Zum 30. Todestag von Wernher von Braun

 

Im Infoblatt 1-2007 würdigten wir Prof. Dr. Wernher von Braun anlässlich seines

95. Geburtstages. Heute denken wir daran, dass er viel zu zeitig verstorben ist.

 

Am 16. Juni 1977, nur 65 Jahre alt, starb Wernher von Braun in Alexandria (Virginia/USA).

Als hoch geehrter Wissenschaftler und genialer Raketenforscher- und Konstrukteur trat er nach anhaltender schwerer Krankheit in den Ruhestand, den er leider nur sechs Monate genießen konnte.

 

1955 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde einer der führenden Köpfe des amerikanischen Raumfahrtprogramms. Unter seiner Leitung gelang 1958 der Start des ersten künstlichen Satelliten der USA, des „Explorer I“. Ab 1960 war Wernher von Braun Direktor des George C. Marshall Space Flight Center in Huntsville. Er konstruierte die Jupiter-Rakete, er und sein Team leisteten Pionierarbeit bei der Entwicklung der Redstone-Rakete, die 1961 den ersten amerikanischen Astronauten in den Weltraum beförderte. Er entwarf und entwickelte die Saturn-5-Rakete, die 1969 die Apollo-Astronauten auf den Mond brachte. Auch die Entwicklung des Space Shuttle geht auf Brauns Idee zurück. 1970 wurde er Direktor der Planungsabteilung der NASA. Im Juli 1972 übernahm Wernher von Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Firma Fairchild Industries.

 

Wernher von Braun war zeitlebens ein Mensch, der immer auf sein Team baute. Er sagte einmal: „Ich alleine war nichts, wir alle waren es!“.

 

K.F.

 

 

725 Jahre Peenemünde

 

Am 30.Juni 2007 feiern die Einwohner von Peenemünde und ihre Gäste den 725. Jahrestag der Ersterwähnung ihres Ortes vor 725 Jahren.

 

An diesem Tag beginnen die Feierlichkeiten mit einem Festgottesdienst um 10.00 Uhr in der Friedhofskapelle Peenemünde. Anschließend findet ein Umzug der Einwohner und Vereine statt, der am Peenemünder Hafen endet. Dort feiern die Peenemünder das Jubiläum ihres Ortes mit einem großen Volksfest. Höhepunkt ist ein Feuerwerk am Hafen.

                                                                                                                               

 

Peenemünde – ein geschichtsträchtiger Namen

 

Eingebettet im Peenemünder Haken, an der Nordspitze der Insel Usedom, liegt der Ort Peenemünde, ein altes Bauern- und Fischerdorf mit einer schicksalsschweren Geschichte. Der Name des Ortes ist von der Lage an der Mündung der Peene in die Ostsee her abgeleitet worden.

Funde aus der Steinzeit gaben Zeugnisse über die Besiedlung des Peenemünder Winkels bereits 2000 Jahre v. Chr. Diese aus Granit oder Feuerstein bestehenden Steinwerkzeuge wurden im Swinemünder Kreisheimatmuseum aufbewahrt, sind jedoch seit 1945 verschollen.

 

Seine erste urkundliche Erwähnung verdankt der Ort Herzog Bogislaw IV. von Pommern. Im Jahr 1282 schenkte er das Gelände im Rahmen der Verleihung des lübischen Stadtrechts der Stadt Wolgast. In dieser Urkunde bestätigte der Herzog auch alle schon bestehenden Rechte der Stadt an dem zu Peenemünde gehörenden Hafen und der Insel „Swante Wostrossna“ – heiliges Land (Greifswalder Oie).

 

Die spätere Peenemünder Schanze war schon im 15. Jahrhundert als Zoll- und Lotsenstation bekannt. Hier wurde der „Pommersche Fürstenzoll“ erhoben und hier gingen auch die Lotsen für die Pommernfahrt auf der Oder an Bord.

 

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges war die Peenemünder Schanze ohne Besatzung. Erst Oberst Hebron, Gesandter des Kaisers Ferdinand II., ließ in Peenemünde, auf Weisung Wallensteins, eine hohe und stark befestigte Schanze bauen und mit kaiserlichen Soldaten besetzen. Diese „Peenemünder Schanze“ bestimmte über Jahrhunderte das Schicksal des Ortes.

 

Am 24. Juni 1630 erreichte Gustav II. Adolf von Schweden mit seiner Flotte die Peenemündung. Er nahm ohne Gegenwehr die Peenemünder Schanze in Besitz. Der König verbrachte die erste Nacht auf deutschem Boden in Peenemünde. Noch heute erinnert ein Denkmal in Nähe der Kapelle an den Schwedenkönig. In den Jahren 1648 bis 1720 gehörte Peenemünde, genauso wie Wolgast, zu Schweden. Erst mit dem Friedenschluss vom 10. September 1721 fiel Vorpommern bis zur Peene mit der Insel Usedom und Wollin an Preußen. Wolgast dagegen blieb schwedisch.

 

Die letzten schweren Kämpfe hatte die Peenemünder Schanze im Siebenjährigen Krieg zu bestehen. Friedrich der Große ließ diese Schanze schleifen. Als Lotsen- und Zollstation blieb sie jedoch bis 1903 bestehen.

 

Ein großer Teil des um Peenemünde liegenden Waldes wurde in den vielen Kriegen vernichtet. Nach der großen Sturmflut von 1872, die auch das Dorf Peenemünde schwer traf, setzte ein großes Baumsterben ein. Rund 12000 Festmeter Holz mussten eingeschlagen werden.

Peenemünde lebte dann von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Im Jahr 1887 wurde die Strandreusenfischerei auf Heringsfischerei umgestellt. Aber auch um einen Bade- und Kurbetrieb bemühten sich die Peenemünder Einwohner. In einem Prospekt aus dem Jahre 1932 wird der Luft- und Badekurort „Seebad Peenemünde“ so vorgestellt: „Der Ort hat 500 Einwohner und zwei Gasthöfe. Von der Schanze aus hat man einen Überblick über den Greifswalder Bodden und einen Teil der Insel Rügen. Der Naturfreund kann zwischen Peenemünde und der Ostsee die reiche Vogelwelt beobachten, die in den Dünen und dem weiten Strand noch reichhaltiger ist“.

 

Bis 1936 blieb Peenemünde im Besitz der Stadt Wolgast. Wernher von Braun entdeckte die Nordwestspitze der Insel Usedom für sein Vorhaben. Später sagte er einmal: “Es war Liebe auf den ersten Blick“. Im Frühjahr 1936 kaufte die Wehrmacht dieses Gelände von der Stadt Wolgast ab. Der Traum von einem Seebad war damit für Peenemünde ausgeträumt.

 

Im Zuge des Baus der Heeresversuchsanstalt und der Luftwaffenerprobungsstelle wurden die Einwohner 1936 umgesiedelt. Nur fünf Einheimische verblieben im Ort. Peenemünde wurde das Tor zum Weltall und die Wiege der Raumfahrt. Am 3. Oktober 1942 wurde mit dem erfolgreichen Start der ersten Großrakete A 4 in Peenemünde der Flug ins All Realität und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste Mensch eine Reise durch den Raum antreten würde.

 

Die Entwicklung Peenemündes nach dem Krieg, von 1945 bis zur Gegenwart, wurde schon oft beschrieben. Im HTI, das am 09. Mai 1991 seine Pforten öffnete, ist sie nachvollziehbar. Weitere Details werden aber auch im Infoblatt in Zukunft zu finden sein.

 

Der neue, 22 Kilometer lange, historische Rundweg, dessen erster Abschnitt am 14.05.2007 eröffnet wurde, ist eine weitere Möglichkeit für interessierte Gäste, sich intensiver mit der Peenemünder Geschichte auseinanderzusetzen. Er soll ein Beitrag zur objektiven Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte der Gemeinde Peenemünde sein

 

Den vielen Gästen aus Nah und Fern wünscht unser Verein erlebnisreiche und interessante Stunden im HTI und auf dem neuen Rundweg!

 

K. F.       

 

 

Ruth Kraft -  Ehrenmitglied unseres Vereins

 

Ruth Kraft fasste den Entschluss, ihren literarischen Nachlass dem Deutschen Bundesarchiv in Berlin zu übergeben. Am 11. April, um 11.15 Uhr, erfolgte die Vertragsunterzeichnung. Sie hatte dazu ihre engsten Freunde und Mitstreiter im Vorfeld darum gebeten, diesem denkwürdigen Augenblick beizuwohnen. An die 20 prall gefüllte Leitz-Ordner gingen damit in den bundesweiten Archivbestand über.

 

Unter den eingeladenen Gästen weilte auch unser Vereinsvorsitzender, Volkmar Schmidt. Er übergab im Namen des Vorstandes die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft unseres Vereins. Die bekannte Autorin war sehr gerührt und bedankte sich herzlich. Sie sagte:“… und ich bitte alle zu grüßen, die das befürwortet haben. Ich weiß, dass ich im Verein nicht unumstritten bin. Ganz bewusst habe ich in meinem Buch einige Tabus angefasst. Das war meine Nachkriegserziehung in der DDR. Da will ich auch nicht ein Stück davon abrücken.

Vielen Dank Herr Schmidt!“

Anlässlich der Übergabe schrieb der Redakteur der Torgauer Zeitung, Gerd Tiedke, dazu:

 

“Ein Buch wird beim Lesen umso mehr zum Erlebnis, wenn man zudem die Orte der Handlung selbst kennt. Man sieht sie gedanklich vor sich. So ging es mir, als ich Ruth Krafts „Insel ohne Leuchtfeuer“ innerhalb von vier Tagen las. Während meines Pädagogikstudiums lernte ich Usedom zum ersten Mal kennen. Peenemünde selbst war da noch streng gehütete Tabu-Zone, hier waren die DDR-Marine und das NVA-Jagdfliegergeschwader „Heinrich Rau“ stationiert. Erst zu Beginn der neunziger Jahre wurde der nördlichste Ort Usedoms, nach nunmehr sechs Jahrzehnten, wieder ein ziviles Dorf. Ich kenne die Anfänge des historisch-technischen Informationszentrums, erinnere mich noch sehr genau an die Eintragungen in den ersten Gästebüchern. Sie reichten von Lob gegenüber den Machern bis hin zur tiefsten Verachtung. Nicht selten warf man der Gruppe damals Kriegs- und Waffenverherrlichung vor. Noch viel zu wenig war bekannt, über den sich nach den Jahren des Krieges auftuende Nutzen der Peenemünder Forschungstätigkeit für die Raumfahrt. Zu dunkel war das Kapitel der Versuchsanstalt auf der Insel über Jahrzehnte hinweg geblieben. Ruth Kraft zeichnete mit „Insel ohne Leuchtfeuer“ die zwei Seiten der Geschehnisse auf der Insel in der ersten Hälfte der vierziger Jahre ohne jegliche Verklärung auf. Ihr Roman lieferte in den 50er Jahren den Anstoß zum tiefgründigen Nachdenken über Peenemünde, zur Abkehr von Realität verwischender schwarz-weiß-färberischer Einseitigkeit. Das Buch hat nichts von seiner Bedeutung verloren, ist in der heutigen Zeit aktueller denn je.“

 

 

Neues vom Büchermarkt

 

Ein neues Buch zum Thema A4/V2 …

 

Wer eine Sammlung  “Aller“ zum Thema Peenemünde erschienenen Literatur anstrebt, sollte stabile Bücherregale und einen stabilen Geldbeutel haben.

Dennoch findet man in der Fülle der Peenemünde - Bücher erwähnenswerte Neuerscheinungen.

 

Wolfgang Gückelhorn / Detlev Paul

V2 gefrorenen Blitze

Einsatzgeschichte der V2 aus Eifel, Hunsrück und Westerwald 1944/45

Helios-Verlag 2007-05-15

 ISBN 978-3-938208-43-4

 

Die 220 Seiten sind für das Bücherregal ungefährlich, aber 34,- Euro liegen sicher im Bereich der Schmerzgrenze.

 

Zum Inhalt:

 

Nach einer sehr kurzen Schilderung der Vorgeschichte des A4 folgt eine grundsätzliche Erklärung der wesentlichen Begriffe der A4-Technik. Dieser folgt eine Beschreibung aller Baugruppen und Einzelteile. Die Betriebsstoffe, Flugbahn und die Bodengeräte runden die technische Beschreibung ab. Es folgt ein Kapitel zur Bodenorganisation, danach die Einsatzpläne aus Frankreich / Belgien und ein Seitenblick auf andere weittragende Waffen. Die Darstellung des alliierten Vormarsches bis September 1944 zeigt den Widerspruch zwischen Reichweite und dem geplanten Beschuss Londons. Die Verlagerung der schießenden Verbände in den Westerwald, das Saarland und den Hunsrück füllte weitere Kapitel. Der Beschuss der Brücke von Remagen liegt beiden Autoren verständlicherweise nahe, sie wohnen dort „gleich um die Ecke“. Weiter geht es mit der V2-Produktion, die Wirkung der Rakete im Ziel und um alliierte Gegenmaßnahmen. Kapitel zur Propaganda, Organisatorisches, die Weiterentwicklung des A4 und die Beute der Sieger füllen die folgenden Seiten. Empfehlenswert ist auch der Abschnitt „Was ist heute noch da?“, welcher eindrucksvoll die persönlichen Nachforschungen der Autoren belegt und auch Möglichkeiten der Besichtigung zeigt.

 

Das Buch ist gut gegliedert, die Texte sind nicht ausschweifend, sondern immer auf das Wesentliche konzentriert und enthalten zahlreiche Abbildungen. Die Autoren haben offensichtlich mit Gründlichkeit in verschiedenen Archiven geforscht und Zeitzeugen befragt. Hierdurch konnten sie übliche Abschreibfehler und tausendmal gesehen – Abbildungen weitestgehend vermeiden. Wer sich im Gegensatz zu den Autoren nur mit Peenemünde und A4 beschäftigt, wird schnell kleinere Fehler in Text und Abbildung entdecken. Aber da kein Mensch perfekt sein kann, haben beide Autoren etwas Seltenes getan. Sie haben in Hoffnung auf konstruktive Kritik ihre Adressen angegeben.

 

Sven Grempler

 

 

Leser schreiben uns

 

Herr Werner Wischnewsky, Mitglied unseres Vereins, hat uns einen weiteren Artikel für unser Infoblatt zugeschickt. Wir möchten auch diesen veröffentlichen:

 

Über den Sinn und Unsinn der A 4 - Raketenentwicklung

 

Wenn Historiker, Buchautoren und Filmemacher über das Peenemünde des Dritten Reiches schreiben, dann vergessen sie in der Regel nicht darauf hinzu­weisen, dass der militärische Nutzen der A 4 - Rakete, oder richtiger ; der V 2, in keinem Verhältnis zum damit im Zusammenhang entstandenen Aufwand stand.

Ich werde nachstehend beweisen, dass dieses Urteil gewiss mit den heutigen Kenntnissen über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges berechtigt ist, jedoch mit einer seriösen Geschichtsaufarbeitung nichts zu tun hat. Die Behauptung, der hohe Entwicklungs- und spätere Bauaufwand der V 2 sei ein bedeutender Faktor der Niederlage der Deutschen Wehrmacht gewesen, hat aus der Sicht jener Jahre keine rationale militärische oder wirtschaftspolitische Grundlage. Es darf m.E. nicht einmal davon ausgegangen werden, der unterlassene Auf - wand um die V 2 hätte erfolgreich zu wichtigeren militärischen Entwicklungs­programmen geführt.

Um die hier beschriebene Frage schlüssig beantworten zu können, bedarf es des Verständnisses für die Komplexität des Themas und des Verständnisses für die damaligen Machtverhältnisse.

Zunächst einmal sollten wir uns daran erinnern, dass das Heereswaffenamt der Reichswehr 1930 damit begann, sich für Flüssigkeitsraketen als Waffe zu interessieren. Das Heereswaffenamt holte am 01. Oktober 1932 Wernher von Braun als zivilen Mitarbeiter nach Kummersdorf, um diese Waffe zu entwick­eln. Das war zu Zeiten der Weimarer Republik und mitten im Frieden. Es ging keineswegs um eine Kriegsvorbereitung, sondern um eine erkannte Zukunftswaffe; deren Tragweite allerdings sicher noch nicht in Gänze überblickt werden konnte.

In logischen, wissenschaftlich-technisch begründeten Arbeitsschritten wurde Grundlagenforschung und Technologie des Raketenantriebs und des gesteu­erten Raketenfluges zu Wege gebracht. Von dem A 1 bis zur ersten ballistisch fliegenden Großrakete A 4 und darüber hinaus der Arbeit an der Interkontinentalrakete A 9/A 10 sowie weiterer Projekte entstand die moderne Hochtechnologie neuartiger Waffensysteme und die Voraussetzung zum zivilen Weltraumflug.

Auch mit Machtantritt von Adolf Hitler und den darauf folgenden Jahren gab es keine Veranlassung, das Raketenprogramm zu drosseln - im Gegenteil, das Jahr 1935 brachte den Durchbruch in der Entwicklungsarbeit. Das Heereswaffenamt sah sich endlich in der Richtigkeit der Bemühungen um eine Rake­tenwaffe bestätigt; das Peenemünder Großvorhaben wurde angeschoben. Auch zu dieser Zeit herrschte noch Frieden. Hitler ließ keine Gelegenheit aus, seine Friedensabsichten zu betonen - andere europäische Regierungen eben - falls. Hitlers danach einsetzende Politik der Zerschlagung der Tschechoslowa­kei änderte die internationale politische Situation grundlegend. Dennoch ist für die Beantwortung unserer Frage wichtig festzuhalten, das Hitler bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges davon ausging, auch bei einem Krieg mit Polen werden England und Frankreich, sofern dieser Krieg nur schnell genug beendet werden kann, Deutschland nicht angreifen. Er behielt zwar Recht, aber der Weltkrieg war dennoch nicht mehr aufzuhalten. Wie unzureichend Deutschland auf den großen Krieg vorbereitet war, das ist der Geschichtsschreibung nicht verborgen geblieben. Was aber hat das mit der A 4 Entwicklung zu tun ? Das Heereswaffenamt war überraschend in ei­ne unglückliche Lage geraten : Es galt, Waffen für den Krieg mit Polen, dann mit Frankreich zu beschaffen, andererseits war da diese A 4 - Rakete mit erheblichem Zukunftspotenzial. Also ließ man Peenemünde gegen den Befehl Hitlers und gegen alle militärischen Kritiker an der A 4 - Rakete sogar mit noch mehr Kräften weiter arbeiten. Es musste jetzt der Entwicklungserfolg erzwungen werden. Bekanntlich kann man ein technisches Neuland nicht mit Gewalt zum kurzfristigen Erfolg führen- dafür gab es dann 1944 noch genug andere Beispiele. Damit sollen die erzielten erstaunlichen Erfolge keineswegs klein geredet werden.

Mit dem Untergang der 6. Armee in Stalingrad änderte sich die Haltung Hitlers grundlegend : Er war sich der Tragweite der verlorenen Schlacht bewusst, er suchte von nun an bis zu seinem Ende im Bunker der Reichskanzlei verzweifelt nach neuen revolutionären Waffensystemen, die die gewaltige personelle und materielle Überlegenheit seiner Gegner auszugleichen in der Lage ist. Hinzu kam sein sich noch steigernder Hass auf Churchill und Roosevelt als Verantwortliche des Bombenterrors auf deutsche Städte. Nunmehr, im Jahre 1943, sah Hitler in der A 4 - Rakete die passende Antwort auf diese Terrorangriffe, hatte doch die Luftwaffe sich als zu schwach erwiesen. Das war also der Moment, wo Hitler sich aktiv und entschieden zur Raketenfrage einschaltete. Dazu muss man objektiv urteilen, diese Entscheidung war auch zu damaliger Zeit falsch. Angesichts der Kriegslage 1943 hätte sowohl die Militärpolitik, als auch die Waffenentwicklung entschieden auf Verteidigungsaufgaben eingestellt werden müssen. Für Peenemünde hätte dies bedeutet, das Entwicklungsschwergewicht von der A 4 - Rakete auf die " Wasserfall" - Rakete zu legen. Aber auch hier muss das Problem im Zusammenhang betrachtet werden: Das Hauptproblem war bei beiden Systemen das Gleiche. Es ging um die Entwicklung einer zuverlässigen aktiven Steuerung, Zielfindung und Zündung bei allen Wetterlagen und denkbaren feindlichen Störmaßnahmen. Insoweit hatten die Peenemünder bereits eine hervorragende Pionierarbeit im eigenen Institut BSM geleistet und gemeinsam mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie zum Jahresende 1944 die Produktionsreife erzielt; allerdings für den Kriegsverlauf, wie so vieles, zu spät. Es verbietet sich m.E. von selbst, zu orakeln, da hätte mehr Entwicklungstempo eher zum Ziel geführt. Man kann also an dieser Stelle die Zwischenbilanz ziehen, dass Hitler kaum auf die Raketenentwicklung aktiv Einfluss genommen hat. Als er dies dann tat, war es eine zu späte, falsche Entscheidung mit emotionaler Begründung. Wie aber muss man das Verhalten der tatsächlichen Entscheidungsträger bewerten ? Hat das Heereswaffenamt mit der A 4 - Rakete auf die falsche Karte gesetzt ?

Wir hatten im ersten Teil des Aufsatzes ermittelt, dass das Heereswaffenamt vor Beginn des Krieges richtig orientiert hat; die Raketenentwicklung zeigte den Weitblick eines Karl Becker. Hitlers Weisung, mit Beginn des Krieges, alle Waffenforschung und -enwicklung einzustellen, die nicht binnen eines Jahres Produktionsreife erwarten ließen, geht zwar auf den nachvollziehbaren Grundgedanken zurück, man müsse sich mit aller Kraft auf einen schweren aber rasch beendeten Krieg einstellen, befindet sich damit aber im Reich gefährlicher Spekulation. So kam es denn auch. Die entstandene Lücke militärtechnischer Entwicklung konnte trotz aller Anstrengungen 1943 / 44 nicht mehr geschlossen werden. Die A 4 Raketenentwicklung hob sich dagegen wohltuend ab. Sicher klagten die Peenemünder oft über mangelnde Dringlichkeit bei den Kapazitätszuweisungen. Aber im Verhältnis zu anderen Bereichen hatte man kontinuierlich gute Arbeitsbedingungen. Es sei mir gestattet, noch einen letzten Aspekt zu beleuchten, der Aufschluss geben kann, ob die A 4 - Rakete ein überflüssiger Ballast der deutschen Rüstung war, oder nicht.

Nehmen wir einmal an, Peenmünde wäre nicht gebaut worden oder hätte Kriegsbeginn eine geänderte Entwicklungsaufgabe übertragen bekommen. Man möchte bei einem totalitärem Machtsystem, wie der Hitlerdiktatur, annehmen, es bestand eine klare Macht- und Entscheidungsstruktur bis in die unterste Partei- und Staatsebene - falsch! Das gab es nicht. Hitler zelebrierte den Wahlspruch "Teile und herrsche" in einer Weise, die zu Chaos ausartete. Machtkämpfe und Kompetenzstreitigkeiten beherrschten das Bild der Diktatur und erst recht in Kriegszeiten. Wissenschaftler und Techniker wurden zum aktiven Wehrdienst herangezogen, während Parteigänger und sonstige Privilegierte sich eine Freistellung erschlichen. Dies nur als ein unbestrittenes Beispiel. Wen wundert es dann noch, wenn erst 1943 / 1944 die Rüstung die Leistungsfähigkeit erreichte, wie sie Deutschland / Österreich im Ersten Weltkrieg schon erzielten?

In soweit ist die Frage, wo wären die freien Kapazitäten der Raketenentwicklung sinnvoller eingesetzt worden, rein hypothetisch. Ich behaupte, sie wären im Wesentlichen versickert. Dazu ein anschauliches Beispiel : Das Versuchskommando Nord; Wissenschaftler und Techniker werden aus der Front genommen, um im Finale die Rakete produktionsreif zu machen. Wären diese Ingenieursoldaten im Felde geblieben, wäre da auch nur eine Schlacht günstiger ausgegangen? Wohl kaum. Alle Wissenschaftler und Ingenieure hätten in Friedens- und erst recht in Kriegszeiten ihre Forschungsarbeit mit klar definierten und zentralistisch gesteuerten Programmen leisten müssen. In den USA und in England wurde es so gehandhabt. Um diesem kleinen Aufsatz noch etwas mehr Zündstoff zu verleihen, erlaube ich mir selbst eine hypothetische Annahme : Stellen sie sich einmal vor, die A 4- Rakete hätte Anfang 1945 einen nuklearen Sprengkopf erhalten. Sie werden mir dann zugestehen, dass sich Ihre Bedenken nach dem Sinn der Rakete restlos zerstreuen würden. Wir können froh sein, dass es ein solches Szenario nicht gegeben hat. Aber so weit von der Realität entfernt sind wir mit dieser Annahme auch nicht.

 

Werner Wischnewsky

 

Peenemünde im Spiegel der Presse

 

Ostseezeitung 10.05.2007

Geschichte auf 22 Kilometern


Morgen wird auf Usedom eine historische Route eröffnet, die sich vorrangig mit NS-Geschichte auseinander setzt.

Usedom (OZ) Zwischen Peenemünde und Karlshagen können Interessierte künftig geschichtlich und politisch bedeutende Denkmale der Insel Usedom besichtigen. Die OSTSEE-ZEITUNG sprach dazu mit Christian Mühldorfer-Vogt, dem Leiter des Historisch-Technischen Informationszentrums (HTI) im Kraftwerk Peenemünde.

OZ: Herr Mühldorfer-Vogt, was verbirgt sich hinter „Denkmal-Landschaft“ im Norden der Insel Usedom?

Mühldorfer-Vogt: Eine 22 Kilometer lange Route, die ganz unterschiedliche Orte historischen Interesses verbindet und sehr gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad, teils auch mit dem Pkw erreichbar ist. Alle Boden- und Baudenkmale vom 17. bis zum 20. Jahrhundert befinden sich auf der Gemarkung Peenemünde, vieles ergänzt in gewisser Weise das HTI.

OZ: Was steht Ihrer Meinung nach im Mittelpunkt und wie wird diese Denkmal-Landschaft der Janusköpfigkeit der Peenemünder Historie während der NS-Zeit gerecht?

Mühldorfer-Vogt: Wichtig sind die Ruinen der ehemaligen Heeresversuchsanstalt und der Erprobungsstelle der Luftwaffe. Sie zeugen von einem der modernsten Technologiezentren der Welt zwischen 1936 und 1945. Ihre Errichtung war aber nur durch den Einsatz von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen möglich. Schließlich sollte die Forschung vor allem dem Kriegsgewinn und militärischer Überlegenheit dienen.

OZ: Sie zeigen daher auch Belege für beide Seiten dieser schließlich überaus verhängnisvollen Medaille?

Mühldorfer-Vogt: Ja, zu den aus 20 Vorschlägen schließlich ausgewählten 13 frei begehbaren Stätten zählen unter anderem die Bunkerwarte und das Sauerstoffwerk, der Flugplatz, aber auch die Reste des KZ-Arbeitslagers in Karlshagen und der Bahnsteig des Werkes Ost. Hier befand sich seinerzeit ein 180 Meter langer Bahnsteig einer S-Bahn, übrigens der dritten, nach Berlin und Hamburg, die es in Deutschland gab.

OZ: Zu den auch für historisch Interessierte bedeutendsten, womöglich überraschenden Exponaten zählen die Reste der Bunker in den Peenewiesen zwischen Karlshagen und Peenemünde. Was wurde hier während der Nazizeit abgestellt?

Mühldorfer-Vogt: Ganz genau weiß man das nicht. Bislang war aber gemutmaßt worden, dass hier die V 2 zwischengelagert wurde. Im Zusammenhang mit den jetzt erfolgten Arbeiten, durch Vermessung der Fragmente und Computersimulationen, hat sich aber heraus gestellt, dass die Rundbögen viel zu eng für diese Raketen waren. Deshalb ist vorstellbar, dass damals hier gefährliche brennbare Stoffe weggestellt worden sind. Im übrigen zeigt ein historisches Luftbild eine Bahntrasse zu diesen Bunkern. Die Rückschlüsse daraus sind noch offen.

OZ: Werden Sie für das insgesamt 25 Quadratkilometer große Areal künftig auch Führungen anbieten?



HTI-Chef Christian Mühldorfer-Vogt vor der Ruine eines Bunkers in den Peenewiesen.

OZ-Foto: Stefan Adler

 Mühldorfer-Vogt: Nur sporadisch. Gäste können sich anhand des Flyers gut selbst orientieren, alle Exponate sind frei zu besichtigen, man kann sich aber auch auf einige konzentrieren. Zudem haben wir an allen Stationen Tafeln errichtet, die per Karte und mit Texten zur Gesamtlandschaft und zur jeweiligen Station informieren. Was Pflege und Beräumung angeht, haben uns die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Usedom-West und das Christliche Jugenddorfwerk geholfen. Engagiert haben sich außerdem die Eigenbetriebe von Zinnowitz, Trassenheide und Karlshagen sowie das Schullandheim Peenemünde. Das Ganze macht deutlich, was gemeinsam zu schultern ist.

OZ: Noch ein Wort zur Historie. Die Idee der Denkmal-Landschaft ist ja so neu nicht ...

Mühldorfer-Vogt: Das stimmt. Sie gehörte schon zum Gesamtkonzept des HTI 1996. Wir haben uns jetzt auf das Machbare konzentriert, die Integration der V1-Abschussrampen als „Highlight“ bleibt zwar mittelfristig Ziel, aber jetzt haben wir einen ersten Teilabschnitt, der genutzt werden kann. Wir wollten nicht länger auf „Irgendwann“ warten.

Interview: STEFFEN ADLER

 

 

 

Bettenmuseum mit Exponat der Raumfahrt

 

Seit kurzem ist im Bettenmuseum auf dem Flugplatz von Peenemünde ein Schlafsack der Mission STS-65 des Space Shuttle „Columbia“ ausgestellt. Es ist ein Geschenk des Lyndon B. Jonson Space Center der NASA in Houston, Texas.

 

Echtheitszertifikat

STS-65

Während des 25 Jahrestages der Apollo 11 Mission in der Zeit vom 08.Juli 1949 bis zum 23.Juli 1994 flog er an Bord des Space Shuttle „Columbia“.

Die Landung erfolgte auf dem Kennedy Space Center in Florida. Die Besatzung von 7 Astronauten umkreiste 236 mal die Erde und legte dabei 6,1 Millionen Meilen zurück, bevor sie auf der Landebahn 33 des Kennedy Space Center in Florida landete.

Gezeichnet: Donald A. Thomas, Missionsspezialist

 

 

Vereinsinformation

 

Wir sind umgezogen!

 

Wir haben unseren Sitz in Karlshagen aus Kostengründen aufgegeben und werden in Kürze einen Raum im Technischen Informationszentrum Peenemünde beziehen.

 

Unsere neue Anschrift lautet:              Förderverein Peenemünde e.V.

                                                        Waldstraße 03

                                                        17449 Karlshagen

 

Wir sind unter der Telefonnummer des Vereinvorsitzenden  V. Schmidt 038371-20106 oder des Stellvertreters K. Felgentreu 038371-20695 zu erreichen.

 

œ Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder

 

Auguste Friede geb. Schüttrop

 

* 26.01.1921        21.05.2007

 

Werner Seipenbusch

 

*10.03.1924         23.05.2007

 

Sie nehmen in unserer Erinnerung einen festen Platz ein.

Wir danken für Spenden

 

    Herr Walter Gademann                                    50 Euro

   Frau Doris Dornberger                                       120 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Im April hatten Geburtstag

 

Madame Maria Bertram, Paris; Herr Klaus Felgentreu, Karlshagen;

Herr Rolf - Dieter Basler, Elmshorn; Herr Werner Kuffner, Neuhausen;

Herr Jürgen Pein, Kirchheim; Frau Ursula Oehmke, Bad Oldeslohe;

Herr Friedrich Schleifenbaum, Tangstedt-Rade;

 

 

Im Mai hatten Geburtstag

Herr Kurt Bornträger, Ahrweiler; Herr Gerhard Brüning, Oldenburg

Frau Ulrike Chust, Peenemünde; Herr Sven Grempler, Zempin; Herr Ralf Rödel, Karlstein;

Herr Wolfgang Vetter, Greiz/Sachswitz; Herr Kurt Graf, München;

 

 

Im Juni haben Geburtstag

 

Herr Dipl.-Ing. Heinz Bader, Wien; Frau Doris Dornberger, Kronberg;

Herr Dieter Miedtank, Dresden; Herr Hartmut Stöckmann, Pritzie;r;

Herr Gerhard Helm, Norderstedt; Frau Maria Klar, Flensburg;

Herr Rainer Koch, Peenemünde; Herr Andre Kleinert, Ballenstedt

 

 

 


Herausgeber: Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums Peenemünde -Geburtsort der

                        Raumfahrt" e.V., Peenemünde

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V.     Waldstraße 03      17449 Karlshagen

Tel.: 038371/20106; 03837120695

e-mail: lutz-huebi@gmx.de

Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Lutz Hübner, Klaus Felgentreu, Karlshagen und G. Helm, Norderstedt

Layout und Druck: Mintel  Druck Ostseebad Zinnowitz

 

Alte Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk vervielfältigt.