZ-Häftling arbeiten musste.

Manchmal stand er gedankenversunken da. Hier und da nahm er ein kleines Betonstückchen und Stückchen verrostetes Metall hoch, wickelte alles in sein Taschentuch, als wären es kostbare Diamanten. „Für meine Enkel“, sagte er kurz.

Hobohm (li.) Und M. P. Dewjatajew (mi.) 1999 in Peenemünde Foto L. H.

Mich hat M.P. Dewjatajew schon bei seinem ersten Besuch am 07. November 1967 in Peenemünde stark beeindruckt. Wer ihn kennen gelernt hat, war überrascht von seiner Freundlichkeit uns Deutschen gegenüber, seiner Einfachheit und Vitalität. Beeindruckend war seine Aufgeschlossenheit auch zu „Peenemünder Problemen“.

Zuletzt war M.P. Dewjatajew am 03. Juni 1999 bei uns. Hier haben wir ein Treffen mit seinen ehemaligen Gegnern, Oltn. Günter Hobohm und Max Meyer, am Ehrenmal in Karlshagen organisiert. Beide waren damals Flugzeugführer der Deutschen Luftwaffe. Oltn. G. Hobohm sollte ihn vor 80 Jahren abschießen, was ihm nicht gelang. M.P. Dewjatajew war auf und davon und landete mit einer Bauchlandung der He 111 in der Nähe von Stargat (Polen), welches die Rote Armee damals schon besetzt hatte.

M. P. Dewjatajew starb am 24. November 2002 in Kasan.

Kf

Neue Geschäftsführung im Historisch-Technischen Museum Peenemünde

Zum 1. November 2024 hat Frau Anne Radohs die Leitung des Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH (HTM) übernommen.

Der Aufsichtsrat hatte sie zur interimistischen Geschäftsführerin bestellt, nachdem die Tätigkeit des bisherigen Museumsleiters Michael Gericke zum 31. Oktober 2024 nach 14 Jahren endete. Aus der Wirtschaft in die Landesverwaltung gewechselt, war Frau Radohs, von Beruf Diplom-Kauffrau, seit 2022 Referentin in der landeseigenen Inhouse-Beratung „MV-Beratung“. Sie übernimmt die Unternehmensführung bis zum Abschluss eines Neubesetzungsverfahrens.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1991 dokumentiert das HTM die Geschichte der Peenemünder Versuchsanstalten, dem größten militärischen Forschungszentrum Europas zwischen 1936 und 1945. Auf einer Fläche von 25 km² arbeiteten dort bis zu 12.000 Menschen gleichzeitig an neuartigen Waffensystemen, wie etwa dem weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete.

Beide wurden als Terrorwaffen gegen die Zivilbevölkerung konzipiert, größtenteils von Zwangsarbeitern gefertigt und gelangten ab 1944 als „Vergeltungswaffen“ zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg. Das Museum arbeitet die Geschichte der Entstehung und Nutzung dieser Waffen auf. Die Ausstellungen dokumentieren, wer in Peenemünde arbeitete, wie die Menschen lebten und warum die enorm aufwändigen Waffenprojekte durchgeführt wurden.

In den vergangenen Jahren wurde eine neue Perspektive auf die Geschichte entwickelt, in deren Mittelpunkt einerseits der historische Ort und die gesellschaftlichen Strukturen stehen, innerhalb derer er aufgebaut wurde, aber auch die Akteure vor Ort und ihre Handlungen. Bereits im Januar 2023 begann im HTM Peenemünde daher nach umfangreichen Vorbereitungen und europaweiten Ausschreibungen die Umsetzung einer neuen Dauerausstellung. Die Geschichte der Rüstung für den Zweiten Weltkrieg soll in der neuen Dauerausstellung auch in darüber hinausreichende Strukturen der Moderne eingeordnet werden. Die Neugestaltung wird mit 10 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert.

Der Wechsel der Geschäftsführung findet somit während einer besonders wichtigen Phase der langfristigen Weiterentwicklung des Museums statt und sichert die dafür nötige Stabilität und Kontinuität.

gez. A. Radohs
Geschäftsführerin





Karl-Wilhelm Wichmann wurde Anfang 1944 als Schüler der Oberschule für Jungen Wolgast zum Dienst als Luftwaffenhelfer einberufen. Bei der in und um Peenemünde liegenden Schweren Flak-Abteilung 337(o) versah er in den folgenden Monaten seinen Dienst in verschiedenen Batterien der Abteilung (2.,1. und 4./s 337), eingesetzt in Spandowerhagen, am südlichen Ortsrand von Karlshagen, am Peenemünder Oststrand (Kienheide) und am Nordende des Flugplatzes Peenemünde.

Seine folgenden Erinnerungen entstammen einem Zeitzeugeninterview, das im Oktober 2015 im HTM Peenemünde mit ihm geführt wurde:

Ich bin am 6. Juni 1928 in Wolgast geboren. Habe dann dort auch gelebt, die ersten Jahre. Dann ist mein Vater ja Förster geworden hier in Peenemünde, hat 1935 die Forst übernommen im alten Forsthaus, das ja heute nicht mehr steht. Der ehemalige Förster Herr Schönherr war in Ruhestand gegangen, da war die Forststelle frei. Da die Forststelle zu Wolgast gehörte, das war ja Wolgaster Stadtwald bis 1936 gewesen, war ihm das angeboten worden, und er hatte das dann übernommen, das war natürlich gegenüber Wolgast eine Vergrößerung usw.



Und ich habe damals als Kind einiges so miterleben können. Im Schwarzen See fischen, das war ein kleiner See hier. Der Bach ging am Haus vorbei, oder wir sind dann auch zum Strand gegangen nach Norden und haben dort Bernstein gesucht usw. Das war für mich damals als kleiner Junge auch ziemlich anstrengend.

Ostern 1936 wurden wir in Peenemünde eingeschult. Wir hatten eine kleine Schule, eine Zweiklassenschule. Einmal 1 bis 4 und 5 bis 8, soweit ich mich erinnere. Die Lehrer waren Herr Zülsdorf und Herr Zastrow. Und Herr Zülsdorf den habe ich später noch wieder kennengelernt. Er war noch in Trassenheide Lehrer gewesen 1957.

Einkaufsmöglichkeiten gab es einem kleinen Krämerladen und vor allen Dingen waren es Fischer die hier lebten. Im Forsthaus da waren noch ein paar Pferde und so weiter. Um damals das Holz aus dem Wald zu ziehen, zum Trekken, wie man so sagte. Früher gab es noch keine Traktoren. Und sonst, großer Garten, viele Obstbäume.

Eins war noch, was vielleicht erwähnenswert wäre, das Wasser war nicht besonders gut, weil es ein mooriger Boden war und unser Wasser, das wir hier nutzten im Forsthaus, musste durch eine Tonne, die ungefähr 2 Meter hoch war. Und dann kam das Wasser oben aus der Pumpe raus, floß durch diese Tonne, die mit Kies und Kohle gefüllt war, und unten kam das Wasser einigermaßen klar raus. Aber wenn es zwei Stunden gestanden hat, war auch eine braune Schicht wieder zu sehen.

1936 wurde dann das Gebiet von der Stadt Wolgast verkauft an den Staat. Es wurde ja hier die Heeresversuchsanstalt aufgebaut, und da mein Vater nicht in den Armeedienst wollte, ist er im Sommer 1936 zurückgegangen nach Wolgast, und wir natürlich mit. Und ich habe dort dann weiter die Schule besucht.


1944, im Januar, wurde ich dann im Alter von 15 Jahren zu den Luftwaffenhelfern eingezogen und hatte das Glück in die Nähe von Wolgast stationiert zu werden und zwar in Spandowerhagen. So konnte ich mit meinem Fahrrad am Wochenende nach Hause fahren, denn wir hatten ja einmal in der Woche einen Tag Urlaub praktisch vier Tage in einem Monat als Luftwaffenhelfer in der ersten Zeit. Ja und dann habe ich dort in Spandowerhagen meinen Dienst gemacht als LWH. Schulunterricht war auch noch weiterhin in den wichtigsten Fächern, Mathematik, Deutsch. Musik brauchten wir nicht, das lernten wir beim Marschieren.

Dann hab ich dort auch den ersten Luftangriff 1944 miterlebt am Tag, von Spandowerhagen aus, wie die ganzen Erdmassen hochschossen über den Wald und dann wieder zusammensackten. Das war schon ein ganz schön grausamer Anblick.

Wenig später wurden wir, da die Luftangriffe von See aus kamen, wurden wir an den Oststrand verlegt, und haben dann dort mit unser 8,8 Batterie in den Dünen gelegen.

Dort habe ich einen der weiteren Luftangriffe miterlebt, in den Dünen, wo auch unsere Flakstellung getroffen wurde, wo auch ein Kanonier dabei tödlich getroffen wurde, weil auch einige Bomben in die Stellung fielen, und wir konnten nicht mehr allzuviel mehr schießen und uns verteidigen, weil durch den Staub der aufgewirbelt wurde, waren ein Teil der Geschütze, waren die Verschlüsse und so weiter blockiert und plötzlich ging nichts mehr.


Nach diesem Angriff wurden wir einige Zeit später an den Nordstrand verlegt, in die Nähe der Abschußrampen für die Flügelraketen [Anmerk.: Hs 117 „Schmetterling“], wo wir dort sahen wie sie über das Meer zum Ruden oder zur Oie hin abgefeuert wurden. Selbst konnte ich auch noch erleben, wie einige Raketen gestartet wurden, Versuchsraketen. Eine Rakete kam auch wieder nach einem Kilometer von der Stellung entfernt runter, die Geräte neu justiert werden mußten, weil ich zum Teil am B1 Gerät tätig war, das war ein Entfernungsmeßgerät bzw., bei den Berechnungen.

Dann einige Wochen später, meiner Ansicht Ende August oder im September, ist unsere Batterie nach Insterburg verlegt worden. Es war ein großer Umzug mit den Geschützen und so weiter. Sie mußten aus der Stellung rausgezogen werden, verladen werden und was alles so war.

Dann sind wir in Insterburg gewesen. Dort waren wir aber nur kurze Zeit. Dann wurden wir nach Thorn verlegt an die Weichsel. Und dort wurden wir später Anfang 45 eingeschlossen, am 22. Januar. Und am 1. Februar sind wir ausgebrochen mit der Besatzung zusammen. Wir haben mit unseren Geschützen noch mit dem Ausbruch gesichert, weil wir mit hochgezogenem Sprengpunkt schießen konnten. Und die Flakgranaten ja dann als der Splitterwirkung einen Raum schufen. Ich wurde während des Ausbruchs verwundet, nachdem wir über das Eis der Weichsel gegangen waren und bin dann in das Lazarett gekommen. Aber gut und heil nach Hause gekommen. Ja das waren so meine Erlebnisse, die wir hier in Peenemünde kurz hatten.

(tk)


Nachruf Karl-Wilhelm Wichmann (1928–2025)


Karl-Wilhelm Wichmann ist am 2. Januar 2025 im Alter von 96 Jahren verstorben. Geboren am 6. Juni 1928 in Wolgast, erlebte er als Jugendlicher die letzte Phase des Zweiten Weltkrieges als Luftwaffenhelfer in Peenemünde und später an der Ostfront. Ein Kopfschuss hätte sein Leben beinahe frühzeitig beendet – doch er überlebte und begann nach Kriegsende ein Studium am Pädagogischen Institut in Greifswald.

Ein Vortrag in einem Gegenwartskunde-Seminar über die Zukunft Deutschlands führte 1946 zu seiner Verhaftung durch sowjetische Behörden.

Darin erhob er u.a. die Forderung, die zu jener Zeit diskutierte Internationalisierung des Ruhrgebiets zu verhindern: „Wir müssen mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften dafür kämpfen, dass das Ruhrgebiet deutsch bleibt.“ Nach der Denunzierung durch einen Kommilitonen wurde er am 29. März 1946 in Greifswald verhaftet und am 29. Juni 1946 wegen antisowjetischer Äußerungen und des angeblichen Aufrufs zum bewaffneten Kampf gegen die Alliierten vom sowjetischen Militärtribunal der 5. Stoßarmee zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach einiger Zeit im Speziallager in Torgau kam er 1948 ins sowjetische Speziallager in Sachsenhausen. Bei der Auflösung des Lagers im Frühjahr 1950 wurde er an die DDR übergeben und am 17. Januar 1954 aus dem Gefängnis in Torgau entlassen.

Schon kurz nach seiner Entlassung wurde er an der Oberschule I in Wolgast zunächst als Pionierleiter angestellt. Parallel beendete sein Studium in Greifswald und wurde Unterstufenlehrer an der Oberschule I, bis er dort 1964 zum Direktor aufstieg. Ab 1969 leitete Wichmann in Wolgast den Aufbau der Oberschule V, der späteren Lenin-Oberschule, deren Direktor er war, bis er 1975 nach Halle-Neustadt umzog, wo er bis zu seiner Invalidisierung im Jahr 1991 weitere drei Schulen aufbaute bzw. leitete. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde er 1992 als „Opfer politischer Repressalien“ für seine Inhaftierung rehabilitiert. Seinen Lebensabend verbrachte in Elmenhorst-Lichtenhagen bei Rostock.

Von dort aus fuhr Karl-Wilhelm Wichmann oft nach Wolgast und Peenemünde, besuchte hier das HTI/HTM regelmäßig. Eine Museumsmitarbeiterin freute sich immer ganz besonders auf ihn, war sie doch als Kind eine Schülerin unter Herrn Wichmann. Er erzählte uns jedesmal neue Anekdoten aus seinem bewegten Leben. Viele Male war er auch in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu Gast und nahm an Zeitzeugengesprächen teil. Er hielt dort die Hauptrede anlässlich des 75. Jahrestages der Einrichtung des sowjetischen Speziallagers und beteiligte sich an der Diskussion um die Zukunft der Aufarbeitung der Geschichte der sowjetischen Speziallager. Ihm war es wichtig, dass die Beschäftigung mit der Geschichte nicht im Zeichen des Hasses und mit der gebotenen Differenzierung durchgeführt wird.

Seine beeindruckenden und verstörenden Schilderungen von Leid und Unrecht, das er erdulden musste, und seine kritische Reflexion der Vergangenheit haben tiefe Spuren bei seinen Zuhörern hinterlassen. Er war ein Mann der leisen Töne, bescheiden, freundlich und kritisch in der Analyse. Die Begegnung mit ihm war und ist für uns alle eine Bereicherung. In diesem Sinne wird Karl-Wilhelm Wichmann der Nachwelt präsent bleiben.


(tk)


Vor 40 Jahren ins All – 3. und 4. Flug von Discovery


Discovery 3. Flug

Start: 24. Januar 1985 um 14:50:00 EST

Landung: 27. Januar 1985 um 16:23:23 EST


Besatzung: Thomas K. Mattingly II (Kommandant)

Loren J. Shiver (Pilot)

Ellison S. Onizuka (MS)

James F. Buchli (MS)

Gary E. Payton (PS) 1. DoD-Astronaut

Landeort: Kennedy Space Center

Missionsdauer: 3 Tage, 1 Stunde, 33 Minuten, 23 Sekunden (48 Erdumkreisungen)

Der erste rein militärische Flug wurde streng geheim gehalten. Gary Payton von der amerikanischen Luftwaffe war der erste Astronaut des US-Verteidigungsministeriums. Flugdaten wurden, wie bei weiteren DoD-Flügen, nicht bekannt gegeben.

Nutzlast: DoD (Nutzlast des Verteidigungsministeriums). Ein Geheimsatellit wurde erfolgreich mit der IUS—Startstufe in seine Umlaufbahn gebracht.

v.l.n.r. Gary E. Payton; Loren J. Shiver; Thomas K. Mattingly II; James F. Buchli; Ellison S. Onizuka Foto: NASA


Discovery 4. Flug

Start: 12. April 1985 um 8:59:06 EST

Landung: 19.April 1985 um 8:54:28 EST


Besatzung: Karol J. Bobko (Kommandant)

Donald E. Williams (Pilot)

M. Rhea Seddon (MS)

S. David Griggs (MS)

Jeffrey A. Hoffmann (MS)

Charles D. Walker (PS), Firma McDonnell Douglas

E. Jake Garn (PS), Senator


Landeort: Kennedy Space Center


Missionsdauer: 6 Tage, 23 Stunden, 55 Minuten, 23 Sekunden (109 Erdumkreisungen)

v.l.n.r. Karol J. Bobko; S. David Griggs; Donald E. Williams; Charles D. Walker;
M. Rhea Seddon; E. Jake Garn; Jeffrey A. Hoffmann Foto: NASA

Ursprünglich war der Start für den 19. März1985 geplant. Später wurde er wegen der Streichung des 51-E-Fluges und Umgruppierung der Nutzlasten auf den 28. März verschoben. Weiter verzögert wurde der Start durch einen Arbeitszwischenfall in der Halle, bei dem die Laderaumtür der Discovery durch einen herabfallenden Kranteil beschädigt worden war. Am 12. April kam es zu einer letzten 55-minütigen Verzögerung knapp vor dem Start, als ein Schiff unerlaubt in die Bergungszone der Feststoffraketen eingedrungen war.

Dieser Flug war die Zusammenlegung der Flüge 51-D und der gestrichenen Mission 51-E. Die Besatzung wurde mit Ausnahme von Charles D. Walker von der 51-E-Mission übernommen. Mit dem Senator von Utah, Jake Garn, war erstmal ein Politiker als Beobachter des US-Kongresses bei einer Shuttle-Mission dabei. Der Nachrichtensatellit ANIK C-1 wurde bereits einige Stunden nach dem Start ausgesetzt. Während ANIK C-1 seine vorgesehene Umlaufbahn erreichte, gelang dies dem SYNCOM IV-3-Satellit, auch Leasat 3 genannt, nicht. Nach Rücksprache mit dem Satellitenhersteller Hughes wurde der 51-D-Flug zwecks eines Rettungsversuches um zwei Tage verlängert. Die in den Weltraum ausgestiegenen Astronauten Griggs und Hoffmann sowie Rhea Seddon am Schaltpult des Ladearms im Inneren des Orbiters blieben erfolglos – die Antenne öffnete sich nicht. Erst beim Flug 51-I konnte der Satellit repariert werden. Charles Walker setzte seine Elektrophorese-Versuche erfolgreich fort. Erstmals wurde Spielzeug in der Schwerelosigkeit von den Astronauten getestet. Nur eines von zwei Studenten-Experimenten verlief erfolgreich.

Bei der Landung kam es zu einer erheblichen Beschädigung eines Reifens und der Bremsen. Bis zur Verbesserung des Bugrades wurden alle Landungen wieder nach Edwards in Kalifornien verlegt.

Nutzlast: Telesat-I (kanadischer Nachrichtensatellit)
SYNCOM-IV-3 (Nachrichtensatellit)
CFES,PPE (Phase Partitioning Experiment)
GAS (2)
Spielzeuge im Weltraum und Studenten-Experimente

Aus 100 MAL INS ALL von Alfred Gugerell

kf

Unvergessen – Vor 20 Jahren Start Ariane – 5 ECA

Am 12. Februar 2005 wurde die stärkste Version der europäischen Ariane- Rakete (Ariane-5 ECA, Evolution Cryotechnique Version A) erfolgreich vom Startplatz Kourou in Französisch- Guyana gestartet. Gut zwei Jahre nach dem gescheiterten Jungfernflug brachte die Rakete zwei Satelliten ins All. Dieser Start war ein wichtiger Durchbruch für die Weltraumorganisation ESA. Damit wurde das Vertrauen der Kunden in das neue Modell der europäischen Trägerrakete und in die europäische Raumfahrttechnologie gestärkt.

Künstlerische Darstellung des JUICE-Starts mit der Ariane 5 ECA vom Centre Spatial Guyanais
Bild: 7/9, Credit: ESA (acknowledgement: ATG Medialab)

Der zweite Start einer Ariane-5 ECA verlief nicht ohne Komplikationen. 59 Minuten vor dem Zünden des Haupttriebwerks wurde der Countdown um 20:48 Uhr MEZ unterbrochen, weil Probleme mit Druckmessgeräten auftraten. Kurz vor Ende des Startfensters hob die Rakete schließlich um 22:03 Uhr ab. 28 Minuten später setzte die Ariane den Fernmeldesatelliten XTAR-EUR für die Streitkräfte der USA und Spaniens und einen Mikro-Forschungssatelliten aus.

Mit dem Ariane-Flug wurde das Verhalten des veränderten Haupttriebwerks und der neuen Oberstufe erstmals im Einsatz getestet. Die in Deutschland von Kayser-Threde gebaute Plattform Maqsat-B2, die ebenfalls ins All befördert wurde, untersuchte mit Kameras und Messinstrumenten Veränderungen in der Rakete während des Fluges. Mehr als 1400 Mess-punkte übermittelten Daten von 1600 Parametern an die Bodenstation.

2005 wurden eine weitere Ariane-5 ECA sowie vier klassische Ariane 5 gestartet. Mindestens fünf Starts waren nötig, um nicht in die Verlustzone zu rutschen.
Die Ariane-5 ECA war eine Trägerrakete mit verstärkter Oberstufe. Sie war gegenüber dem Vorgängermodell Ariane-5 G um rund 35 Prozent leistungsstärker. Die Vermarktung übernahm das Unternehmen Arianespace.

Zu bemerken ist, dass die Europäer 556 Millionen Euro in die Verbesserung der Rakete investierten. Die Vulkan-Triebwerke wurden von Spezialisten der deutschen Industrie in Ottobrunn, Lampoldshausen und Bremen gründlich überarbeitet. Die Arbeiten wurden im Herbst 2004 unter anderem auf den Prüfständen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Lampoldshausen abgeschlossen.

Nun ist endlich die neu entwickelte europäische Trägerrakete Arian-6 am 09. Juli 2024 von Kourou zu ihrem Jungfernflug gestartet. Sie setzte einige Satelliten aus. Die restliche Mission schlug allerdings fehl. Das kleinere Raketentriebwerk der Oberstufe ließ sich nicht zünden.

Italien, Frankreich und Deutschland werden die weitere Finanzierung der Ariane 6 sicherstellen. Damit ist eine langwierige Auseinandersetzung beigelegt und eine sichere Grundlage für einen künftigen unabhängigen Zugang für Europa zum Weltraum geschaffen.

kf


Buchvorstellung

Pressespiegel

Die Aufnahme in unseren Pressespiegel bedeutet nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. 

Hamburger Fremdenblatt, Reichsausgabe vom 15. Oktober 1935

Der Mann der über die Ostsee marschierte

Das laufende „Seegespenst“ erzählt

Neumanns Plan: Mit Wasserskiern über den Kanal

Peenemünde (Usedom), im Oktober

Nach jahrelangen mühevollen Versuchen erreichte vor einigen Tagen, wie wir bereits kurz berichteten, der 34jährige Berliner Pionier des Wasser-Skisports, Fritz Ernst Neumann, das Ziel seiner hartnäckig verfolgten Idee. In vierstündigem Marsch gelang es ihm, vom westlichsten Punkt der Insel Usedom, von Peenemünde aus, auf seinen Wasser-Skiern eigener Konstruktion über die offene See die 23 Kilometer entfernte Insel Rügen zu erreichen. Die Möwen der Ostsee, der Fischer Giese aus Peenemünde, der den Erfinder auf seinem Boot begleitete, und die benachrichtigten Männer der Lotsenstation von Thiessow und der Insel Ruden waren die einzigen Zeugen dieser aufsehenerregenden sportlichen Großtat. Lotsen und Fischer sind es, die auf einer Urkunde dem Erfinder, dem „laufenden Seegespenst“, wie man ihn scherzhaft nennt, den ordnungsmäßen Verlauf des Spazierganges bestätigten.

Neumann berichtete unserem Mitarbeiter über seine Erfindung. In Peenemünde reifte in ihm der von Kind an ersehnte Wunsch, auf dem Wasser laufen zu können, zum festen Ziel. Acht Jahre lang dauerten die Versuche. Den Berlinern ist er kein Unbekannter, denn mit vielen seiner älteren Modelle von Wasserskiern hat er auf den Seen in der Nähe der Reichshauptstadt Märsche unternommen. Neumann ist ein eifriger Vorkämpfer seines Planes, den Wasserskisport zum Volkssport zu machen. Er sagt, dass keine Sportart den gesamten Organismus im wahrsten Sinne des Wortes so in Schwung bringen vermöge wie gerade Skilaufen auf dem Wasser. Er ist jetzt dabei, sein Modell „FEN 35“, das bereits auf der letzten Wassersportausstellung in Berlin gezeigt

wurde, weiter zu vervollkommnen, und er hofft, dass schon im nächsten Jahr mehrere Wassersportbegeisterte über die Ostsee gehen werden. Nur sechs Kilo wiegen diese Skier und lassen sich auf Handkoffergröße zusammenlegen. Mit Hilfe eines Paddels wird die Vor- und Rückwärtsbewegung unterstützt. Neumann beabsichtigt, im nächsten Jahr die 16 Kilometer längere Strecke Dover – Calais zu bewältigen. Wu


Der Begriff „Seegespenst“ hat seinen Ursprung sicherlich in dem gleichnamigen Gedicht von Heinrich Heine aus dem Jahre 1826.


Naturschützer lassen Usedom nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg absuchen

In den Peenewiesen bei Karlshagen auf Usedom soll die Kampfmittelräumung den Weg für ein zukunftsweisendes Klimaschutzprojekt ebnen. Durch den Einbau regulierbarer Kippwehre sollen ganzjährig hohe Wasserstände erreicht werden. Doch bevor die Natur aufatmen kann, müssen die Spuren aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt werden.

Henrik Nitzsche 15.12.24

Karlshagen. In den Peenewiesen bei Karlshagen auf Usedom startet ein umfangreiches Projekt zur Wiedervernässung, das ökologische und klimaschützende Ziele verfolgt. Aufgrund der militärischen Vergangenheit dieser Region – sie war Ziel von mehreren Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg – ist der Boden kampfmittelbelastet. Deshalb muss vor jeglichen Bauarbeiten eine gründliche Sondierung stattfinden.

Die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU-Naturerbe, plant den Einbau von 19 regulierbaren Kippwehren und sechs Grabenplomben in Entwässerungsgräben. Ziel ist es, Wasser länger in der Fläche zu halten, um den Torfzerfall zu mindern und die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen zu reduzieren.

Suche nach Blindgängern aus dem 2. Weltkrieg auf Usedom

Ein spezialisiertes Sondierungsteam wird in den kommenden Wochen an über 40 Standorten nach Blindgängern suchen. „Die Firma hat die Aufgabe, die Arbeitsbereiche für die Bagger an den jeweiligen Einmündungen der Seitengräben in die Hauptgräben zu sondieren, damit diese Bereiche definitiv kampfmittelfrei sind“, sagt Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU-Naturerbe.

DBU agiert auf 66 teils ehemaligen Militärflächen

Das DBU-Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 66 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in

zehn Bundesländern. Der Bund verzichtet seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und einen Großteil an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue.

Erst nach der Freigabe durch die Behörden kann die Firma VVL-Landschaftspflege die Stahlplatten für die Kippwehre installieren. Diese Wehre ermöglichen eine gezielte Regulierung der Wasserstände. Gleichzeitig sollen sich auf großer Fläche in den Peenewiesen und dem angrenzenden Wald Feuchtlebensräume mit ihrer besonderen Flora und Fauna durch ganzjährig hohe Wasserstände langfristig regenerieren.

Wiedervernässung einer 300 Hektar großen Fläche

Bei dem Areal, was etwa 300 Hektar groß ist, handelt es sich um die Flächen am geplanten Peenestromdeich – Radweg zwischen Karlshagen und Peenemünde – inklusive der Ruinen der Peene-Bunker, die auch Bestandteil der Denkmal-Landschaft des Historisch-Technischen Museums (HTM) sind.
Die Arbeitsbereiche für die Bagger an den jeweiligen Einmündungen der Seitengräben in die Hauptgräben müssen kampfmittelfrei sein.

Dr. Uwe Fuellhaas

Das Projekt wird gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung und der Zeit Stiftung Bucerius finanziert. Zu den genauen Kosten will sich Fuellhaas noch nicht festlegen. Die Investition liege aber im hohen sechsstelligen Bereich.

Grünlandbewirtschaftung im Sommer möglich

Mit der Maßnahme soll die extensive Grünlandbewirtschaftung in den Sommermonaten gewährleistet bleiben. Die Kippwehre können bei Bedarf geöffnet werden, um überschüssiges Wasser abfließen zu lassen. Der östliche Teil der Peenewiesen wird von Rindern beweidet und zur Heugewinnung gemäht. Sollte der Wasserstand während der Bauphase zu hoch sein, unterstützt der Wasser- und Bodenverband „Insel Usedom-Peenestrom“. Der Verband würde mithilfe des Schöpfwerks an der Piese eine Wasserabsenkung in den Gräben vornehmen, wodurch die Grünlandflächen für die Baumaschinen besser befahrbar bleiben.

Apropos Hochwasser: Im kommenden Jahr soll auch mit dem Millionen-Projekt „Sturmflutschutz Nordusedom“ begonnen werden. Für Peenemünde ist die Errichtung eines Ringdeiches von etwa 2300 Metern Länge geplant, davon 400 Meter als Spundwand. Für Karlshagen wird ein Riegeldeich favorisiert. Geplante Kosten des Landesprojekts: 24 Millionen Euro.

Reste von Gebäuden in den Peenewiesen bei Peenemünde

Quelle: Klaus Amberger
OZ


Spektrum.de 06.12.2024

Raumfahrt: Europäische Trägerrakete Vega-C erfolgreich gestartet

Am Abend des 5. Dezember 2024 hob um 22:20 Uhr MEZ die Vega-C-Rakete mit dem Erderkundungssatelliten Sentinel-1C erfolgreich ab und brachte ihn in die gewünschte Umlaufbahn. Damit geht eine rund zweijährige Startunterbrechung der Vega-C wegen technischer Probleme zu Ende.

von Tilmann Althaus
© ESA - M. Pedoussaut (Ausschnitt)

Abgehoben: Europas kleinste Trägerrakete, die Vega-C, hob am Abend des 5. Dezember 2024 erfolgreich von Kourou in Französisch-Guayana ab.

Vor zwei Jahren war der erste kommerzielle Start der Vega-C noch gescheitert, als bei der zweiten Stufe wegen einer fehlerhaften Düsenverkleidung des Zefiro-40-Triebwerks die Düse durchbrannte und die Rakete in der Folge außer Kontrolle geriet und gesprengt werden musste. Nun ist am 5. Dezember 2024 der erste Start um 22:20 Uhr MEZ nach dem Malheur erfolgreich verlaufen. Nach etwa acht Minuten wurde der europäische Erderkundungssatellit Sentinel-1C auf der geplanten niedrigen Umlaufbahn ausgesetzt, die diesen über die Pole unseres Planeten führt. Die Vega-C hob vom südamerikanischen Startplatz Kourou in Französisch-Guayana ab, einem Überseedepartement, das politisch zu Europa gehört. Um 00:12 Uhr MEZ nahm die europäische Raumfahrtagentur ESA mit dem Satelliten, der einwandfrei funktioniert, Kontakt auf.

Die Vega-C ist eine vierstufige Rakete, deren erste drei Stufen mit Feststoffmotoren angetrieben werden. Lediglich die vierte Stufe verwendet flüssige Treibstoffe, unsymmetrisches Dimethylhydrazin und Distickstofftetroxid, die bei Kontakt in der Raketendüse spontan zünden. Die vierte Stufe sorgt für den präzisen Einschuss in die gewünschte Erdumlaufbahn.

Der Satellit Sentinel-1C (englisch: Wachposten-1C) ist ein aufwändiger Erderkundungssatellit, der im Rahmen des europäischen Copernicus-Programms die Erdoberfläche und -atmosphäre detailliert überwachen soll. Er fliegt mit dem im Jahr 2014 gestarteten Sentinel-1A auf der gleichen Bahn um die Erde, allerdings um 180 Grad versetzt, um die zeitliche Abdeckung zu verbessern. Sein 2016 gestarteter Vorgänger Sentinel-1B fiel im August 2022 wegen eines technischen Defekts aus. Das Hauptinstrument aller Satelliten der Sentinel-1-Baureihe ist ein synthetisches Apertur-Radar, das mit Radiowellen die Erdoberfläche mit hoher räumlicher Auflösung unabhängig vom Bewölkungsgrad abtastet. Mit solchen Radarsystemen können die räumliche Gestalt der Erdoberfläche und ihre Veränderungen beispielsweise durch Erdbeben sehr genau erfasst werden.


In eigener Sache

Wir danken für die eingegangene Spende

Herrn Hansgeorg Riedel                                       100,00 €
Herrn Dr. Haider, Wolfram                                     150,00 €
Mr. Usher, Giles                                                        42,93 €
Peenemünder Hafen Betriebsgesellschaft       8.102,95 €





Im Januar hatten Geburtstag

Herr Reinhard Dicke, Willich; Herr Rainer Adam, Karlshagen;

Herr Hansgeorg Riedel, Braunschweig; Herr Frank Giesendorf, Berlin;

Herr Norbert Nitzke, Revensdorf; Herr Thorge von Ostrowski, Tellingstedt;

Herr Dirk Faißt, Dornstetten-Aach;


Im Februar haben Geburtstag

Herr Alexander Ackermann, Potsdam; Herr Andreas Gramm, Gera;

Herr Dr. Wolfram Haider, Berlin; Herr Axel Hungsberg, Nordhausen;

Herr André Kahl, Flensburg;

Herr Klaus Schrader, Halberstadt;



Im März haben Geburtstag

Frau Waltraud Müller-Daniel, Faßberg; Herr Joachim Barsch, Altheim (Alb);

Mr. John Pavelin, Barling Magna; Herr Holger Neidel, Sassnitz;

Herr Adolf Frank, Hardthausen; Frau Dr. Rita Habicher, Berlin;

Herr Lutz Hübner, Karlshagen; Herr Joachim Saathoff, Karlshagen;



Herausgeber: Förderverein Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt" e.V.,

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V. Waldstraße 03 17449 Karlshagen; Tel.: 038371/20106; 038371/20695

e-mail: huebner-l@t-online.de Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: „Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg

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