Zum 30. Todestag von Wernher von Braun Im Infoblatt 1-2007 würdigten
wir Prof. Dr. Wernher von Braun anlässlich seines 95. Geburtstages. Heute
denken wir daran, dass er viel zu zeitig verstorben ist. Am 16. Juni 1977, nur 65
Jahre alt, starb Wernher von Braun in Alexandria (Virginia/USA). Als hoch geehrter
Wissenschaftler und genialer Raketenforscher- und Konstrukteur trat er nach
anhaltender schwerer Krankheit in den Ruhestand, den er leider nur sechs Monate
genießen konnte. 1955 erhielt er die amerikanische
Staatsbürgerschaft und wurde einer der führenden Köpfe des amerikanischen
Raumfahrtprogramms. Unter seiner Leitung gelang 1958 der Start des ersten
künstlichen Satelliten der USA, des „Explorer I“. Ab 1960 war Wernher von Braun
Direktor des George C. Marshall Space Flight Center in Huntsville. Er
konstruierte die Jupiter-Rakete, er und sein Team leisteten Pionierarbeit bei
der Entwicklung der Redstone-Rakete, die 1961 den ersten amerikanischen
Astronauten in den Weltraum beförderte. Er entwarf und entwickelte die
Saturn-5-Rakete, die 1969 die Apollo-Astronauten auf den Mond brachte. Auch die
Entwicklung des Space Shuttle geht auf Brauns Idee zurück. 1970 wurde er
Direktor der Planungsabteilung der NASA. Im Juli 1972 übernahm Wernher von
Braun die Position des Direktors für technische Entwicklung der Firma Fairchild
Industries. Wernher von Braun war
zeitlebens ein Mensch, der immer auf sein Team baute. Er sagte einmal: „Ich alleine war nichts, wir alle waren
es!“. K.F. 725 Jahre Peenemünde Am 30.Juni 2007 feiern die
Einwohner von Peenemünde und ihre Gäste den 725. Jahrestag der Ersterwähnung
ihres Ortes vor 725 Jahren. An diesem Tag beginnen die
Feierlichkeiten mit einem Festgottesdienst um 10.00 Uhr in der Friedhofskapelle
Peenemünde. Anschließend findet ein Umzug der Einwohner und Vereine statt, der
am Peenemünder Hafen endet. Dort feiern die Peenemünder das Jubiläum ihres
Ortes mit einem großen Volksfest. Höhepunkt ist ein Feuerwerk am Hafen.
Peenemünde –
ein geschichtsträchtiger Namen Eingebettet
im Peenemünder Haken, an der Nordspitze der Insel Usedom, liegt der Ort
Peenemünde, ein altes Bauern- und Fischerdorf mit einer schicksalsschweren
Geschichte. Der Name des Ortes ist von der Lage an der Mündung der Peene in die
Ostsee her abgeleitet worden. Funde
aus der Steinzeit gaben Zeugnisse über die Besiedlung des Peenemünder Winkels
bereits 2000 Jahre v. Chr. Diese aus Granit oder Feuerstein bestehenden
Steinwerkzeuge wurden im Swinemünder Kreisheimatmuseum aufbewahrt, sind jedoch
seit 1945 verschollen. Seine
erste urkundliche Erwähnung verdankt der Ort Herzog Bogislaw IV. von Pommern.
Im Jahr 1282 schenkte er das Gelände im Rahmen der Verleihung des lübischen
Stadtrechts der Stadt Wolgast. In dieser Urkunde bestätigte der Herzog auch
alle schon bestehenden Rechte der Stadt an dem zu Peenemünde gehörenden Hafen
und der Insel „Swante Wostrossna“ – heiliges Land (Greifswalder Oie). Die
spätere Peenemünder Schanze war schon im 15. Jahrhundert als Zoll- und
Lotsenstation bekannt. Hier wurde der „Pommersche Fürstenzoll“ erhoben und hier
gingen auch die Lotsen für die Pommernfahrt auf der Oder an Bord. Zu
Beginn des Dreißigjährigen Krieges war die Peenemünder Schanze ohne Besatzung.
Erst Oberst Hebron, Gesandter des Kaisers Ferdinand II., ließ in Peenemünde,
auf Weisung Wallensteins, eine hohe und stark befestigte Schanze bauen und mit
kaiserlichen Soldaten besetzen. Diese „Peenemünder Schanze“ bestimmte über
Jahrhunderte das Schicksal des Ortes. Am
24. Juni 1630 erreichte Gustav II. Adolf von Schweden mit seiner Flotte die
Peenemündung. Er nahm ohne Gegenwehr die Peenemünder Schanze in Besitz. Der
König verbrachte die erste Nacht auf deutschem Boden in Peenemünde. Noch heute
erinnert ein Denkmal in Nähe der Kapelle an den Schwedenkönig. In den Jahren
1648 bis 1720 gehörte Peenemünde, genauso wie Wolgast, zu Schweden. Erst mit
dem Friedenschluss vom 10. September 1721 fiel Vorpommern bis zur Peene mit der
Insel Usedom und Wollin an Preußen. Wolgast dagegen blieb schwedisch. Die
letzten schweren Kämpfe hatte die Peenemünder Schanze im Siebenjährigen Krieg
zu bestehen. Friedrich der Große ließ diese Schanze schleifen. Als Lotsen- und
Zollstation blieb sie jedoch bis 1903 bestehen. Ein
großer Teil des um Peenemünde liegenden Waldes wurde in den vielen Kriegen
vernichtet. Nach der großen Sturmflut von 1872, die auch das Dorf Peenemünde
schwer traf, setzte ein großes Baumsterben ein. Rund 12000 Festmeter Holz
mussten eingeschlagen werden.
Bis
1936 blieb Peenemünde im Besitz der Stadt Wolgast. Wernher von Braun entdeckte
die Nordwestspitze der Insel Usedom für sein Vorhaben. Später sagte er einmal:
“Es war Liebe auf den ersten Blick“. Im Frühjahr 1936 kaufte die Wehrmacht
dieses Gelände von der Stadt Wolgast ab. Der Traum von einem Seebad war damit
für Peenemünde ausgeträumt. Im
Zuge des Baus der Heeresversuchsanstalt und der Luftwaffenerprobungsstelle
wurden die Einwohner 1936 umgesiedelt. Nur fünf Einheimische verblieben im Ort.
Peenemünde wurde das Tor zum Weltall und die Wiege der Raumfahrt. Am 3. Oktober
1942 wurde mit dem erfolgreichen Start der ersten Großrakete A 4 in Peenemünde
der Flug ins All Realität und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der
erste Mensch eine Reise durch den Raum antreten würde. Die
Entwicklung Peenemündes nach dem Krieg, von 1945 bis zur Gegenwart, wurde schon
oft beschrieben. Im HTI, das am 09. Mai 1991 seine Pforten öffnete, ist sie
nachvollziehbar. Weitere Details werden aber auch im Infoblatt in Zukunft zu
finden sein. Der
neue, 22 Kilometer lange, historische Rundweg, dessen erster Abschnitt am
14.05.2007 eröffnet wurde, ist eine weitere Möglichkeit für interessierte
Gäste, sich intensiver mit der Peenemünder Geschichte auseinanderzusetzen. Er
soll ein Beitrag zur objektiven Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte der
Gemeinde Peenemünde sein Den
vielen Gästen aus Nah und Fern wünscht unser Verein erlebnisreiche und
interessante Stunden im HTI und auf dem neuen Rundweg! K.
F. Ruth Kraft - Ehrenmitglied unseres Vereins
Unter den eingeladenen Gästen
weilte auch unser Vereinsvorsitzender, Volkmar Schmidt. Er übergab im Namen des
Vorstandes die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft unseres Vereins. Die bekannte
Autorin war sehr gerührt und bedankte sich herzlich. Sie sagte:“… und ich bitte
alle zu grüßen, die das befürwortet haben. Ich weiß, dass ich im Verein nicht
unumstritten bin. Ganz bewusst habe ich in meinem Buch einige Tabus angefasst.
Das war meine Nachkriegserziehung in der DDR. Da will ich auch nicht ein Stück
davon abrücken. Vielen Dank Herr Schmidt!“ Anlässlich der Übergabe
schrieb der Redakteur der Torgauer Zeitung, Gerd Tiedke, dazu: “Ein Buch wird beim Lesen
umso mehr zum Erlebnis, wenn man zudem die Orte der Handlung selbst kennt. Man
sieht sie gedanklich vor sich. So ging es mir, als ich Ruth Krafts „Insel ohne
Leuchtfeuer“ innerhalb von vier Tagen las. Während meines Pädagogikstudiums
lernte ich Usedom zum ersten Mal kennen. Peenemünde selbst war da noch streng
gehütete Tabu-Zone, hier waren die DDR-Marine und das NVA-Jagdfliegergeschwader
„Heinrich Rau“ stationiert. Erst zu Beginn der neunziger Jahre wurde der
nördlichste Ort Usedoms, nach nunmehr sechs Jahrzehnten, wieder ein ziviles
Dorf. Ich kenne die Anfänge des historisch-technischen Informationszentrums,
erinnere mich noch sehr genau an die Eintragungen in den ersten Gästebüchern.
Sie reichten von Lob gegenüber den Machern bis hin zur tiefsten Verachtung.
Nicht selten warf man der Gruppe damals Kriegs- und Waffenverherrlichung vor.
Noch viel zu wenig war bekannt, über den sich nach den Jahren des Krieges
auftuende Nutzen der Peenemünder Forschungstätigkeit für die Raumfahrt. Zu
dunkel war das Kapitel der Versuchsanstalt auf der Insel über Jahrzehnte hinweg
geblieben. Ruth Kraft zeichnete mit „Insel ohne Leuchtfeuer“ die zwei Seiten
der Geschehnisse auf der Insel in der ersten Hälfte der vierziger Jahre ohne
jegliche Verklärung auf. Ihr Roman lieferte in den 50er Jahren den Anstoß zum
tiefgründigen Nachdenken über Peenemünde, zur Abkehr von Realität verwischender
schwarz-weiß-färberischer Einseitigkeit. Das Buch hat nichts von seiner
Bedeutung verloren, ist in der heutigen Zeit aktueller denn je.“ Neues vom Büchermarkt Ein neues Buch zum Thema A4/V2 …
Dennoch findet man in der
Fülle der Peenemünde - Bücher erwähnenswerte Neuerscheinungen. Wolfgang Gückelhorn / Detlev Paul V2 gefrorenen Blitze Einsatzgeschichte der V2 aus Eifel, Hunsrück und
Westerwald 1944/45 Helios-Verlag 2007-05-15 ISBN
978-3-938208-43-4 Die 220 Seiten sind für das
Bücherregal ungefährlich, aber 34,- Euro liegen sicher im Bereich der
Schmerzgrenze. Zum Inhalt: Nach einer sehr kurzen
Schilderung der Vorgeschichte des A4 folgt eine grundsätzliche Erklärung der
wesentlichen Begriffe der A4-Technik. Dieser folgt eine Beschreibung aller
Baugruppen und Einzelteile. Die Betriebsstoffe, Flugbahn und die Bodengeräte
runden die technische Beschreibung ab. Es folgt ein Kapitel zur
Bodenorganisation, danach die Einsatzpläne aus Frankreich / Belgien und ein
Seitenblick auf andere weittragende Waffen. Die Darstellung des alliierten
Vormarsches bis September 1944 zeigt den Widerspruch zwischen Reichweite und
dem geplanten Beschuss Londons. Die Verlagerung der schießenden Verbände in den
Westerwald, das Saarland und den Hunsrück füllte weitere Kapitel. Der Beschuss der
Brücke von Remagen liegt beiden Autoren verständlicherweise nahe, sie wohnen
dort „gleich um die Ecke“. Weiter geht es mit der V2-Produktion, die Wirkung
der Rakete im Ziel und um alliierte Gegenmaßnahmen. Kapitel zur Propaganda,
Organisatorisches, die Weiterentwicklung des A4 und die Beute der Sieger füllen
die folgenden Seiten. Empfehlenswert ist auch der Abschnitt „Was ist heute noch
da?“, welcher eindrucksvoll die persönlichen Nachforschungen der Autoren belegt
und auch Möglichkeiten der Besichtigung zeigt. Das Buch ist gut gegliedert,
die Texte sind nicht ausschweifend, sondern immer auf das Wesentliche
konzentriert und enthalten zahlreiche Abbildungen. Die Autoren haben
offensichtlich mit Gründlichkeit in verschiedenen Archiven geforscht und
Zeitzeugen befragt. Hierdurch konnten sie übliche Abschreibfehler und
tausendmal gesehen – Abbildungen weitestgehend vermeiden. Wer sich im Gegensatz
zu den Autoren nur mit Peenemünde und A4 beschäftigt, wird schnell kleinere
Fehler in Text und Abbildung entdecken. Aber da kein Mensch perfekt sein kann,
haben beide Autoren etwas Seltenes getan. Sie haben in Hoffnung auf
konstruktive Kritik ihre Adressen angegeben. Sven Grempler Leser schreiben uns Herr Werner Wischnewsky, Mitglied unseres Vereins, hat
uns einen weiteren Artikel für unser Infoblatt zugeschickt. Wir möchten auch
diesen veröffentlichen: Über den Sinn und Unsinn der A 4 - RaketenentwicklungWenn Historiker, Buchautoren und Filmemacher über das
Peenemünde des Dritten Reiches schreiben, dann vergessen sie in der Regel nicht
darauf hinzuweisen, dass der militärische Nutzen der A 4 - Rakete, oder
richtiger ; der V 2, in keinem Verhältnis zum damit im Zusammenhang
entstandenen Aufwand stand. Ich werde nachstehend beweisen, dass dieses Urteil
gewiss mit den heutigen Kenntnissen über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges
berechtigt ist, jedoch mit einer seriösen Geschichtsaufarbeitung nichts zu tun
hat. Die Behauptung, der hohe Entwicklungs- und spätere Bauaufwand der V 2 sei
ein bedeutender Faktor der Niederlage der Deutschen Wehrmacht gewesen, hat aus
der Sicht jener Jahre keine rationale militärische oder wirtschaftspolitische
Grundlage. Es darf m.E. nicht einmal davon ausgegangen werden, der unterlassene
Auf - wand um die V 2 hätte erfolgreich zu wichtigeren militärischen
Entwicklungsprogrammen geführt. Um die hier beschriebene Frage schlüssig beantworten
zu können, bedarf es des Verständnisses für die Komplexität des Themas und des
Verständnisses für die damaligen Machtverhältnisse. Zunächst einmal sollten wir uns daran erinnern, dass
das Heereswaffenamt der Reichswehr 1930 damit begann, sich für
Flüssigkeitsraketen als Waffe zu interessieren. Das Heereswaffenamt holte am
01. Oktober 1932 Wernher von Braun als zivilen Mitarbeiter nach Kummersdorf, um
diese Waffe zu entwickeln. Das war zu Zeiten der Weimarer Republik und mitten
im Frieden. Es ging keineswegs um eine Kriegsvorbereitung, sondern um eine
erkannte Zukunftswaffe; deren Tragweite allerdings sicher noch nicht in Gänze
überblickt werden konnte. In logischen, wissenschaftlich-technisch begründeten
Arbeitsschritten wurde Grundlagenforschung und Technologie des Raketenantriebs
und des gesteuerten Raketenfluges zu Wege gebracht. Von dem A 1 bis zur ersten
ballistisch fliegenden Großrakete A 4 und darüber hinaus der Arbeit an der
Interkontinentalrakete A 9/A 10 sowie weiterer Projekte entstand die moderne
Hochtechnologie neuartiger Waffensysteme und die Voraussetzung zum zivilen
Weltraumflug. Auch
mit Machtantritt von Adolf Hitler und den darauf folgenden Jahren gab es keine
Veranlassung, das Raketenprogramm zu drosseln - im Gegenteil, das Jahr 1935
brachte den Durchbruch in der Entwicklungsarbeit. Das Heereswaffenamt sah sich
endlich in der Richtigkeit der Bemühungen um eine Raketenwaffe bestätigt; das
Peenemünder Großvorhaben wurde angeschoben. Auch zu dieser Zeit herrschte noch
Frieden. Hitler ließ keine Gelegenheit aus, seine Friedensabsichten zu betonen
- andere europäische Regierungen eben - falls. Hitlers danach einsetzende
Politik der Zerschlagung der Tschechoslowakei änderte die internationale
politische Situation grundlegend. Dennoch ist für die Beantwortung unserer
Frage wichtig festzuhalten, das Hitler bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges
davon ausging, auch bei einem Krieg mit Polen werden England und Frankreich,
sofern dieser Krieg nur schnell genug beendet werden kann, Deutschland nicht
angreifen. Er behielt zwar Recht, aber der Weltkrieg war dennoch nicht mehr
aufzuhalten. Wie unzureichend Deutschland auf den großen Krieg vorbereitet war,
das ist der Geschichtsschreibung nicht verborgen geblieben. Was aber hat das
mit der A 4 Entwicklung zu tun ? Das Heereswaffenamt war überraschend in eine
unglückliche Lage geraten : Es galt, Waffen für den Krieg mit Polen, dann mit
Frankreich zu beschaffen, andererseits war da diese A 4 - Rakete mit
erheblichem Zukunftspotenzial. Also ließ man Peenemünde gegen den Befehl
Hitlers und gegen alle militärischen Kritiker an der A 4 - Rakete sogar mit
noch mehr Kräften weiter arbeiten. Es musste jetzt der Entwicklungserfolg
erzwungen werden. Bekanntlich kann man ein technisches Neuland nicht mit Gewalt
zum kurzfristigen Erfolg führen- dafür gab es dann 1944 noch genug andere
Beispiele. Damit sollen die erzielten erstaunlichen Erfolge keineswegs klein
geredet werden. Mit
dem Untergang der 6. Armee in Stalingrad änderte sich die Haltung Hitlers
grundlegend : Er war sich der Tragweite der verlorenen Schlacht bewusst, er
suchte von nun an bis zu seinem Ende im Bunker der Reichskanzlei verzweifelt
nach neuen revolutionären Waffensystemen, die die gewaltige personelle und
materielle Überlegenheit seiner Gegner auszugleichen in der Lage ist. Hinzu kam
sein sich noch steigernder Hass auf Churchill und Roosevelt als Verantwortliche
des Bombenterrors auf deutsche Städte. Nunmehr, im Jahre 1943, sah Hitler in
der A 4 - Rakete die passende Antwort auf diese Terrorangriffe, hatte doch die
Luftwaffe sich als zu schwach erwiesen. Das war also der Moment, wo Hitler sich
aktiv und entschieden zur Raketenfrage einschaltete. Dazu muss man objektiv
urteilen, diese Entscheidung war auch zu damaliger Zeit falsch. Angesichts der
Kriegslage 1943 hätte sowohl die Militärpolitik, als auch die Waffenentwicklung
entschieden auf Verteidigungsaufgaben eingestellt werden müssen. Für Peenemünde
hätte dies bedeutet, das Entwicklungsschwergewicht von der A 4 - Rakete auf die
" Wasserfall" - Rakete zu legen. Aber auch hier muss das Problem im
Zusammenhang betrachtet werden: Das Hauptproblem war bei beiden Systemen das
Gleiche. Es ging um die Entwicklung einer zuverlässigen aktiven Steuerung,
Zielfindung und Zündung bei allen Wetterlagen und denkbaren feindlichen
Störmaßnahmen. Insoweit hatten die Peenemünder bereits eine hervorragende
Pionierarbeit im eigenen Institut BSM geleistet und gemeinsam mit
Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Industrie zum Jahresende 1944
die Produktionsreife erzielt; allerdings für den Kriegsverlauf, wie so vieles,
zu spät. Es verbietet sich m.E. von selbst, zu orakeln, da hätte mehr
Entwicklungstempo eher zum Ziel geführt. Man kann also an dieser Stelle die
Zwischenbilanz ziehen, dass Hitler kaum auf die Raketenentwicklung aktiv
Einfluss genommen hat. Als er dies dann tat, war es eine zu späte, falsche
Entscheidung mit emotionaler Begründung. Wie aber muss man das Verhalten der
tatsächlichen Entscheidungsträger bewerten ? Hat das Heereswaffenamt mit der A
4 - Rakete auf die falsche Karte gesetzt ? Wir hatten im ersten Teil des Aufsatzes ermittelt,
dass das Heereswaffenamt vor Beginn des Krieges richtig orientiert hat; die
Raketenentwicklung zeigte den Weitblick eines Karl Becker. Hitlers Weisung, mit
Beginn des Krieges, alle Waffenforschung und -enwicklung einzustellen, die
nicht binnen eines Jahres Produktionsreife erwarten ließen, geht zwar auf den
nachvollziehbaren Grundgedanken zurück, man müsse sich mit aller Kraft auf
einen schweren aber rasch beendeten Krieg einstellen, befindet sich damit aber
im Reich gefährlicher Spekulation. So kam es denn auch. Die entstandene Lücke
militärtechnischer Entwicklung konnte trotz aller Anstrengungen 1943 / 44 nicht
mehr geschlossen werden. Die A 4 Raketenentwicklung hob sich dagegen wohltuend
ab. Sicher klagten die Peenemünder oft über mangelnde Dringlichkeit bei den
Kapazitätszuweisungen. Aber im Verhältnis zu anderen Bereichen hatte man
kontinuierlich gute Arbeitsbedingungen. Es sei mir gestattet, noch einen
letzten Aspekt zu beleuchten, der Aufschluss geben kann, ob die A 4 - Rakete
ein überflüssiger Ballast der deutschen Rüstung war, oder nicht. Nehmen wir einmal an, Peenmünde wäre nicht gebaut
worden oder hätte Kriegsbeginn eine geänderte Entwicklungsaufgabe übertragen
bekommen. Man möchte bei einem totalitärem Machtsystem, wie der Hitlerdiktatur,
annehmen, es bestand eine klare Macht- und Entscheidungsstruktur bis in die
unterste Partei- und Staatsebene - falsch! Das gab es nicht. Hitler zelebrierte
den Wahlspruch "Teile und herrsche" in einer Weise, die zu Chaos
ausartete. Machtkämpfe und Kompetenzstreitigkeiten beherrschten das Bild der
Diktatur und erst recht in Kriegszeiten. Wissenschaftler und Techniker wurden
zum aktiven Wehrdienst herangezogen, während Parteigänger und sonstige
Privilegierte sich eine Freistellung erschlichen. Dies nur als ein
unbestrittenes Beispiel. Wen wundert es dann noch, wenn erst 1943 / 1944 die
Rüstung die Leistungsfähigkeit erreichte, wie sie Deutschland / Österreich im
Ersten Weltkrieg schon erzielten? In soweit ist die Frage, wo wären die freien
Kapazitäten der Raketenentwicklung sinnvoller eingesetzt worden, rein
hypothetisch. Ich behaupte, sie wären im Wesentlichen versickert. Dazu ein
anschauliches Beispiel : Das Versuchskommando Nord; Wissenschaftler und
Techniker werden aus der Front genommen, um im Finale die Rakete
produktionsreif zu machen. Wären diese Ingenieursoldaten im Felde geblieben,
wäre da auch nur eine Schlacht günstiger ausgegangen? Wohl kaum. Alle
Wissenschaftler und Ingenieure hätten in Friedens- und erst recht in
Kriegszeiten ihre Forschungsarbeit mit klar definierten und zentralistisch
gesteuerten Programmen leisten müssen. In den USA und in England wurde es so
gehandhabt. Um diesem kleinen Aufsatz noch etwas mehr Zündstoff zu verleihen,
erlaube ich mir selbst eine hypothetische Annahme : Stellen sie sich einmal
vor, die A 4- Rakete hätte Anfang 1945 einen nuklearen Sprengkopf erhalten. Sie
werden mir dann zugestehen, dass sich Ihre Bedenken nach dem Sinn der Rakete
restlos zerstreuen würden. Wir können froh sein, dass es ein solches Szenario
nicht gegeben hat. Aber so weit von der Realität entfernt sind wir mit dieser Annahme
auch nicht. Werner
Wischnewsky Peenemünde im Spiegel der Presse Ostseezeitung 10.05.2007 Geschichte
auf 22 Kilometern
OZ:
Herr Mühldorfer-Vogt, was verbirgt sich hinter „Denkmal-Landschaft“ im Norden
der Insel Usedom? Mühldorfer-Vogt: Eine 22 Kilometer lange Route, die ganz
unterschiedliche Orte historischen Interesses verbindet und sehr gut zu Fuß
oder mit dem Fahrrad, teils auch mit dem Pkw erreichbar ist. Alle Boden- und
Baudenkmale vom 17. bis zum 20. Jahrhundert befinden sich auf der Gemarkung
Peenemünde, vieles ergänzt in gewisser Weise das HTI. OZ:
Was steht Ihrer Meinung nach im Mittelpunkt und wie wird diese
Denkmal-Landschaft der Janusköpfigkeit der Peenemünder Historie während der
NS-Zeit gerecht? Mühldorfer-Vogt: Wichtig sind die Ruinen der ehemaligen
Heeresversuchsanstalt und der Erprobungsstelle der Luftwaffe. Sie zeugen von
einem der modernsten Technologiezentren der Welt zwischen 1936 und 1945. Ihre
Errichtung war aber nur durch den Einsatz von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen
und Kriegsgefangenen möglich. Schließlich sollte die Forschung vor allem dem
Kriegsgewinn und militärischer Überlegenheit dienen. OZ:
Sie zeigen daher auch Belege für beide Seiten dieser schließlich überaus
verhängnisvollen Medaille? Mühldorfer-Vogt: Ja, zu den aus 20 Vorschlägen schließlich
ausgewählten 13 frei begehbaren Stätten zählen unter anderem die Bunkerwarte
und das Sauerstoffwerk, der Flugplatz, aber auch die Reste des KZ-Arbeitslagers
in Karlshagen und der Bahnsteig des Werkes Ost. Hier befand sich seinerzeit ein
180 Meter langer Bahnsteig einer S-Bahn, übrigens der dritten, nach Berlin und
Hamburg, die es in Deutschland gab. OZ:
Zu den auch für historisch Interessierte bedeutendsten, womöglich
überraschenden Exponaten zählen die Reste der Bunker in den Peenewiesen
zwischen Karlshagen und Peenemünde. Was wurde hier während der Nazizeit abgestellt?
Mühldorfer-Vogt: Ganz genau weiß man das nicht. Bislang war aber
gemutmaßt worden, dass hier die V 2 zwischengelagert wurde. Im Zusammenhang mit
den jetzt erfolgten Arbeiten, durch Vermessung der Fragmente und
Computersimulationen, hat sich aber heraus gestellt, dass die Rundbögen viel zu
eng für diese Raketen waren. Deshalb ist vorstellbar, dass damals hier
gefährliche brennbare Stoffe weggestellt worden sind. Im übrigen zeigt ein
historisches Luftbild eine Bahntrasse zu diesen Bunkern. Die Rückschlüsse
daraus sind noch offen. OZ:
Werden Sie für das insgesamt 25 Quadratkilometer große Areal künftig auch
Führungen anbieten?
Mühldorfer-Vogt: Nur sporadisch. Gäste können sich anhand des Flyers
gut selbst orientieren, alle Exponate sind frei zu besichtigen, man kann sich
aber auch auf einige konzentrieren. Zudem haben wir an allen Stationen Tafeln
errichtet, die per Karte und mit Texten zur Gesamtlandschaft und zur jeweiligen
Station informieren. Was Pflege und Beräumung angeht, haben uns die
Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Usedom-West und das Christliche
Jugenddorfwerk geholfen. Engagiert haben sich außerdem die Eigenbetriebe von
Zinnowitz, Trassenheide und Karlshagen sowie das Schullandheim Peenemünde. Das
Ganze macht deutlich, was gemeinsam zu schultern ist. OZ:
Noch ein Wort zur Historie. Die Idee der Denkmal-Landschaft ist ja so neu nicht
... Mühldorfer-Vogt: Das stimmt. Sie gehörte schon zum Gesamtkonzept des
HTI 1996. Wir haben uns jetzt auf das Machbare konzentriert, die Integration
der V1-Abschussrampen als „Highlight“ bleibt zwar mittelfristig Ziel, aber
jetzt haben wir einen ersten Teilabschnitt, der genutzt werden kann. Wir
wollten nicht länger auf „Irgendwann“ warten. Bettenmuseum mit Exponat der Raumfahrt
Echtheitszertifikat STS-65 Während
des 25 Jahrestages der Apollo 11 Mission in der Zeit vom 08.Juli 1949 bis zum
23.Juli 1994 flog er an Bord des Space Shuttle „Columbia“. Die
Landung erfolgte auf dem Kennedy Space Center in Florida. Die Besatzung von 7
Astronauten umkreiste 236 mal die Erde und legte dabei 6,1 Millionen Meilen
zurück, bevor sie auf der Landebahn 33 des Kennedy Space Center in Florida
landete. Gezeichnet:
Donald A. Thomas, Missionsspezialist Vereinsinformation Wir sind umgezogen! Wir
haben unseren Sitz in Karlshagen aus Kostengründen aufgegeben und werden in
Kürze einen Raum im Technischen Informationszentrum Peenemünde beziehen. Unsere
neue Anschrift lautet: Förderverein Peenemünde e.V. Waldstraße 03 17449 Karlshagen Wir
sind unter der Telefonnummer des Vereinvorsitzenden V. Schmidt 038371-20106 oder des
Stellvertreters K. Felgentreu 038371-20695 zu erreichen. Wir gedenken
unserer verstorbenen Mitglieder Auguste
Friede geb. Schüttrop * 26.01.1921 † 21.05.2007 Werner
Seipenbusch *10.03.1924 † 23.05.2007 Sie nehmen in unserer Erinnerung einen festen
Platz ein. Wir danken
für Spenden Herr Walter Gademann 50
Euro
Frau
Doris Dornberger 120 Euro
Im April hatten Geburtstag
Madame Maria Bertram, Paris; Herr Klaus Felgentreu, Karlshagen; Herr Rolf - Dieter Basler, Elmshorn; Herr Werner Kuffner, Neuhausen; Herr Jürgen Pein, Kirchheim;
Frau Ursula Oehmke, Bad Oldeslohe; Herr Friedrich Schleifenbaum, Tangstedt-Rade; Im Mai hatten Geburtstag
Herr Kurt Bornträger, Ahrweiler; Herr Gerhard Brüning, Oldenburg Frau Ulrike Chust, Peenemünde;
Herr Sven Grempler, Zempin; Herr Ralf
Rödel, Karlstein; Herr Wolfgang Vetter, Greiz/Sachswitz; Herr Kurt Graf, München; Im Juni haben Geburtstag
Herr Dipl.-Ing. Heinz Bader, Wien; Frau Doris Dornberger, Kronberg; Herr Dieter Miedtank, Dresden; Herr Hartmut Stöckmann, Pritzie;r; Herr Gerhard Helm, Norderstedt;
Frau Maria Klar, Flensburg; Herr Rainer Koch, Peenemünde;
Herr Andre Kleinert, Ballenstedt Herausgeber:
Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums
Peenemünde -Geburtsort der Raumfahrt"
e.V., Peenemünde Anschrift:
Förderverein Peenemünde e. V.
Waldstraße 03 17449
Karlshagen Tel.: 038371/20106;
03837120695 e-mail: lutz-huebi@gmx.de Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de Gestaltung:
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